• http://www.kulueke.net/pics/ir…a_saeulengaenge_klein.pngAsper schnappte gierig nach dem Happen, den Witjon ihm hinhielt. Die ersten beiden Morgenstunden waren bereits vergangen und der Himmel war stahlgrau. Es war eiskalt, so dass Witjon eine dicke Hose und einen Kittel aus Wolle trug sowie gefutterte Stiefel und einen wärmenden Mantel. Während Asper fraß, kam nun Papias an die Reihe. Asper und Papias, so hatte Witjon die beiden Wachhunde der Villa genannt. Es waren schöne, schlanke Tiere mit kurzem Fell und spitzen Schnauzen. Er hatte sie von Leif abrichten lassen und dabei stets darauf geachtet, dass er selbst auch als Herrchen wahrgenommen wurde.


    Während seine Hunde ihre morgendliche Ration Futter vertilgten, richtete der Hausherr - vor dem Hauptportal der Villa stehend - seinen Blick auf den Rhein und die dahinterliegenden Erhebungen im Nordosten der Villa und haderte mit den Schlägen, die seine Familie und sein Handelshaus in letzter Zeit hatten einstecken müssen. Sein Atem stieg in weißen Wolken vor ihm auf, doch er sah nicht das Gegenwärtige. Er sah in die Vergangenheit, wo sich zunächst einige finanzielle Rückschläge abzeichneten. Steinlieferungen waren an Bord verunglückter Flusschiffe irgendwo im Rhein versunken. Wertvolle Glasprodukte hatten ihr jähes Ende am Fuße eines rutschigen Abhangs neben einer sturmgeschädigten Straße gefunden. Gleich zwei Warenhäuser hatten sie schließlich durch das Feuer verloren, beide vermutlich durch umgekippte Öllampen oder ähnliche nächtliche Missgeschicke ausgelöst.


    Bei Wintereinbruch dann hatte Albin sich schwer erkältet. Alle Behandlung hatte nichts geholfen, es wurde nur schlimmer. Ein fürchterlicher Husten hatte den alten Mann geschüttelt, dann war das Fieber gekommen. Der Medicus und die Kräuterfrau seines Vertrauens hatten nur kurzzeitig Linderung verschaffen können, am Ende war der alte Mann im Krankenbett hingeschieden. Die Villa Duccia verlor dadurch eine treue Seele. Albin war mehr als nur ein Angestellter gewesen, mehr als bloß ein Vilicus. Er war als Unfreier Gefolgsmann der Söhne und Töchter Wolfriks mit ihnen durch harte Zeiten jenseits des Limes gegangen und hatte ihnen seine Unterstützung auch nach ihrem Neubeginn auf römischem Boden nicht versagt. Seit Jahrzehnten war er stets an der Seite der Duccii gewesen. Nun war auch dieser gute Mann aus Midgard entrückt, nach Helheim.


    Wenige Wochen später hatte es die Freya Mercurioque nochmals schwer getroffen. Amon, den Witjon vor noch gar nicht so langer Zeit zum Socius Consortii ernannt hatte, war bei einem Unglück zu Tode gekommen. Es hatte tagelang geschneit in diesen Tagen und der Schnee lag schwer auf den Dächern und Gerüsten in der Stadt. Amon war auf dem Weg zu einem der Warenlager gewesen, als eine nachlässig und billig konstruierte Überdachung des Gehwegs vor einem Wohnhaus dem Gewicht der weißen Massen nachgab. Der arme Amon war einfach begraben worden, vermutlich hatten ihn dabei die herunterstürzenden Holzbalken erschlagen, so vermutete Witjon. Amon hinterließ eine Frau und zwei Kinder, die Witjon nunmehr finanziell unterstützte. Am Ende stellte der Duccius sich die Frage, ob er es sich wohl mit den Göttern verscherzt hatte, dass sie ihm und den Seinen solche Hiebe versetzten...


    Das Bellen der Hunde riss Witjon aus seinen Gedanken. Ein Reiter näherte sich der Villa über den Hauptweg. Der Hauptweg war vom Schnee geräumt worden, dennoch hielt der Reiter sein Pferd in gemächlichem Trab. Er hatte sein Ziel erreicht und sah offenbar keinen Grund zur Eile. Witjon runzelte die Stirn. Brachte der Mann neue Schreckensmeldungen? Er sandte ein Stoßgebet zu den Göttern, dass dem nicht so sein möge. Doch er wurde nicht erhört.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!