Einen Tag nach dem Badeabend in den Thermae Agrippae.
Sich für ernste Gespräche an einen Tisch zu setzen, hatte Scato noch nie für eine gute Idee gehalten. So etwas gab dem Ganzen immer den Anstrich eines Verhörs. Besser war es, Seite an Seite zu gehen, während man sprach, oder nebeneinander zu sitzen, den Blick auf etwas Schönes gerichtet, sei es ein prasselndes Herdfeuer oder das Glitzern der Oberfläche eines Flusses. Dieser kleine psychologische Kniff nahm die Schärfe aus den meisten Gesprächen, zum Einen, weil man sich nicht anstarren konnte, aber auch, da man nirgends eingepfercht war und jederzeit gehen konnte. So nahm Scato seinen Lieblingskameraden Lurco bei dem schönen Wetter mit auf einen Ausflug, denn er wusste nicht, wie sich das geplante Gespräch entwickeln würde. Weit mussten sie nicht gehen, um das Ziel zu erreichen, dass er ausgekundschaftet hatte. In Sichtweiter der Stadtmauer spazierten sie nach Süden, bis sie die horti maecenatis erreichten, die Gärten von Maecenas.
Die Gärten von Maecenas auf der Karte
Die Gärten aus der Vogelperspektive
"Ich hätte dich gern nach Tivoli eingeladen", plauderte Scato während des Spaziergangs nach Süden. "Viele Römer, die ein wenig Ruhe vom Alltag suchen, genießen dort ihre Zeit. Die Wasserfälle sind ein Traum, ich war dort, bevor ich Roma erreichte. Es sind letztlich nur 20 Meilen, aber na ja. Dafür benötigen wir schon einige Tage Urlaub. Wir können froh sein, dass wir als Tirones überhaupt Ausgang bekommen, darum die abgespeckte Variante."
"Ich hoffe, hier gefällt es dir auch ein wenig."
Sie gingen durch die gebändigte Natur, bis sie eine öffentliche steinerne Bank fanden. Dort ließen sie sich nieder. Sie hatten Glück, im Moment war hier niemand außer ihnen. Die Vögel sangen in den Bäumen um die Wette und auch Scato spürte die Wärme des Windes, die den nahenden Frühling verhieß. Scato packte die Verpflegung aus, die er ihnen beiden eingepackt hatte, wozu auch die obligatorische Feldflasche mit verdünntem Wein gehörte. Sich erst einmal ein wenig einzuschleimen, war sicher keine schlechte Idee. "Wie fandest du eigentlich den Abend im Magnum Momentum?", fragte er, um das Ganze locker zu beginnen und nicht gleich mit einer erschlagenden Aussage.