Porta Esquilina - Zugang zu den Gärten des Maecenas

  • Viridomarus war ein kleines Stück vorgegangen, als schon sein Sklave um die Ecke bog und eine Amphore siegessicher in die Höhe hielt. An Becher hatte der Gute auch gedacht. Viri gab Maxi ein Zeichen, sich zu ihm zu gesellen und ein Getränk zu genießen.


    "Komm meine Liebe, frische Posca wartet auf Dich. Ich glaube mein Geschäftspartner hat mich versetzt oder wartet woanders. Wie das Leben so spielt", lachte Viri, während Nubius zwei Becher aus der Amphore eingoss und einen extra für Maximilla hochhielt.


    "Sollte er im Garten verloren gegangen sein, wird ihn Nubius schon finden. Was treibt Dich zu dieser Stunde in die Gärten? Deine Aufmachung ist vorzüglich, ein großes Lob an Dich", sagte Viri erfreut. Er nahm noch keinen Schluck von dem Getränk das Nubius ihm reichte, da er damit auf Maximilla warten wollte.

  • Maximilla nahm die Hände von den Ohren. Das Thema „Dem Dominus zu Willen sein“ umging sie, in dem sie sagte:
    „Wenn dein Angus handgreiflich wurde, warum willst du ihn wieder haben? Das verstehe ich nicht. Wenn ich etwas über Germaninnen weiß, so dass sie von ihren Männern Respekt verlangen.
    Wenn du dir dennoch Sorgen um diesen Kerl machst, würde ich damit anfangen, alle Leute, mit denen er zuletzt gesprochen hat, auszuquetschen. Vielleicht hat er jemandem gesagt, wo er hinmöchte.“

    Die Valeria nickte erleichtert über ihren Einfall:
    „So und nicht anders würde ich es machen!“


    Als Iduna das mit dem Zukünftigen sagte, wurde Maximilla nur nicht rot, weil sie schon rot war.
    Iduna ist wirklich die Pest für jede Art von Kosmetik, so wie sie mich ständig in Verlegenheit bringt, dachte die Valeria. Die Schminke ist bestimmt schon längst völlig zerlaufen.


    „Zukünftiger? Ich glaube nicht. Da müsste soviel getan werden, mein Vater oder Cousin Tiberius müssten die Erlaubnis geben, und eine Verlobung müsste in das Officium der Eheregistratur eingetragen werden. Eine Römerin kann sich nicht einfach mit jemandem zusammen tun.“,
    antwortete sie:
    „Hier behalte die Posca, den Trinksack schenke ich dir. Du wirst sehen, dass das sehr praktisch ist, wenn du schmutzige Hände und keinen Becher hast. Ich habe zuhause noch mehr davon. Trinksäcke meine ich, nicht Becher.
    Jetzt gehe ich, meinen guten Freund Viridomarus begrüßen. Vielleicht treffen wir uns mal wieder, und du erzählst mir, ob du Angus wieder bekommen hast. Vale Bene!“


    Valeria Maximilla erhob sich und strich ihre Tunika, die ihr am Körper klebte, glatt. Sofort war Remigius bei ihr und hob den Sonnenschirm hoch über ihren Kopf. Die goldbestickten Schühchen waren sehr empfindlich, doch Maximilla schaffte es, aufrecht und mit kleinen Schritten zu Viri zu gehen.


    Aufseufzend ließ sie sich neben ihn auf die Bank sinken. Das Kompliment, das ihr der Thraker machte, zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht:
    „Meine Aufmachung verdanke ich dir.“, erwiderte sie:
    „ Aber es sah noch besser aus, als ich hier angekommen bin. Du glaubst es nicht, wie manche Sklavinnen drauf sind. Sie da eben hat mir gesagt, ich würde wie eine kleine Barbarin aussehen.Und nur, weil ich aus einem Trinksack getrunken habe.“


    Maximilla nahm von Nubius dankbar den Becher entgegen und machte eine wegwerfende Handbewegung:
    „Solch ein Problem hast du mit deinem Nubius nicht.
    Lass uns von etwas Schönem reden. Hast du mein Katerchen in der Zwischenzeit mal besucht? Wie geht es ihm?“


