Schneiderei "Zur flinken Nadel"

  • Aus dem Augenwinkel nahm die Silurerin das Schulterzucken des jungen Mannes wahr. Während sie die Stoffe fester gegen ihre Brust presste. Bloß nicht noch einmal fallen lassen, durchzuckte es Eireanns Gedanken. Zum Glück wussten die Iulier nichts von diesem Vorfall. Und so sollte es auch bleiben.
    Gespsnnt und aufgeregt ließ die Dunkelhaarige ihren Blick durch das Innere der Schneiderei gleiten. Insgeheim war Eireann neugierig und wollte die Stoffe in der Schneiderei einem genaueren Blick unterziehen.
    Bei den Worten des jungen Mannes, drehte Eireann ihren Kopf in seine Richtung und neigte ihren Kopf kaum merklich auf die Seite. “Mit Gläsern wäre ich auch nicht in eine Schneiderei geschickt worden.“ Bei diesen Worten huschte ein leichtes Lächeln über die Lippen der iulischen Sklavin.
    “Meine Mutter taufte mich auf den Namen Eireann. Mein Dominus nennt mich Livia.“
    Flüsterte die junge Silurerin sn den jungen Mann gewandt. Bevor sie ihren Blick auch schon gen Boden senkte und darauf wartete bis sie an der Reihe war.

  • Tiberios `Mutter hatte ihn gelehrt , alle Frauen mit Achtung zu behandeln, gleich welchen Standes. Daher hatte er auch die junge Frau mit kyria - Herrin angesprochen.
    Nun lächelte er ; das Mädchen war schlagfertig wie eine Alexandrinerin. Und ja, sie war eine Sklavin wie er ein Sklave war.
    : "Eireann ", wiederholte er : "Das klingt fast wie Eirene, die Göttin des Friedens.
    Woher kommt dieser schöne Name ? Oder magst du lieber Livia genannt werden ?"
    , setzte er hinzu.
    Außer dem Sklavenhändler Nikiforos, der ihn grob behandelt und seinen dominus Furius Philus, der ihn gekauft hatte, kannte Tiberios in Roma noch keine Menschenseele. Eireann mit ihren seelenvollen blauen Augen und ihrer Schlagfertigkeit schien sich in dieser römischen Welt wie ein Fisch im Wasser zu bewegen.
    Es wäre gut, hier eine Freundin zu haben, dachte der junge Sklave.

  • Das Wort kyria hallte im Geiste der Dunkelhaarigen nach. Nur was mochte dieses Wort bedeuten? Diese Frsge wagte die Dunkelhaarige jedoch nicht laut zu stellen. Und so presste Eireann ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Hoffentlich war die Besitzerin dieser Schneiderei mit den Stoffen einverstanden. Ansonsten musste sich Eireann eine besonders gute Ausrede einfallen lassen, wieso sie mit den Stoffen zurück in die Domus Iulia kehrte.


    “Mein Heimatdorf ist Venta Silurum.“
    Erwiederte die Dunkelhaarige und warf dem Lockenkopf einen neugierigen Blick entgegen.
    “Meine Mutter taufte mich auf diesen Namen. Ich weiß nicht was mein Name zu bedeuten hat. Und ob er tatsächlich etwas mit dem Namen Eirene gemeinsam hat.“
    “Du darfst mich nennen wie du möchtest. Wie heißt du eigentlich?“
    Neugierig hatte sie sich bei diesen Worten näher gebeugt und blickte dem Lockenkopf mit ihren bläulich schillernden Seelenspiegeln entgegen.


    “Was machst du hier eigentlich?“
    Oh ja. Da kam die Neugierde der Dunkelhaarigen durch.

