Caesareas dufter Viri - Kunde Zmertorix

  • Das Geschäft "Caesareas dufter Viri"



    Im Luxusgeschäft "Zum duften Viri" bleiben keine Einkaufswünsche für die gehobene Kundschaft offen. Ob betörende Düfte in Form von Parfüms und Räucherwerk, Kosmetik, Pflegeprodukte, Schmuck und modische Accessoires wie Seidentücher und Perücken machen den Einkauf zu einem ganz besonderen Erlebnis.


    Beratung rund um Schönheit und Gesundheit wird bei uns großgeschrieben. Jünger aussehen? Mit uns kein Problem. Haarwuchs erwünscht? Oder einzudämmen? Auch hierfür bieten wir vielfältige Lösungen.


    Ferner kann die edle Kundschaft hier ganz besondere Sklaven erwerben, die den gehobenen Bedürfnisse entsprechen. Von der geübten Kosmetikerin, die ihre Herrin mit entsprechenden Produkten hervorragend zur Geltung zu bringen weiß, bis hin zur Friseuse die sich der edlen Haarpracht der Hausdame annimmt. Gleich ob ihres echten Haares oder wundervollen Perücken.


    Selbstverständlich sind auch Sklaven für den Herrn des Hauses im Angebot.


    Fähigkeiten, Fleiß und Gehorsam machen noch lange keinen guten Sklaven aus. Unsere Odalisken überzeugen zudem durch ihr hervorragendes Aussehen, dass die Schönheit der neuen Besitzer unterstreicht.


    Jetzt ist der "dufte Viri" endlich auch in Cappadocia zu finden und zwar in Caesarea!


    Besucht uns noch heute, alles andere würdet Ihr bereuen. Denn wer möchte sich nicht fürstlich kleiden oder duften?

    Wir erwarten Euch!



    ****

  • Zwei staubige und eisige Wochen war Zmertorix unterwegs gewesen. Bei Freunden seiner Familie hatte er sich zwei Maultiere geborgt, welche er beim Rückweg wieder vorbeizubringen gedachte. Auf einem ritt er, das andere trug sein Gepäck. Cimber hatte Sorgen geäußert, dass ihm etwas geschehen konnte, was Zmertorix immer noch ein Lächeln auf die Lippen zauberte.


    Natürlich war es nicht ungefährlich, allein in Zmertorix´ Aufzug durch die kappadokische Hochlandsteppe zu reiten, doch Zmertorix wusste, wo die üblichen Nomadenrouten verliefen, wie man sich Händlerkarawanen anschloss, wo die Räuber oft ihre Nester bezogen und wo man gefahrlos reiten konnte, weil die Wege gesichert waren, zu weit abseits lagen oder weil der Name seines Vaters hier etwas galt. Mit einer winzigen Räuberbande hielt er sogar einen Plausch, weil diese es nur auf große Beute abgesehen hatte (sehr ambitioniert für solch ein Trüppchen), ein Ereignis, welches er Cimber besser verschweigen würde.


    Nun aber freute Zmertorix sich darauf, den gepriesenen Duften Viri auszuprobieren. Die Maultiere band er draußen an, raffte seine wallenden, sehr verstaubten Reisegewänder und klopfte.

  • Ein junger Sklave öffnete die Tür und empfing Zmertorix mit einem derart herzlichen Lächeln, dass ihm warm ums Herz wurde. Der junge Mann lächelte so, als wäre Zmertorix ein lange vermisster Verwandter, den er endlich wiedergefunden hatte.


    "Komm nur herein, Du siehst erschöpft von Deiner langen Reise aus. Im duften Viri wird nicht nur die Müdigkeit und Erschöpfung aus Deinen Knochen getrieben, sondern auch Deine Sinne aufs Äußerste verwöhnt. Ich bin Soranus und nehme mich Deiner an. Folge mir Herr, Du wirst vorher mit dem edlen Viri sprechen der für all Deine Wünsche, Sehnsüchte, Probleme ein offenes Ohr und eine Lösung hat. Nur zu, keine falsche Scheu", sagte der junge Mann und schritt mit wenigen Schritten vor Zmertorix einher. Fern genug um nicht aufdringlich zu wirken, aber dennoch nah genug, damit sich Zmer angenommen und wohl fühlte.