  • Und wieder einmal hatte die Cheruskerin Worte über ihre Lippen hervor gestoßen, die sie besser für sich behalten hätte. Aber wem sollte sie sich denn sonst anvertrauen? Mit gesenkten Kopf knabberte sich Iduna auf ihrer Unterlippe herum und ließ ihren Blick auf ihrer Tochter ruhen.
    “Angus ist der Vater meiner Tochter. Und.. Aislin soll nicht ohne Vater aufwachsen müssen.“
    Antwortete die Sklavin und streichelte ihrer Tochter nachdenklich über die Wange.
    “Aber vielleicht ist es besser wenn ich nicht mehr an ihn denke und Angus vergesse.“
    Auch wenn Iduna dieser Gedanke alles andere als behagte. So wusste sie doch innerlich, dass sie den Kelten nie wieder sehen würde. Und wer wusste schon vielleicht würde sich ihr Herz eines Tages für einen anderen jungen Mann öffnen? Doch dies war Zukunftsmusik und die kleine Germanin verdrängte diese Gedanken äußerst rasch. Bloß nicht wieder daran denken.


    “Domina, ich danke dir für deinen weisen Ratschlag.“
    War Idunas leises Stimmlein zu vernehmen. Während sie den Trinkschlauch fest umklammert hielt.
    “Wenn Domina möchten, werde ich dich darüber informieren ob ich Angus wieder begegnet bin. Vale bene Domina Valeria Maximilla.“
    Verabschiedete sich die Rothaarige. Blieb jedoch in ihrer knieenden Position und blickte der Valeria nach, die sich einem älteren Herrn näherte, der in einiger Entfernung mit seinen Sklaven auf sie zu warten schien. Bei diesem Anblick spürte Iduna wie ihr das Herz schwer wurde.


    Rasch konzentrierte sie sich auch schon auf die kleine Aislin. Die in just diesem Moment ihre Augen aufschlug und leise zu glucksen begann. Behutsam setzte die Germanin ihre Tochter in das hölzerne Tragegestell und schnallte sich das Gestell auf den Rücken. Bevor sie die ledernen Bänder festzog. Dann setzte Iduna ihre Schritte voran und verließ die Gärten des Maecenas. Zurück zur Domus Iulia.

  • Viridomarus schenkte Maximilla ein aufmunterndes Lächeln.


    "Vielen Dank für das Kompliment. Nun die Hitze fordert von uns allen heute ihren unbarmherzigen Tribut nicht wahr?


    Meine Liebe, warum interessiert Dich überhaupt das dumme Geschwätz von Dingen mit denen Du nichts zu tun hast? Du bist eine Bürgerin Roms, bitte bedenke Deinen Stand und veranlasse entsprechendes, damit so etwas nicht wieder geschieht. Weißt Du, lässt Du einmal solch ein Fehlverhalten durchgehen, dann fühlen sich manche Sklaven in ihrem Fehlverhalten bestätigt.


    Du musst immer den Anfängen wehren meine Liebe. Hast Du etwas einmal erlaubt, so hast Du es immer erlaubt. Ob Du es nun bewusst gestattest, oder dadurch hinnimmst, indem Du diese unerlaubte Handlung nicht bestrafst. Gehört Dir dieses Ding nicht, musst Du dieses Fehlverhalten melden. Jeder gute Herr wird froh sein, von solch einer Schande zu erfahren, um weiteren vorbeugen zu können.


    Den bedenke bitte meine Liebe, welch eine Schande über das Haus des Besitzers gebracht wird. Du bist weder klein noch eine Barbarin. Du bist eine zierliche, junge Römerin aus gutem Hause. Sei Dir dessen stets bewusst.


    Wie und was Du tust, geht keinen Sklaven etwas an, noch hat Dich ein Sklave dafür zu kritisieren. Generell hat Dich kein Sklave zu kritisieren. Sklaven soll man nur sehen, niemals hören. Ein guter Sklave erhält seinen Befehl und führt ihn aus. Hat er keinen Befehl erhalten, schaut er sich nach Arbeit im Haushalt um und erledigt sie.


