Ganymed - Lupanar

  • Nicon


    "Kyri träumt viel, wenn der Tag lang ist", sagte Nicon mit einem Gähnen, als die Frau davon sprach, dass dessen Traum wieder auferstehen würde. Sie wusste ja ziemlich viel über den Anführer der Täter und seine Bande. Nicon seinerseits war es egal, so lange er genügend Geld hatte, um sich seine tägliche Amphore zu organisieren.


    Nicon streckte sich und stieß die leere Amphore um. Scheppernd rollte sie ein Stück. Er sah die Frau mit verquollenen Säuferaugen an. Plötzlich aber kam Bewegung in die Sache, die Urbaner! Wer hatte die verdammten Urbaner gerufen? Mühsam stemmte Nicon sich auf die Beine, als einer der Bewaffneten ihm mit einem Schwert drohte, damit er aufstand. Nicon war wie immer nur rudimentär bekleidet und völlig verdreckt. Die Hauswand gab ihm Halt, so dass er nicht umstürzte.


    "Ich hab den Wein nicht geklaut und das ist ein Küchenmesser! Kyri? Der ist ... ich glaube, im Magnum Momentum. Bei Velia."


    Er zeigte in die Richtung, in der das andere Lupanar stand. Er glotzte danach den Urbaner an, der ihn beim Namen genannt hatte. Kannte er den? War der ein Kunde? Nicon vermochte sich nicht alle zu merken, aber er hoffte, dass der Mann ein wenig mehr Nachsicht bei ihm walten ließ als mit der unglücklichen Frau, die sein Kollege aus irgendeinem Grund verhaften wollte.

  • Als tatsächlich Nicons Stimme erklang, neigte Eireann ihren Kopf kaum merklich auf die Seite und musterte den Lupo. Wo hielt sich der Rest verborgen? Und wieso war Nicon nicht bei ihnen? Doch noch bevor Eireann ihre Gedanken zu Worte formen konnte, vernahm sie Schritte die sich rasch näherten. Ein leises Seufzen entwich dann doch den Lippen der jungen Keltin. Bevor sie ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen presste.
    “Kyriakos soll ein Träumer sein? Nein. Er ist kalt und berechnend.“
    Erwiederte die Keltin auf die Worte des Lupo und musterte Nicon mit einem aufmerksamen Glanz in ihren Augen.
    “Und sein Lupanar wird erstrahlen.“
    Bei diesen Worten umspielte ein undeutbares Lächeln die Lippen der jungen Frau.


    Den sich nähernden Schritten hatte Eireann in den letzten Minuten keine Aufmerksamkeit geschenkt. Erst als eine befehlsgewohnte Stimme durch die Nacht drang und sich diese Stimme als Mitglied der Cohortes Urbanae vorstellte, spannte sich die Keltin unbewusst an. Während ihr zugleich ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte. Schließlich gelang es ihr durch langsames ein- und wieder ausatmen ihre flatternden Nerven halbwegs unter Kontrolle zu bekommen.


    Langsam wandte sich die junge Frau herum und näherte sich den beiden Soldaten.
    “Ich habe nichts getan. Ich war auf dem Heimweg zu meinem Dominus.“
    Erwiederte die junge Frau mit ruhiger Stimme. Auch wenn ihre Knie weich anmuteten und sie am liebsten geflohen wäre.
    “Du hast keine Handhabe mich festzunehmen.“

  • "Du hörst schwer oder?", fragte Pullus und riss der Frau den Schleier vom Gesicht.


    "Wir beide haben eindeutig gesehen, dass Du über einen Stein gewischt hast. Weshalb wenn Du nichts getan hast? Was hast Du hier überhaupt zu suchen? Heimweg, lächerlich", warf Pullus ein.


    "Du vergisst erneut Deinen Stand Subjekt. Wir haben jede Handhabe, Du hast keine. Wir repräsentieren das Recht Roms. Muss ich Dich da nochmal erinnern?


    Du hast nichts getan, Deine Ausreden werden auch nicht kreativer. Du warst also nur auf dem Weg nach Hause zu Anis von Alexandria, dem armen Wahrsager der sich nun mit Dir herumplagen muss. Wohnt Anis von Alexandria neuerdings in der Ruine des Ganymed? Oder ist das eine Abkürzung von der wir nichts wissen?


    Heute gab es erneut Anschläge in der Subura und Du bist genau an diesem Tag am ersten Tatort. Gut mal angenommen Du hast wirklich nichts mit den Verbrechen der heutigen Brandstiftung und den Morden zu tun. Bei der alten Brandstiftung steht die Klärung ja noch aus.


