Flucht vor dem Wurm und anderen Unannehmlichkeiten

  • Lurco führte Tarpa durch die Straßen und Gassen, bis er endlich vor einem Haus stehen blieb. Die Türklopfer zeigten eindeutig, dass es sich um die Casa Leonis handelte.


    "Casa Leonis unser Zuhause", sagte Lurco stolz und klopfte laut an, damit er zu der späten Stunde auch nicht überhört wurde.


    "Gleich kannst Du Dich entspannen. Irgendwie ist heute der Tag der Flucht und Rettung. Zuerst musste ich vor Scato fliehen und Rammy rettete mich. Dann musste ich vor Rammy fliehen und Du hast mich gerettet. Lass die Kette hier enden ja Tarpa? Wir gehen rein, machen uns einen gemütlichen Abend mit etwas Wein und reden über was immer Du magst.


    Du kannst Terpander und Sati kennenlernen und unseren Pfau. Ein wundervolles Tier, kann ich Dir sagen. Er war nicht ganz billig, aber er sollte Scatos Kräutergarten verschönern und das tut er. Er ist nur verdammt laut. Dass ein Pfau eine derart kräftige Stimme hat, habe ich nicht gewusst. Nun wie sagte ein alter Kumpel immer? Hinterher weiß man immer mehr. Scheinbar gilt das sogar beim Pfau-Kauf.


    Meine besondere Leidenschaft sind Löwen, aber irgendwie scheine ich damit die anderen zu verschrecken. Dabei habe ich gehört, dass man Löwen durchaus zähmen kann. Gut bevor wir einen Löwen anschaffen, sollten wir es mit einem Hund versuchen. Aber die Hoffnung auf einen Löwen gebe ich nicht auf.


    Ach wo wir bei Löwen sind, zur Einweihung habe ich einen steinernen Löwen geschenkt bekommen. Den zeige ich Dir gleich mal. Scato und ich wollten eine Einweihnungsfeier schmeißen, ich hoffe Du bist dabei. Alle aus unserer Baracke sind eingeladen.


    Du kannst Dich gleich frei im Haus umschauen, keine Scheu. Dass heißt, falls uns jemand reinlässt", lachte Lurco leise und klopfte erneut.

  • Sie mussten nicht lange warten, da öffnete Terpander die Tür.


    "Salvete, die domini", grüßte er und war etwas überrascht, dass Lurco ohne Scato aufkreuzte. Dafür hatte er jemand anderen dabei, vermutlich ein Kamerad, da er ein cingulum militare trug. Terpander trat beiseite, so dass die beiden an ihnen vorbei ins Innere gehen konnten. Kurz schaute er, ob sein Besitzer doch noch verzögert nachkam, doch da war nur die schwarze Nacht. So schloss er hinter ihnen Dreien die Tür.


    "Fallt bitte nicht über den Eimer oder über Satibarzanes, er reinigt die Fliesen des Peristyls. Möchtet ihr etwas essen oder trinken?"

  • Lurco starrte Terpander an und ging dann schnurrstracks ins Haus.


    "Wieso putzt Sati mitten in der Nacht das Peristyl? Das klären wir gleich, Tarpa - Terpander, Terpander - Tarpa. Wir machen es uns gemütlich und benötigen dringend was zu Trinken. Wein wäre gut, haben wir noch irgendwas zu Essen? Du hast keine Ahnung, was ich heute durchgemacht habe Terp. Nicht die geringste Ahnung, Scato hat mich fertig gemacht", stöhnte Lurco und führte Tarpa ins Triclinium.


    "Sati?", rief er ins Haus hinein, "wo bist Du mein Bester?"


    Lurco betrat das Triclinium und musterte die Klinen. Eine war hergerichtet zum Schlafen. Er deutete Tarpa an, es sich gemütlich zu machen und ging noch einmal zurück zu Terpander. Lurco packte Terpander am Arm, zog ihn mit sich und drückte ihn in der Küche mit dem ganzen Körper gegen die Wand.