  • Oh, sie hatte seinen Namen vorhin nicht verstanden, das kam davon, dass er zu leise gesprochen hatte.
    " Ich heiße Tiberios und komme aus Alexandria", sagte der junge Sklave einen Tick lauter.
    Und dann :"Livia passt nicht zu dir. War Livia nicht eine frühere strenge Bassilissa....ich meine Augusta? Du aber solltest wie eine Göttin heißen , denn
    Du bist geschmeidiger als Samt,
    und weiß wie Milch, rein wie eine Quelle,
    und quirlig wie ein Bach,
    und stolz wie eine Stute
    ,

    Tiberios ärgerte über sich selbst , dass er Griechisch mit Latein durcheinanderwarf und mit seinem Wissen angab, , wenn er nervös war und doch eigentlich zu der jungen Frau nett sein wollte.
    Und sie war also eine Gallierin.. Er stellte sich Gallien weit, düster und kalt vor und die junge Frau würde vermutlich nicht erkennen, dass er die Dichterin Sappho zitiert hatte, um ihr ein Kompliment zu machen. Vielleicht war sein Benehmen Eireann gegenüber völlig falsch. Wer wußte, wieviel dummes Gerede von Männern sie in ihrem Leben schon ertragen musste?
    Nun wurde Tiberios tiefrot. Er hatte nicht unsensibel sein wollen..
    "Das war nur ein Gedicht eben, ich wollte dich damit nicht ärgern , kyria .", sagte er .
    "Was ich hier mache? Ich warte auf meinen Dominus Furius Philus, der von Viniciana Thula bedient wird. Er hat mich gerade gekauft . "
    Er strich sich eine Locke aus der Stirn:
    " Wie war es in Venta Silurum so ?"

  • Offensichtlich hatte sie seinen Namen tatsächlich nicht verstanden. Denn sonst hätte sie bestimmt nicht danach gefragt.
    “Du kommst aus Alexandria? Wie ist es dort?“
    Neugierig hatte sich Eireann abermals näher gebeugt und blickte mit großen Augen zu dem Lockenkopf empor.
    Als er dann jedoch erklärte das der römische Name Livia nicht zu ihr passte, zuckte die Dunkelhaarige kaum merklich zusammen.
    “Mein.. ich meine.. der Dominus hat mir diesen Namen gegeben.“
    Dann verstummte die Silurerin auch schon und knabberte nervös auf ihrer Unterlippe herum.
    “Ich weiß nicht was der Name Livia zu bedeuten hat.“
    Dabei zuckte Eireann kaum merklich mit den Schultern und neigte ihren Kopf sachte auf die Seite.
    Bei seinen weiteren Worten bildete sich eine steile Falte zwischen Eireanns Augenbrauen.
    “Was... was hast du da gerade gesagt? War das ein Gedicht?“
    Auch ihre Mutter hatte Eirean früher immer Gedichte aus der Vergangenheit rezitiert. Doch darüber schwieg sich die junge Frau aus und ließ ihre Finger nachdenklich über die Stoffe in ihren Händen gleiten.
    “Du.. du kannst das gut. Also ich meine das zitieren von Gedichten.“
    Erklärte sich die junge Silurerin. Bevor sie auch schon verstummte und ihren Blick unsicher geworden zu Boden gleiten ließ.
    “Venta Silurum ist wunderschön. Sanfte grüne Hügel umgeben von sprudelnden Bächen. Und dazwischen die Hütten der Stämme. Ich vermisse meine Heimat.“

  • Natürlich tat Gnaeus hier was man ihm sagte den er war ja wegen der guten Arbeit hierher empfohlen worden. Er hatte vom Schneidern keine Ahnung aber Thula schien ihr Geschäft zu verstehen. Das war einer der Gründe warum er nicht fragte warum sie seine Arme so genau vermaß den die Tunika würde eh nur bis zum Oberarm gehen. Aber das wusste sie ja und sie würde mit den Maßen sie sie aufschrieb schon umgehen können. Das eine Tunika immer bis zur Mitte der Wade reichte und dann hochgezogen werden würde war auch klar. Aber es war eben was anderes wenn man sich was anfertigen ließ oder ob man von der Stange kaufte wie man später sagen würde. Als sie seinen Torso maßnahm atmete er kurz ein nach dem sie das erste mal gemessen hatte, das hatte er von seinem letzten Besuch bei einem Schneider noch in Erinnerung. Als er die Luft einsog rutschte Thula das Maßband ungefähr zwei uncia durch die Finger und als er ausatmete war nun ein bisschen Luft in der Schlinge des Maßbandes. Er war vielleicht kein Kraftprotz aber das er regelmäßig seit seiner Kindheit ringen ging sah man schon. Auch wenn seine Plichten ihm dafür in letzter Zeit wenig Gelegenheit ließ.