    Was tust Du dann hier in den Ruinen des Ganymed? Plündern? Du weißt was auf Plündern steht?


    Es sieht erneut nicht gut für Dich aus. Du begleitest uns zur Castra, den Weg zum Carcer kennst Du ja mittlerweile. Dein Dominus wird von Deiner Tat erfahren, er wird Dich bei uns abholen", antwortete Lurco.


    Pullus wandte sich an Nicon.


    "Kyriakos befindet sich im Magnum Momentum, bei Velia. Gut ist vermerkt. Geh nachschauen, ich warte hier mit der Gefangenen bis Du fertig bist", sagte Pullus zu Lurco und wandte sich dann an die Frau.
    "Und Du setzt Dich auf Deinen Arsch, bis mein Kollege wieder da ist", befahl Pullus und umfasste sein Schwert fester. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.


    "Ich beeile mich", antwortete Lurco und betrat selbst nun vorsichtig die Ruine.


    Lurco durchstreifte das vernichtete Lupanar. Was konnte es hier zu finden geben, außer dem Hinweis den er suchte? Was konnte es geben, dass die Täterin zurück an den Tatort trieb? Was suchte die Sklavin hier, wenn sie mit der Tat nichts zu tun hatte?


    Solche Zufälle gab es nicht. Lurco hatte gerade die Stelle passiert, wo einst die Tür gewesen war. Er schritt durch den ehemaligen Vorraum. Hier war nichts zu sehen. Also lief er langsam weiter. Dort stand noch eine Wand. Darauf war eindeutig das Zeichen gemalt, dass er in Erinnerung hatte.


    Genau vor dieser Mauer war ein kleiner Hügel. Lurco stutzte, wieso sollte jemand hier einen kleinen Hügel aufschichten? Was bei den Göttern war darunter? Er betrachtete den Hügel aus allen Blickwinkeln, ehe er sich daran machte ihn vorsichtig abzutragen. So leicht wie er zu Anfang an gedacht hatte, war die Arbeit nicht. Nun er war erschöpft und erneut etwas angesengt worden. Lurco schaufelte ächzend die Steine zur Seite. Auf einmal war klar, weshalb der Haufen hier lag. Unter dem sorgfältig aufgeschichtetem Geröll kam eine Leiche zum Vorschein.


    Lurco stand auf und kehrte sofort zu Pullus zurück.


    "Ich habe das Bild gefunden, samt einem Hügel aus Steinen. Darunter war eine Leiche versteckt. Ich glaube wir haben jetzt mehr als nur eine Handhabe. Damit hast Du sicher auch nichts zu tun Subjekt oder? Auf zum Carcer", befahl Lurco.

  • Als ihr einer der Urbaner den Schleier vom Gesicht riss, stieß Eireann einen erstickten Schrei aus. Hoffentlich ließ der Urbaner den Schleier nicht zu Boden fallen. Denn dieser Schleier war mehr wert als sie selbst, hallten die Worte ihres Dominus durch die wirr umher galoppierenden Gedanken der jungen Silurerin.
    “Ich habe hier nichts gesucht. Ich war auf dem Heimweg. Mein Dominus erwartet mich.“
    Sprudelte es auf einmal über Eireanns Lippen. Während ihr Herz vor Schreck viel zu laut in ihrer Brust pochte.


    Dann war es die Stimme des erfahreneren Soldaten der Eireann zusammen zucken ließ. Auch wenn sie ihren Blick weiterhin auf den beiden Soldaten ruhen ließ. Als der Urbaner den Namen ihres Dominus in den Mund nahm, knirschte Eireann mit den Zähnen.
    “Ich möchte einfach nur nach Hause. Mein Dominus sieht es nicht gerne wenn ich mich verspäte.“
    Eine erneute Aufforderung sie doch einfach vorbeizulassen. Von weiteren Anschlägen und Bränden in der Subura wusste die Dunkelhaarige nichts. Das einzige was sie wusste war das der Brand des Ganymed noch immer nicht gelöst sein konnte, wenn die Urbaner sie weiterhin als Tatverdächtige bezeichneten.


    Schließlich ließ Eireann erschöpft ihren Kopf hängen und ließ sich zu Boden sinken.
    “Mein Dominus wird dir sagen das ich mich auf dem Heimweg befunden habe.“
    Während ihr bei dem Gedanken an die Castra und den Carcer ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte.


