[Sklavenunterkünfte] Unsterblich allein ist der Tod.

  • Seit dem verschwinden ihres Dominus, fühlte sich die Villa Aurelia für die Zwergin grau und leer an. Was hatte ihren Dominus nur geritten das er sich heimlich aus dem Staub machte? Wieso hatte er seine Sklavin nicht vorgewarnt? Noch nicht einmal der Hauch einer Ahnung war an Cressidas Gehör gedrungen. Und somit war es nicht verwunderlich das sie wie ein Häufchen Elend auf ihrer Pritsche in den Sklavenunterkünften kauerte. Ihrem Gesicht sah man an das sie geweint hatte. Und auch das leise schniefen war nicht zu überhören.


    “Dominus.“


    Murmelte die Zwergin immer und immer wieder vor sich hin und war froh das sie sich alleine in den Sklavenunterkünften befand. Denn hier konnte sie ihrer Trauer freien Lauf lassen, ohne das sie beobachtet wurde. Blieb nur abzuwarten wie lange sie sich ihrer Trauer hingeben konnte. Denn innerlich wurde die Kleinwüchsige unruhig und rutschte schließlich von der Pritsche, um mit der Wanderung durch die aurelische Villa zu beginnen. Vielleicht begegnete sie jemanden, den sie fragen könnte was nun mit ihr geschieht.

  • Auf den ersten Blick mochte Azita´s Anwesenheit (um diese Uhrzeit und ganz allein) hier in der villa Aurelia für Verwunderung sorgen. So ungewöhnlich war das allerdings gar nicht, da ihre Herrin zwar in der villa Flavia lebte, sie als geborene Aurelia aber einen steten Kontakt zu ihrer Familie hielt und somit ein reger Briefwechsel zwischen beiden Häusern statt fand. Und nun darf jeder gerne raten, wer nun unter anderem diese Post ständig hin- und her tragen durfte:


    Ich, Prinzessin Azita, 16. Tochter von König Pakoros dem II ... verraten, verstoßen und verkauft von meinem eigenen Vater, diesem Hund ... , fluchte Azita in ihren Gedanken, die immer wieder um ihr verlorenes Leben kreisten.


    Den Brief ihrer Herrin hatte Azita im übrigen schon vor Stunden abgeliefert und eigentlich hätte sie längst zurück sein sollen. Eigentlich, denn Azita hatte die Zeit hier noch für etwas anderes genutzt und sie hatte auch schon die passende Ausrede parat, falls ihre Herrin fragen sollte. So kam es also, dass Azita gedankenverloren durch die Gänge der villa Aurelia wandelte und es genoss, dass niemand außer ihr hier war. Niemand?


    Das sind doch Schritte? ... So ein Tapsen und tippeln, wie Kinderfüße ... Kinder?, wurde Azita aus ihren Gedanken gerissen und mit einem schnellen Seitenschritt hastete die Partherin hinter eine Säule und presste sich in eine dunkle Nische. Von dort aus lugte sie vorsichtig um die Säule und:


    Oh nein, nicht DIE schon wieder. Ob die mich bemerkt hat?, schnaubte Azita als sie die Zwergin erkannte und sofort zuckte sie zurück und schob sich noch weiter hinter die Säule, damit man sie nicht sah. Dumm nur, dass sie dabei mit dem Fuß eine Ahnenbüste um stieß, welche von anderen Sklaven zwecks Restaurierung abgenommen und hinter der Säule zwischen gelagert worden war.


    Welcher Aurelier das nun war, dessen Kopf nun mit lautem Gepolter über den kostbaren Marmorboden rollte, entzog sich der Kenntnis der Partherin. Es war ihr auch egal ... vielmehr entfleuchte auf parthisch ein gar unschönes Fäkalwort ihren Lippen, welches sich in etwa wie "Kesafat*" anhörte.


