Iulia saß da in ihrem Korbstuhl und nippte an dem Getränk, das ihr in der Zwischenzeit auf eigenen Wunsch gereicht worden war. Ein Kelch unvergorenen, süßen Traubensaftes.
Sie beobachtete die Tischgesellschaft vor sich und wartete darauf, wohin sich das Gespräch wohl als nächstes entwickeln würde. Natürlich wäre es interessant gewesen sich ein wenig mit den beiden Iuniern zu unterhalten, doch wagte es Iulia aufgrund ihrer guten Erziehung nicht ein Gespräch anzufangen. Immerhin waren auch Männer anwesend und da keine getrennte Tischordnung nach Geschlechtern erfolgt war (es waren ja nur Frauen und keine zusätzlichen Männer als geladene Gäste gekommen) standen somit Antoninus und Caesoninus für Iulia in der Pflicht die Konversation zu entwickeln und vermutlich wollten sie sowieso zuerst mit den Gästen sprechen.
Wäre nur die Familie anwesend würde sich Iulia natürlich nicht an irgendwelche gesellschaftlichen Konventionen halten, was z.B. die Themen anging die bestimmten, wann jemand in welcher Stellung was zu sagen hatte, so aber mit "Auswärtigen" zu Tisch hielt sie sich schlicht an die üblichen Konventionen.
Da Iulia ja schon mit eigenen Ohren gehört hatte, dass Caesoninus von seinem Rederecht nicht Gebrauch machte, blieb es wohl an Antoninus hängen das Tischgespräch wieder aufzunehmen.
...schon witzig wie kompliziert so ein Abendmahl sein konnte bei all diesen umständigen Gesellschaftsregeln schmunzelte sie innerlich. In grauer Vorzeit hatten sich alle Menschen einfach so auf ein erlegtes Tier gestürzt und das Fleisch direkt mit ihren Zähnen aus dem Kadaver gerissen und heute? Heute machte man sich gedanken darüber, ob man gerade überhaupt an der Reihe war nur ein einfaches Wort zu sagen.