Diocles.

  • Zitat

    Original von Awidan


    Ich hatte Neu- Diocles bei mir und drehte mich um. Wo war Tiberios? Bestimmt redete er mit irgendjemandem, den er entweder kannte oder gerade kennen lernte.
    "TIBERIOS!" , rief ich nach ihm. Da sah ich ihn schon mit einem Mann in ein Gespräch vertieft. Ich fasste den Kerl näher ins Auge. Sah nicht aus wie ein Römer, eher wie ein Peregrinus.
    Ich näherte mich also und fragte etwas ungehalten:
    "Du da, warum hälst du meinen Sklaven von seinem Dienst ab? Um was geht es?"


    Zitat

    Kalypso


    Das in der Zwischenzeit wohl auch Diocles auf eine alte Freundin treffen würde, hatte ich noch nicht bemerkt.
    Die Dienerschaft war allzu gut vernetzt, fürchtete ich, die kannten sich alle untereinander. Eine wahre Schattenarmee.
    Wie fast alle meiner Mitbürger fürchtete ich das Aufkommen eines Sklavenaufstandes und ich fragte mich, ob man diese Kontakte nicht generell unterbinden sollte. Vielleicht konnte man da etwas über die Gesetze machen. Ich würde Tiberius Valerius Flaccus danach fragen.

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Noch hatte ich keine rechte Antwort erhalten, wann die Lehrstunden denn beginnen würde, doch ich war bereits jetzt schon begierig darauf. Wohl aus der Not heraus, denn immerhin war ich einmal mehr kurz davor eine Dummheit zu begehen, die sich aber bereits rettungslos in meinem Kopf fest setzte. Doch weiter im Nachdenken oder im Warten auf einen rechten Termin kam ich nicht, denn der junge Mann mir gegenüber wurde auch schon gerufen. Tiberios hieß er also und wie sein Dominus klang, würde er sich gerade Ärger einhandeln mit seinem Tun. Auch ich hatte nun die Blicke in die Richtung des Römers gewendet, der mich ebenso zu bemustern schien. Dann sprach er mich auch an unter der Frage, warum ich seinen Sklaven von seinem Dienst abhalten würde.
    Unwillkürlich wich ich nun leicht zurück, auch wenn ich barsche Worte ja durchaus gewohnt war. Allerdings war ich auch gewohnt, dass diese ab und an auch noch ein wenig Beiwerk besaßen. Ohrfeigen zum Beispiel oder anderes rüdes Benehmen.


    “Oh..ich… verzeih‘, Herr…,“ gab ich dabei von mir. Es waren lang trainierte Worte, die ich schon reflexartig von mir gab, bei Ansprachen dieser Art und über die ich auch gar nicht nachdenken musste. “Ich wollte deinen Sklaven von nichts abhalten….,“ erklärte ich dann schnell. “Er hat einen Apfel bei mir erworben für deinen neuen Sklaven!“ Ich deutete kurz auf Diocles, schaute diesen auch noch einmal flüchtig an, ehe ich weiter sprach: “...weil er doch sicherlich Hunger hat und da kamen wir dazu einige Worte zu wechseln… in einer philosophischen Angelegenheit!“ Ich atmete tief durch, was eben eine Angewohntheit war und lächelte dann leicht unbeholfen Tiberios zu. Es war besser nun nicht mehr preis zu geben. Wo Ärger war, war meistens noch viel mehr davon. Wie in einem Lagerhaus, in dem es meistens ja auch nicht bei einem Sack Ware blieb.

  • Tiberios nickte bei jedem Wort, das Awidan sagte. Schließlich war es seine Pflicht als Maiordomus, sich um das Wohlergehen der Mitsklaven zu kümmern, und Diocles gehörte seit dieser Stunde auch dazu:

    "Ich war mir sicher, in deinem Sinne und zum Wohl deines Eigentums zu handeln, Dominus Saturninus", sprach er mit einer kleinen Verbeugung.

  • Philosophische Angelegenheit? Das interessierte mich jetzt doch. Den Griechen konnte man nicht einmal einen Apfel kaufen schicken, ohne dass er daraus ein symposion machte. (Und ich hatte ihn nicht geschickt, aber das hatte ich schon wieder vergessen). Ich nahm Tiberios den Apfel ab und drückte ihn Diocles in die Hand.

