Iulisch-weibliche Erkundungstouren

  • Alles war bereit, um zusammen die nähere Umgebung unsicher zu machen. Der Torwächter winkte dem Zug der zwei Frauen noch einmal lächelnd hinterher, ehe er die Tür der Domus Iulia wieder schloß und sich die Sänfte in Bewegung setzte. Ihre erste Station war nicht allzuweit weg von ihrem Heim. "Bringt uns zu Magister Frisenius." befahl sie den Sänftenträgern. Diese setzten sich in Richtung Osten in Bewegung. An Iulia Stella gewandt sagte sie: "Der erste "Lieferant" auf unserer Liste ist eigentlich keiner in Marcus Iulius' Sinne, doch ich finde er ist ein knuffiger Kerl und dass du ihn kennenlernen solltest." Iulia kicherte.
    "Es ist ein kleiner, untersetzter Mann aus Thrakien, der sich Magister Frisenius nennt. Er betreibt einen echt netten Barbier hier gleich ums Eck. Du weißt ja, dass wir zuhause durchaus Personal dafür haben, um unsere Haare machen zu lassen, doch manchmal gehe ich doch echt gern zu ihm, allein schon wegen seiner einzigartigen Art. Achja und es gibt bei ihm immer etwas zu knabbern, während er sich um deine Frisur kümmert!" lachte sie.

  • Wir waren zusammen in eine Sänfte gestiegen, was für die Sklaven kein Problem darstellen sollte, um die Lieferanten der Gens Iulia zu besuchen, respektive unseren weiblichen Seelen etwas Gutes zu tun und mir den Reise-Blues auszutreiben.


    Magister Frisenius tönt für sich schon sehr speziell. Ich bin gespannt, wie er wirklich sein wird! Knabbern tönt immer gut, und tratschen lässt sich auch viel besser in einem Geschäft mit anderen Kundinnen, als zu Hause alleine.

  • Sie kamen am Laden des Barbiers an und Iulia stieg aus, um ihre Cousine ins Innere zu führen. Der Meister schnitt gerade einem Barbaren seine Zöpfe ab, der sich entschlossen hatte künftig nach der Art der Römer leben zu wollen, als er die neue Kundschaft bemerkte. Breit lächelnd übergab er sein Werkzeug einem Gehilfen, der sich ab jetzt um den Barbaren kümmerte, damit Magister Frisenius mit weit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln, das alle seine großen weißen Zähne sehen ließ, auf Iulia zugehen konnte. "Aaah, Iulia Phoebe! Wie sehr freut mich deine Gegenwart, Schätzchen!" Und schon hatte der Meister sie in einer Umarmung bei sich und sie links und rechts auf die Wange geküsst. "Heute wieder das Übliche? Du hast mich ja schon sooo lange nicht mehr besucht! Böses Kind." neckte der Barbier sie. Iulia trat grinsend einen Schritt zurück und antwortete: "Nein, Danke Frisenius, heute bin ich keine Kundin, ich möchte dir aber meine Cousine, Iulia Stella vorstellen." und wies auf die Nebenstehende. Des Magisters Augen wurden groß und er kam zu Stella heran. "Oooh was für ein hübsches Kind! Und diese glänzenden Haare! Einzigartig, wirklich. Ich hoffe doch, du willst einmal vorbeikommen und mich dieses Geschenk der Götter auf deinem Kopf in ein Kunstwerk verwandeln lassen? Ja sieh sich einer diese Haare an!" sprach der Meister mit bewundernden Blicken, als er um Iulia Stella herumging. Da sie eine Unbekannte war wahrte der Magister natürlich einen angemessenen Abstand zu ihr.

  • Der Barbier machte einen sehr gepflegten Eindruck. Seine Zähne waren sauber geputzt, wie man an seinem Lächeln problemlos erkennen konnte. Das Weiss strahlte fast. Fast schon unschicklich freundlich begrüsste er Iulia mit einer Umarmung, die mich im ersten Moment etwas erstarren liess. Iulia liess sich davon aber nicht abschrecken, also war dies scheinbar die normale Art dieses aussergewöhnlichen Mannes.


    Als er sich dann mir zuwandte, war ich erleichtert, dass er mich nicht gleich umarmte. Noch besser gefiel mir aber, dass er meine Haare mochte.