    Soranus warf Zmertorix über die Schulter einen freundlichen Blick zu, so dass seine langen Haare wippten und führte ihn zu einen Mann mit gewaltiger Leibesfülle. Braunes Haar und ebensolche Augen begrüßten Zmertorix. Die Pausbacken seines Gastgebers erstrahlten im leichten Rot, als sich dieser Zmertorix annahm. Viri schwebte förmlich zu seinem neuen Kunden herüber. Wie immer es dieser füllige Mann schaffte, derart leichtfüßig über den Boden zu schreiten, es gelang ihm und dies mit ausgesprochener Eleganz.


    "Willkommen im duften Viri Caesarea. Was dürfen wir für Dich tun mein Freund?", fragte Viridomarus mit gütigem Lächeln und seine Pausbacken strafften sich.

  • Der erste Eindruck stimmte Zmertorix optimistisch. Viridomarus schaffte es, sich trotz seiner Leibesfülle elegant und leichtfüßig zu inszenieren. So mochte er auch andere Gegensätze harmonisch miteinander verbinden können. Für nichts Geringeres war Zmertorix hier. Die sympathische Ausstrahlung von Viridomarus und seinem Sklaven trug ihr Übriges dazu bei, dass Zmertorix sich in professionellen Händen wähnte, denen er beruhigt sein Äußeres anvertrauen konnte.


    "Chaire, guter Mann. Dein Ruf war es, der mich hierher brachte, um mich selbst davon zu überzeugen, dass du deine Kunst in jenem außerordentlichen Maße beherrschst, wie man es erzählt."


    Er blickte sich um. Niemand außer den Sklaven war hier, was ihm entgegenkam, denn er wünschte Privatsphäre in dieser Angelegenheit. Als er sich dessen versichert hatte, sah er Viridomarus direkt in die Augen.


    "Ich möchte, dass du meine körperliche Erscheinung meiner Seele angleichst." Seine Stimme war fest und keineswegs leise, denn Zmertorix war sich seiner Sache sicher. "Mein Weg ist der eines Galloi. Hier in Cappadocia sind dir sicher schon einige von uns begegnet; der Kult ist recht präsent. Zwar bin ich noch nicht so weit, dass ich die Tracht offiziell anlegen und einen Frauennamen annehmen kann, doch ist es schließlich nicht verboten, dies schon vorher zu testen. Das tun viele, meist allein im Verborgenen mit den Kleidern ihrer Mütter und Schwestern, doch ist ein solch einsames Trauerspiel im Dunkeln nicht die Methode meiner Wahl.


    Ich benötige also zunächst eine entsprechende kosmetische Behandlung, besonders was eine möglichst dauerhafte Enthaarung ohne sichtbare und spürbare Stoppeln betrifft. Speziell im Gesicht ist mir dies wichtig. Gern mit radikalen Methoden, Narben schrecken mich nicht. Hauptsache, dieser abscheuliche Bart kommt so nachhaltig wie möglich fort. Zudem möchte ich der aktuellen Mode entsprechend geschminkt werden. Anschließend hätte ich gern eine ausführliche Beratung zu einer passenden Kleiderwahl, welche meine Gestalt femininer erscheinen lässt. Das bestmögliche Ergebnis wäre, wenn ich aus diesem Ladengeschäft auf die Straße trete und mich die Damen völlig ohne Scheu ansprechen, so als wäre ich bereits eine von ihnen."


    Vermutlich musste er dazu auch an seiner Körpersprache arbeiten, denn der jahrelange Umgang mit Soldaten hatte nicht zur Eleganz seiner Bewegungsabläufe beigetragen. Das abschreckende Beispiel von Leonnorios, der die weiblichen Bewegungen dermaßen übertrieb, dass Zmertorix sich schämte, wenn sie zusammen unterwegs waren, hatte vielleicht auch dazu beigetragen, dass er sich im Zweifelsfall lieber zu männlich bewegte. Prüfend betrachtete er Viridomarus.