    [SIZE=7]*) Laut Duden online für Scheiße auf persisch. Ohne Gewähr auf Richtigkeit, da die parthisch-altpersische Sprache sich leider meiner Kenntnis entzieht[/SIZE]

  • Erneut ertappte sich die Kleinwüchsige wie sie hastig blinzelte und sich ungeschickt über die Augen wischte. Wieso heulte sie denn überhaupt? Trauerte sie etwa ihrem Dominus nach, diesem Schuft? Immerhin hatte er sich still und heimlich davon gestohlen. Hmpf! Und so konnte man Cressida dabei beobachten wie sie ihre Finger zu Fäusten ballte. Wieso hatte er sie nicht informiert? Weil sie doch nur eine Sklavin war, erklang ein leises Stimmlein in Cressidas Hinterköpfchen.


    War sie ihm nicht immer eine treue und gehorsame Sklavin gewesen? Offensichtlich nicht. Denn sonst hätte er sie nicht hier in der Villa Aurelia vergessen. Ja! Vergessen. Und dieses Wörtchen ließ Cressida leise vor sich hin knurren. Zum Glück war ihr bisher niemand begegnet. Sonst hielt man sie noch für verrückt, wenn sie wie ein wildes Tier knurrte.


    Nachdem die Zwergin die Sklavenunterkünfte hinter sich gelassen hatte, blieb sie zuerst einmal unschlüssig im matt erleuchteten Gang stehen. Hm. An wen sollte sie sich wenden um in Erfahrung zu bringen ob sie in der aurelischen Villa noch erwünscht war? Bei diesem Gedanken spürte die Griechin wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete und ihrer Kehle ein gepresstes wimmern entwich.


    Vollkommen in ihren eigenen Gedanken versunken, zuckte die Kleinwüchsige erschrocken zusammen und stieß ein helles Geräusch aus. Was war das denn nur für ein Gepolter? Neugierig geworden, reckte sie ihr Köpfchen in die Höhe und näherte sich hüpfenden Schrittes der Quelle des Lärmes. Beim näherkommen erblickte die Zwergin dann jedoch die Sklavin, der sie bereits an der Porta begegnet war.


    “Hah! Erwischt. Wolltest du den Urahn deiner Domina zum Einsturz bringen?“


    Kicherte Cressida mit einem schelmischen funkeln in ihren Augen.

  • Kesafat! ... Kesafat! ... Kesafat!, wiederholte Azita das böse Wort drei weitere Male und biss sich dabei auf die Zunge: Ich bin so dumm! Warum muss mir das ausgerechnet jetzt raus rutschen?!?! Gleichzeitig hielt Azita die Luft an und presste ihren Körper noch fester gegen die Wand, als könne sie dadurch mit dieser verschmelzen und quasi unsichtbar werden. Oh Ahura Mazda, bitte mach, dass mich niemand entdeckt und bitte ...bitte lass diesen laufenden Meter an mir vorüber zieh ... Allein das Stoßgebet zu ihrem höchsten Gott half alles nichts, als prompt die Zwergin um die Säule herum lugte:


    "Ha ha ha .... erwischt ... Pffff", gab Azita die Worte mit einem genervten Schnauben zurück. Gleichzeitig löste sich "Prinzessin war einmal" aus ihrem Versteck und trat mit stolz erhobenem Haupt vor die Zwergin hin, um diese - mit in die Hüften gestemmten Armen - von oben herab anzufunkeln:


    "Was ich hier mache, geht Dich gar nichts an. Aber was machst Du überhaupt hier um diese Zeit? Sollten kleine Menschen wie Du nicht längst schlafen, so wie Kinder? ... Hah?"


    Wie so oft versuchte Azita mit ihrer überheblich wirkenden Art ihr Gegenüber einzuschüchtern. Das funktionierte oft, meist bei Männern, aber nicht immer. Manchmal musste Azita auch mit mit anderen MItteln nach helfen. So wie einst bei dem Verwalter, den sie damit locker um den Finger hatte wicklen können (bis die Sache am Ende ein wenig eskalierte). Oder wie bei dem maior domus der Aurelier, der ab und zu in ihren Ausschnitt blicken durfte und der sich - im Gegenzug - dafür freiwillig für sie ans Kreuz würde nageln lassen.


