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Lucius Valerius Maximus stand unter dem Eingang des Hauptgebäudes mit einer Tabula in der Hand, die ihm Adalheidis hatte zukommen lassen.
Etwas wunderte er sich über den Absender. Wie kam Adalheidis bitte an die Germanicer? Wie war es möglich, dass sie bei ihnen wohnte?
Aber bei Adalheidis überraschte ihn nichts wirklich, und deshalb überflog er die Nachricht.
Er las ihre grobe ungelenke Schrift, und eine steile Falte zog sich über seine Stirn, wobei er keinen Zweifel an den Worten seiner ehemaligen villica hatte:
Adalheidis
Casa Germanica
Mogontiacum
Lucius Valerius Maximus
Villa Rustica Valeria
Civitas Aquensis
Agri Decumates
Adalheidis grüßt Lucius mit all dem segen.
Es geht ihr nicht gut Ein fremder gott legt hand auf sie Entscheide was wir tun.
Fremder Gott, pah, die Stirnfalte wurde, wenn das überhaupt möglich war, tiefer. Die kleine Valeria war die einzige Tochter. Wer weiß, in welche Schwärmereien sie mit ihrem kindlichen Verstand verfallen war?! In Roma gab es nichts, was es nicht gab: Etwas Orientalisches gefällig? Unter anderem Isis und Kybele boten sich an. Oder gar die christiani, die sich wie eine Plage im Reich ausbreiteten, selbst in Mogi rotteten sie sich zusammen und bliesen Sklaven und Barbaren Unsinn ins Hirn.
Da hatten wohlhabende Dämchen auch gleich den Nervenkitzel des Unerlaubten. Und war es nicht modernus, plötzlich sein Herz für Notleidende zu entdecken.....
Eine Nachricht über eine anstehende Hochzeit oder zumindest einen ernsthaften Bewerber lagen auch nicht vor. Unfähigkeit, wohin man blickte....
Ein etwas schlechtes Gewissen hatte Lucius. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, seine Tochter hier abgelegen von einer germanischen Liberta erziehen zu lassen. Er hatte gehofft, die bäuerliche Erziehung würde Maximilla vor derlei Unsinn bewahren.
Aber wenn sie schon nicht in der Lage war, einen der Familienehre angemessenen Mann zu präsentieren: Vor fremden Göttern würde er, Lucius, sie eigenhändig bewahren.
Es ging für ihn nichts über die via romana. Ein Leben in Entsagung und im Dienst der Götter konnte Valeria Maximilla auch auf traditionelle Weise führen.
Auch das war ehrenvoll für die Gens.
Es war entschieden. Factum.
Es waren zwei Briefe, die Lucius Valerius Maximus einem seiner germanischen Landarbeiter mitgab und ihm auftrug, sie nach Mogontiacum zu Adalheidis in die Villa Germanica zu bringen.