    Auch hat ein guter Sklave nicht ohne Erlaubnis und trifftigen Grund das Haus seines Herren zu verlassen. Stell Dir vor, all Deine Dinge würden so handeln. Eine lustige Vorstellung oder? Wo ist nur mein Kamm? Einfach davon gelaufen, weil es so ein schöner sonniger Tag war. Darüber würden wir lachen, würde dies geschehen und es für eine Lagerfeuergeschichte halten. Aber was bitte ist ein Sklave denn anderes, der den Tag herum spaziert? Und das wohlwissend, dass im Hause seines Herrn Arbeit auf ihn wartet?


    Drückt sich dieser Sklave faul vor der Arbeit? Oder plant er sogar zu fliehen? Wie kann er es sich erdreisten, eine Römerin überhaupt von sich aus anzusprechen und sie mit Kritik zu behelligen? Nein hier liegt etwas im Argen meine Liebe und dies musst Du jenem Manne melden, der für den betreffenden Sklaven die Verantwortung trägt. Glaube mir, dann wird Dir auch leichter ums Herz. Denn dann wird diese Schande auch gesühnt.


    Ich halte es so, dass die guten Sklaven allesamt beschnitten sind, kurzum ihnen wurde die Zunge entfernt. So sprechen in meinem Hause auch nur jene, die etwas zu sagen haben. Ausnahmen bilden meine Verkäufer, denn diese müssen den Kunden antworten können. Aber ein Haussklave oder ein Begleiter benötigen keine Worte. Sie überzeugen durch Taten oder gar nicht.


    Das Katerchen habe ich noch nicht besucht, da mir der Verkäufer eine Botschaft zukommen lässt, sobald ich den kleinen Kerl abholen lassen kann. Es wird nicht mehr lange dauern und schon kannst Du das kleine Fellwesen in Händen halten.


    Vielleicht sollten wir es uns auf einer Bank bequem machen und ein wenig plaudern. Wo uns schon die Götter heute an diesem Tage zusammengeführt haben. Genieße das kalte Getränk und ja, ich kann nur bestätigen, dass ich mit Nubius sehr zufrieden bin. Ein Sklave ganz besonderer Güte", antwortete Viri freundlich und gab den Weg zu einem schattigen Plätzchen vor.

  • Valeria Maximilla bewunderte gerade Viridomarus sehr.
    Hatten nicht die Iulias im Bad übereinstimmend gesagt, ein Mann müsse wissen, was er wolle?


    Viri wußte jedoch nicht nur was er wollte, er hatte sogar schon alles. Und alles hatte er im Griff. Und alles konnte man ihn fragen, er war eine Quelle des Wissens.
    Maximilla genierte sich etwas wegen ihrer Unbildung und nahm sich vor, noch eifriger zu studieren. Auch das vermaledeite Griechisch.


    Als Viri das Beispiel mit dem Kamm brachte, der aus dem Haus spazierte, weil so ein schöner sonniger Tag war, musste sie laut lachen und hielt sich wohlerzogen ihren Fächer vor den Mund:
    „Du meinst, ich soll Iulius Caesoninus auf alle Fälle Bescheid sagen, wie beleidigend die Sklavin Iduna war?“, vergewisserte sie sich:
    „Wie er sie bestrafen soll, kann ich ihm nicht sagen, weil ich mich in die Sklavenhaltung eines anderen Dominus nicht einmischen kann. Aber beschweren werde ich mich wirklich! Ich bin eine junge zierliche Römerin aus gutem Haus und keine kleine Barbarin!“


    Als Maximilla hörte, dass Viris Haussklaven stumm gemacht worden waren, erstaunte sie das. Aber einleuchtend war es, und Viri wusste es bestimmt am besten.


    Allerdings zweifelte sie daran, ob sie nur "beschnittene" Sklaven um sich haben wollte. Remigius plauderte beispielsweise zuweilen sehr unterhaltsam.