    "Hör auf Sati zu ärgern Terp, Du kannst Dich gerne hier wie der Hausherr fühlen. Aber Sati ist hier Gast und Mitbewohner. Also ein bisschen mehr Respekt. Was Du von ihm hältst, interessiert hier niemanden. Wir fragen die anderen ja auch nicht, was sie von Dir halten und gerne mal mit Dir tun würden. Ich glaube da gäbe es auch ganz interessante Antworten oder? Vor allem von Tiberios, oder Viri. Den einen schaust Du an, als wolltest Du ihn verschlingen, den anderen als würdest Du am liebsten zurück nach Hause laufen. Also beruhige Dich und hör auf Sati zu ärgern. Er hat schon genug Scheiße einstecken müssen. Du bist dafür da uns, unsere Leute und unser Haus zu verteidigen. Du bist nicht unser Feind, also benimm Dich auch nicht so", forderte Lurco und schaute Terpander in die Augen.


    "Nachher haben wir noch etwas Privates zu klären, nur Du und ich", sagte Lurco leise und gab Terpander wieder frei.


    Er ging einen Schritt zurück, musterte Terpander von oben bis unten und schlenderte dann langsam zurück ins Triclinium.

  • "Angenehm dich kennenzulernen, dominus Tarpa", grüßte Terpander. Von dem Mann hatte Scato erzählt, er war einer seiner engsten Freunde.


    "Satibarzanes putzt, weil er putzen möchte", erklärte er laut genug, dass Satibarzanes es hörte. "Womit hat Herr Scato dich denn fertig gemacht, dominus Lurco?" Vermutlich ein Ausbruch emotionaler Natur, sein Herr war dann anstrengend. Terpander ließ sich vom zürnenden Lurco ohne Wiederstand an die Wand drücken. Doch seine aufrechte Haltung kommunizierte, was er davon hielt. Nicht einmal Scato nahm sich heraus, ihn so zu behandeln. Außerdem presste Lurco ihn mit dem ganzen Körper flach, so dass er seinen Schritt gegen den von Terpander drückte. Alle Achtung. So viel Schneid, ihm auf diese Weise zu drohen, hatte er dem Soldaten gar nicht zugetraut. Die Herausforderung würde er gern annehmen und dann würden sie ja sehen, wer hier wem den Schritt sonstwohin presste. Leider verbot ihm das sein Stand.


    "Ich bin mitnichten dein Feind, dominus Lurco", sprach Terpander ruhig. "Ich verhalte mich so, wie es für alle am besten ist. In einem Jahr wird Sati kein fettes kleines weinerliches Schweinchen mehr sein, das jedem im Weg rumsteht, sondern ein Mann, auf den Rom stolz sein kann." Oder tot.


    "Ich stehe dir zur Verfügung, wann immer es dir beliebt", fügte er noch hinzu und verneigte sich, nachdem Lurco ihn freigegeben hatte. Er folgte ihm ins Triclinium, um die Herren zu bewirten.

  • Lurco blieb mitten im Laufen stehen, so dass Terpander ihm ins Kreuz rannte. Er drehte sich zu dem alten Haudegen um und starrte ihm ins Gesicht. Lurcos Blick war neutral, denn er versuchte abzuschätzen, was Terpander wirklich wollte. Von Sati, von ihm, von Scato, im Grunde von der ganzen Welt.


    "Terpander was ist los mit Dir? Sati ist wie er ist, Du musst ihn nicht zum Soldaten drillen, denn er ist unser Schankjunge. Gut ich gebe zu, etwas mehr Schneid in Sachen Selbstverteidigung könnte er haben. Aber woher soll der Schneid kommen, wenn er von jedem nur Ablehnung und Gewalt erfährt? Schon mal was von Rückendeckung gehört? Du hast den Schneid, Du weißt Dich zu wehren, Du bist aber auch zig Jahre älter und hast zig Jahre Erfahrung mehr. Meinst Du so bringst Du ihm was bei?


    Nein. Alles was Du Sati beibringst ist, dass Du ein grantiger, verbitterter Kerl bist, dem man besser aus dem Weg geht. Das ist aber nicht dass, was er lernen soll. Würdest Du es richtig anstellen, würde Sati sich wünschen, er wäre wie Du. Ich glaube kaum, dass das jetzt der Fall ist. Und ganz ehrlich Terp? Ich glaube Du selbst bist nicht mal gerne Du.


