Es war alles bereit für die Audienz des ehemaligen Prätors mit dem Augustus.
Jener Augustus war durchaus gespannt auf diese Begegnung. Der gestandene Staatsmann Octavius Victor war nicht nur Prätor gewesen, sondern auch Praefectus Urbi. Und doch lebte er seit einiger Zeit eher zurückgezogen. Während er also das prächtige Wandgemälde betrachtete sann er darüber nach, wie es wohl war zurückgezogen zu leben. So sehr es ihn manchmal reizte, einfach mal nach Südlusitanien abzuhauen, stand der Augustus doch immer im grellen Licht, egal wo er war. Und wenn er ehrlich war, wollte er es am Ende doch nicht anders haben.
Cubiculum Phoenicis - Audienz für G. Octavius Victor
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Dem Miles der Prätorianer folgend, der sie vom Tor hierher geführt hatte, stoppte Victor kurz vor der Tür zum Raum und ließ den ihn begleitenden Sklaven, die Restaurationsarbeiten am Sitz seiner Toga durchführen für die er mitgenommen wurde. So eitel, das auch war, so sehr war es ja auch eine Frage der Selbstachtung und des Respekts nur im makellosen Erscheinungsbild vor den Kaiser zu treten.
Nachdem der Teil erledigt war, trat der Octavier in den Raum und schritt auf den, zu seiner Überraschung schon anwesenden, Augustus zu. In angemessener Entfernung blieb er dann stehen und hob seine Hand zum Gruß. "Salve Augustus! Ich danke dir für deine Einladung. Welchem Umstand verdanke ich die Ehre, hier sein zu dürfen?" Innerlich war Victor natürlich immer noch verwundert, was den Aquilier dazu gebracht hatte ihn zu einer Audienz einzuladen, aber äußerlich versuchte er schon den Anschein zu erwecken, ziemlich entspannt und allenfalls respektvoll interessiert zu erscheinen.
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Der Mann kam direkt zur Sache. Hervorragend, denn genau das suchte der Princeps hier für seine Zwecke. Und die Verwunderung des Octaviers war natürlich nicht ganz ungerechtfertigt. Jahrelang hatte man ihn in seiner Casa in Ruhe gelassen und nun zitierte der Kaiser ihn in den Palast. Trotzdem war Octavius Victor der Mann, den er brauchte, davon war der Augustus überzeugt.
"Salve, Octavius Victor. Ich danke dir, dass du gekommen bist. Der Umstand nach dem du fragst, ist folgender: Du hast vielleicht von den Morden an den Mitgliedern der Iulier gehört?"
Der Augustus schüttelte bedrückt den Kopf. Er konnte es immer noch nicht ganz begreifen, wie der Pöbel so dreist hatte sein können, einen Amtsträger des römischen Gemeinwesens auf offener Straße hinzurichten.
"Die Sache ist die, dass diese Vorkommnisse mir gezeigt haben, dass ich einen erfahrenen Mann mit Rang und Ansehen brauche, der mir dabei hilft Ordnung und Sicherheit in dieser Stadt zu gewährleisten. Mit anderen Worten: Ich brauche einen Praefectus Urbi und ich hätte gerne dich in dieser Position. Du hast dieses Amt schon einmal ausgefüllt und verfügst also in jedem Fall über die notwendige Erfahrung und als ehemaliger Prätor auch über das das nötige Ansehen und die nötige Autorität."
Darüber hinaus konnte der Octavier auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz bei den städtischen Kohorten zurück blicken.
"Deswegen würde ich dich bitten, aus deiner wohlverdienten Mußezeit dich wieder aktiv in den Dienst des Gemeinwesens zu stellen."
