Habt keine Angst, Zeugnis abzulegen | Das Konsil der Gerechten

  • Ich schaute unauffällig in die Gesichter meiner Mitstreiter, ob einer von denen etwas gehört hatte. Mir war nämlich gerade bei Philotimas Worten ein riesengroßer Stein, ach was, ein ganzer Geröllhaufen vom Herz gefallen. Da den gewaltigen Rumms aber anscheinend nur ich gehört hatte folgte auch mein Blick danach Binah. Vielleicht mochte ich sie doch nicht so sehr. Die Kinder, ja, die mochte ich und bestimmt übertrug sich das nur auf Binah! Irgendwann würde ich selbst einen ganzen Stall voll Kinder zeugen. Mit der passenden Frau. In meinen Träumen war das Philotima. Ich sah uns beide schon in einem kleinen Haus auf dem Land, dann wenn die Sache abgeschlossen war. Die Casa hier in Rom würde selbstverständlich weiter allen Brüdern und Schwestern offen stehen. Auch Binah, der keifenden Vettel.


    Ach, eigentlich war sie doch nur ein altes verbittertes Weib (wobei sie so alt noch gar nicht war). Wer konnte da schon erwarten, dass ihr begrenzter Geist einer Vision von einer völlig anderen Welt folgen konnte. Später würde sie uns allen dankbar sein.
    "Nicht jeder hat ein starkes Herz ohne Angst. Um so wichtiger ist es, dass wir stark sind in unserem Glauben und für unsere Brüder und Schwestern kämpfen. Dass wir uns nicht aufhalten lassen, weder von innerer Furcht, noch von äußeren Drohungen! Noch vier Tage, dann nehmen wir uns den Tempel vor."

  • Tja, nicht mal die ängstliche Hebräer-Maus stand Binah bei. Myron konnte das nur recht und billig sein! Sollte die Alte eben auf diesem Weg verstehen, dass sie auf dem Holzweg war und alle aus der Gemeinschaft zu allem bereit waren! Mollicullus fand dann die richtigen Worte.
    „Ja, geh nach Hause Binah und verstecke dich und deine Kinder!“, rief Myron höhnisch. „Wir müssen jetzt handeln! Alle die glauben, das Reich Gottes käme über uns, indem wir zu Hause sitzen bleiben und auf bessere Zeiten warten, haben jetzt schon verloren!“
    Diesmal warf er der Alten einen herausfordernden Blick zu. Sollte sie doch die Brüder und Schwestern als übergeschnappt beschimpfen. Am Ende würde sich herausstellen, wer übergeschnappt war! Neues konnte schließlich nur dann entstehen, wenn sich etwas bewegte. Nichts wurde aus Stillstand heraus geboren. Das wusste er auch schon aus seiner Zeit als Bildhauer.

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