    Dann also sollte es um den Soff gehen und er hatte da schon so seine Vorstellungen. „Dazu habe ich gleich eine konkrete Frage. Als Römer hat man ja immer so mit seinen Traditionen zu hadern. Traditionell nehmen wir Römer ja gern Wolle aber mir ist Leinen aufgrund seiner feineren Struktur lieber. Aber ich kenne von einigen Geschäftspatnern auch sehr feine Wolle. Wie siehst du das? Außerdem kommt es da ja auch immer darauf an was du auf Lager hast. Wenn Wolle dann brauche ich sie sehr weiß gebleicht." Und natürlich hatte er ihr noch nicht gesagt das er eine Tunika mit einem schmalen Purpursteifen brauchte. Denn es gab durchaus Wollstoff in die schon Purpurstreifen eingewoben waren. Ob es solchen auch als Leinenstoff gab wusste er nicht.

  • Tiberios war froh, dass Eireann das Zitieren des Gedichtes nicht missverstanden hatte.
    "Alexandria ist groß und es gibt Menschen aus allen Ecken des Imperiums und auch darüber hinaus, aber es kann auch schön und ruhig sein , wenn das Mondlicht und das
    Licht des Pharos über das Meer und seine weißen Mauern streifen. Und es ist wärmer als in Roma. "

    Er fröstelte etwas in seiner kurzen Tunika.
    “Venta Silurum ist wunderschön. Sanfte grüne Hügel umgeben von sprudelnden Bächen. Und dazwischen die Hütten der Stämme. Ich vermisse meine Heimat.“, hatte die junge Frau gesagt.
    Diese Beschreibung klang garnicht nach dunkel und kalt , sondern sehnsüchtig.
    "Eines Tages zeige ich dir Alexandria und du mir Venta Silirum", versuchte Tiberios zu scherzen, aber der Scherz war bitter. Zwei Sklaven, die verschiedenen Herren gehören, trafen sich zufällig in Roma, keiner der beiden konnte über sein eigenes Leben verfügen. Tiberios hätte Eireann genauso gut einladen können, mit ihm zum Mond zu fliegen, das wäre ungefähr gleich realistisch gewesen.


    Tiberios' Blick galt nun seinem Dominus. Der Römer sprach mit der Schneiderin , ruhig, zielstrebig, er wußte genau, was er wollte, auch hier mit natürlicher Autorität, und er schien seine - Tiberios' Dienste - noch nicht zu benötigen


    . Das gab Tiberios Zeit, sich weiter mit seiner neuen Bekanntschaft zu unterhalten.


    "Wer ist dein dominus , Eireann ?", fragte er : "Vielleicht gibt es eine Gelegenheit, uns wiederzusehen?"

  • Mit einem aufmerksamen funkeln in ihren Augen beobachtete Eireann den Lockenkopf und lauschte seinen Worten.
    “In Alexandria gibt es unterschiedliche Menschen? Was für Menschen leben dort?“
    War es in Alexandria so wie in Venta Silurum? Oder konnte man die beiden Landstriche überhaupt nicht miteinander vergleichen? Über Alexandria wusste Eireann überhaupt nichts. Aber woher sollte sie darüber auch schon Bescheid wissen, nicht wahr? Denn bisher kannte Eireann nichts anderes, außer die sanften Hügeln ihrer Heimat und die staubigen Straßen der heiligen Stadt.
    “Was ist der Pharos? Ist das ein Gebäude?“
    Dabei neigte die Dunkelhaarige ihren Kopf auf die Seite und musterte den jungen Mann mit einem fragenden Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    Als er ihr dann erklärte, dass er ihr eines Tages seine Heimat und sie ihm ihre Heimat zeigen würde, weiteten sich Eireanns Augen.
    “Meinst du wirklich? Wir werden unsere Heimat wiedersehen?“
    Sehnsucht war bei diesen Worten in der Stimme der jungen Sklavin zu vernehmen. Während sich eben jene Sehnsucht in ihren blauen Seelenspiegeln wiederspiegelte.
    Seinen Blick verfolgte sie aus dem Augenwinkel und striff den Römer kurzweilig. Dann blickte sie wieder zu Tiberios.
    “Mein.. mein Dominus ist.. war.. Marcus Iulius Casca. Er ist ver.. verschwunden. Seitdem diene ich dem Haus Iulia.“
    Kurzzeitig biss sich die Dunkelhaarige auf die Unterlippe und verkrampfte ihre Finger um die Stoffe in ihren Händen.
    “Wenn es dein Dominus erlaubt. Ich würde mich freuen.“
    Murmelte Eireann mit geröteten Wangen und leiser Stimme.