    Nun schaute ich auch den Mann vor mir genauer an. Vielleicht war er gar kein Müßiggänger, wie ich zunächst geglaubt hatte, sondern ein ernsthafter junger Peregrinus, der zum Studium nach Roma gekommen war.

    Aber auch ich hatte ja in Athen und Alexandria studiert, da kam er also an den Richtigen:

    "Die Suche nach Weisheit ist immer ehrenwert.", sprach ich (oder so ähnlich): "Um welche philosophischen Fragen ging es denn, mein Freund?"

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Münzen wechselten den Besitzer. Dies konnte nur eines bedeuten. Diocles hatte einen neuen Besitzer gefunden. Einen Dominus der ihn wohlwollend behandelte? Ob dieser Gedanken furchte sich die Stirn der Thrakerin. Allzu gerne würde sie sich näher schleichen, um Diocles von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Um herauszufinden welcher Gentes sein neuer Dominus angehörte. Vielleicht kannte der Octavier den neuen Dominus des Thrakers? Sie würde ihren Dominus diesbezüglich befragen. Auch wenn sie sich noch keine Strategie zurecht gelegt hatte, wieso sie dies wissen wollte. Hm. Da würden ihr bestimmt später die passenden Worte einfallen.


    Und während sich Kalypso enger gegen eine der hölzernen Bretterwände presste, spürte sie wie ihr Herz lautstark in ihrer Brust pochte. Zum Glück herrschte mittlerweile viel zu viel Trubel, sodass man die octavische Sklavin keines weiteren Blickes würdigte. Während ihre Gedanken wie eine wilde Pferdeherde durch ihren Kopf galoppierten, als sie sich langsam von der Bretterwand löste und Diocles aus dem Augenwinkel einen raschen Blick entgegen warf.


    Dies war vielleicht ihre letzte Chance mit dem Thraker Kontakt aufzunehmen. Und so näherte sich die junge Frau dem thrakischen Sklaven und den Männern die sich in seiner unmittelbaren Nähe befanden. Wobei ihr Blick einzig dem Dunkelhaarigen galt.

  • Diocles war dankbar, als sei neuer Dominus ihm einen Apfel schenkte, denn er war tatsächlich durstig und hungrig.

    "Ich danke dir, Dominus", sagte er mit einer leichten Neigung des Kopfes. Da er die Frucht in der Hand hielt, durfte er sie bestimmt verzehren und so biss er herzhaft in das säuerliche Fruchtfleisch.

    Sein neuer Herr unterhielt sich währendessen mit dem Maiordomus und dem Apfelhändler.


    So nutzte Diocles die Gelegenheit, sich umzuschauen. War das nicht Kalypso gewesen? Thrakerin wie er, auf dem zentralen Sklavenmarkt auf Delos gelandet. Sie waren nebeneinander gekettet gewesen, und als ihnen Brotstücke zugeworfen wurden, war er nicht schnell genug gewesen und hatte nichts abgekommen. Aber Kalypso hatte sich schnell und wendig bewegt und ihm schließlich was von ihrer Beute abgegeben. Sie war eine Kämpferin oder so etwas.

    Und nun war sie in Roma wie er und offensichtlich keine Gladiatorin geworden, sondern Sklavin in einem Haushalt. Das erkannte Diocles an ihrer Kleidung.

    Leider war sie aber wieder verschwunden. Oder?

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • “Diocles.


    War abermals Kalypsos Stimme zu vernehmen. Als sie sich dann doch wieder hinter einem der Verkaufsstände duckte. Es wäre zu auffällig gewesen wenn sie sich einfach so dem Sklavenpodest genähert hätte.


    Und so würde die Thrakerin abwarten und vermutlich ihre Chance vertun, Diocles noch einmal zu sehen. Dabei war Kalypso alles andere als ein Hasenfuß. Mitnichten. Und so straffte sie schließlich ihre Schultern, erhob sich aus ihrer geduckten Position und näherte sich dann doch dem Sklavenpodest.


    Als wäre es gestern gewesen, sah Kalypso vor ihrem inneren Auge wie sie mit ihm das karge Brot teilte. Und dann verloren sie sich aus den Augen. Um sich ausgerechnet hier in der Urbs Arterna wieder zu begegnen.