    Und wo wir von fetten, weichen Typen reden. Wie wäre es, wenn Du Deine Künste an Viridomarus testest? Was war da los mit Dir? Also hör auf Dich wie ein Arsch zu verhalten, Du bist sonst keiner. Dein Problem können wir beide lösen... nicht wahr? Aber halte Sati da heraus. Er kann weder was für Deine Angst Viri gegenüber, noch kann er etwas für Deinen... Frust", flüsterte Lurco und knuffte Terpander fest vors Kinn.


    "Mir beliebt es jetzt", raunte Lurco.

  • Als Lurco ihm sagte, nicht mal Terpander wäre gern er selbst, musste der gestandene Krieger schlucken. Er war nicht er selbst, das war das Problem. Er trug nicht einmal seinen Namen.


    "Ich bin nicht ich, dominus Lurco", erklärte er langsam. "Ich wurde nicht als Sklave geboren, ich wurde versklavt. Ich diene meinem Herrn Scato gern und jetzt auch dir. Aber ich kann nicht in jeder Hinsicht aus meiner alten, narbigen Haut heraus."


    Wenn Lurco noch mehr wissen wollte, musste er fragen, denn Terpander wollte den Römer nicht langweilen mit Dingen, die ihm fremd waren. Dann folgte unvermittelt ein Kinnhaken, nicht stark genug, ihn zu verletzen, aber doch auch nicht sanft. Eine Mahnung, es nicht zu weit zu treiben im Quälen von Satibarzanes.


    "Was beliebt dir?", hakte Terpander nach, der gern zurückgeboxt hätte, ohne bei diesen Gedanken Zorn zu verspüren. "Mir hat man alles auf diese Weise beigebracht. Und ich bin doch kein schlechter Mensch geworden." Nicht 'man'. Asterios war es gewesen, sein Erastes, der den Heldentod in der Schlacht gefunden hatte.

  • Lurco schob Terpander zurück in die Küche und schloss hinter sich die Tür.


    "Wer bist Du, wenn Du nicht Du bist Terp? Wer bist Du wirklich? Das Du nicht als Sklave geboren wurdest, ist klar. Es sei denn Du wärst ehemaliger Gladiator, Du bewegst Dich ähnlich. Aber Deine Bewegungen sind keinem gezwungenen Drill geschuldet. Das was Du einst getan hast, sieht man noch heute in jedem Schritt den Du setzt, wie Du Dich bewusst bewegst. Keine Verschwendung von Energie, gezielt, geschmeidig, wie eine Raubkatze, wie ein Löwe Terp.


    Du musst auch gar nicht aus Deiner alten narbigen Haut. Das hat keiner verlangt Terpander", antwortete Lurco und nahm eine von Terpanders Händen in seine.


    "Du sollst die Krallen nicht verlieren alter Löwe, Du sollst sie dazu einsetzen, Dein Rudel zu verteidigen. In jedem Rudel gibt es Alpha und Omega, und genauso wichtig wie der Alpha ist auch der Omega. Das solltest Du als Grieche doch wissen. Nur weil Du so lernst, heißt dass nicht, dass es andere auch können. Du bist aus ganz anderem Holz geschnitzt als Sati. Du bist ein Raubtier, ein Löwe, er ist nun bestenfalls ein Kätzchen. Aber er ist unser Kätzchen Terp.


    Du kannst ruhig mit einem Knuff antworten, wir reden hier von Angesicht zu Angesicht, nicht von Herr zu Sklave. Was mir beliebt? Du bist doch sonst nicht so begriffsstutzig", antwortete Lurco freundlich und fasste Terpander in den Schritt.

  • Terpander wartete einige Momente. Die Berührung hatte nichts Unangenehmes, sie war freundschaftlich und so entspannte er sich und schloss die Augen. Wie Lurco ihn beschrieben hatte, das gefiel ihm und er drückte sich ihm entgegen.


    "Ich war Lysander aus Sparta", gab er leise zu. "Verkauft wurde ich als Satyros aus Athen, da es dort gute Lehrer gibt und gebildete Athener sind entsprechend teuer. Aber ich war weder das eine noch das andere. Kein Lehrer und kein Athener. Ich war Soldat."


