Kandidatur zum Cursus Honorum [03/19] Sextus Aurelius Lupus

  • In schöner Regelmäßigkeit pflegte Rom mehr oder weniger enthusiastisch in den Wahlkampfmodus zu verfallen, wenn sich der Zeitpunkt der Entscheidung über die künftigen Magistrate näherte. Noch war von einer hitzigen Stimmung in den Gassen Roms nichts zu spüren, aber die Consuln hatten zumindest schon einmal die Sitzungspläne auf diese Phase eingerichtet, um alle Kandidaten zu Wort kommen zu lassen.


    "Es spricht nun zu uns der Haruspex Primus Aurelius Lupus anlässlich seiner Kandidatur bei den kommenden Wahlen."

  • Es gab Dinge, die Sextus gut konnte, und es gab Dinge, die er weniger gut konnte. Oder zumindestens sehr ungerne machte. Einstudierte Reden zu halten gehörte hierbei ganz klar dazu.
    Eine treffende oder bissige Erwiderung aus dem Stegreif zu halten, war selten ein Problem. Sich einer konkreten Fragestellung anzunehmen und diese zu beleuchten ebensowenig. Aber dazustehen und Lobeshymnen auf sich selbst zu geben widersprach einfach Sextus' Naturell. Nicht, dass er unter zu geringem Selbstwertgefühl litt, aber man musste sich ja dennoch nicht selbst den Lorbeer aufsetzen.


    Nichts desto Trotz gehörte eine Rede zur Kandidatur dazu, und so trat auch dieses Mal Sextus wieder vor die versammelten Senatoren und tat, was die Pflicht eben gebot.
    “Patres Conscripti!
    Den allermeisten von euch sollte ich bekannt sein. Ich bin Sextus Aurelius Lupus, Enkel des Aurelius Crassis, der lange Jahre Princeps Senatus war und ebenso Proconsul von Syria, Legat für Germania und viele weitere ehrenvolle Ämter. Als sein Enkel stehe ich also in der Pflicht, in sehr großen Fußstapfen zu wandeln.
    Heute möchte ich einen weiteren Schritt gehen mit meiner Kandidatur zum Praetor Roms. Aber ich will ihn nicht nur gehen, wie es meine Pflicht als Erbe dieses großen Namens ist, ich will ihn gut gehen.


    Wie schon bei meiner Kandidatur vor wenigen Jahren zum Aedil habe ich also darauf gewartet, diesen Schritt mit Bedacht – und wichtiger – einem Konzept gehen zu können. Einige von euch werden vielleicht schon von meiner Rede auf der Rostra gehört haben, was ich plane. Und auch hier möchte ich es noch einmal bekräftigen: Meiner Meinung nach bedarf der Codex Iuridicalis einer Überarbeitung. Es kann nicht sein, dass einfache Fehler beim Marktrecht härter bestraft werden als Körperverletzung, Raub oder üble Nachrede. Es ist nicht gerecht, wenn eine Strafe sich nur nach der Tat richtet, nicht aber auch nach dem Täter. Eine Strafe sollte immer die gesamten Umstände der Tat widerspiegeln und aussühnen, und hierzu gehören auch Täter und Opfer. Hierzu sollten wir unseren Richtern vertrauen und ihnen endlich die passenden Instrumente in die Hand geben, wie sie die Aedile schon seit Jahrzehnten in ihrem Bereich haben.


    Natürlich ist dies nicht mein einziges Ansinnen, sollte ich als Praetor gewählt werden. Selbstverständlich sollte auch Rom wieder zu glücklicheren Zeiten zurückfinden, weshalb ich gedenke, diverse Spiele auszurichten, um die Menschen so teilhaben zu lassen an Roms Großzügigkeit.


    Als drittes und letztes Anliegen ist eigentlich eher eine kleine Korrektur zu sehen: Unsere momentane Gesetzgebung bezüglich Sklaven. Die Lex Germanica Servitium wurde sicherlich im besten Wissen und gewissen der damaligen Zeit geschlossen, ist für mich allerdings in Teilen ein Gesetz an der Wirklichkeit vorbei. Insbesondere der Saturnalienparagraph zählt für mich hierzu, da dieser eher ein Gewohnheitsrecht und einen Brauch beschreibt, als ein wirkliches Gesetz, zumal er bei Nichtbefolgung auch schließlich ohne Konsequenzen bleibt. Ebenso unterscheidet das Gesetz bislang nicht zwischen verschiedenen Arten von Sklaven, beispielsweise als Sklaven geborene versus Freigeborene, die aufgrund einer Bestrafung wie Krieg zu führen gegen Rom zum Sklavendasein verurteilt wurden, oder jene, die nur für eine festgesetzte Zeit sich selbst als Sklave verkaufen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
    Hier würde ich gerne eine umfassendere und an der Wirklichkeit unseres Lebens näher liegende Lex erarbeiten und den Senatoren vorstellen.


