Auf dem Weg zur Domus waren mir tausend Gedanken durch meinem Schädel gegangen. Zunächst war da die berechtigte Sorge um Iduna und unser Kind, dann die Unverständnis über das, was überhaupt vorgegangen war und natürlich meine bevorstehende Konfrontation mit diesem blonden Jüngelchen, der sich nun als mein neuer Dominus aufspielen konnte. Doch bei Letzterem beflügelten mich die Vorkommnisse des heutigen Abends. Hey, ich war jetzt (so gut wie) Mitglied in einer Räuberbande! Mal ganz zu schweigen, was die Präsenz des Dolches unter meiner Tunika auf mich und mein Selbstbewusstsein ausübte. Das verlieh mir unglaublich viel Stärke und vernebelt mir dummerweise auch gleichzeitig die Sichtweise auf ein paar ganz entscheidende Punkte. Der blonde Römerbengel, so sagte ich mir, konnte mir gar nichts! Im Gegenteil, wenn er mir blöd kam, dann hatte er die Ehre, mein erstes Opfer zu werden!
Mit einem ordentlichen Überschuss an Adrenalin stürmte ich, wie von der Tarantel gestochen, die Treppe hinauf ins Erdgeschoß und zum Atrium hin, wieder rief ich mehrmals Iduna Namen. Doch nichts geschah. Mein Herz pochte wie wild und drohte endgültig zu zerspringen. Nicht nur wegen der Anstrengung, vor allem auch vor Wut, weil mich scheinbar keiner hörte und weil ich überhaupt hier sein musste. Diese verdammten Römer! Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass der Germanicer und dieser Iulier um uns gespielt hatten! Den verdammten Iulier hatte ich vom ersten Moment an nicht leiden können. Und nun sollte ich ihm gehören!? Pah! Das war doch alles nur ein schlechter Witz!
Wieder rief ich „Iduna, wo bist du!“, nur noch ein wenig lauter. Dabei spielte es keine Rolle, wie spät es schon war.„Wo ist meine Frau??!!“