    Sein wahres Wesen zu offenbaren, hatte etwas Wohltuendes. Lurco würde diese Information nicht gegen ihn verwenden. So war er nicht. Da Terpander sich gerade rundum wohl fühlte und Lurco ihn eingeladen hatte, packte er ihn am Kragen und zerrte ihn fest an sich heran.


    "Ich will, dass aus dem Kätzchen zumindest ein Luchs wird. Darum drille ich Satibarzanes. Ich kann meine Augen nicht überall haben. Er wird sicher sein, so lange er bei mir ist. Doch kaum bin ich fort, erlischt mein Schutz. Und darum will ich, dass er seine Krallen entdeckt, anstatt ihn zu behüten, bis er so fett und träge ist, dass es zu spät ist. Ich lehre ihn, zu überleben."

  • Lurco ließ sich ohne Widerstand zu Lysander heranziehen, denn das war der wahre Name des Spartaners.


    "Salve Lysander aus Sparta, willkommen in unserem Haus. Deine Worte sind nicht von der Hand zu weisen. Urbaner tragen Waffen, damit es die Bevölkerung nicht tun muss. Es ist unser Vorrecht, sie verzichten, da wir den Schutz aller sicherstellen. Aber Du denkst nicht wie ein Urbaner, Du nimmst nicht die Stellung des ewigen Wächters der endlosen Stadt ein.


    Du bist Soldat, Du lehrst andere sich selbst zu verteidigen. Deine Intension hat den gleichen Grund wie meine, wir beide wollen dass Sati am Ende nichts geschieht. Hinter der harten Schale steckt doch ein weicher Kern, oder sage ich mal besser ein guter. Denn weich ist an Dir nichts.


    Du musst nicht betonen dass Du Soldat warst, gibt es andere Spartaner? Mir wären keine bekannt. Du lehrst Sati zu überleben, was lehrst Du mich Lysander?", hakte Lurco nach und drückte sich an den alten Veteranen.

  • Bei der Begrüßung, die von Angesicht zu Angesicht erfolgte, fühlte Terpander ... Lysander ... sich glücklich. Für einen Moment war er wieder Krieger und nicht Sklave, wenngleich er Scato gern diente und auch dessen Freund.


    "Spartaner sind alle Bewohner von Sparta", erklärte Terpander. "Doch nur die Spartiaten sind die Vollbürger und Krieger. Ich war einer von ihnen, einer der homoioi, einer der Gleichen. Ich habe für den Krieg gelebt, mehr noch für meine Kameraden. Ganz ähnlich wie du lebte ich in einer Kaserne. In Sparta lebt man auch als verheirateter Mann ganz anders als in Rom, wenn du möchtest, erzähle ich dir einmal davon."


    Doch jetzt gerade war Terpander in einer ganz anderen Stimmung. Dass Lurco ihn nicht als Sklave behandelte, sondern auf Augenhöhe mit seinem wahren Namen begrüßt hatte, weckte vieles, das unterdrückt in ihm geschlafen hatte. Er packte den jüngeren Mann, drehte sich mit ihm herum und nun war es Lurco, der mit dem Rücken zur Wand stand.


    "Du bist ein Beschützer der Schwachen, Lurco. Aber einen kannst du nicht beschützen und das bist du selbst. Du bist für zwei Lupos durchs Feuer gegangen, Satibarzanes hat mir davon berichtet. Du hast dein Leben für sie riskiert. ich werde dich lehren, zu erkennen, dass du auch für dich selbst sorgen musst, damit du für andere stark sein kannst."

  • "Ich bin gespannt darauf, wie Ihr lebt und vor allem liebt. Aber jetzt bringst Du es mir bei, anstatt darüber zu berichten. Erneut kann ich Dir nur Recht geben Lysander, ich bin für die anderen durchs Feuer gegangen. Einer musste es tun und ich habe es gekonnt. Schutz bedeutet nicht nur die Waffe für jemanden zu erheben, machmal bedeutet es auch für jemanden zu sprechen der es nicht kann. Oder auch jemanden aus den Flammen zu retten. Der Feind kann viele Gesichter haben Ly. Aber es ist wahr, überlegt war meine Handlung nicht. Ich mag einiges sein, ichbezogen bin ich nicht. In Ordnung, bring es mir bei, für mich selbst zu sorgen.