    Ob das bei der Kleinen auch funktioniert? Auf den Mund gefallen ist sie ja nciht gerade, beschlich Azita schnell das dumpfe Gefühl, dass sie so vielleicht nicht weiter kommen würde ...

  • “Kesafat.“


    Plapperte die Zwergin das Wort nach, welches unaufhörlich über die Lippen der Dunkelhaarige entwich. Das es sich bei diesem Wort um ein Schimpfwort handelte, wusste Cressida nicht. Denn schließlich hörte sich dieses Wort wie in Watte gepackt an. Zumindest wenn Cressida jenes Wort aussprach. Schließlich heftete sich ihr Blick äußerst entschlossen auf die vermeintliche Prinzessin. Auch wenn sie es furchtbar interessierte was da genau zu Boden gestoßen wurde. Es musste sich um etwas schweres gehandelt haben.


    “Was hast du da vor dich hin gebrabbelt, hm?“


    Sprudelte es über die Lippen der kleinen Griechin. Während sich das schelmische grinsen auf ihren Lippen intensivierte.


    “Oh je. Die hübsche Statue. Da wird die Domina nicht erfreut sein.“


    Worauf Cressida mit ihren Worten anspielte dürfte der Dunkelhaarigen bewusst sein. Sie wollte provozieren. Denn dies half ihr über ihre Trauer hinweg zu kommen.


    Als sich die Dunkelhaarige schließlich hinter der Säule hervor wagte, wich Cressida keinen Schritt zurück. Auch nicht als sie sich äußerst nahe vor ihr aufbaute. Hmpf. Gezwungenermaßen musste nun die Zwergin ihren Kopf in den Nacken legen. Zurückweichen würde sie nicht. Nein. Um Azita weiter zu reizen, erwiederte Cressida ihr Grinsen mit einem Hauch Belustigung in den Mundwinkeln.


    “Ich.. hm.. ich konnte nicht schlafen. Normalerweise schlafe ich im Zimmer meines Dominus vor seinem Bett. Aber jetzt.. nachdem mein Dominus verschwunden ist...“


    Ein knappes Schulterzucken begleitete diese Worte der Kleinwüchsigen.


    “Kann ich nicht bei dir schlafen?“


    Zumindest nahm Cressida an das Azita eine eigene kleine Kammer ihr eigen nennen konnte. Denn in den Sklavenunterkünften hatte sie die Ältere noch nicht gesehen.

  • "Kesafat sagt man nicht! ... Zumindest dürfen Kinder dieses Wort nicht sagen und ...Du? ... DU auch nicht, du bist schließlich noch ein Kind!"


    Vergeblich versuchte Azita der Zwergin über den Mund zu fahren während diese auch schon wieder los brabbelte und Fragen stellte und blöde Bemerkungen machte, um provozieren zu wollen. Von wegen ... Die hübsche Statue ... Da wird die Domina aber nicht erfreut sein ... Was kümmert MICH das?


    "Oh, welch Glück, dass meine Domina gar nicht hier ist!", gab Azita gespielt entspannt zurück, wobei sie überheblich wirkend auf die Zwergin herab blickte: " ... und außerdem, wer sagt denn, dass ich DAS war? ...Vielleicht warst DU das ja. ... Oh je, da wird der maior domus aber gar nicht erfreut sein, wenn ER sieht was DU da ....", äffte Azita die Worte der Zwergin nach und stoppte aber inmitten des Stzes als plötzlich Schritte zu hören waren.


