Farbenmischer Pater Danuvius


  • Rufus


    Rufus gab Carbo mit festem, aber nicht zu festem Druck die Hand , und er war sehr erleichtert, so freundlich empfangen zu werden :
    "Danke, Wasser ist vollkommen in Ordnung ", sagte er :


    " Ich bin vor vier Jahren mit meiner Frau aus den Albaner Bergen nach Rom gekommen. Ich bin der jüngste Sohn von Bauern, aber bei drei Brüdern fällt nicht so viel ab für einen. Da habe ich ein Handwerk gelernt - eben Bäcker. Brot mögen die Menschen immer, dachte ich.
    Ich hatte eine kleine Bäckerei in der Nähe der jetzigen neuen Urbanerstation und bin jede Nacht zur neunten Stunde raus zum Backen, die Frau stand hinterm Ladentisch, und dann habe ich noch abends die Bücher geführt, denn der Staat schaut darauf, dass man seine Steuern bezahlt.
    Es lief langsam gut , wir hatten unsere Kunden und ordentlich verdient, doch dann haben sie direkt gegenüber eine Großbäckerei aufgemacht.
    . Nun, die haben mir sogar angeboten , dort Aufseher zu werden , aber ich wollte kein Sklaventreiber sein.. Ich möchte Sachen herstellen und verkaufen, auf die ich stolz sein kann. "


    Rufus überlegte kurz , bevor er fortfuhr: :
    " Ich verstehe schon, dass du mir eine Vertrauensstellung anbietest, wenn du nach Mogontiacum zurück kehrst , und da muss dann auch das Vertrauen da sein, wenn ich alleine in deiner Farbenmischerei bin.
    Ich kann dir anbieten, dass ich zunächst hier auf Probe arbeite . Wenn du zufrieden mit mir bist, bleibe ich, wenn nicht , gehe ich wieder.
    ", sagte er auf seine bedächtige Art.

  • Wie sich das anhörte wäre Rufus auch heute noch ein erfolgreicher Bäcker, wenn dieser Konkurrenzbetrieb nicht aufgemacht hätte. Das er eher weniger gut auf die Sklaverei zu sprechen war fand er auch sympathisch. Die Erwähnung der Bücher sagte Carbo auch, dass er wohl wirklich etwas davon verstehen könnte einen Betrieb selbstständig zu führen.


    Von meiner Seite her spricht nichts dagegen, ich will es mit dir versuchen!“ Das er bislang der einzige Bewerber war musste er ja nicht extra sagen, vllt. spornte ihn die Angst vor einem möglichen Mitbewerber zusätzlich an.
    Wenn du willst kannst du sofort anfangen, denn du musst ja sowieso noch überall eingearbeitet werden. Ich bin ja noch ein paar Wochen in Rom, währendessen werden wir zusehen, dass du dich schnell überall zurecht findest was die Produktion und den Verkauf angeht, aber mehr dazu ein anderes Mal. Am besten ich zeige dir jetzt einmal alle Räume und stelle dir meine beiden Mitarbeiter vor, wenn du mir bitte folgen würdest.


    Und damit stand Carbo auf, um seinem neuen Angestellten gleich alles zu zeigen.


  • Rufus


    Rufus freute sich offensichtlich:


    Endlich war die Zeit seiner bedrückenden Arbeitslosigkeit vorbei.
    Irgendwo unterkommen würde er schon, jetzt auch wieder bei den ziemlich biestigen Verwandten seiner Frau, die ihn nach Aufgabe der Bäckerei wie einen Aussätzigen behandelt hatten.
    Die Frau und der Kleine sollten aber noch eine Weile bei den Großeltern bleiben, er würde sie erst nach Rom holen, wenn er von Neuem Fuß gefasst hatte.


    "Das soll dir nicht leid tun. ,Norius Carbo", sagte Rufus fast feierlich und folgte seinem neuen Chef, um in der folgenden Zeit zu lernen, was es zu lernen gab.

  • Von der Casa Furia>>>


    FARBENMISCHER PATER DANUVIUS


    stand in goldenen Lettern über der Porta.



    Tiberios hielt dem jungen Römer Decimus Furius Valentinus mit einer kleinen Verbeugung die Tür auf, damit er bequem eintreten konnte.


    Er hoffte sehr, den Geschäftsinhaber Norius Carbo selbst anzutreffen, der ihn das letzte Mal so ausführlich beraten hatte. Aber das Personal war bestimmt auch gut ausgebildet, sonst hätte der Geschäftsinhaber es nicht in diesem Laden.