    Aber dafür sind wir beiden nicht hier, oder es ist Teil davon. Du bist der Lehrer ich bin der Schüler. Wie lautet die Lektion?", hakte Lurco nach und strich Lysander über das Kinn.

  • Terpander hob ein wenig das Kinn, als Lurco über seine eisgrauen Bartstoppeln strich.


    "Die Lektion lautet, dass du deinen Gast Tarpa im Triclinium vergessen hast." Er schaute ernst. "Man lässt seine Gäste nicht warten, auch nicht in Sparta. Tarpa erschien mir zerknautscht, du hast ihn hierher gebracht, weil er einen Freund braucht. Sei ihm dieser Freund. Jetzt wollen wir uns zunächst um ein anderes Wohl kümmern. Und danach, vielleicht, lehre ich dich Vertrauen."


    Er gab Lurco frei und wich einen Schritt zurück.

    ir-servus.png

    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    Einmal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • Lurco neigte leicht den Kopf, als Zeichen der Zustimmung.


    "Du hast Recht, wie so oft. Man soll nicht über die Probleme anderer vor Dritten reden. Tratsch gehört sich nicht, aber da Du von Vertrauen gesprochen hast, tue ich es auch. Du weißt mehr von mir als die meisten Ly. Also ich benötige Deinen Rat im Vertrauen für Tarpa. Tarpa ist ein anständiger Kerl, er liebt eine Frau von ganzem Herzen. Nun das Problem, diese Frau ist verheiratet und hat ein Kind. Nächstes Problem, sie bekam mit ihrem Mann keine Kinder. Von wem das Kind ist, ist damit klar - Tarpa.


    Hat sie ihn nur als Zuchthengst genutzt, steht er vor einem Gefühlsscherbenhaufen. Liebt sie ihn ebenso, dann steht er vor einer Fehde, wenn er sich öffentlich zu ihr und dem Kind bekennt. Was die Frau und das Kind dann erwartet, wer weiß?


    Er hat überlegt für sie den Dienst zu quittieren, um sich um sie und sein Kind kümmern zu können. Aber jede Lösung führt für ihn in den Abgrund. Bis auf eine einzige, aber die kann man keinem ehrlichen, redlichen Mann vorschlagen. Weißt Du einen Rat? ", fragte Lurco und lud auf ein Tablett zusätzliche mit Honig versetzte Leckereien.


    "Bin sofort bei Dir", rief Lurco Tarpa aus der Küche zu.

  • "Asinias Mann muss sterben", sagte Terpander ohne Umschweife. "Ermittelt gegen ihn, hängt ihm was an. Und dann wird er wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt niedergestreckt."

  • Lurco schenkte Terpander ein breites Lächeln und schüttelte ganz langsam den Kopf.


    "Nein Ly, dass geht nicht. Wir Urbaner repräsentieren die Gerechtigkeit, die Staatsgewalt Roms. Zudem denk mal Rasiermesserscharf nach. Der Mann wird von den Urbanern verhaftet, in deren Einheit genau jener Mann dient, der der Geliebte seiner Ehefrau ist? Das stinkt schlimmer als ein Fischstand auf dem Markt zur Mittagshitze.


    Nein mein Freund, wir müssen hier einfach auf das "Schicksal" vertrauen. Ich spüre tief im Inneren, dass der Eheman von Asinia das Haus verlassen wird - vermutlich unter einem Vorwand - und er kehrt nie wieder zu ihr zurück. Vermutlich hat er sich abgesetzt, wer weiß das schon? Jedenfalls wurde er ab diesem Tag nie wieder gesehen. Du weißt ja wie manche Männer sind nicht wahr Ly? Tapra wird sich dann um Asinia und das Kind kümmern, Ehrensache", lächelte Lurco Terpander an.

  • Terpander brummte. Er sah noch nicht so recht ein, warum ausgerechnet er den Ehemann beiseiteschaffen sollte und nicht Lurco. Da er der Sklave eines Kameraden von Tarpa war, stank es genau so zum Himmel, wenn Terpander den Kerl in den Tartaros schickte.