    Als dann von einer Leiche die Rede war, weiteten sich Eireanns Augen in stummer Panik.
    “Ich habe nichts... Ich war das nicht...“
    Stammelte die Keltin mit Panik in den Augen und purer Angst in ihrer Stimme.

  • "Wo Du hättest sein sollen, dass kann uns Dein Herr sagen. Wo Du tatsächlich gewesen bist, ist etwas ganz anderes", antwortete Lurco und deutete mit dem Schwert an aufzustehen.


    "Dein Dominus wird wohl länger warten. Er darf Dich sogar persönlich abholen. Und ich denke in dem Fall, wirst Du Dein Zuhause auch zuverlässig erreichen", befahl Pullus.


    "Nicon was weißt Du über die Leiche im Ganymed? Hat diese Frau sie dort verscharrt?", fragte Lurco den Säufer.

  • Nicon


    Gehorsam hatte Nicon sich hingesetzt. Dass das Ganymed neu erstrahlen sollte, war ja schön und gut, aber ihm wäre es lieber, man würde ihn in Ruhe lassen und aufhören, mit Schwertern herumzufuchteln. "Der Tote, das ist Iugurtha", sagte Nicon und schaute nervös auf die am Boden liegende Amphore, die wegen des leicht abschüssigen Bodens immer noch langsam, aber geräuschvoll rollte. "Der war schon seit dem Brand tot. Kyriakos hat uns aufgetragen, ihn an der Stelle zu bestatten, wo er starb. Wir waren das. Also die anderen und ich."

  • Pullus und Lurco stierten Nicon an.
    "Wie Ihr wart das? Ihr habt den Burschen während des Brandes erstochen?", fragte Pullus ungläubig.


    "Ich habe schon davon gehört, was in Panik passieren kann, aber sowas? Also was genau meinst Du? Habt Ihr ihn ermordet und verscharrt, oder nur verscharrt? Was beim Abgrund ist hier los? Und was hat diese Sklavin damit zu tun?", fragte Lurco zerknirscht.

  • Mit schreckgeweiteten Augen fokussierte die Dunkelhaarige das Schwert. Dessen Spitze direkt auf sie zeigte und sich die Keltin vorsichtig erhob. Aus dem Augenwinkel schielte Eireann in Nicons Richtung und spitzte bei seinen Worten ihre Ohren. Puh. Zum Glück verdächtigte sie nun nicht auch noch der Lupo. Und dennoch schluckte Eireann hart. Wie wohl ihr Dominus auf den Verbleib seiner Sklavin reagierte? Nein. Darüber würde sich die Dunkelhaarige keine Gedanken machen. Auch wenn sich bereits ein flaues Gefühl in ihrem Magen ausbreitete.
    “Du hast die falsche Person im Visier.“
    Dabei drehte sie sich direkt in Lurcos Richtung und blickte dem Urbaner fest in desen Gesicht.


    Bevor Eireann schweigend zwischen dem Urbaner und dem Lupo hin- und her blickte.

  • Nicon


    Ungläubig starrte Nicon den Urbaner an. Ihm fiel auf, dass er den Kerl kannte. Lulu oder so hieß der. Komisch, an den konnte er sich erinnern, aber nicht an den anderen, der ihn beim Namen genannt hatte. Sein Gedächtnis war scheinbar doch schon löchriger, als er dachte, und das war gut. Er wünschte es sich als ein Sieb, durch das alles Überflüssige hindurchrieselte. Er nickte eifrig, als die Frau bestätigte, die Urbaner hätten den Falschen im Visier.


    "Wir haben doch nicht Iugurtha abgestochen! Würden wir nie tun. So Typen waren das", sagte Nicon in dem Versuch, seinen Hals zu retten. "Kyri kennt sie! Er weiß, wer die waren, glaube ich. Aber der ist bei Velia. Was mit Eierin ist, weiß ich nicht. Ich kenn die nicht weiter. Am besten Kyri fragen."


    Leute an Kyriakos weiterzuleiten, war immer eine gute Idee. Dann wackelte Nicon auf einmal mit den Brauen und grinste.


    "Aber wir können uns auch anders einigen."

  • Das waren doch mal interessante Informationen.


    "Natürlich können wir uns anders einigen. Du folgst uns ebenso wie die Sklavin zur Castra. Sie trieb sich unberechtigt und grundlos an einem Tatort herum. Folglich wird es doch einen Grund geben. Und Du scheinst mehr zu wissen als Du preisgibst. Hoch mit Euch und keine Dummheiten", forderte Lurco die zwei Übeltäter auf.