    Kein Wunder, schließlich würde so ein Gepolter den wachhabenden Sklaven im Haus sicher nicht entgangen sein und schon näherte sich der flackerte der Schein von Fackeln unaufhaltsam jener Stelle, an der sich Cressida und Azita befanden. Und nicht genug damit, nun äußerte die vorlaute Kleine auch noch den Wunsch bei ihr schlafen zu dürfen:


    "WAS???? Wieso? ...Wieso ist dein Herr verschwunden? Spinnst du? ... DU ... Du .... Du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass ... ICH , ... Dich, ... bei ... MIR schlafen lassse. ....Ich bin Azita, Tochter von König Pakorors dem II! ... Bei Ahura Mazda, was ist denn nur in Dich gefahren? ... "


    Azita´s Blick wechselte augenblicklich in schockierte Ungläubigkeit, mit der sie die Blicke und die Worte der Kleinwüchsigen bedachte. Wie in alles auf der Welt kommt sie darauf, dass ich sie bei mir schlafen lasse? Azita´s Mund stand weit offen, um Worte ringend angesichts dieser Frage. Nicht nur, dass sich soeben Schritte unaufhaltsam nährertn, nein, nun maßte sich diese ...diese ...diese Unwürdige auch noch an das Lager mit einer wahren Prinzessin teilen zu wollen ... Da kam eindeutig wieder die alte Herkunft durch, nur nützte das hier wohl niemandem und am wenigsten Azita selbst.

  • “Aber ... du darfst dieses Wort aussprechen? Unfair!“


    Moserte Cressida auch schon los. Während sie aus großen Augen zu der angeblichen Prinzessin empor blickte.


    “I c h bin kein Kind mehr. Wir sind außerdem vom selben Stand. Du bist Sklavin. Und ich bin Sklavin.“


    Stellte die kleine Griechin mit einem alt ehrwürdigen Klang in ihrer Stimme fest. Der nicht zu ihrem jugendlichen Aussehen passen wollte. Oder tat sie dies nur um zu provozieren? Während Cressida doch eigentlich bewusst sein müsste, dass sie ohne ihren Dominus den Launen und der Willkür der älteren Sklaven ausgesetzt war. Vielleicht versuchte sie sich aus diesem Grund mittels ihrer großen Klappe von ihrer Einsamkeit abzulenken. Denn ohne ihren Dominus fühlte sich die Zwergin wie ein Blatt vor dem Wind, dass hilflos den Elementen ausgesetzt war.


    Als die aurelische Sklavin die Statue ansprach und alle Schuld von sich zu weisen versuchte, spürte Cressida wie ein eisiger Schauer über ihren Rücken rieselte. Doch dann straffte sie sich auch schon und reckte ihren Kopf empor.


    “Die Domina weiß das D U ein Tollpatsch bist!“


    Konterte Cressida mit blitzenden Augen und grinste zu der Partherin empor. Pha! Von ihr würde sie sich garantiert nicht einschüchtern lassen. Außerdem mussten sie miteinander auskommen. Wenn sie schon unter dem selben Dach und im selben Haushalt wohnten. Gezwungenermaßen.


    “Und den Maiordomus weiß ich schon zu überzeugen.“


    Da drehte Cressida keck ihre Hüfte nach innen und strich sich lasziv über ihren Körper. Diese Geste hatte sie bei einigen Prostituierten gesehen und sich diese Geste angeeignet. Mal sehen wie die schwarzhaarige Sklavin darauf reagierte.


    Die sich nähernden Schritte blieben auch der Zwergin nicht verloren. Deren Körper sich augenblicklich anspannte und ihr Blick höchst wachsam anmutete. Wer kam da nur? Und wieso blieb er oder sie nicht einfach stehen. Drehte sich herum und ging dorthin zurück, woher er gekommen war?


    “Ich... weiß doch auch nicht wieso mein Herr verschwunden ist. Ich habe ihn nicht vertrieben. Im Gegenteil ich..“


    Augenblicklich verstummte die kleine Griechin und biss sich mit hell schillernden Augen auf die Unterlippe. Bevor sie ihre Finger ausstreckte und diese in Azitas Gewandung krallte.


    “Also.. bitte. Es ist alles so fremd hier.“


    Dabei blickte Cressida mit großen, bittenden Augen zu der aurelischen Sklavin empor. Ein kleines bisschen Mitleid würde doch auch in ihr verborgen sein.

