Es war eine laue Nacht. Dies konnte Iduna an der Wärme spüren die von den Steinen empor stieg und das leise zirpen der nächtlichen Insekten begünstigte. Gerade eben hatte Iduna das Cubiculum ihres Dominus verlassen. Die Kissen waren aufgeschüttelt. Die Decke zurück geschlagen und eine neue Tunika lag bereit. Ihr Dominus arbeitete immer viel zu lange und meist bis spät in die Nacht hinein. Dies war zwar lediglich eine Vermutung der Rothaarigen, aber wieso sollte sie mit ihrer Vermutung nichts ins schwarze treffen? Schließlich hatte sie den Römer noch nie in seinem Cubiculum angetroffen, wenn Iduna diesen Raum für die Nachtruhe vorbereitete. Leicht zuckte Iduna mit den Schultern und kehrte dem Cubiculum ihres Dominus den Rücken und betrat lautlos die Sklavenunterkünfte.
Ob Angus die kleine Notiz auf dem Kopfkissen in den Sklavenunterkünften bemerkte?
Mein Geliebter.
Ich warte auf dich im Hortus der Domus Iulia.
Deine Iduna
Mit einem zärtlichen Blick in die Wiege ihrer Tochter, ging Iduna, wie so oft das Herz auf. Die kleine Aislin schlief selig vor sich hin. Was auch kein Wunder war, denn das Kind hatte bereits ihre Mahlzeit erhalten. Und dennoch spürte Iduna das ziehen in ihren Brüsten. Wann immer die Milch einschoss. Doch Aislin schlief so friedlich. Und so würde sie ihre Tochter garantiert nicht aufwecken.
Auf Zehenspitzen schlich die Rothaarige aus den Sklavenunterkünften. Und durchquerte die Gänge. Bis sie im Atrium der Domus Iulia erschien. Doch nicht das Atrium war ihr Ziel. Sondern der Hortus. Und diesen Bereich der Domus würde die Rothaarige aufsuchen. Tief atmetet die Rothaarige die frische Luft ein und legte ihren Kopf in den Nacken, um in den Himmel blicken zu können.
Schließlich setzte sich der Rotschopf in Bewegung und durchschritt langsam den Hortus. Bis sie ein mit Wasser gefülltes Bassin erblickte. An dessen Rand ließ sich die kleine Germanin nieder und wartete auf ihren Ehemann.