EQUILE - Pferdestall

  • Das Equile war durch den gleichen Hinterhof wie der Hundezwinger zu erreichen und bestand aus einem größeren Gebäude mit Bogengängen, in denen die Pferde ihre Boxen hatten. Außerdem war es auch der Aufbewahrungsort für den currus, den zweirädrigen Wagen, die Sänfte mit dem Löwenwappen, Säcke voller Hafer, Gerste und Heu und verschiedene Gerätschaften.
    Eine kleine steinerne Statue des Gottes Neptun – Herr der Pferde - und eine der Epona, der keltischen Pferdegöttin, die mittlerweile in allen Provinzen verehrt wurde, wachten in einer Nische über die anvertrauten Tiere.


    Da Nestor die graue Stute Malika nach Brundisium mitgenommen hatte, waren gerade nur drei Pferde in den Furischen Stallungen zu finden: Der Hengst Minos und die beiden Wallache Marinel und Malachit. Der dunkelbraune Hengst war in drer Provinz Cappadocia gezüchtet wurde, die beiden Wallache waren Lichtfüchse und stammten aus Nordafrika.
    Da dominus Saturninus gleich am Tag nach seiner Ankunft die Pferde sehen wollte, hatte Tiberios ihn hergeführt. Auch Timon, der Stallbursche, war anwesend.

  • Meine Augen gewöhnten sich an das Dämmerlicht, ich hörte das Schnauben der Rösser, roch den Geruch der Tiere und den von Stroh und las die Tabulae, die über ihren Boxen angebracht waren: Minos - Marinel und Malachit. Minos – der starke Hals und das Feuer in den Augen, eindeutig ein Hengst, die anderen beide waren Wallache.


    Timon reichte mir drei kleine Äpfel, und ich trat zu den Pferden hin, während ich einen auf meine flache Hand legte. Nacheinander kitzelten die weichen Lippen der Tiere über meine Haut, und ich flüsterte ihnen zu, dass ich ihr Freund sei und dass die Siegesgöttin Nike sie segnen würde – solch starke kluge Geschöpfe.
    Ich war davon überzeugt, dass Pferde intelligente Wesen waren und alles verstanden, was man ihnen sagte.


    Dann wandte ich mich zu Timon: „ Zeig mir den Wagen“, befahl ich ihm, er zog ihn an der Deichsel hervor, und ich betrachtete das Gefährt von allen Seiten.


    Dann schlüpfte ich aus meinen Holzpantinen, sprang oben auf und ertastete mit meinen bloßen Füßen die Achse. Der currus federte gut, aber er war zu schwer. Zu viel Schmuck, dachte ich, er scheint mehr ein Triumph- als ein Rennwagen zu sein.


    Also befahl ich: „Bis morgen sollten alle Ornamente und Verzierungen abgehauen und abgeschliffen werden, dann wird es gehen.“
    Ich nahm an, dass sich Tiberios als Maiordomus für die Sachbeschädigung zu verantworten hatte und fügte hinzu: „Selbstverständlich werde ich Stella den Wagen ersetzen. Aber sein Gewicht muss so leicht wie möglich sein, wenn ich beim Oktoberpferd eine Chance haben will.“
    Denn mittlerweile hatte ich mir in den Kopf gesetzt, an dem Wagenrennen teilzunehmen.


    Timon verschwand und kehrte mit einem Hammer zurück: „Tritt ein wenig beiseite, Dominus!“, sagte er nur.
    Den Burschen lobte ich mir.


    Meine nächste Anweisung lautete, mir gleich am Morgen den Hengst und Malachit, der mir kräftiger erschien als sein Mit-Wallach, anzuspannen, dann würde ich Richtung Ostia fahren, um zu trainieren und ein Gefühl für diesen Zweispänner und die furischen Pferde zu bekommen.
    ( Das letzte private Wagenrennen hatte ich in Alexandria bestritten, unter einer rotgoldenen aufgehenden Sonne in die Wüste hinein; die entzückende Damaris warf das weiße Tuch zum Start in den Sand…)


    Mein dritter Befehl für den heutigen Tag war, dass Andreas mir mein Bettzeug auf das Stroh im Stall richten sollte.
    Vermutlich dachte Tiberios nun, ich sei höchst exzentrisch. Aber ich wollte nur, dass die Pferde meine Freunde und mir blindlings vertrauen würden, daher fand ich es am besten, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen.

  • Tiberios jedoch nickte nur; Befehl war Befehl. Nur bei der morgigen Trainingsfahrt wagte er einen Einwand:
    „Bitte Dominus Saturninus, fahr nicht alleine!“, sagte er:
    „Wenn du stürzt oder sonst etwas geschieht, wärst du völlig auf dich gestellt.“
    Er erinnerte sich daran, wie viel Spaß es gemacht hatte, seinen früheren dominus Philus im Zweispänner zu begleiten, aber für ein Renntraining konnte man den currus nicht mit zwei Personen besetzen, daher schlug er vor:
    „Timon könnte auf Marinel als Leibwächter hinter dir her reiten.“

  • Der Vorschlag von Tiberios schien mir vernünftig, und ich stimmte zu. Ich würde den Stallburschen Timon zum Training mitnehmen.
    Da kam mein Cubicularius Andreas auch schon mit den Laken und Decken angestapft und richtete mir ein bequemes Lager auf einem Haufen duftenden Strohs. Gute Nacht, bis Morgen.

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!