  • Die Kleine war in der Tat nicht auf den Mund gefallen und sie schien sich auch nicht so leicht einschüchtern zu lassen, wie manch Andere. Azita musste eingestehen, dass sie durchaus beeindruckt war von den Antworten und Reaktionen der Zwergin. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie bei mir schlafen darf. Weder hier noch in der villa Flavia Denn eigentlich hätte Azita schon vor Stunden dort sein sollen, um ihrer Herrin bei der allabendlichen Körperpflege zur Hand zu gehen.


    Eine passende Ausrede hatte Azita ja bereits parat gehabt, weshalb sie immer noch in der villa Aurelia war und deshalb überlegte sie kurz, inwieweit da diese Zwergin hinein passte. Nicht, dass sie am Ende wegen Cressida (und deren vorlauten Geplappers) noch in Schwierigkeiten oder Erklärungsnot geraten würde.


    Apropos Schwierigkeiten und Erklärungen: Die Schritten kamen unaufhaltsam näher und die Stimme des maior domus war zu hören, als dieser ein paar anderen Sklaven den Befehl gab mit den Fackeln die einzelnen Gänge und Nischen auszuleuchten ... nicht mehr lange und ...


    "Kesssssa...Mist!", schnaubte Azita als sie in Cressida´s tränenschwangere Augen blickte. Die Kleine konnte einem wirklich leid tun, so verloren wie sie da stand. Oder ist das nur wieder eine Masche von ihr? Egal ...keine Zeit mehr ...


    "Also gut, ich nehm dich mit. Aber du weisst schon, dass ich eigentlich in der villa Flavia lebe und nicht hier? ... Na egal, das können wir ja alles noch klären. und jetzt machst du genau das was ich dir sage, verstanden? ... Und keine Widerworte jetzt, außer, du willst dem maior domus Rede und Antwort stehen ... Also komm!"


    Mit diesen bestimmenden Worten hielt Azita der Zwergin die Hand entgegen, in der Absicht sie daran mit zu ziehen. ... um die Ecke herum und dann den Gang entlang ... vorbei an den wachhabenden Sklaven und geradewegs hinaus in den Garten. Dort gab es (versteckt hinter den kostbaren Orchideen des verstorbenen Onkels der Aurelia) einen kleinen Schuppen, in dem Azita sich einen kleinen Unterschlupf eingerichtet hatte.


    Dorthin wollte Azita, um bis zum Morgen zu warten ... und dann ...dann sehen wir weiter.

  • Die sich nähernden Schritte hatte die Zwergin komplett ausgeblendet. Schließlich galt ihre Aufmerksamkeit der älteren Sklavin und deren Worte. Als Azita dann jedoch zu zischen begann, zumindest interpretierte Cressida dieses Geräusch als zischen. Hob sich ihr Kopf an, während ihr Blick aus großen Augen den schwach beleuchteten Gang entlang huschte.


    Und waren da nicht auch Stimmen an ihr Gehör gedrungen? Nicht mehr lange und sie würde erwischt werden und dann... Nicht auszumalen. So war es nicht verwunderlich das Cressidas Augen tränenfeucht schimmerten und sie sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte. Doch ihr Körper war wie in Stein gemeißelt und ihre Füße bewegten sich keinen Milimeter. Blickte die Kleinwüchsige aus diesem Grund mit diesem bittenden Glanz zu Azita empor, weil sie Angst hatte? Durchaus möglich.


    Zum Glück durchbrach Azitas Stimme die unheilvolle Stille und ließ ihren angehaltenen Atem langsam zwischen ihren leicht geöffneten Lippen entweichen.


