Domus Iunia
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Das Unkraut hatte die Einfahrt zum Großteil überwuchert. Schwarze Tauben, Stilos Geschenk, saßen auf den moosigen Dachschindeln. Als er vorbeiging, stürzten sie sich in den Herbstwind, der Schwarm zog eine Kurve und schraubte sich hinauf in den grauen Himmel. Der Taubenschlag war völlig verdreckt, kein Wunder, dass die Tiere inzwischen lieber unter den Dachschindeln brüteten. Brombeergestrüpp und Brennnesseln breiteten sich im Garten aus, die Wiese stand hüfthoch. Brummelnd drehte Stilo den Schlüssel im rostigen Schloss. Die Tür knarrte in den Angeln, als er sie öffnete, im Inneren der Domus Iunia herrschte Grabesstille und es stank nach Staub. Hier regierten nur noch Spinnweben und Verfall. Das Haus war mit seiner Besitzerin gestorben.
Iunia Sanga, geborene Seia Sanga, war nicht mehr.
Stilo war der Erste, der in Mantua eingetroffen war, um die letzten Angelegenheiten seiner Schwester zu ordnen. Ein paar Hühner, die trotz der mangelnden Fürsorge erstaunlich gesund wirkten, gackerten über das Grundstück und folgten ihm nach drinnen, als er die Tür offen stehen ließ, um frische Luft hineinzulassen. Die Sklaven hatte seine Schwester offenbar schon lange vor ihrem Tod verkauft, hier hatte seit Ewigkeiten niemand mehr sauber gemacht oder für Ordnung gesorgt. Stilos eigene kleine Reisegesellschaft wartete samt Carruca an der Poststation, weil er zunächst allein sein wollte, um seiner älteren Schwester zu gedenken.
Allein strich er durch das Haus, sah sich alles an, trauerte, dachte nach, bis er sich schließlich an dem verdreckten Schreibtisch niederließ und seinen Reisesack öffnete, aus dem er das Schreibzeug nahm, um einige Briefe aufzusetzen.