    Sie sagte:
    „Ich möchte dir etwas aus meiner Kindheit erzählen, Viri: Ich habe bei meiner Geburt meine Mutter verloren und da dachten alle, dass ich auch sterbe. Aber Vater hat mich einer germanischen Freigelassenen anvertraut, und sie hat mich aufgezogen.
    Da war ich ganz froh, dass sie reden konnte.
    Jetzt ist sie die vilica unserer Villa Rustica und Vater würde ihr auch ohne Bedenken unser Leben anvertrauen.“


    Die Valeria schluckte etwas:
    „Sie hatte nie eine eigene Familie, und daher bin ich wohl so etwas wie ihre Tochter. Wir haben uns sehr lieb.
    Aber….“
    , Maximilla überlegte:
    „Sie hat es niemals an Respekt gegenüber Vater fehlen lassen. Sie selbst hat mir gesagt, dass die Götter jeden von uns auf seinen Platz stellen. Vater hat Adalheidis als Gefangene von einer Expedition aus dem Norden mitgebracht. Ihr eigener Stamm lebt sehr weit weg von der Civitas Aquensis.


    Maximilla erinnerte sich an ihr früheres Zuhause und einen Moment hatte sie Heimweh. Doch nicht für lange.


    Sie saß neben dem gutaussehenden, wohlduftenden, klugen Viri im Schatten, trank ein kühles Getränk, plauderte und würde bald eine aegyptische Katze ihr eigen nennen. Iuno meinte es gut mit ihr.

  • Viridomarus machte es sich auf der Bank gemütlich, nahm einen Schluck erfrischende Posca und schenkte Maximilla ein freundliches Lächeln.


    "Meine Liebe, selbstverständlich musst Du dem werten Iulius Caesoninus von der Missetat seiner Sklavin berichten. Wie soll der gute Mann ansonsten zukünftig solch ein Fehlverhalten unterbinden? Darüber wie die Sklavin zu bestrafen ist, verliere bitte kein Wort. Erstens obliegt die Bestrafung alleine Iulius Caesoninus. Zweitens befasst Du Dich sonst schon viel zu sehr mit einer Sklavin die Deiner Aufmerksamkeit doch überhaupt nicht würdig ist.


    Sie hat Dich beleidigt und in ehrverletzender Weise angesprochen. Du hast dieses rüde Verhalten ihrem Herrn gemeldet, wie es sich geziemt und damit ist auch Schluss. Diese Sklavin ist doch gar nicht die Zeit und Gedanken wert die Du in sie investierst. Meine Liebe ich bitte Dich, Du hast besseres zu tun, als Dich um dieses Sklaven-Gesindel zu kümmern. Die Sklavin soll Absand zu Dir wahren, wahre Du ihn bitte in Deinem Eigeninteresse auch. Solche Sklaven kosten Dich am Ende nur Zeit, Geld und vor allem Nerven. Erspare Dir das meine Liebe. Du hast sie nicht nötig", erklärte Viri wohlwollend.


    Als Maximilla andeutete, dass sie etwas Privates besprechen wollte hörte Viri ihr aufmerksam zu. Der Verlust der eigenen Mutter war etwas, dass wohl am schwersten wog. Damit verlor man das Nest und dessen Wärme. Maximilla hatte eine liebevolle Ziehmutter erhalten, wie er ihren Worten entnahm. Er wartete bis sie geendet hatte, denn dies war ein sehr vertrauliches Thema.


    "Es schmerzt mich zu hören, dass Du bei Deiner Geburt Deine Mutter verloren hast. Die Götter waren Dir gewogen Maximilla, als sie Dir eine derart liebe Ziehmutter an die Seite gegeben haben. Warum sollte Deine Ziehmutter in Dir denn nicht ihre Tochter sehen? Weißt Du meine Liebe, sie hat Dich zwar nicht geboren, aber Du bist die Tochter ihres Herzens.


    Deine Ziehmutter ist eine weise Frau Maximilla, manche werden als Herren geboren und manche als Diener. Die Götter bestimmen was Dir in die Wiege gelegt ist. Aber sie geben Dir nicht nur Deine Geburt mit auf den Weg, sondern auch Deine Fähigkeiten. So mancher Sklave ist als Freigelassener ein gemachter Mann und wohlhabender als so manches Familienoberhaupt Roms. Der Du bist, musst Du nicht für alle Zeit bleiben. Deine Ziehmutter wurde auch freigelassen. Und ihren Worten entnehme ich, dass sie sich stets gut um Euch kümmerte, sich bemühte. Eine Frau mit Weitblick.