    “J.. Ja Azita.“


    Gelang es der Sklavin stammelnd hervor zu stoßen. Als sie der Dunkelhaarigen auch schon stolpernden Schrittes folgte. Zum Glück fiel Cressida nicht. Denn dies hätte der Älteren garantiert nicht gefallen. Ihren Blick hielt die Zwergin starr geradeaus gerichtet, als sie auch schon von kühler Luft umfangen wurde. Und ihr der Geruch von Erde und Blumen in die Nase stieg. Der Hortus.


    Hart trommelte der Griechin das Herz bis zum Hals, während sie aus großen Augen zu Azita empor blickte , als sie sich einigen wunderschön angeordneten Orchideenpflanzen näherten.


    “Wohin bringst du mich Azita? Bin ich in der Villa nicht mehr erwünscht? Was hat mein Dominus nur schreckliches getan.“

  • Keine Widerworte und gemacht wird, was ich sage. So mochte Azita das! Sehr wahrscheinlich würde das bei Cressida kein Dauerzustand werden, aber das hatte Azita ohnehin nicht angenommen. Für den Augenblick jedoch hatte die kleine Griechin gut daran getan einfach nur hinterher zu laufen und den Mund zu halten.


    So schafften es die beiden Frauen ungesehen an den anderen Sklaven vorbei. Zwar konnte man die überraschten Ausrufe der Anderen deutlich hören, doch zum Glück galten diese nicht ihnen sondern dem gefallenen Aurelier, dessen Büste auf unerklärliche Weise über den Gang gepoltert war.


    Die glauben jetzt bestimmt, dass es hier spukt, grinste sich Azita ins Fäustchen und überlegte kurz, ob sie dieses Gerücht weiter streuen sollte. Ihr Blick fiel derweil auf die Zwergin und sofort verwarf sie den Gedanken wieder:Wohl besser nicht. Am Ende glauben die anderen Sklaven noch sie sei schuld und verflucht, da sie neu hier ist und noch dazu ihr Herr so plötzlich verschwunden ist.


    "Ich weiß es nicht, Cressida, … weder, was dein Herr getan hat noch, ob du hier weiterhin erwünscht bist …", gab Azita schulterzuckend zur Antwort und konnte sich eine böse Bemerkung über die verhassten Römer im allgemeinen nicht verkneifen: "Wir können eh nichts tun, da dieses ungläubige Römerpack im Grunde macht was es will. Da ist es am besten man hält sich - so gut es geht - im Hintergrund und schafft sich ein paar Rückzugsmöglichkeiten, … wie zum Beispiel dieses hübsche Plätzchen hier."


    Mit dieser Überleitung hin zu ihrem "kleinen Unterschlupf" zerrte Azita zwei Holzlatten an der Rückseite des Schuppen zur Seite und schlüpfte auf allen Vieren in das Innere. Der Schuppen war vollgestopft mit unzähligem Hab und Gut, welches in der villa keinen Platz mehr fand und so konnte man vom Eingang her die hintere Seite weder sehen noch erreichen. Und genau dort befand sich eines der geheimen Refugien, die Azita sich geschaffen hatte und damit das auch so bliebe, wandte sie sich mit einem eindringlichen Blick an Cressida:


    "Ich hoffe Dir ist bewusst, dass dieser Ort ab jetzt unser beider Geheimnis ist. Niemand darf davon erfahren, … N I E M A N D …. verstanden? …"


    Azita machte ein kurze Pause und sah dabei eindringlich die kleine Sklavin an. Im Grunde hatte sie nichts gegen Cressida und vielleicht wäre eine "kleine Verbündete" ja gar nicht so verkehrt, wenn es darum ging sich das Leben so einfach wie möglich zu gestalten:


    "Jetzt hör mir mal gut zu, Cressida. Die Aurelier und die Flavier haben zusammen so viele Sklaven, da fallen wir beide kaum auf, wenn Du verstehst was ich meine. Man muss nur einen Weg finden, um sich so unsichtbar wie möglich zu machen. So habe ich es bis dato gehandhabt so möchte ich es auch weiterhin tun. Du solltest also nichts unternehmen, was mich in irgendwelche Schwierigkeiten bringen könnte. Und im Gegenzug werde ich mein möglichstes tun, um dich zu beschützen. Ich hoffe wir sind uns einig?! ...Und nun leg dich schlafen und mach dir keine allzu große Sorgen um deinen Herrn. Mach Dir lieber Sorgen um Dich, ... zumindest wenn du weiterhin so frech und vorlaut gegenüber mir bist. "