  • Tiberios war nicht sicher, ob Eireann alles verstand, doch sie schien ihm gerne zuzuhören. Die junge Frau hatte in seinen Augen etwas Zartes und Feines , was ihn anzog .
    " Der Pharos von Alexandria ist ein Leuchtturm und vielleicht das höchste Gebäude der ganzen Welt ",
    sagte er und versuchte einen Blick ihrer schönen blauen Augen zu erhaschen .
    Ihre Frage nach der Heimat rührte ihn .


    Tiberios griff zur Seite und berührte kurz die Hand der jungen Frau :
    "Wenn du es auch wünschst....", sagte er : "Würde ich gerne dein Freund sein."
    Er benutzte das Wort amicus , was ein freundschaftliches Verhältnis meinte, nicht amator , der Freund oder Geliebte eines Mädchens.
    "Ich würde bei meiner Göttin , der Allat Minervaschwören, Freundschaft für Eireann und dass ich nur das Beste und Gute für sie möchte .. Ich werde meiner Göttin eine Votivtafel mit der Bitte bringen, uns wieder zusammen zu führen. "


    Während Tiberios das sagte, dachte er: Und mit was werde ich eine Gabe bezahlen ? Ich besitze ja buchstäblich nichts als das, was ich am Körper trage . Ich habe nicht einmal das Geld für ein Wachstäfelchen ....

  • Tatsächlich lauschte Eireann viel lieber den Worten anderer. Als selbst ihre Stimme erheben zu müssen. Demzufolge lag Tiberios mit seiner gedanklichen Vermutung gar nicht so daneben.
    “Hast du diesen Leuchtturm in Pharos bereits mit deinen eigenen Augen erblicken können?“
    Neugierde blitzte abermals im blau ihrer Seelenspiegel auf. Schließlich gab es in ihrer Heimat keine Leuchttürme. Vielleicht an der Küste. Aber nicht im Landesinneren. Und so wirkte Eireann regelrecht begierig mehr darüber zu erfahren.


    Als er dann vorsichtig und mehr zufällig, denn tatsächlich ihren Handrücken mit seinen Fingerspitzen berührte, spürte Eireann wie ihr ein elektrisierender Schauer über den Rücken rieselte. “Ich wäre auch sehr gerne dein Freund.“
    Erwiederte die Silurerin und richtete ihren Blick direkt auf den Lockenkopf, um seinem Blick begegnen zu können. Damit hatte sie ihre Worte besiegelt.



    Bei dem Namen seiner Göttin hob Eireann eine ihrer Augenbrauen.
    “Und du glaubst wirklich das uns deine Göttin wieder zusammen führen wird?“
    So recht konnte es Eireann nicht glauben. Denn das letzte Wort hatte immer noch sein Dominus. Und wenn dieser einer weiteren Begegnung den Riegel vorschob, konnte Tiberios noch so oft an seine Göttin beten.