    "Komisch dass es ständig zu Bränden und Leichen in der Nähe der Sklavin kommt. Man könnte fast den nächsten Brand riechen und der riecht magisch! Hoffen wir dass Anis nicht eines Tages selbst in Rauch aufgeht, nur weil er ein zu gutes Herz hatte", warf Pullus ein.

  • Aus dem Augenwinkel warf Eireann dem Lupo einen entschuldigenden Blick entgegen. Sie wollte unter keinen Umständen Schuld an seinem weiteren Schicksal sein.
    “Ich war auf dem Heimweg.“
    Murrte die junge Keltin und musterte die beiden Urbaner mit einem höchst aufmerksamen Glanz in ihren Seelenspiegeln. Schließlich rappelte sich die Keltin in die Höhe. Und fokussierte einen undefinierbaren Punkt irgendwo über der linken Schulter des Urbaners.
    “Mein Dominus wird alles aufklären. Ich war nur zufällig hier. Ein Missgeschick.“
    Murmelte die junge Frau und presste ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Am besten sie sagte ab sofort gar nichts mehr.


    Als Pullus dann jedoch den Namen ihres Dominus in den Mund nahm, spannte sich die junge Silurerin unbewusst an. Während sie Pullus unter gesenkten Lidern einen warnenden Blick entgegen warf.
    “Mein Dominus soll ein gutes Herz haben? Kennst du meinen Dominus? Weißt du wozu er in der Lage ist?“
    Eigentlich wollte sie doch schweigen. Aber durch seine Worte hatte sich Eireann provoziert gefühlt. Und irgendwie wollte sie ihren Dominus auch in Schutz nehmen.

  • "Deine übliche Leier, die kennen wir. Dein Herr wird Dich abholen, falls Deine Unschuld bewiesen wurde. Jetzt schweigt und lauft", antwortete Lurco und deutete mit dem Schwert in die passende Richtung.


    "Dein Dominus ist dazu in der Lage eine Sklavin aufzunehmen, die man sogar verschenken muss um sie überhaupt noch quitt zu werden. Wenn das kein gutes Herz ist, was dann? Dumm? Wird Deinen Dominus interessieren, dass Du ihn für einen Dummkopf hältst", grinste Pullus.

  • Geschlagen senkte die Keltin ihren Kopf und stolperte auch schon in die angezeigte Richtung. Ihr Dominus würde benachrichtigt werden und sie aus dem Carcer holen. Würde er das wirklich? Für einen kurzen Augenblick spürte Eireann wie sich die eisige Faust der Angst in ihrem Magen verkrampfte. Wie würde ihr Dominus reagieren wenn er hiervon erfuhr? Ein Gedanke der einen Schauer über Eireanns Rücken rieseln ließ.
    “Meine Unschuld wird bewiesen werden.“
    Murmelte die junge Frau und ballte unbewusst ihre Finger zu Fäusten. Während sie sich durch die Gassen treiben ließ.

  • Nicon


    Auch Nicon musste büßen. Taumelnd ließ er sich vorwärtstreiben, wobei er wehklagte und sich und sein Schicksal bedauerte. Zwischendurch fluchte er. Den ganzen Weg über versuchte er, die Urbaner zu überzeugen, sich auf einen Handel mit ihm einzulassen. Da er betrunken war und auch nüchtern nicht zu den hellsten Lupos zählte, fielen ihm keine überzeugenderen Argumente ein als das, was er schon einmal vergebens versucht hatte, was er nun in verschiedenen Abwandlungen ausprobierte, ehe er wieder in Selbstmitleid versank und schließlich verstummte.

  • Für einen kurzen Augenblick hatte Eireann das Gefühl als würde sie über ihre eigenen Füße stolpern. Während sich die eisige Faust der Angst in ihren Magen bohrte. Was hatte sie nur falsch gemacht das sie von ihrer Göttin mit dieser Härte gestraft wurde? Aus dem Augenwinkel beobachtete Eireann den einen Urbaner. Jener der damals die Peitsche geschwungen hatte und die Dunkelhaarige das lodernde Gefühl des Hasses niederkämpfte. Hatte sie ihrem Dominus nicht gesagt das sie gehorchen würde. Auch wenn dies bedeutete das sie abermals die Mauern der Castra und das stinkende Stroh des Carcers zu sehen bekam.