    Adalheidis freizulassen ist dort nur der rechte Lohn und sie hat es sich redlich verdient. Andere Sklaven hingegen begreifen nicht einmal die Chance die ihnen in Rom geboten wird. Manche von ihnen haben sogar größere Chancen des Aufstiegs als ein Peregrinus. Aber hier möchte ich Dich nicht mit Einzelheiten belästigen.


    Manche Sklaven denken aber nicht einmal so weit wie zur Nasenspitze. Solche Sklaven gehören in keinen Haushalt meine Liebe, sie gehören aufs Feld. Im Haus sind sie nutzlose Nutzgegenstände.


    Und hier liegt auch der kleine aber feine Unterschied in der Handhabung. Du musst Dich fragen, wozu benötige ich diesen Sklaven? Meine Sklaven im Geschäft müssen sprechen können, da sie mit Kunden im engen Kontakt stehen. Meine ständigen Begleiter müssen präsent sein, aber dürfen niemals etwas ausplaudern. Deshalb ist Verschwiegenheit ihre Tugend durch Beschneidung der Zunge.


    Wieder andere, die zum Beispiel zur Unterhaltung dienen, Verse vortragen oder Wissen werden niemals in die Geheimnisse der Geschäfte eingeweiht. Folglich könnte dieser Sklave auch nichts ausplaudern. Das was er sprechen darf und auch soll, dient der geistigen Erbauung und Unterhaltung. Kurzum um wählst den Sklaven und seine mögliche Anpassung nach seiner Aufgabe. Das ist das ganze Geheimnis meine Liebe", antwortete Viridomarus freundlich und warf einen Blick in den Garten.


    "Danke dass Du mir dies anvertraut hast meine Liebe. Weißt Du, dass mich mein Geschäftspartner versetzt hat freut mich gerade richtig. Vielleicht auch ein Wink der Götter nicht wahr?", sagte Viri, lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. So genoss er den Schatten und die Gesellschaft von Maximilla.

  • "Ich freue mich auch, dass der Mann nicht kommt. Vielleicht ist es in der Tat ein Wink der Iuno.", sagte Valeria Maximilla und wurde etwas verlegen, weil sie allabendlich die Göttin um einen guten Ehemann bat.:


    „Ich war nett zu der Sklavin, da sie eine Germanin ist.
    Eigentlich mag ich Germanen. Ich hätte gerne wieder welche um mich.
    Es sind nicht alle so frech. Germanische Sklaven sind, sobald sie ihr Schicksal akzeptieren, treu dass es kracht.
    Nicht umsonst haben sich früher sogar Kaiser mit germanischen Leibwachen* umgeben.
    Adalheidis sagte mir, das kommt daher, dass es Gefolgschaft und Treue auch unter Freien gibt. Undankbarkeit gilt als große Verfehlung.
    Wenn Vater Adalheidis nicht aufgenommen hätte, wäre sie als Kriegsbeute verteilt worden. Ihre Rettung hat sie ihm nie vergessen. Sie wurde sozusagen seine Gefolgsfrau.“


    Als Viri dann so liebevoll über Adalheidis sprach, ging Maximilla das Herz auf, und sie stellte die Frage:
    „Hast du eigentlich auch Familie, Viri, hier oder in Thrakien?“
    Ernst schaute sie den Thraker nun an.






  • Viri schüttelte sanft den Kopf.


    "Maximilla woher diese Sklavin stammt ist unwichtig, denn sie ist nicht Deine Sklavin. Bitte stelle Dich nicht auf gleicher Stufe mit ihr. Auch wenn alte, schöne Erinnerungen durch ihre Herkunft wachgerufen werden. Bedenke eines, diese Sklavin hat nichts, rein gar nichts mit Deiner Ziehmutter gemeint. Sie mag aus dem gleichen Land stammen, dennoch trennen diese Frauen Welten!


    Treue und Loyalität sind Tugenden die sich auszahlen meine Liebe und für Deine Ziehmutter haben sie sich ausgezahlt. Sie wurde zweifach von Deinem Vater gerettet. So kann man es sagen.


    Normalerweise würde ich bei reinen Arbeitssklaven sagen, ein Sklave ist ein Sklave und seine Herkunft spielt keine Rolle.


    Anders sieht es natürlich mit jenen Sklaven aus, die zu Deinem direkten Hausstand gehören und Dich tagtäglich umgeben. An jene hat man ganz andere Ansprüche. Ich bevorzuge das Volk der Nubier der Süd-Nubier.