    Tiberios ließ den jungen Furier vorgehen, denn selbstverständlich war er der Kunde; er nur der Sklave, der die Einkäufe tragen würde.

  • Carbo war in den letzten Wochen fleißig dabei gewesen seinen neuen Stellverteter Rufus Gellius Paterculus in allen möglichen und unmöglichen Belangen auszubilden die das Führen eines Farbenmischergeschäfts so mitsichbringen konnte. Dinge wie die Buchführung, wie überhaupt alles finanzielle beherrschte er im Schlaf und konnte es ihm daher voll souverän beibringen, bei der Produktion der angebotenen Ware jedoch wie die verschiedenen Tinten, Kosmetika und Farbpigmente, lieferten Carbos Gehilfen auch noch einen gehörigen Anteil am Unterricht bei, wo hierbei der Besitzer ja selbst noch Lehrling war. Vielleicht sogar schon Geselle, doch der Junge war Realist genug um zu wissen, dass er noch längst nicht soweit war schon andere in diesem Beruf auszubilden. Und das war ja auch gar nicht nötig angesichts von so tüchtigen Mitarbeitern wie er sie für sich zählen durfte. Wann immer es die Geschäftsauslastung erlaubte nahm auch Carbo am Unterricht seines Stellvertreters teil, um auch sein eigenes Wissen noch mehr abzurunden. Immerhin musste er ja eine Ahnung von den Dingen haben die er hier zum Verkauf anbot!


    Doch heute war Carbo nicht hinten um dem Unterricht zu folgen, da ein Kapitel dran war, das er noch vom alten Vorbesitzer Regulus persönlich gelernt hatte. So stand er also vorne im Verkaufsraum, um die holde Kundschaft zu bedienen. Gerade hatte er zwei hübschen jungen Damen bei der Wahl ihrer neuesten Kosmetika geholfen, als da die Ladentür ein weiteres Mal aufging und zwei neue Kunden hereinkamen. Carbo blickte auf. Den einen kannte er doch! Der junge Mann hinter dem ersten war schon mal hier gewesen und hatte Tinte gekauft. Er erinnerte sich ganz sicher daran, auch wenn er seinen Namen vergessen hatte. Trotzdem ging er zu den beiden, um sie zu begrüßen: "Salvete meine Herrschaften im Farbenmischer Pater Danuvius! Wie kann ich euch helfen? Feine Tinte für wichtige Texte, Kosmetika für die Liebste, oder darf es das eine oder andere Farbpigment sein?"

  • Valentinus warf Tiberios einen dankbaren Blick zu und trat ein in die Farbenmischerei Pater Danuvius.
    Er hatte allerdings nur kurz Zeit, sich in dem Laden umzusehen, denn schon kam ein Mann auf ihn und den Maiordomus zu und begrüßte die beiden. Ob dieser allerdings der Besitzer des Geschäfts oder nur ein Angestellter war, konnte er nicht genau sagen.

    "Salve! Mein Sklave und ich sind auf der Suche nach neuem Schreibzeug. Tiberios hier meinte, hier könnte ich fündig werden."


    Antwortete Valentinus und deutete dabei auf Tiberios.

  • Tiberios, der sich so plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit fand, wurde verlegen.


    Er glaubte nicht, dass sich Norius Carbo an ihn erinnerte, bei den vielen Kunden, die er vermutlich täglich zu bewältigen hatte, war das unwahrscheinlich.
    Außerdem war Tiberios nun anders angezogen, die Tafel, die ihn als Sklaven auswies, war dank seiner neuen Würde als Maiordomus einer Bronzekette gewichen.


    Sein Scriba - Herz schlug schneller vor Begeisterung, als er den Geruch der verschiedenen Tinten und Farben aus der Werkstatt des Pater Danuvius wahrnahm, und er nahm sich vor, auch wenn der junge Römer nichts kaufen würde, mindestens drei Gläser Eisengallustinte für die Casa Furia zu besorgen.
    In diesen Tagen musste er domina Furia Stella die erste von ihm selbstständig erstellte Monatsabrechnung für Juli vorlegen, die perfekt geschrieben sein sollte.


    Am liebsten hätte er sich selbst die Kunst der Tintenherstellung angeeignet, doch das war ein Betriebsgeheimnis von Norius Carbo.


    „Salve, Norius Carbo, der Segen des Mercurius sei mit dir“, grüßte der Grieche, denn der Ladeneigentümer war ein Peregrinus, der weder die Anrede „Dominus“ noch „Meister“ hören wollte.

