Hephitios folgte von der Nebengasse bei der Casa Octavia aus immerzu der roten Spur vor sich am Boden, immer noch zu den Göttern betend, dass es nicht Floras Blut wäre, dem er da im Mondenlicht folgte. Die Spur bog nach Südosten ab, hinein in die finsteren und engen Winkel der Subura. Hephitios gefror das Blut. Er hatte Angst vor der Gegend und vor den Gefahren, die dort des Nachts lauerten. Wie nur hatte Rabastos sie hierher geschleppt? Und was noch wichtiger war, wohin genau?!
Erneut schüttelte sich der Junge Tränen der Angst aus dem Gesicht. Er musste jetzt konzentriert bleiben! Immerhin befand er sich mit Dominus Octavius Maro und diesem Iulius auf Rettungsmission! Da durfte Hephitios keine Schwäche zeigen!
Die Linie wies ihm da schon eine ganze Weile den Weg, tiefer und tiefer hinein ins Gedärm der Ewigen Stadt, mit Maro und Caesoninus hinter sich im Schlepptau. Plötzlich trat Hephitios auf etwas pelziges. Ein Quicken und kurz darauf ein mächtiger Schmerz in seinem rechten, nackten Fuß. Als er mit seiner Fackel nach unten leuchtete, sah er gerade noch eine braune Ratte in den Schatten einer Nebengasse verschwinden. Die Bisswunde blutete stark, doch Hephitios achtete nicht weiter auf sie. Er musste weiter! Wenn dies wirklich Floras Blut da am Boden wäre, müsste die Ärmste längst völlig blutleer sein, dachte er sich verzweifelt. Das musste rote Farbe sein! Kein Mensch könnte das überleben!
Hephitios fühlte sich wie an einem fremden Ort, wenn er sich so die Häuser links und rechts des Weges besah. Als ob er gar nicht mehr in Rom wäre. Die Leute die hier lebten, gehörten zu den Ärmsten der Armen in diesen bröckligen, ruinenhaften Gebäuden. Niemand hier interessierte sich vermutlich für die stadtrömische Politik, die am fernen Forum Romanum stattfand, es sei denn sie bekamen eine erneute freie Brotspende in ihr Viertel geschickt. Das war wohl der einzige Bezug, den die Bewohner dieser Gegend zu Rom hatten. Aus der Dunkelheit einer Gasse brechend trat Hephitios nun heraus auf einen kleinen, schmutzigen Platz. Der Mond beschien diesen heruntergekommenen Ort, an dem sich mehrere verwinkelte Wege der Subura kreuzten. Weit weg von der nächstgelegenen Hauptstraße. Die Linie führte den Sklaven bis zur Mitte des Platzes als... was war DAS?!
Die rote Linie trennte sich hier plötzlich in drei einzelne auf, die jede in eine andere Gasse führte! Panik wallte erneut in Hephitios hoch. Das konnte nicht sein. Das konnte doch einfach nicht sein! Am Punkt, wo sich die Linie aufsplittete lag erneut eine Wachstafel.
Zwei Wege sind falsch und einer nur richtig. Gehst du den falschen war alle Müh nichtig.
Wann hatte dieser kranke Bastard nur die Zeit gehabt all dies zu arrangieren?! Hephitios wandte sich um und rief: "Dominus! Dominus sieh nur!"
Was wohl jetzt nur zu tun war?