    "Liegt dies im Rahmen deines Angebots?"

  • Viridomarus verschränkte in einer liebenswürdigen Geste seine Hände über seinem gewaltigen Bauch und hörte den Wünschen seines ersten cappadocischen Kunden zu. Dieser Mann hatte eine Palette an wünschen, regelrecht goldig fragte dieser ob all dies in Viridomarus Möglichkeiten lag. Viridomarus Lächeln wurde geradezu milde, als hätte sein Kunde einen vortrefflichen Witz zum Besten gegeben. Viri legte seinem Gast freundschaftlich die fleischigen Hände auf die Schultern.


    "Das mein werter Freund, liegt nicht einmal im Rahmen einer Herausforderung, sondern bereitet mir eine große Freude. Du wirst Dich nach der Behandlung nicht wiedererkennen. Dass heißt, Du wirst Dich das erste Mal im Leben als die Person sehen, die Du wirklich bist. Auch wenn es unhöflich erscheinen mag, muss ich Dich um Deiner selbst Willen korrigieren. Narben magst Du nicht scheuen, aber eine Frau von Klasse wie Du, trägt keine Narben. Und sollte sie es doch, dann trägt sie diese nicht offensichtlich.


    Folgende Vorgehensweise mein Lieber. Zuerst werden wir Dich auf die Schönheitsbehandlung vorbereiten. Danach beginnt die Enthaarung um Deine Gesichtszüge und Deinen Körper zu unterstreichen. Wir werden der störenden Behaarung von Kopf bis Fuss zu Leibe rücken. Eine dauerhafte Haarentfernung gibt es nicht. Die unterschiedlichen Methoden der Haarentfernung sind alle nicht von dauerhafter Natur. Allerdings halten einige Entfernungsformen sehr lange, andere sind kurzfristiger Natur.

    Du bist blond, hast somit leichtes, helles und weiches Haar. Dies wird Dir zu Gute kommen.


    Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung.

    Die Rasur - wie effektiv diese ist, wirst Du wissen, sie ist von kurzer Dauer und die Haare kehren als kratzige Stoppeln zurück.

    Das Abbrennen - dies erfolgt mit glühenden Walnussschalen und versengt die Haare. Sie benötigen länger um erneut zu sprießen.

    Die Harzcreme - mit dieser werden Deine Haare herausgerissen. Es dauert eine ganze Weile, bis Deine Haare weich zurückkehren.

    Das Reiben mit einem Bimsstein - auch hierdurch werden Deine Haare entfernt, allerdings mehr geschmiergelt.

    Und zu guter Letzt haben wir Rhusma Turcorum - Auripigment ist ein verbreitetes, aber giftiges Enthaarungsmittel. Dieses wegen seiner goldenen Farbe in der Malerei beliebte Arsen-Schwefel-Mineral wird mit gelöschtem Kalk und Stärke zur Paste Rhusma Turcorum gerührt. Es ist stark ätzend, also ist Vorsicht geboten, aber Du bist in fachkundigen Händen.


    Nachdem wir Dich enthaart haben, wirst Du einen Pause einlegen und Entspannen. Danach wirst Du passend ausstaffiert, also angekleidet. Wir werden Dir gemeinsam passende Kleidung aussuchen, die vom Schnitt, dem Fall und der Farbe Deine wahre Natur unterstreicht. Kleidung die Du durch kleine Abwandungen des Beischmuck wie Gürtel oder Ketten jederzeit im Aussehen abwandeln kannst.


    Erst wenn Du eingekleidet bist, werde ich Dich schminken und Deine Verwandlung vervollständigen", erläuterte Viri freundlich, nahm behutsam die Hand seines ersten Kunden und führte ihn in die hinteren Räumlichkeiten.


    "So was darf es sein", fragte er fröhlich.