    “Verzeiht domini. Aber ich kenne diesen Mann und...“


    Unschlüssig biss sich die octavische Sklavin auf die Unterlippe. Als sie mit gesenkten Kopf vor Diocles neuem Besitzer und dessen Entourage verharrte.

  • Diocles legte den Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf, der Furius und der furische Maiordomus waren gerade so abgelenkt, dass sie ihn nicht beachteten, und er wollte nicht, dass Kalypso ihr Gespräch unterbrach.

    Aber dann glitt ein breites Lächeln über das gebräunte Gesicht des sklaven:

    "Kalypso, liebe Kalypso!", flüsterte er: "Wie gut das tut, dich zu sehen! Hast du es gut getroffen? Ich anscheinend auch, denn mein neuer Dominus ist nicht grausam...." Zum Beweis zeigte er ihr seinen Apfel.

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • Als sich Diocles Finger gegen seine Lippen presste, ließ die Thrakerin ihren Blick über das Gesicht des jungen Mannes gleiten. Und furchte kaum merklich ihre Stirn. Was genau wollte er ihr mit dieser Geste mitteilen? Das sie leise sein sollte? Dabei wollte die Thrakerin doch nur mit dem Neu-Sklave ein paar Worte wechseln und niemals das Gespräch des Römers und des jüngeren Mannes unterbrechen. Ob sie sich entschuldigen sollte? Aber dann würde man vermutlich direkt auf sie aufmerksam und würde ihr untersagen Kontakt zu dem Sklaven zu suchen.


    So biss sich Kalypso etwas unschlüssig auf die Unterlippe und knetete nervös ihre Hände. Bis sie das breite Lächeln auf Diocles sonnengebräuntem Gesicht entdeckte und ein Schmunzeln nicht länger verbergen konnte.


    “Mein Dominus ist Praefectus Urbis Gaius Octavius Victor.“


    Gab die Thrakerin den Namen ihres Dominus preis.


    “Mein Dominus ist ein viel beschäftigter Mann. Ich diene meinem Dominus als seine Leibwächterin.“


    Und dies bedeutete das sie meistens in seiner unmittelbaren Nähe verweilte. Außer er scheuchte sie davon. Wie am heutigen Tag.


    “Ich hoffe das wir uns nicht wieder aus den Augen verlieren Diocles.“


    Als er ihr den Apfel zeigte, lächelte Kalypso in Diocles Richtung.

  • "Ich glaube, dass mein neuer Dominus Saturninus heißt, zumindest hat ihn der Tiberios so angesprochen.", sagte Diocles, ohne die Lippen zu bewegen. Als Sklave oder Gefangener lernte man schnell, unauffällig zu bleiben. Saturninus und sein Maiordomus schienen sich mit diesem Peregrinus angeregt zu unterhalten und beachteten sie gar nicht:

    "Ich will dich nicht aus den Augen verlieren, du bist doch meine einzige Freundin hier.", sagte Diocles:

    "Ich schreibe dir an die Casa Octavia, sobald ich mich in meinen Dienst eingefunden habe. Ich hoffe, man ist zufrieden mit mir. Dieser Tiberios wollte vorhin so etwas von mir wissen wie mein Lieblingszitat. Ich kenne nur Amantes - Amentes: Liebende sind verrückt. Hast du denn eines, ein Lieblingszitat, meine ich?

    Er hielt ihr den Apfel hin:

    "Willst du mal abbeißen?"

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • “Saturninus sagtest du Diocles? Weißt du welcher Gens dein Dominus entstammt?“


    Erkundigte sich die Thrakerin mit einem fragenden Klang in ihrer Stimme und ließ ihren Blick mit einem warmen Löcheln auf Diocles ruhen.


    “Ich hätte nie gedacht das wir uns ausgerechnet in der Urbs Aeterna wieder begegnen. Wir dürfen uns nicht mehr aus den Augen verlieren. Wollen wir uns das versprechen Diocles?“


    Bei diesen Worten wurde Kalypsos Gesichtsausdruck ernst. Während ihr Herz bis zum Hals pochte. Ob er wusste wie es in ihrem innersten aussah? Das sie ihn vermisst hatte.