  • Tiberios lächelte : "Der Leuchtturm ist gut zu sehen, er ist mindestens 300 Ellen hoch und gehört zu den tà heptà theámata tes oikoumenes , den sieben Sehenswürdigkeiten der bewohnten Welt. Jeder, der in Alexandria in den großen Hafen einfährt, sieht ihn von nahem. "
    Tiberios war vor etwa fünf Jahren mit seinem ehemaligen Herren von Alexandria übers Meer nach Tyrus gereist - da hatte er den Pharos aus der Nähe bewundern können.
    Er freute sich, als Eireann sein Freundschaftsangebot annahm.
    Doch ihre Frage “Und du glaubst wirklich das uns deine Göttin wieder zusammen führen wird?“, klang so kritisch , als würde sie die Macht der Götter in Frage stellen.
    "Wenn es der Willen der Götter ist , dann ja. ", sagte er ernst :
    "Ich werde Minerva darum bitten . Wen verehrst du ? Auch diesem Gott oder dieser Göttin sollten wir opfern. "

  • Mit einem neugierigen funkeln in ihrem Blick beobachtete Eireann den Lockenkopf und lauschte seinen Worten. “Ich war noch nie auf einem Schiff. Oder in einem Hafen.“
    Murmelte die junge Keltin mit leiser Stimme und fokussierte den Boden zu ihren Füßen. Unter keinen Umständen wollte sie ungebildet und unwissend erscheinen.


    “Meine Heimat ist umgeben von vielen Hügeln und grünen Wäldern. Da sähe ein Leuchtturm komisch aus.“ Bei diesen Worten und ihrer Vorstellungskraft musste Eireann dann doch leise kichern. Es sähe wahrlich komisch aus wenn ein Leuchtturm zwischen den grünen Hügeln ihrer Heimat zu sehen wäre. “Du sagst sieben Weltwunder der bekannten Welt? Wie kommst du denn darauf und wieso ausgerechnet sieben? Weltwunder?“ Fragend war der Klang in Eireanns Stimme, als sie Tiberios diese Worte entgegen brachte.


    Dann jedoch drehte sich das Thema und verweilte schließlich bei den verschiedensten Gottheiten. Hoffentlich hatte er ihren kritischen Klang in der Stimme nicht wahr genommen. Dem war jedoch so. Und so biss sich die Dunkelhaarige leicht auf die Unterlippe. “In unserem Dorf wurde Mars geopfert.“ Dem römischen Kriegsgott. Mal sehen wie Tiberios darauf reagierte. “Aber nicht jeder in meinem Dorf glaubte an die Götter. Meine Familie schon und...“ Dann verstummte sie auch schon und wich seinem Blick aus. Nein. Es musste nicht jeder wissen das ihre Mutter mit den Göttern gesprochen hatte. Und gemunkelt wurde das auch Eireann diese Gabe in die Wiege gelegt bekam.

  • Zitat

    Original von Gnaeus Furius Philus
    ...


    Dann also sollte es um den Soff gehen und er hatte da schon so seine Vorstellungen. „Dazu habe ich gleich eine konkrete Frage. Als Römer hat man ja immer so mit seinen Traditionen zu hadern. Traditionell nehmen wir Römer ja gern Wolle aber mir ist Leinen aufgrund seiner feineren Struktur lieber. Aber ich kenne von einigen Geschäftspatnern auch sehr feine Wolle. Wie siehst du das? Außerdem kommt es da ja auch immer darauf an was du auf Lager hast. Wenn Wolle dann brauche ich sie sehr weiß gebleicht." Und natürlich hatte er ihr noch nicht gesagt das er eine Tunika mit einem schmalen Purpursteifen brauchte. Denn es gab durchaus Wollstoff in die schon Purpurstreifen eingewoben waren. Ob es solchen auch als Leinenstoff gab wusste er nicht.


    Ja, ich hatte es auf eine besondere Art genossen, diesen jungen Mann zu vermessen und war ihm dabei manchmal näher gekommen, als dies wohl tatsächlich nötig gewesen wäre. Doch irgendetwas hatte mich gesteuert und hatte dabei meinen Verstand für kurze Zeit außen vor gelassen. Erst als die Schelle der Ladentür erschallte, die anzeigen sollte, wenn ein neuer Kunde den Laden betrat, wurde ich wieder in die Realität zurück versetzt und ich begriff, was ich getan hatte. Hoffentlich hatte er nichts davon mitbekommen! Doch er hatte alles über sich ergehen lassen, was mich darauf hoffen ließ, dass er nichts von meinen Gefühlen ahnte.