    Du kannst Dir ein Völker- und Stammesgemisch vorstellen. Besonders abseits der großen Städte verfügt das Volk der Nubier über starke lokale Eigenheiten. Unternubien soll sehr stark ägyptisch und hellenistisch geprägt sein. Der Süden basiert auf den Kulturen von Africa. Die Bevölkerungsdichte Nubiens ist nicht mit Rom zu vergleichen, sie ist vergleichsweise gering.


    Das Reich der Nubier heißt Kusch. Kusch hat laut meines Wissens eine theokratische Verfassung. An der Spitze stehen Priester ihr Ursprung entstammt Aegyptus. Das Land führt ein abhängiger sakraler König. Man munkelt Orakelbefehle der Priester entscheiden über Ernennung, Handlungen und sogar den Tod des Königs der Nubier.


    Das Königtum bezeichnet man als umherziehendes Königtum. Natürlich gibt es auch Orte, an dem der Königshof länger verweilt. Aber so hat das Königreich kein Hauptstadt. Kusch besitzt kein "Rom".


    Der Herrscher weilt immer an den Orten, wo es gerade sinnvoll ist. Die einzelnen Stämme sind dem König Untertan. Andere behaupten, es wären nur lose Untertanenverhältnisse, während nur eine handvoll Orte fest in der Hand des Königs sind. Ackerbau und Viehzucht sind die Eckpfeiler der Einnahmequellen des Reiches der Nubier.


    Eines Tages werde ich mir einen Unternubier zulegen, sie sollen von besonderer Schönheit sein. Und ich liebe alles Schöngeistige. Wie unterschiedlich das Volk der Nubier ist, kann man wunderbar an den Figuren erkennen, die ausgegraben wurden. Einige sind hell wie Honigmilch, andere sind schwarz wie der Nachthimmel. Ein Volk von großer Vielfalt.


    Die Germanen sind mir als Volk nicht vertraut meine Liebe. Die wichtigste Information die ich über Germanen erhalten habe, stammt von Dir - sie lieben Parfüm. Manche tragen sogar mehrere Düfte zeitgleich.


    Sie mögen damit schrecklich riechen, ich rieche dort ein großes Geschäft! Ich kann die Münzen schon fast fühlen!", erklärte Viridomarus, trank einen Schluck Posca und wurde dann ernst.


    "Ja natürlich habe ich Familie. Meine Familie in Thrakien, mein Vater Archedemus, meine Mutter Mariamne und meine Brüder Xenagoras und Hermeias. Und dann habe ich noch eine Ehefrau Lala. Ehe Du fragst, ja sie heißt wirklich so. Ansonsten habe ich keine Familie, jedenfalls keine von der ich wüsste", antwortete Viri mit wehmütigem Schmunzeln.

  • „Dieses Land Kusch mit den honigmilchfarbenen Unternubiern und den nachthimmelschwarzen Südnubiern möchte ich zu gerne einmal sehen!“, rief Maximilla aus:
    „Was du nicht alles weißt, Viri! Und wie interessant du erzählst! Warum magst du Nubier gerne? Weil sie so stark sind wie dein Nubius?“


    Sie winkte Remigius zu sich:
    „Hol Wasser vom zweiten Trinksack aus der Sänfte und verteile es an alle.“, ordnete sie an. Es war ein heißer Tag, bestimmt hatten die Sklaven auch Durst.


    Und dann hörte Valeria Maximilla Viris Worte:
    Ja natürlich habe ich Familie. Meine Familie in Thrakien, mein Vater Archedemus, meine Mutter Mariamne und meine Brüder Xenagoras und Hermeias. Und dann habe ich noch eine Ehefrau Lala. Ehe Du fragst, ja sie heißt wirklich so.


    Das Blut strömte in Maximillas Wangen.
    Sie verbarg ihr Gesicht einen Moment lang hinter einem Fächer.
    Hörte sie richtig?
    Aber was hatte sie erwartet?
    Natürlich würde Viri in seinem Alter schon längst verheiratet sein!


    Bevor Viridomarus Lala erwähnte, hatte Maximilla gar nicht gewusst, wie enttäuscht sie sein würde.