    "Jemanden verschwinden zu lassen, ist eine Kleinigkeit. Aber was habe ich davon, außer dir einen Gefallen zu erweisen? Angenommen, jemand ermittelt besonders gründlich und die Spur würde zur Casa Leonis zurückführen, wäre Scato als mein Besitzer dran. Du würdest mit dem Wissen um den Grund des Verschwindens Scatos Leben in deiner Hand halten. Und jeder weiß, dass der Liebhaber von heute der kakodaimon von Morgen ist. Die schrecklichsten Verbrechen werden aus Liebe begangen und nicht aus Hass."

  • Lurco lehnte sich gegen die Küchenwand und dachte über Terpanders Worte nach.


    "Keiner von uns hat etwas davon Ly. Weder Du, Scato, ich, vielleicht nicht einmal Tapra. Wir wissen nicht, wie Asinia zu Tarpa steht. Bevor wir irgendwie handeln, sollten wir das herausfinden. Denn am Ende ist es genauso gut möglich, dass sie ihren Mann schätzt, achtet oder sogar liebt. Wir wissen es nicht.


    Und ich sollte nicht in solchen Bahnen denken. Möglicherweise gibt es eine einfache Lösung, bei der keiner Schaden nehmen muss. Das schrecklichste Verbrechen ist wohl, wenn man merkt das geheuchelte Liebe keine war. Aber das ist bei Scato und mir nicht der Fall.


    Falls hier einer wen verlässt, dann wird es Scato sein der geht. Ich habe nicht die Angewohntheit meine Liebe sitzen zu lassen, sondern vor die Tür gesetzt zu werden. Oder mich ab und an ziemlich dusslig anzustellen, aber das sind zwei andere Themen. Vergiss was ich sagte, ich bin bei Tapra bis später und Danke fürs Gedanken gerade rücken Ly", antwortete Lurco. Er schnappte sich das Tablett mit den Leckerein und verließ die Küche um zu Tarpa zurückzukehren.

  • Terpander sah dem Römer verwundert nach. Lurco hatte sich erstaunlich leicht von seinen Mordgedanken abbringen lassen. Wenn Terpander den Entschluss fasste, zu töten, war das unumkehrbar. Dann konnte er nicht rasten noch ruhen, bis sein Opfer im eigenen Blute lag.


    Lurco fehlte es noch an Biss, dafür, dass er ein Urbaner war. So ging das nicht. Terpander würde ihm helfen.


    Und während er einige Getränke vorbereitete, sann er darüber nach, wie er Lurcos Hass auf Asinias Mann schüren konnte.

  • Lurco hielt das Tablett mit den Leckereien Tarpa hin, so dass sich dieser bedienen konnte. Danach stellt er es ab und machte es sich auf der Kline wieder gemütlich. Er streckte sich lang aus und wälzte sich auf die Seite, so dass er Tarpa anschauen konnte.


    "Was empfindest Du für Asinia und was bist Du bereit für diese Frau zu tun oder zu unterlassen? Stell Dir vor, sie würde Dich lieben und hätte Interesse an Dir, was wäre dann Dein Wunsch? Danach stell Dir bitte das Gegenteil vor. Sie hat Dich nur als Zuchthengst benutzt um an ihr Wunschkind zu kommen. Wie stehst Du der Sache gegenüber?


    Falls sie Dich liebt, möchtest Du mit ihr zusammen sein? Falls ja offiziell oder weiter unter der Hand? Falls sie nichts für Dich empfindet, fühlst Du Dich in Deiner Ehre gekränkt, siehst Du die Sache als einmalige Freude und das Kind ist ihres und nicht Deine Sorge, oder siehst Du es möglicherweise sogar als Kompliment?


    Das müsste ich wissen um eine Antwort zu finden. Aber noch wichtiger ist es für Dich und uns zu erfahren, was die Frau für Dich empfindet. Sonst nützt uns die beste Lösung nichts Tarpa.


    Also was empfindest Du, außer dass Du gerade verwirrt und enttäuscht bist?", fragte Lurco mitfühlend.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!