    Ich sah mich kurz zur Ladentür um und erkannte ein junges Ding, das sich sehr ungeschickt anstellte, da sie fast den Sklaven meines Kunden umgerannt hätte, als sie eintrat. Dabei ließ sie die Stoffe, die sie bei sich trug auch noch fallen. Sicher war sie auch eine Sklavin, dachte ich, allerdings keineswegs abschätzig. Denn vor noch nicht allzu langer Zeit war ich selbst eine gewesen. Hätte mich Massa damals nicht gekauft und mir die Chance gegeben, etwas aus mir zu machen, wäre ich wahrscheinlich immer noch so wie diese Sklavin dort. Eine Handlangerin, die irgendwelche Botengänge erledigte.


    Schnell wandte ich mich wieder meinem Kunden zu, denn nun sollte es um die Auswahl des Stoffes gehen. Nun würde sich entscheiden, ob das neue Kleidungsstück eine günstige und damit qualitativ minderwertige Tunika werden sollte oder ob sich mein junger Kunde dazu durchringen konnte, sich die edelsten Stoffe zu leisten. Gemeinsam mit ihm schritt ich dann zu einem Tisch, auf dem bereits einige Ballen Stoff darauf warteten, verarbeitet zu werden.
    Offenbar hatte sich der junge Herr diesbezüglich schon so seine Gedanken gemacht, was ich sehr schätzte.
    „Nun sicher ist Leinen besonders an warmen Tagen ganz angenehm auf der Haut zu tragen. Doch wenn ich dir etwas zeigen darf, junger Herr. Ich habe hier einen besonders aufwändig gewebten Wollstoff, der aus sehr dünnen Fäden besteht. Damit hast du einen besonders leichten Stoff und bleibst der Tradition treu.“ Ich zog einen der Ballen zu mir und hielt ihm den Stoff entgegen, so dass er sich selbst von der hohen Qualität des Materials überzeugen konnte. „Sieh nur, wie filigran er ist. Er fühlt sich kaum wie ein Wollstoff an. So leicht ist er. Ich hätte ihn sogar in verschiedenen Farben vorrätig. Für welchen Anlass benötigst du denn die Tunika, wenn ich fragen dürfte, junger Herr.“

  • Tiberios, der in einer Hafenstadt aufgewachsen war, konnte sich fast nicht vorstellen, wie es war , so fern vom Meer zu leben.
    Doch jeder hatte wohl etwas, was er noch nie kennen gelernt hatte.
    Also sagte er: " Nun - du kennst keine Schiffe und ich kenne keine Freiheit. Ich bin der Sohn einer Sklavin und du bist ja frei geboren."
    Ein wenig wunderte es Tiberios, dass die Gallier Mars verehrten, die Griechen schätzten ihn , bei ihnen hieß er
    Ares - nicht zu sehr. Ares war der Gott des blindwütigen und zerstörerischen Krieges
    Die Römer jedoch waren stolz darauf, ihren Ursprung von Mars abzuleiten. Und sie waren die Herren der Welt .
    " Wenn deine Familie den Mars verehrt , so sollten wir ihn ebenfalls um Beistand bitten " , meinte Tiberios
    und sah Eireann kurz an. Ihre blauen Augen hatten sich verschleiert, wichen ihm aus , als gäbe es ein Geheimnis.
    Tiberios beschloss , nicht weiter zu fragen. Er wollte darauf vertrauen, dass es noch Gelegenheit geben würde, mehr aus Eireanns'Leben zu erfahren.


    Wieder richtete er seine volle Aufmerksamkeit auf seinen dominus. Die anmutige Herrin der Schneiderei zeigte ihm gerade einen Ballen eines feinen hellen Wollstoffes., den sie von einem Tisch genommen hatte, auf dem noch mehrere Ballen Stoffe lagen.
    Die andere Frau , Nelia, konnte er nicht sehen .

  • Als er sie wieder an ihren Status erinnerte. Zuckte Eireann kaum merklich zusammen und presste die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. “Dazu wäre es erst gar nicht gekommen. Wenn Römer unser Dorf nicht überfallen hätten.“ Zwischen zusammen gepressten Lippen stieß Eireann diese Worte hervor. Davon konnte Tiberios nichts wissen. Wenn er doch als Sklave geboren wurde, kannte er nichts anderes als dieses Dasein.