  • Carbo klatschte in die Hände. "Tiberios! Genau so war dein Name! Wusst ich's doch, dass mir dieser Name entfallen war. Na also dann meine Herren, für Schreibzeug seid ihr hier richtig. Beste Tinte zu besten Preisen." Er führte die beiden Kunden in den Teil des Ladens der das feine Tintensortiment des Pater Danuvius präsentierte. "Bitteschön für jeden Anlass eine passende Tinte! Was darf es denn sein? Einfache Rußtinte für Gelegenheitsschriften? Hochwertige Eisengallustinte für wichtige Dokumente? Oder doch eher exotisch?" Bei der letzten Frage bewegte sich die präsentierende Hand in Richtung der Sepiatinte und der Stangentusche.

  • Valentinus folgte dem freundlichen Norius Carbo durch dessen Laden zum Tintensortiment. Der junge Furier war begeistert von der Auswahl an verschiedenen Tinten, doch er wollte auch nicht verschwenderisch sein. Also antwortete er dem Besitzer der Farbenmischerei:


    "Eine einfache Tinte sollte reichen."

  • "Aber gerne doch! Reicht ein Fläschchen, oder sollen es mehrere sein? Alle unsere angebotenen Tinten, Kosmetika und Malerfarben stammen aus eigener Erzeugung und wir können daher für beste Qualität garantieren. Alles echt, keine Billigimporte von woanders her. Nehmen wir nur unsere Rußtinte! Diese besteht aus Wasser, Ruß, Gummi arabicum und Essig. Das Ruß stammt aus meinem persönlichen Brennofen, wie auch dem großen den wir hinten in der Werkstatt haben, zur Rußgewinnung verwenden wir nur bestes Kiefernholz. Doch auch andere Harze, Asphalt und weitere Pflanzenöle verwenden wir für die Herstellung dieses Pigments. Das Gummi arabicum kommt wiederum direkt aus Tyrus von einem langjährig treuen phönizischen Lieferanten, der es wiederum von ausgesuchten Akazienplantagen in Arabia bezieht und der verwendete Essig stammt von einem bekannten Händler vom Forum Boarium von dem ich persönlich jeden dritten Morgen eine neue Essiglieferung abhole für die Tintenproduktion. Du siehst also alles durchweg hochwertige Ware, nur das beste für unsere Kunden!" Was Verkaufsgespräche anging hatte sich Carbo schon mächtig gemausert. Er hatte nämlich die Erfahrung gemacht, dass die Kunden seine Produkte als besser und hochwertiger wahrnahmen, wenn er ihnen genau erzählen konnte woher die einzelnen Zutaten stammen und dass alles selbst verarbeitet wurde. Der Trick war die angebotene Ware so zu präsentieren, als würde er Gästen einer Taberna eine leckere Speise besonders wortreich und appetitanregend anpreisen, nur dass er eben keinen Gerstenpuls, sondern Tinten verkaufte.

  • Valentinus war, wie Norius Carbo es natürlich auch beabsichtigt hatte, beeindruckt von dem genauen Bericht der Herstellung der Tinte. Doch natürlich spielte auch der Preis der Ware eine wichtige Rolle, also sagte der junge Furier:


    "Deine Tinte scheint wirklich von guter Qualität zu sein, davon hast du mich überzeugt. Doch, wie sieht es mit dem Preis aus?"

  • Bei Tiberios wirkte Norius Carbos Verkaufsrezept nur zu gut; die Beschreibung der verschiedenen Inhaltsstoffe der Rußtinte drang so lieblich an sein Ohr als würde Orpheus persönlich auf der Lyra spielen.


    Der Grieche wußte auch schon, was er kaufen wollte: Eisengallustinte und davon gleich drei Fläschchen.


    Aber als nun dominus Valentinus so bescheiden die preiswerteste Tinte anstrebte, wurde er verlegen.


    Es schien ihm nicht richtig, dass er, der Sklave, die hochwertigste Tinte besorgte und dazu noch mit dem Geld von domina Furia Stella; während der Römer bei einfacher Rußtinte blieb.


    Also hob er die Hand zum Zeichen, dass er etwas zu seinem Dominus sagen wollte.

  • "Ich würde gerne drei Fläschchen Eisengallustinte für die Angelegenheiten der Casa Furia kaufen.", sagte Tiberios:
    "Aber du sollst mich nicht für unbescheiden halten, Dominus. Der Grund hierfür ist, dass diese hochpreisige Tinte als einzige wasserfest ist. Und wenn ich die Haushaltsbücher führe, die zur Steuerberechnung dienen, müssen diese Dokumente auch einen Unglücksfall wie ein undichtes Dach oder ein geplatztes Wasserrohr überstehen."