    “Du darfst deinen Dominus einfach nicht verärgern Diocles.“


    Schmunzelte Kalypso an den jungen Mann gewandt und ertappte sich dabei wie ihr Blick gar liebkosend über sein Gesicht glitt.


    “Hm. Ein Zitat? Ist dieser Tiberios etwa ein Gelehrter oder ein Paedagogus?“


    Entschlüpfte es neugierig den Lippen der octavischen Sklavin. Bevor sie ihre Stirn in Falten legte und nachzudenken schien.


    “In den Unterkünften wurde immer folgendes lamentiert - Praesis ut prosis, non ut imperes. Dies bedeutet 'Steh an der Spitze um zu dienen, nicht um zu herrschen'.“


    Dabei lächelte die Dunkelhaarige mit einem wehmütigen Glanz in ihren Augen. Und schüttelte ihren Kopf, als ihr der Apfel entgegen gestreckt wurde.

  • "Danke, Kalypso, du hast doch immer einen schlauen Spruch auf Lager.", sagte er:

    "Praesis ut prospis, non imperes, das merke ich mir, wenn ich nochmal nach einem Zitat gefragt werde."

    Er lehnte sich zu Kalypso und hob die Hand etwas vor den Mund: "Ich glaube einfach, dass dieser Tiberios ein Streber ist.", flüsterte er:

    "Aber bösartig wohl nicht, sonst hätte er mir den Apfel nicht gegeben."

    Diocles verzehrte ihn ganz, mit Gehäuse und Kernen und leckte sich die Finger ab:

    "Ich will dich auch nicht aus den Augen verlieren, da ich dich gerade wieder gefunden habe.", meinte er: "Mein neuer Dominus ist ein Furius. Nie gehört. Wie sind die so?"

    Da Kalypso wohl schon länger in Rom war, wusste sie vielleicht etwas mehr.

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • “Einen schlauen Spruch auf Lager? Oh nein Diocles. Aber wenn du tagein und tagaus immer wieder diesen Spruch hörst, dann merkst du ihn dir irgendwann.“


    Schmunzelte die Thrakerin und neigte ihren Kopf kaum merklich auf die Seite. Dabei schielte sie aus dem Augenwinkel in Richtung des Römers und dem gelockten Maiordomus. Doch die beiden schienen noch immer in das Gespräch mit dem anderen Kerl vertieft zu sein. So konnte sich die octavische Sklavin weiterhin in ungezwungener Manier mit Diocles unterhalten.


    “Hm. Ein Streber? Nur weil er dich mit Zitaten beeindruckt hatte? Bist du wirklich so leicht zu beeindrucken Diocles?“


    Schmunzelte die Thrakerin. Beugte sich unwillkürlich näher und knuffte Diocles ungesehen in die Seite. Hoffentlich hatte dies nun wirklich niemand bemerkt.


    “Wir werden uns nicht aus den Augen verlieren. Versprochen. Ich werde meinen Dominus fragen ob er mir etwas über deinen Dominus berichten kann. Und vielleicht, sehen wir uns bei einer gemeinsamen Cena unserer domini.“


    Schmunzelte die Thrakerin in Diocles Richtung.

  • "Er hat mich nicht mit Zitaten beeindruckt, er wollte eines von mir haben.", flüsterte Diocles: "Und ich hatte einfach ein Brett vor dem Kopf und mir fiel nichts ein. außer meinem Lieblingsspruch: Meum propositum est in taberna mori. Aber das konnte ich nicht bringen, war gerade völlig unpassend. Ja, ich wäre wirklich froh, wenn wir uns wieder sehen."

    Er hatte Angst, dass sein neuer Dominus zu ihm hersehen und sein Gespräch mit der jungen Frau missbilligen würde, daher schwieg er dann. Nur seine braunen Augen lagen flehend auf Kalypso. Wenn sie verschwand, würde er niemanden mehr kennen.


    Sim-Off:

    Mein Wunsch ist es, in einer Kneipe zu sterben

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • Am liebsten hätte Kalypso ihre Hände ausgestreckt und ihre Finger an Diocles Wangen geschmiegt. Dann hätte sie zärtlich über seine Wange gestreichelt und zugleich tief in die Augen des Dunkelhaarigen geblickt.