  • Als Viridomarus so von ihm sprach, wurde Zmertorix heiß und kalt gleichzeitig. Wenngleich er sonst nicht zur Rührseligkeit neigte, stiegen ihm nun heiße Tränen in die Augen, die sich in seinen Wimpern verfingen, von denen er sie ärgerlich mit dem Ärmel wegtupfte. Ohne, dass man es sehen konnte, zitterten seine Beine. Nur wenige verstanden, was in ihm vorging. Die meisten hielten sein Gebaren für eine Marotte und es war in fast allen Fällen Zeitvergeudung, sich an einer Erklärung zu versuchen, selbst wenn jemand mit aufrichtigem Interesse fragte. Sie verstanden ihn nicht. Nach Jahren der inneren Marter wusste Zmertorix seit seinen ersten Megalesia, warum ihm seine Bürde auferlegt worden war. Er hatte Viridomarus sein bloßliegendes, heiß pulsierendes Herz anvertraut, sein innerstes Selbst, und dieser hatte es mit sanften Händen genommen, um ihm Gutes zu tun. Zmertorix fühlte sich wohl bei ihm und sicher.


    "Ich nehme den gelöschten Kalk." Entgegen dem, was Viridomarus sagte, und sei es noch so schmeichelhaft, störten ihn Narben weniger als Haare in bestimmten Regionen, besonders um den Mund herum, und er war zum Äußersten bereit, um sie mit größtmöglicher Nachhaltigkeit loszuwerden. "Was muss ich tun, damit du deiner Aufgabe nachkommen kannst, dufter Viri?"


    Viel zu förmlich war diese Wortwahl, sie stand in keinem Verhältnis dazu, was Viridomarus wirklich für Zmertorix tat. Bereitwillig ließ er sich vom Meister seines Fachs in die hinteren Räumlichkeiten führen. Wenn Viridomarus gut war, würde er ihn Leonnorios empfehlen, damit dieser lernte, sich stilsicherer zu gewanden.

  • Viridomarus nickte zustimmend und führte Zmertorix in den hinteren, abgeschiedenen Bereich. Dort deutete er auf eine gepolsterte Liege, auf der es sich Zmer gemütlich machen sollte.


    "Du musst nichts weiter tun, als mir vertrauen. Schau viele treten an mich heran, mit all ihren Wünschen, Sorgen und Problemen. Kein Mensch kann schön sein, wenn er nicht er selbst sein darf. Du mein Lieber wünscht Dir, dass Du Dich selbst zeigen darfst und genau das werde ich vollbringen. Niemand sieht Dich, denn sie sehen nur dass was Du ihnen zeigst, nicht wahr? Du bist nicht hierher gekommen um von mir verschönert zu werden. Natürlich liegt auch das in meiner Möglichkeit, aber Du bist für viel mehr hier. Du möchtest, dass Dein Aussehen der Person entspricht, die Du wirklich bist. Dafür benötigst Du Geduld und Vertrauen.


    An einem Tag wirst Du nicht alle Haare los, Du musst keine Narben bei mir fürchten. Wir behandeln Dich lieber zweimal sanft, als einmal grob. Grobiane haben in meinem Beruf nichts zu suchen. Und Deine wahre Person trägt keine Narben, jedenfalls keine die Du nicht selbst gewollt und gewählt hast.


    Wir beginnen mit der Reinigung, entkleide Dich bitte. Die Reinigung muss sehr gründlich erfolgen, damit es zu keinen Entzündungen kommt. Rot wirst Du werden, aber sei unbesorgt, das geht vorüber. Also bitte sei so gut, keine falsche Scham, lege Deine Kleidung ab. Bei dem Wunsch des gelöschen Kalks, werde ich mich selbstverständlich persönlich um Dich kümmern", sagte Viri aufmunternd.

  • Schicht um Schicht legte Zmertorix die bunten Stoffbahnen ab, die seinen Körper wie ein Kokon umhüllten. Zmertorix war vor einiger Zeit mit dem Zupfer enthaart worden. Narben unterschiedlicher Altersstadien zeichneten Hals, Arme, Bauch, Schamregion und Oberschenkel. Nervös knetete er mit den verschwitzten Fingern die Luft. Mit der Kleidung war auch sein Selbstvertrauen spürbar gewichen. Wer einen solchen Blick auf den eigenen Körper hatte wie Zmertorix, präsentierte diesen nicht gern.


    "Was muss ich nun tun?"