    Nun hatte Tiberios erklärt, warum er bereit war, im Budget teure Tinte einzuplanen.

  • Valentinus stellte fester, dass er wohl etwas zu bescheiden gewesen war und den Maiordomus dadurch verunsichert hatte.


    "Du brauchst dich nicht dafür rechtfertigen, dass du Tinte von guter Qualität kaufst. Ich sollte eher erfreut sein, dass du als Maiordomus der Casa Furia so vorausschauend denkst."

  • Auch Carbo war derselben Ansicht wie der Furier, doch natürlich sagte er nichts dazu, da das eine Privatangelegenheit zwischen den beiden war und ihn nichts anging. Aber wenn er zum Wohle der Gens das bestmögliche erwerben wollte, um seine Aufgaben so gut wie möglich auszuführen, warum sollte er sich dann schlecht fühlen, bloß weil einer seiner Herren weniger kaufte? Eigentlich war es ja auch gar nicht Tiberios' Sache sich darum zu kümmern was sein Herr Valentinus erwarb, oder eben nicht erwarb, solange er nur auf seine eigenen Aufgaben blickte.


    Da zuvor nach Preisen gefragt worden war, kam Carbo jetzt dieser Bitte um Auskunft nach: "Die gewöhnliche Rußtinte ist schon für 2,50 Sesterze zu haben, die Eisengallustinte kostet 6 Sesterze das Fläschchen. Gerade experimentieren wir auch mit färbiger Rußtinte, die ist ein wenig teurer als die schwarze, nämlich 3 Sesterze."

  • Tiberios indes war es wichtig gewesen, dass Dominus Valentinus seinen Kauf absegnete.


    Wie viele Menschen benahmen sich auch domini nicht immer rational, und da der Grieche den jungen Furier erst seit dem heutigen Tag kannte, war er immer noch am Austarieren, welchen Stil Valentinus pflegte. Sein erster Eindruck war, dass Valentinus freundlich und vernünftig war, aber der Grad zwischen "selbständig mitdenken"und "eigenmächtig handeln" war ein schmaler Grat für einen Sklaven. Besser einmal zu viel nachfragen als zu wenig.


    "Danke, Dominus Valentinus", sagte er daher.


    Als Norius Carbo von farbiger Tinte sprach, horchte er auf; zu gerne hätte er nach den Farben und der Art der Pigmente gefragt und damit probe-geschrieben, aber er hielt sich zurück.

  • "Dann nehme ich die Rußtinte."

    Antwortete er dem Verkäufer und wartete dann ab, ob Tiberios sich noch einmal umentschied. Der Sklave schien nämlich bei der Erwähnung der farbigen Rußtinte aufzuhorchen.

  • "Für mich bitte dreimal Eisengallustinte auf Rechnung für die Casa Furia Hausverwaltung ", bestellte Tiberios bei Norius Carbo.
    Die farbige Rußtinte kam für die Buchhaltung nicht in Frage.


    Er wandte sich an Decimus Furius Valentinus: "Oder möchtest du die farbige Tinte sehen, Dominus?"
    Die Wahrheit war, er wollte sie gerne sehen.

  • Carbo schien seine Sache gut gemacht zu haben, denn die Kunden entschlossen sich jetzt doch zum Kauf. Der junge Furier wollte die Rußtinte und Tiberios der Sklave bestellte für den furischen Haushalt drei Mal Eisengallustinte. Carbo nickte und ging dann hinüber zu seinem Karteischränkchen, wo er den Abschnitt über die Gens Furia heraussuchte. Dort begutachtete er eine Kopie der alten Rechnung von den Dingen die Tiberios zuletzt gekauft gehabt hatte, zwecks der Rechnungsanschrift:




    Farbenmischer Pater Danuvius


    Rechnung


    ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLXX A.U.C. (20.4.2020/117 n.Chr.)


    An: Furia Stella - Casa Furia, Roma



    Gesamtbetrag: 10 Sesterze


    Vielen Dank für euren Einkauf
    und beehrt uns bald wieder!


    Alle Preise sind in Sesterze angegeben.


    Auf der Rechnung war "Furia Stella - Casa Furia, Roma" angegeben. Dann ein kurzer Blick auf den Sklaven. "Soll die Rechnung wieder auf Furia Stella ausgestellt werden?"
    An Decimus Furius Valentinus gewandt fragte er: "Benötigst auch du eine Rechnung, oder kaufst du die Rußtinte gleich so?"

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