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Ups, hatte er eventuell zu Beginn erst noch etwas Smalltalk mit dem Augustus führen sollen? Vermutlich ja, aber offensichtlich schien der Aquilier nicht allzu sehr verärgert darüber zu sein, nicht erst ein paar Worte über das Wetter und den Gesundheitszustand des jeweiligen Gegenübers zu verlieren, bevor sie direkt in das Gespräch einstiegen. Und was für ein Einstieg das war, wo der Princeps sofort nach Morden fragte. "Ja, in der Tat. Gehört habe ich davon, Augustus." Womit das nähere Wissen von Victor über diese Taten auch schon erschöpft war. Wahrscheinlich hätte er Maro auch danach fragen sollen, bei ihrer Unterhaltung in der Casa Octavia neulich. Hoffentlich fragte der Kaiser jetzt nicht nach irgendwelchen Empfehlungen dies betreffend, denn das wäre für Victor vermutlich etwas peinlich geworden.
Allerdings fragte der Aquilier nicht nach einer Empfehlung, sondern bot dem octavischen Senator den Posten des Praefectus Urbi an. Victor musste sich zusammenreißen, um nicht in ein annähernd hysterisches Kichern auszubrechen. Was für ein Spiel der Götter, wo er doch auch gerade erst gegenüber seinem jüngeren Verwandten, mehr oder weniger im Scherz, erwähnt hatte, dass er sich immer noch sehr für diesen Posten interessierte. Jetzt musste sich Victor aber erstmal sammeln, damit er nicht bei seiner Erwiderung klang wie ein zehnjähriges Mädchen beim Spielzeughändler. Er konnte nur hoffen, dass der Kaiser das kurze Stocken als Moment der ernsten Besinnung auffasste und nicht als unsicheres Zögern.
"Mein Princeps, ich danke dir für die Ehre, dass du mich für diesen Posten in Betracht ziehst. Und ich danke dir auch für das Vertrauen, dass du in mich zeigst, wo wir uns doch persönlich kaum kennen." Also definitiv war Victor jetzt immer noch überrascht, aber nicht mehr wegen der Ungewissheit, was ihn hier beim Augustus erwarten würde, sondern warum er wirklich gerade ihn für den Posten haben wollte. "Natürlich diene ich aber ohne zu zögern gerne Rom und dir als Praefectus Urbi, wenn dein Ruf dazu erfolgt." So sehr er sich vielleicht auch fragte, warum die Entscheidung gerade auf ihn gefallen war, aber Victor wäre ja schön blöd gewesen, hier und jetzt nein zu dem Angebot zu sagen. Weshalb am Ende auch den Kaiser direkt ansah und nichts anderes in seiner Stimme zu vernehmen war, als Entschlossenheit. "Ich werde mit Freuden alles in meiner Kraft tun, um die Sicherheit in der Urbs aeterna zu garantieren und dein Vertrauen nicht zu enttäuschen!"
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"Hervorragend. Mein Ruf dazu erfolgt in der Tat. Ich werde es direkt veranlassen."
Der Augustus kratzte sich am Kopf. "Diese Stadt braucht eine firme Hand und einen unverbrauchten Blick, der trotzdem weiß, wonach er schauen muss. Du erfüllst diese Voraussetzungen, da du nicht, wie sagt man betriebsblind auf die ganze Situations schaust, aber trotzdem schon mit der Aufgabe vertraut bist. Nicht viele bringen diese Voraussetzungen mit." meinte er mit einem aufmunterndem Lächeln.
"Du kannst direkt das Kommando übernehmen, sobald die Urkunde ausgestellt wird."
Der Princeps dachte noch einen kurzen Moment nach und kam dann zu dem Schluss: "Ich denke, das wäre dann auch schon alles. Du weißt, was du zu tun hast. Hilf mir diese Stadt in Ordnung zu halten. Ich werde auch den Praefectus Praetorio Heius Vibulanus anweisen, dich in die Lagedetails einzuweisen, wenn du dies wünschst. Die nächste kriminelle Untergrundbande, der nächste Aufstand, die nächste Krise kommt bestimmt, Praefectus"
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