    Eireann aber hatte den Duft der Freiheit eine lange Zeit kosten dürfen. Und diesen Duft für immer vergessen zu machen, war eine Schande. Für einen kurzen Augenblick konnte man es regelrecht wuterfüllt in ihren Seelenspiegeln auflodern sehen. Dabei verdunkelten sich ihre Augen und wirkten beinahe völlig schwarz.


    Zum Glück lenkte Tiberios das Gespräch auch schon auf ihre Gottheiten und ließen Eireann aus ihrem Wutkanal an die Oberfläche zurück kehren. “Ich würde mich sehr freuen wenn wir das machen könnten.“ Sprach Eireann mit einem ruhigen Klang in ihrer Stimme. Zumindest versuchte sie ihrer Stimme das normale Timbre zurück zu geben. “Dann weiß unser Gott das ihm zumindest von meiner Familie gehuldigt wird.“ Jene Worte sprach Eireann äußerst leise und verstummte dann auch schon. Nur nicht zu viel hinaus posaunen. Vor allem kannte sie den Lockenkopf doch kaum.

  • In Eireanns Stimme hatte so viel Wut gelegen, dass Tiberios nochmals ihre Hand berührte.
    Diesmal zur Beschwichtigung.
    Sie waren in Roma , und er konnte sich vorstellen, dass ihre Worte schon als aufrührerisches Gerede aufgefasst werden konnten.
    Tiberios hatte beigebracht bekommen, dass Sklaven keine Meinung hatten. Zumindest keine öffentliche.
    Sie sprachen nur , wenn sie aufgefordert wurden. Denken konnten sie natürlich was sie wollten .


    Meine neue Freundin ist ein Feuerkopf und Mars passt gut zu ihr , dachte er. Ich bezweifle jedoch , das das gut ist. Weder für sie noch für mich.
    Er schaute sich um , aber den Göttern sei Dank schien niemand das Aufflackern der Wut der jungen Gallierin mitbekommen zu haben.


    Furius Philus und Viniciana Thula standen in einiger Entfernung und waren ins Gespräch vertieft.
    Oder doch ? Viniciana Thula hatte bestimmt ihren Laden im Blick . Es gab genug Diebesgesindel.
    Ob sie mitgehört hatte?


    " Wir können den Beistand aller Götter brauchen. " , seufzte Tiberios .

  • Nur langsam gelang es Eireann sich zu beruhigen. Ob dies an der beschwichtigenden Berührung des Lockenkopfs lag würde für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben. Aus dem Augenwinkel beäugte Eireann den Sklaven. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Lag dies vielleicht tatsächlich daran das er seit Geburt an in Sklaverei lebte und mit diesem Joch auf den Schultern aufwuchs? Er kannte schließlich nichts anderes, flüsterte ein leises Stimmlein in Eireanns Gedanken. Hm... diesem leisen Stimmlein verbot Eireann sogleich den Mund. Ehe sie langsam ein- und wieder ausatmete.


    Aus dem Augenwinkel ließ sie ihren Blick durch das Innere des Geschäftes gleiten. Doch der Römer war in das Gespräch mit der Schneiderin vertieft und schien nichts von Eireanns Gefühlsausbruch mitbekommen zu haben. Obwohl... hatte Eireann nicht einen musternden Blick auf sich gespürt? Vorsichtig linste sie in Richtung der Schneiderin und versuchte abzuschätzen ob sie es gewesen war, die sie so intensiv gemustert hatte.


    “Bitte denke jetzt nicht falsch über mich.“
    Murmelte Eireann mit leiser Stimme und warf Tiberios einen raschen Blick entgegen.
    “Wie wollen wir die Gebete an unsere Götter richten? Wollen wir das zusammen machen?“
    Dabei leuchtete es voller Vorfreude strahlend hell in den Augen der jungen Silurerin auf. Oh bitte. Tiberios durfte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen.

  • Natürlich war ihm die Nähe der Frau angenehm aufgefallen. Wem würde das nicht auffallen? Noch dazu wo es ja nicht grade unangenehm war. Das die Tür auf ging bemerkte er das ganz nur nebensächlich den so war es wenn man den Umgang mit Diener gewohnt war. Man bemerkte sie irgendwann nicht mehr.