    Dies jedoch war nicht möglich. Da jeden Augenblick der Furier und seine Entourage herübersehen oder was noch viel schlimmer wäre, zu ihnen herüber kommen könnten. So blieb der Thrakerin nichts anderes übrig, als ihren Blick ein weiteres mal zärtlich über das Gesicht des jungen Mannes gleiten zu lassen.


    “Nachdem ich jetzt weiß wer dein Dominis ist. Wird es nicht so schwer sein, seinen vollständigen Namen herauszubekommen. Und dann werde ich dein neues zu Hause ebenso leicht ermitteln können Diocles.“


    Der junge Mann brauchte sich wirklich keine Gedanken und Sorgen machen.


    “Ich werde aus der Ferne über dich wachen.“


    Bei der Nennung seines Zitates schüttelte die Thrakerin kaum merklich ihren Kopf. Konnte jedoch nicht verhindern das ihre Lippen von einem feinen Lächeln umspielt wurden.

  • Diocles schaute Kalypso sehnsüchtig nach. ihr stolzer, federnder Gang gefiel ihr. Sie würde über ihn wachen. Sie war eine Löwin.

    Er hoffte auch, dass er sie wieder sehen konnte.

    Etwas ungeduldig sah er zu seinem neuen Dominus. Hatte der ihn vergessen?

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • Nun hier mehr oder weniger in meiner dürftigen Wissenschaft ertappt worden zu sein, trieb nun doch ein wenig Schamesröte auf die Wangen,
    denn schließlich hatte ich ja wohl im Vergleich zu diesem Tiberios im Grunde genommen keine Ahnung von Nichts. Sicherlich könnte man
    auch aus diesem Umstand philosphisch etwas machen, nun spontan wollte mir dazu natürlich überhaupt nichts einfallen. Also schaute ich nun
    erst einmal zu, wie der fremde Dominus seinem neuen Sklaven den Apfel in die Hand drückte. Dann achtete ich nicht mehr auf diesen, denn
    immerhin hatte ja mein eigenes Leben, um das ich mich kümmern musste. Und eben auch meine ureigenen Fragen, die ich an dieser
    Stelle kaum beantworten konnte. Während also dieser Tiberios noch meinte, im Sinne seines Herrn gehandelt zu haben, räusperte ich mich
    also und lächelte nun wieder. Natürlich in der Hoffnung, dass gerade dieses Lächeln auch ein wenig Selbstsicherheit ausstrahlte.
    Wahrscheinlich würde es aber recht frech rüber kommen, das war mir eben so eigen und ich konnte daran kaum etwas machen.


    “Ich… bin ja auch ein ehrenwerter Skl… Mensch, edler Herr!“, entkam es mir, noch ehe ich wirklich über meine Worte hatte
    nachdenken können. Über die nächsten Worte dachte ich im Übrigen auch nicht nach. Sie flossen einfach so dahin. “Und
    es handelte sich um die Frage der Seelenwanderung nach Plato…,“
    gab ich obendrein bekannt. “Wie es der Zufall wollte, kam ich nämlich in die Situation mit jemanden darüber zu unterhalten und nun habe ich natürlich die ein oder andere Frage und dein Sklave war so freundlich, mir dabei ein
    bisschen Hilfestellung anzubieten!“
    Aber nicht, dass ich hier noch als der Dummerjahn dastand, der ich im Grunde natürlich
    war. Nur ganz so offen brauchte ich das ja auch gar nicht zu kommunzieren. “Ich wollte ihn nicht aufhalten!“ Gewiss nicht. Immerhin hatte Meister Awidanos noch etwas vor. Zu Dominus Selenus gehen, zum Beispiel und ihm berichten. Das würde ich wohl müssen. Oder nicht?

  • Auch ich stand ja einer gewissen Bildung nahe, auch wenn mein Dienst oft eher dem Dionysos anstatt Athene gegolten hatte und zitierte daher Platon aus Menon oder vielmehr die Worte, die er Sokrates in den Mund legte:

    " Wenn nun von jeher immer die Wahrheit von allem, was ist, der Seele einwohnt,so wäre ja die Seele unsterblich.*

    Das ist ein fesselndes Thema, peregriner Freund. In Phaidon nimmt Platon an, dass sich Tod und Leben abwechseln so wie sich Schlaf und Wachzustand abwechseln.