    Zu Abwechslung huschte mal ein ehrlich gemeintes Lächeln über Azitas Lippen während sie ihrer Leidensgenossin, mit einem Augenzwinkern, ins Gewissen zu reden versuchte. Gleichzeitig deutete sie auf die Stelle ind er hintersten Ecke des Schuppens, wo sie sicher und unbemerkt die Nacht verbringen konnten. Was hingegen der nächste Morgen bringen würde, nun, ... das würde an anderer Stelle geschrieben stehen.

  • Auch der Zwergin blieben die überraschten Geräusche der anderen Sklaven nicht verborgen. Und so drehte sie doch tatsächlich ihren Kopf, während sie Azita stolpernd folgte. Wurden sie bemerkt? Offensichtlich nicht. Denn sonst hätten sich ihnen Schritte nähern müssen. Und diese blieben aus. Zumindest noch. Im nächsten Moment spürte Cressida auch schon die Feuchtigkeit der Nacht auf ihren nackten Armen und blickte sogleich in den Himmel empor.


    Ob ihr Dominus in diesem Moment den gleichen Sternenhimmel betrachtete, wo auch immer sich der Aurelier verborgen hielt. Ein Geheimnis das wohl niemals gelüftet werden würde. Doch noch bevor sich die Zwergin tiefer in ihre düster-melancholischen Gedanken verstricken konnte, riss sie die Stimme der Älteren aus ihrem gedanklichen Chaos. So dass sich Cressidas Blick blinzelnd auf der Dunkelhaarigen niederlegte.


    “Du.. du weißt nicht? Wer kann mir meine Frage beantworten?“


    Murmelte die aurelische Sklavin und biss sich im nächsten Moment auf ihre deutlich bebende Unterlippe. Während ihre Augen erneut in Tränen schwammen. Doch noch tropften sie nicht über ihre Wangen und zu Boden. Noch hielt die kleine Griechin ihre Tränen tapfer zurück. Was mitunter auch an Azitas Stimme lag, der Cressida mit gespitzten Ohren lauschte.


    “Ich werde also nie erfahren was passiert ist.“


    Augenblicklich begann Cressidas Unterlippe stärker zu beben. Sodass sich die Zwergin auf ihre Lippe biss, um dieses unkontrollierte zittern in den Griff zu bekommen.


    “Einen Rückzugsort.“


    Murmelte sie und folgte Azita durch den Hortus, hin gen eines Holzschuppen, der mit allerlei Gerümpel und Krams vollgestellt war. Schweigend beobachtete Cressida wie Azita auf allen Vieren in das Innere des Schuppen krabbelte. Und auch Cressida ließ sich zu Boden sinken und folgte Azita krabbelnderweise in das Innere des hölzernen Schuppens.


    Unter Azitas eindringlichem Blick zuckte Cressida gar schuldbewusst zusammen und senkte ihr Köpfchen


    “Ich werde nichts sagen Azita.“


    Bevor die Zwergin auch schon tief durchatmete und sich schließlich doch über ihre Augen wischte.


    “Mh..?“


    Machte die Griechin. Hob ihren Kopf vorsichtig an und blickte zu der Älteren empor. Als sie schweigend Azitas Stimme lauschte. Azita würde sie beschützen, wenn sie im Gegenzug keine Dummheiten machte.


    “Ich versuche mich nur zu schützen Azita.“


    Sprach's und rollte sich auch schon zu einer kleinen, gar handlichen Kugel zusammen. Die Knie eng gegen ihren Körper gezogen, während sie ihre Arme um ihre Knie geschlungen hatte.


    “Ich werde dich nicht enttäuschen Azita.“

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