    Danke, Magister Frisenius, ich versuche auch, die Haare immer schön zu schützen. etwas leicht rot wurde ich dennoch ob der Komplimente. Das war ich nicht gewohnt.
    Und selbstverständlich werde ich euch einmal besuchen, wenn es einen Anlass gibt, der ein Kunstwerk erfordert.


    Ich blickte zu Iulia hinüber und versuchte mit Blicken zu fragen, ob denn heute schon so ein Anlass wäre, einfach so, nur für uns, weil es uns gut tat.

  • Iulia fing den Blick ihrer Cousine auf und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Dafür dass sie sich erst seit kurzem kannten hatte sich die übliche weibliche Kommunikation von Frauen nur mit Blicken zwischen ihnen erstaunlich gut und schnell entwickelt. Wenn die eine die andere ansah, wusste diese daraufhin sofort was mit diesem Blick gemeint war, ob es jetzt eine Frage, eine Feststellung, oder eine Idee war.


    Auch Magister Frisenius kannte sich ein wenig darin aus (er stand in regem Kontakt zu seiner inneren weiblichen Seite) und hatte hoffnungsvoll zu ihr geblickt, doch sie antwortete beiden: "Heute geht es leider nicht, wir müssen noch einige Lieferanten besuchen gehen, aber bestimmt das nächste Mal! Es hat mich sehr gefreut Magister dich wiederzusehen, Iulia Stella kennst du ja jetzt und du auch ihn, also dann bis zum nächsten Mal, vale!" sagte sie und wartete auf ihre Cousine beim Verlassen des Barbierladens. Zurück in der Sänfte gab sie Weisung zum nächsten Ziel zu marschieren. "Jetzt wirst du einen unserer Lebensmittellieferanten kennenlernen." kündigte sie Iulia Stella an.

  • Zurück in der Sänfte musste ich es nun doch aussprechen: Das ist aber ein komischer Kauz, dieser Magister Frisenius! Aber freundlich scheint er trotzdem zu sein. Schade, dass es heute noch nicht für eine Kleinigkeit gereicht hat.


    Trotzdem spürte ich beim Wort Lebensmittel auch etwas Hunger.


    Jedoch tönt Lebensmittel auch nicht schlecht. Eine kleine Zwischenmahlzeit könnte ich kaum ablehnen.

  • Und weiter ging die wilde Reise!
    Iulia führte ihre Cousine zu Gaius Gasparsus, einem ihrer Lebensmittelhändler, wo sie wie schon bei ihrer letzten Station alle miteinander bekannt machte. Auch eine kleine Zwischenmahlzeit sprang dabei für sie heraus. Anschließend ging weiter zu einem Amphorentöpferer, einem Weinhändler mit exquisiter Ware, einem wohlhabenden Olivenbauern, der die Früchte und das daraus gewonnene Öl über den kleinen Laden in der Nähe der Domus Iulia verkaufte, einem Imbissladen (mit einer weiteren Mahlzeit), einem Tuchhändler, einem Sandalenverkäufer, zur Schmiede wo die Iulier wegen kleinerer Eisenwaren wie Hufeisen und dergleichen Stammkunden waren, einem Seiler, einem Papyrus- und Buchhändler, einen Tischler und sogar zu einem Fassbinder wurde Iulia Stella von ihr geschleppt. Mittlerweile hatte sich der Nachmittag eingestellt und Iulia wurde langsam müde vom vielen durch-die-Gegend-getragen-werden. Bei einem Brunnen ließ sie halten, um auch den Sklaven eine kleine Pause zu geben. "Wir haben jetzt einiges geschafft, doch noch immer noch nicht alles." seufzte sie. "Da sieht man mal wieder, dass unsere Familie durchaus wohlhabend ist, wenn man einen ganzen Tag braucht, um alle Lieferanten und Stammgeschäfte kennenzulernen." lachte sie. "Jetzt würden uns nur noch der Sklavenmarkt und einige feinere Geschäfte beim Forum fehlen. Außerdem natürlich die landwirtschaftlichen Betriebe vor der Stadt, aber die denke ich können wir getrost auslassen. Willst du heute noch die Läden am Forum besuchen, oder morgen erst?"

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