    Aber auch wenn Platon seine Anamnesis durch das Befragen eines jungen Sklaven bewiesen hat, ist doch der Sklavenmarkt kein angenehmer Ort für ein philosophisches Gespräch. Ich schlage daher Morgen zur hora octa die Taberna Apicia vor."

    Ich warf einen kurzen Blick zu Tiberios hinüber, der ja auch pädagogische Ambitionen hatte, soviel ich wusste. Es fiel mir jedoch gar nicht ein, mich mit ihm zu messen; ich war der Dominus und hatte den Fall übernommen:

    " Ich bin übrigens Aulus Furius Saturninus und wie heißt Du?"


    Sim-Off:

    Platons Dialog Menôn, 79e-86c

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • "Oh, aber ja!", bestätigte ich die Worte des Römers und nickte eifrig zu allen weiteren. Das musste wirklich mein Glückstag sein. Zuerst hatte Dominus Selenus gute Laune gehabt und ich durfte einen Auftrag für ihn erledigen, wenn auch nur einen klitzekleinen Botengang, dann wollte mich eine junge Dame kaufen und nun hatte ich Geld für einen geschenkten Apfel bekommen und die Aussicht, einen Lehrmeister für die Weisheitsliebe zu finden. Obendrein war ich nicht verprügelt worden! Und so weit ich das beeinflussen konnte, sollte derartiges auch heute nicht stattfinden. Also würde ich aufpassen müssen, was ich hier nun erzählte und tat, auch wenn ich nun wirklich nichts verbrochen hatte, außer, dass ich völlig unwissend über fast alles war, was der Mann mir nun kund tat. "Ja, die Anamnesis ist immer eine... zweischneidige Angelegenheit...," erklärte ich halblaut und etwas nuschelnd, wobei ich mir meine Blöße in dieser Wissenfrage ja auch gar nicht so völlig anmerken lassen wollte. Dann aber widerfuhr mir doch ein Schreck.


    Der Römer wollte das Ganze hier fortsetzen? Meine Augen weiteten sich einen Moment und schluckte schwer, doch hoffentlich unauffällig genug, ehe ich nickte. Bedächtig und leich skeptisch zwar, aber immerhin. "...die Hora Octa...", nuschelte ich weiter und überlegte fieberhaft, ob zu diesem Termin nicht schon etwas anderes geplant war. Von mir oder Dominus Selenus, doch hatte ich ja auch das Glück, im Moment viel Freizeit genießen zu dürfen. Wegen der gebrochenen und heilenden Rippe ja auch und dem blauen Auge, das man noch seinen Grundzügen wohl erkennen konnte. "Das könnte gehen...," gab ich wage bekannt und kratzte mich am Kopf. Offenbar hielt mich der Mann, der Aulus Furius Saturninus hießt, wohl für einen Peregrinen. Aber dass ich ein Sklave war, stand mir ja nicht ins Gesicht geschrieben und besondere Merkmale trug ich ja auch nicht mit mir herum. Furius,... Furius...Fuuurius... Das sagte mir rein gar nichts und ich kannte diesen Furier auch nicht. Im Lupanar war er wohl auch noch gewesen und diese Zeiten waren für mich ja nun auch vorbei. "Dann treffen wir uns dort!", gab ich nun kurzentschlossen bekannt. Angenommen, die junge Dame würde mich wirklich kaufen, so wäre es doch gut, sich wenigstens ein bisschen Elementarwissen anzueigenen.


    Über Platon und was man sonst noch so brauchte. In meinem Falle vor allem mal wieder Glück. Jede Menge davon, doch offenbar war mir Fortuna nach wie vor hold. So schlecht sah ich ja auch nicht aus und ein übler Mensch war ich nicht. Aber keine Ahnung, auf was die römischen Götter so achteten. So lange es eben lief, war das ja auch nicht wichtig, auch wenn ich wirklich in der nächsten Zeit mal ein kleines Opfer bringen konnte. Eine Taube... oder was man dabei so brauchte. Nicht einmal das wusste ich... Es war zum Verzweifeln!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!