Die Zeiten bevor Gallien erobert wurden waren ja nun schon recht fern, aber wie allerorts blieben die alten Geschichten natürlich erhalten. Warum sollte es bei den Barbaren anders sein, als bei den Römern, auch wenn erstere natürlich deutlich schlechterer Schreiber waren? Vielleicht würden ja die Geschichten Roms und seiner Historie überdauern und über die Jahrhunderte getragen, auch wenn es dort keine Barden gab. Wohl aber Philosophen. Gute wie schlechte. Auch Heldentaten waren eine Sache, die erhaltenswert waren und wieder wollte ich schon auf den Gedanken kommen, wo denn die meinen blieben. Im Moment erschien mir mein Leben wie eine Flucht und es fiel mir schwer, darin etwas Edles zu sehen. Der Wunsch meiner Mutter beizustehen und das Zurücklassen meiner Verlobten und deren Freigabe für die Arme eines anderen. Nein. Das waren die Taten einer feigen Kreatur ohne Mannhaftigkeit. Wie gut, dass meine Gedanken sich nicht weiter formen konnten und ich auch keiner der von Grian besagten Seher war. Nichts wäre schrecklicher als in die Zukunft zu blicken, welche ich für mich befürchtete. Allerdings war der Augenblick nicht allzu übel. Ich spüre Grian bei mir und ihre Hand und ich hörte ihren Dank. Letzteres war ich nur wenig gewohnt und ich lächelte wohlig unter dem Gewissheit meinen Sklaven nun doch ein guter Dominus zu sein. Auch Quix und Ulcus hatten sich nur selten beschwert und das nicht einmal hinter meinem Rücken, wie ich hatte herausfinden können. Vielleicht der Grund für ein wenig Stolz meinerseits, auch wenn mein Vetter mich ermahnt hatte, ein wenig mehr Strenge walten zu lassen. Allerdings bestand dazu im Augenblick überhaupt kein Grund.
Schließlich merkte ich, wie Grian immer näher kam, jedoch öffnete ich meine Augen nicht, sondern streichelte nur weiter ihre Hand, ehe ich auch ihren Atem, dann einen scheuen Kuss auf meinen Lippen spürte. Erst jetzt waren meine Augen wieder geöffnet. Du süße Blume!, schoss es mir durch den Kopf und wahrscheinlich war es sehr vermessen, doch ich lächelte. “Welch lieblicher Dank!“, säuselte ich dahin. Fast schon ein wenig verliebt und ich musste wohl ein Narr gewesen sein, meine Grian so lange in ihren Verstecken zu belassen und überhaupt die weibliche Schönheit in den Sklaven nicht zu erkennen. Vor allem aber in dieser! An den Weiblichen immerhin, denn an den männlichen hatte ich ja in Bezug auf deren reine Schönheit ja keinerlei Interesse. Wie von selbst löste ich meine Hand nun von derer Grians und setzte diese dann sehr sachte an ihre zarte Wange. Nur um weiterhin zu lächeln. “Dieser Dank sagt ja mehr als tausend Worte…,“ flüsterte ich dann ich etwas geistlos dahin und ich neigte mich dann tatsächlich ein wenig vor, um den Lippen meiner Sklaven einen weiteren Kuss zu entwenden, der wohl verkünden musste, dass das Männliche in mir von der eigenen Schönheit nun hin in die Leidenschaftlichkeit schwenkte. Meine Hand war ja nun auch schon darunter weiter gewandert und zu der zierlichen Hüfte meiner Sklavin geglitten, welche sich genauso wunderbar anfasste, wie ich mich nun fühlte!