    Nun aber ging es dann doch an die Auswahl. Er folgt der Frau auf dem Fuß in Richtung des Tisches auf dem die Auswahl lag. Er folgte ihren Ausführungen erst mit den Ohren dann mit den Augen die er auf seine Hände heftete als sie ihm einen besonderen Stoff zeigen wollte. Hm hm das sah wirklich sehr gut aus das musste man sagen. „Ich benötige ihn für eine Weiße Toga und eine Tunika mit einem angusus clavus. Ich habe einen Termin im Palast und möchte einen sehr guten Eindruck erwecken." Es war natürlich klar das das hieß das ihre Kleidung im Palast getragen werden würde. Was wenn man es so nahm eine richtig gute Werbung für sie sein konnte. Davon das man natürlich als Handwerker sehr stolz auf seinen Arbeit sein konnte wenn man wusste das jemand diese für solch einen Anlas brauchen würde.

  • Für Tiberios, dessen Ideal die ataraxía war, ein affektloser seelisch ausgeglichener Zustand - das hatte er aus der philosophischen Schrift des Epikurs , die er seinen ehemaligen Herren vorgetragen hatte - war das Auf- und Ab der Seelenlage seiner neuen Freundin schwindelerregend.. Einmal ihre Augen schwarz vor Zorn, dann wieder himmelblau und strahlend vor Freude , wie anziehend die junge Frau war, wie lebendig.


    "Wir werden es zusammen machen. Wenn ich etwas verdient habe, das würdig ist, es einem Gott zu opfern. Im Moment besitze ich nicht mehr als meine Tunika.", flüsterte Tiberios bedauernd .
    Sklaven durften durchaus eigenes Geld haben, wenn ihr Herr es ihnen ließ, und Furius Philus kam ihm nicht wie ein Geizhals vor,, und ein Schreiber konnte sich sogar von Mitsklaven fürs Briefeschreiben bezahlen lassen.


    Tiberios beobachtete seinen Dominus. . Dieser konnte sich die teuersten Stoffe leisten und erwähnte einen Termin im Palast , zumindest verstand Tiberios das letzte Wort.
    Auch wenn Tiberios Weiß schlicht fand - in Alexandria und Palmyra hatte man eine Vorliebe für auffällige Farben - musste eine Versammlung von Herren in weißen Togen mit Purpurstreifen im Palast aussehen wie eine Versammlung von Göttern, und Furius Philus gehörte anscheinend zu diesen Auserwählten.
    Tiberios fühlte einen gewissen Stolz und straffte die Schultern.

  • Von den Gedanken des Lockenkopfs ahnte Eireann nicht das geringste. Auch nicht das ihn ihre Launen schwindelten. Und so blickte sie ihn lediglich schweigend an. Bis sie ihren Blick aus dem Augenwinkel in Richtung der Schneiderin und des Römers gleiten ließ.


    Ob sich die Mitglieder der Gens Iulia ebenfalls selbst zu einer Schneiderin begaben oder würden sie die Schneiderin in die Domus Iulia beordern? Natürlich schickten die Mitglieder der iulischen Gens erst einmal ihre Diener. So wie in diesem Moment die dunkelhaarige Silurerin.


    Dann erklang die Stimme des Lockenkopfs und riss Eireann aus ihren Gedanken.
    “Alles was ich besitze gehört der Domus Iulia. Ich habe keinen eigenen Besitz.“
    Völlig ruhig entwichen diese Worte den Lippen der Dunkelhaarigen. Bevor sie ihren Blick auch schon auf die Stoffe in ihren Händen richtete.


    “Das bedeutet also, wir werden uns wiedersehen?“
    Mit leicht geröteten Wangen und leiser Stimme flüsterte Eireann diese Worte beinahe.
    Dabei spürte sie wie ihr das Herz unnatürlich laut in der Brust pochte. Wenn er seine Finger auf ihre Brust betten würde, würde er ihren Herzschlag als wildes trommeln wahrnehmen.

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