    Aber vielleicht kam es gar nicht so weit. Vielleicht würde im nächsten Augenblick ihr Dominus um die Ecke biegen und den Urbanern erklären das es sich hierbei um ein großes Missverständnis handelte. Nur wie sollte ihr Dominus hierüber wissen? Eireann hatte ihm schließlich nicht gesagt das sie sich auf dem Mercatus Urbis herumtreiben würde. Vielleicht war dies bereits ihr Fehler gewesen. Und dennoch konnte ihr Dominus nicht wissen das sie die Ruine des Ganymed auf wundersame Weise angezogen hatte. Bei diesem Gedanken biss sich die junge Frau auf die Unterlippe und drehte ihren Kopf in Richtung des Soldaten der ihr den Schleier vom Kopf gerissen hatte. Er hatte den Schleier doch mitgenommen. Hatte er doch, oder?


    Abrupt spürte Eireann wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust zu pochen begann. Und sie ihren Blick gar panisch in Pullus Richtung gleiten ließ. Am liebsten hätte sie den Urbaber gebeten ihr den Schleier zumindest um die Schultern zu legen. Doch ihre Lippen blieben versiegelt und kein Wort entwich ihrer Kehle.

  • "Was gibts zu glotzen? Halt den Blick gesenkt und lass das Maul geschlossen", verwarnte Pullus die Sklavin und deutete mit dem Schwert in die geforderte Blickrichtung.


    "Die ist doch dafür bekannt, das die mehr durch die Gegend taumelte als das die sicher geht. Die Taumel-Tante vor der Castra, der Du den Rücken massieren musstest. Warum ist jetzt klar Lurc. Man sollte schon in die Richtung gucken, in die man latscht", raumte Pullus im verschwörerisch zu.


    "Da lang", forderte Lurco und schob Nicon weiter.


    Sie verließen die Subura und hielten auf die Castra zu.



    Hier geht es weiter:
    https://www.imperiumromanum.ne…?postid=921764#post921764

  • Anis von Alexandria >>>




    Hairan war Lurco in die Ruine des Ganymed gefolgt.
    Mit unbewegtem Blick starrte er die Zeichnung an, dann nahm er aus seinem Beutel Salz und pustete es aus der flachen Hand über die Wand.
    Er schüttelte den Kopf, während er sprach:
    „Die Krähe ist ein vieldeutiges Zeichen. Sie steht für Wiederauferstehung, Weisheit und Unheil. Begleiterin ist sie des Wolfes, wo der graue Wolf jagt, ist seine Gefährtin, die Krähe, nicht weit.“


    Hairan kniete sich hin zu dem Grab und nahm eine Hand voller Erde:
    „Es ist nicht gut, die Toten innerhalb der Stadtmauern zu begraben.“, murmelte er und fuhr fort:
    „ Aethra geht auf meinen Befehl verschleiert. Sie ist nur eine Barbarin, den bestiae näher als uns Menschen. Vermutlich hat sie mit ihrer Barbarennase den Blutgeruch an den Steinen gewittert, nichts weiter.
    Es wurden nur Krähenschädel und Zeichnungen gefunden, keine Zeichnungen von Fischen oder?“


    Hairan, der die cristiani, die ein Fischsymbol benutzten, nicht leiden konnte, hätte sich sehr gefreut, ihnen etwas in die Schuhe schieben zu können.


    Dann stellte er fest: „Ich kann an diesem Ort keine Magie finden. Die Krähe und der Wolf, das sind keine Wesen aus dem Acheron, sondern aus unserer Welt.
    Aber um ganz sicher zu sein, muss ich auch den anderen Ort sehen.
    Führt mich hin, Söhne des Mars.“

  • "Aethra geht auf meinen Befehl verschleiert. Sie ist nur eine Barbarin, den bestiae näher als uns Menschen?", wiederholte Lurco und grinste Anis an.


    "Magus, da muss ich Dich korrigieren. Bestiae, sprich Tiere wissen was gut für sie ist. Behandelt man sie gut, sind sie gut zu einem. Welcher Hund beißt die Hand die ihn füttert und ein Heim gibt? Deine Sklavin tat bei jedem Herrn genau das. Ich bitte Dich, beleidige doch nicht die Intelligenz unserer Mitgeschöpfe indem Du sie auf die Stufe dieser Sklavin herabsetzt. Sie ist kein Tier, sie ist ein Gegenstand und zwar ein ziemlich schlechter. Die Schüssel hat einen gewaltigen Sprung", antwortete Lurco.