    Aber da war etwas anderes in Maximilla, etwas ganz anderes.
    Kerzengerade saß sie da.


    Sie war eine Valeria, eine Römerin.
    Viri konnte sie nicht verletzen. Was immer er sagte.
    Eine Valeria heulte nicht wie ein geprügeltes Sklavenmädchen.
    Eine Valeria bewahrte in jeder Lebenslage Haltung.


    Das erste Mal in ihrem Leben war Valeria Maximilla ganz und gar eine römische Dame .
    Sie brachte es sogar fertig zu lächeln:


    "Es wäre ausgesprochen reizend, wenn du und deine Gattin Lala einmal in die Casa Valeria zu Besuch kommen könntet, lieber Viri.“, sprach sie:
    „Vielleicht zu einer Cena?
    Verzeih mir, die Hitze macht mir sehr zu schaffen.
    Das bin ich nicht gewöhnt aus Germanien. Ich suche jetzt Wölfchen und dann breche ich auf. REMIGIUS!“


    Der junge Sklave kam sofort angesprungen. Er war ein wenig verwirrt. Hatte die junge Domina nicht befohlen, Wasser?


    „Der Befehl wurde geändert, weil ich es so will.“,wehrte Maximilla jeden Einwand ab.


    Remigius nickte sofort. Eifrig griff er nach dem Sonnenschirm, um ihn über den Kopf der Valeria zu halten.


    Valeria Maximilla drehte sich zu Viridomarus um:
    „Vale bene, Viri.“, sagte sie fest.

  • Viri beobachtete Maximilla und wusste nicht so recht, was er nun von der Situation halten sollte. Sie hatte gefragt und er hatte ihr ehrlich geantwortet. Nun wie sein Mentor einst sagte, Frauen wollen alles - nur keine ehrlichen Antworten. Eigentlich wollten sie überhaupt keine Antworten, denn diese gaben sie sich stets selbst oder hatten sie heimlich schon parat. Davon wusste Viri bezogen auf Lala auch ein Lied zu singen.


    Vielleicht interpretierte er auch zu viel hinein.


    Maximilla lud ihn und seine Frau zu einer Cena ein und verabschiedete sich aufgrund des heißen Wetters. Und das einem die Brühe bei dieser Hitze ohne Abhilfe am Gesäß entlang lief, war eine Tatsache die er nicht leugnen konnte. Möglicherweise war Maximilla einfach nicht gut und sie wollte deshalb nach Hause.


    "Hab Dank für die Einladung und erhole Dich gut. Das Wetter ist wirklich eine Qual heute. Vale bene Maximilla", antwortete Viri freundlich und erhob sich ebenfalls um die Gärten zu verlassen.

  • Kaum saß Maximilla in der Sänfte, zog sie die Vorhänge zu. Sie presste ihre Fäuste gegen die Schläfen.
    Jetzt heulte sie doch, wenigstens ein bißchen. Den Götter sei dank sieht mich Viri nicht, jetzt ist die Schminke hoffnungslos zerlaufen, dachte sie.


    Ach, Viri. Wenn Maximilla aufrichtig zu sich war und das war sie, hatte der nichts falsch gemacht.
    Er war gleichbleibend freundlich geblieben. Es war Maximillas dummes Herz, das gehofft hatte, Viri würde in ihr mehr sehen als ein nettes Mädchen.


    Aber dann dachte sie daran , dass Viri, wenn er schlechte Absichten gehabt hätte, die Ehefrau verschwiegen hätte.
    Wie oft hatte sie das selbst in der Aquensis gesehen. Soldaten, ein Liebchen hier, ein Liebchen dort und am Ende der Dienstzeit zurück zu der züchtigen Verlobten in Rom. Und dann musste Adalheidis ein germanisches Mädchen mit verweinten Augen trösten. Manchmal sogar ein Mädchen mit einem dicken Bauch, doch wenn es interessant wurde, hatte Adalheidis Maximilla aus dem Zimmer geschickt.
    Das passiert mit einem Mann, der nicht ehrlich ist, hatte sie nur gesagt.


    Doch Viri war nicht so. Er war ehrlich gewesen. Er war Maximillas guter Freund.


    >>> Casa Valeria

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