    Abgesehen von diesen Plänen und Vorhaben hoffe ich, als Praetor im Namen unseres Imperators und Iuppiters als oberstem Schwurgott Recht und Gesetz in unserer wundervollsten Stadt gerecht und weise sprechen zu können, wie es die Pflicht und das Privileg eines jeden Praetors ist.“


    Es hatte sicherlich schon bessere Reden im Senat gegeben, aber sicherlich auch schlechtere. Mit sich selbst zufrieden beendete Sextus daher diese Rede und wartete auf Fragen, oder – so hoffte er – Unterstützungsbekundungen von dem ein oder anderen Senator.

  • Selbstredend war Gracchus nicht überrascht von der Kandidatur des Aurelius Lupus, auch wenn sie zuvor nicht im Detail über all seine Pläne hatten gesprochen. Doch es war ein Zeichen ihrer Freundschaft, dass auch ohne ausführliche Gespräche im Vorhinein, Beteuerungen oder Bestechungen Gracchus den Aurelier würde unterstützen, was zweifelsohne wiederum kaum für Überraschung im Senat würde sorgen. Nach einem kurzen Augenblick am Ende der Rede nur - immerhin saß der Flavier in den Reihen der Consulare, welchen im Senat ein gewisser Vorrang war eingeräumt - erhob er darob seine Stimme.
    "Werte Senatoren! Ich kenne und schätze Aurelius Lupus als einen tatkräftigen Mann von ausgeprägtem Sinne für Recht und Gere'htigkeit! Wenigen anderen Männern würde ich bedenkenloser jeglichen Rechtsfall zur Urteilsfindung vorlegen, ob dessen es keinen besseren Kandidaten könnte geben, um das Amt eines Praetors im nächsten Jahre auszufüllen. Gleichwohl bin ich dessen gewiss, dass Aurelius Lupus weit über das ge..forderte Maß hinaus unserem Reiche in dieser Amtszeit ein Gewinn sein wird. Eine Reform des Codex Iuridicalis, wiewohl der Lex Germanica Servitium ist längst fällig. Senator Aurelius bringt nicht nur den hinreichenden Sa'hverstand für diese Aufgabe mit, sondern zudem auch die notwendige Verve, eine Gesetzesreform zu einem kooperativen Akt zum Wohle Roms zu erheben. Meiner Stimme kann Sextus Aurelius Lupus sich darob gewiss sein, wiewohl ich einem jedem Senator in dieser Halle, welchem ebenfalls das Gedeihen Roms am Herzen liegt, nur nahelegen kann, es mir gleich zu tun!"

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Noch vor wenigen Tagen hatte Macer gegenüber seinem Tiro geäußert, dass es keine markanten Kandidaten bei den diesjährigen Wahlen gab und jetzt stand mit Aurelius Lupus doch ein solcher im Senat. Macer hatte schon von dessen Rede auf dem Forum berichtet bekommen und war deshalb mit freudigen Erwartungen in die Curia gekommen, da er auf weitere Ausführungen zu den Plänen des Aureliers gespannt war. Die Rede enttäuschte ihn dahingehend nicht und bot ihm damit auch genug Stoff für eine eigene Wortmeldung.


    "Kollegen, ich kann mich den Worten des Flavius Gracchus nur anschließen und denke ebenfalls, dass unser geschätzter Kollege Aurelius Lupus ein äußerst geeigneter Kandidat ist. Ich hatte selber das Vergnügen, von ihm während seiner Arbeiten an der Lex Mercatus involviert zu werden und bin aufgrund der damaligen Erfahrungen überzeugt, dass er auch seine neuen Pläne für eine Verbesserung unserer Gesetze gewissenhaft und gut umsetzen wird. Schon alleine für dieses Vorhaben hat er meine volle Unterstützung, sowohl bei der Wahl als auch darüber hinaus."

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