    "Redende Steine, singende Ruinen, was kommt als nächstes bei der Märchentante? Theateraufführungen von ganzen Häuserzeilen? Oder vielleicht tanzen auch Nachts die Statuen Roms heimlich auf den Straßen? Nur wenn ein Urbaner guckt, stehen sie alle wieder still", warf Pullus ein und schüttelte den Kopf.


    "Zurück zu dem Fall. Gut Anis es ist also keine Magie am Werk. Einen Fisch haben wir hier nicht als Symbol entdeckt. Ich weiß welche Gruppierung ihn verwendet. Es waren nur Rabenschädel. Corvo sagte einer der gestellten Täter, bevor er starb. Rabe.


    Diese Gruppe jagt ebenfalls im Rudel wie es Wölfe zu tun pflegen. Hast Du von dem Zeichen schon einmal in einem weltllichen Zusammenhang gehört? Wie gesagt es gibt zwei weitere Tatorte. Sie haben mehrere unschuldige Bürger getötet und vermutlich sind sogar einige Kollegen in der Station zu Schaden gekommen. Oder... Schlimmeres. Möge Mars es verhüten. Folge uns Anis", sagte Lurco.


    Lurco und Pullus machten sich auf den Weg zur Station und zum Geschäft, wo der Überfall stattgefunden hatte.

  • << Casa des Helvetius Archias


    Kyriakos war nicht sicher, ob es rechtens war, den Körper seiner Geliebten an sich zu nehmen. Sie war eine Peregrina, doch wohin hätte er sie bringen sollen? Von Familie oder Freunden von Velia wusste er nichts. Und die Huren des Magnum Momentum ... nein, ihre Reaktionen wollte er nicht sehen noch hören. Nichts sollte die Stille stören, die Velia wie die Aura einer Heiligen umhüllte. Sie sollte bei ihm verbleiben, in Würde und Frieden.


    Wieder war niemand hier, die Lupos unterwegs, genau wie Nymphis. Nur einer war stets vor Ort - Iugurtha. Er ging niemals fort, er konnte es nicht mehr. An den Ort seiner ewigen Ruhe verbrachte Kyriakos nun auch Velia, gemessenen Schrittes, wie es seine einzige Art zu gehen war. Die Trümmer waren mittlerweile weitestgehend sortiert, brauchbare Steine von unbrauchbaren getrennt, Gänge geschaffen, Wege geebnet, einsturzgefährdete Bereiche abgerissen. Vorsichtig, als wäre Velia noch in der Lage, Schmerzen zu empfinden, legte er sie nieder und schuf neben der Ruhestätte von Iugurtha eine zweite. Dazu baute er aus Ziegeln eine Kiste ohne Deckel. Hernach reinigte er Velia, so gut es ging. Ihr regloses Gesicht zu waschen, brachte ihn an die Grenzen des Erträglichen. Am Ende bettete er sie in den steinernen Rahmen, der bis auf Höhe seiner Knie reichte.


    Er musste sie noch einmal allein lassen, kurz darauf kehrte er mit Blumen zurück, die er gekauft hatte. Allesamt rot und weiß, ihr Haar und ihre Haut. Velias Glieder waren steif, doch er verteilte die Blüten um ihr Haupt und auf ihrer Brust. Dann bedeckte er ihr Gesicht mit einem Tuch. Plötzlich musste er sich abstützen. Ein Zittern ging durch seinen Körper, ein Keuchen, dann richtete Kyriakos sich wieder auf. Mit einem Eimer trug er Bruchsteine herbei und füllte so die Grabkammer auf. Er arbeitete, bis die Füllung den Rand erreichte. Am Ende stand nur noch ein steinerner Kasten, wo einst Velia gelegen hatte, so wie bei Iugurtha.


    Kyriakos ließ sich niedersinken, lehnte sich mit dem Rücken an den selbstgebauten Sarkophag und schloss die Augen.

  • Lurco fragte sich wann und wo er Kyriakos verloren hatte. Irgendwie war er durch den Wind, also kehrte er zum Ganymed zurück. War der Mann nicht dort, würde zum anderen Lupanar Magnum Momentum latschen.


    Vor den Ruinen blieb Lurco stehen und fragte sich, was wohl aus dem Mann geworden war, den er aus den Flammen gerettet hatte. All das schien eine Ewigkeit her und trotzdem waren sie kaum ein Stück weiter. Die Lösung lag so nah. Irgendetwas übersahen sie, es fehlte ein winziges Steinchen im Mosaik.


    "Kyriakos?", rief Lurco auf gut Glück.

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