    Die Worte von Viridomarus waren wohltuender Balsam, doch eines vermochten sie nicht: Zmertorix von seinem Leiden zu heilen.

  • Satibarzanes hielt sich am liebsten im Lager auf und sortierte in seinem Tempo Parfumzutaten oder Stoffbahnen. Noch immer hatte er Probleme, einen gleichmäßigen Arbeitsalltag durchzuführen, sprich, es gelang ihm nicht. Er war schnell erschöpft, vor allem seelisch, und sein Körper reagierte mit unnatürlicher Müdigkeit, die ihn bisweilen mitten in der Bewegung versteinern und eine Wand anstarren ließ. Dann gab es noch Situationen, in denen er von Wut oder Trauer übermannt wurde und denen er hilflos ausgeliefert war. Weder wusste er, woher diese Gefühlsausbrüche kamen, noch was er dagegen tun konnte. Zwischendurch aber gab er sein Bestes, Viridomarus ein guter Gehilfe zu sein.


    Der neue Kunde war speziell, doch Satibarzanes kannte diese Sorte von Menschen. Sie waren harmlos und tendenziell Kunden der angenehmeren Sorte ... wenn er an seine alte Arbeit zurückdachte. Ob man das auf Viris Arbeit übertragen konnte, war für Satibarzanes nicht einschätzbar.


    Ohne einzutreten wartete er draußen vor der Tür, falls er irgendwas holen sollte.

  • Viri schaute Zmertorix beruhigend an. In seinem Blick lag ein Wissen und eine Weisheit, die schon mehr gesehen hatten als sich Zmer vorstellen konnte. Viri legte Zmer kurz eine Hand auf die Schulter, dann betrachtete er ihn ausgiebig um sich ein Gesamtbild von seinem neuen Kunden zu machen. Um Zmertorix zu informieren und etwas die Scheu zu nehmen, erklärte Viridomarus dabei, was gleich geschehen würde und was ein wichtiger Bestandteil der Paste war. Ein bisschen Geplaudere wirkte oft Wunder. Zudem enthielt es bei Viri stets auch Wissen, dass seinen Kunden weiterhelfen konnte und sollte.


    "Zuerst werden wir Dich waschen und grundreinigen. Dann werden wir das erste Mal die Paste Rhusma Turcorum auf Deiner Haut auftragen. Wir beginnen mit den Beinen. Anhand der Beinhaare sehen wir, wie gut die Paste bei Deinen Haaren wirkt. Im Gesicht werden wir sie dünn auftragen. Lieber mehrfach eine wiederholte Anwendung, als eine zu starke. Und es ist durchaus möglich, dass die Haare für immer fort bleiben Zmertorix.


    Stück für Stück werden wir Deinen ganzen Körper mit der Paste enthaaren. Ich weiß ich habe es Dir schon mitgeteilt Zmertorix, aber ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass die Paste ätzend und giftig ist. Also folge bitte genau meinen Anweisungen und bleib während der Behandlung still liegen. Falls Du etwas an die Hände bekommst, fasse Dir selbst nicht ins Gesicht, in die Augen oder gar in den Mund. Wir entfernen die Paste ebenso von Deinen Fingern.


    Wir gehen nun wie folgt vor, Du wirst jetzt gewaschen und ich rühre die Paste an. Ein Bestandteil der Paste ist Operment auch Auripigment genannt. Dabei handelt es sich um einen wunderbar aussehenden Stein, der allerdings giftig ist. Ich werde Dir gleich davon ein Exemplar zeigen.


    Auripigment wird in Griechenland, in Rom und in China als Medizin und kosmetisches Mittel gehandelt. Es ist ein Bestandteil von Rhusma Turcorum. Und jene Paste ist eines der ältesten bekannten Mittel zur Entfernung von Körperbehaarung überhaupt. Die Paste wird aus einer Mischung aus Auripigment, gelöschtem Kalk und Stärke hergestellt. Grundsätzlich geht man davon aus, das der sich zersetzende Kalk die Hauptkomponente der wirksame Bestandteil sei. Der Verwendung in Rhusma Turcorum entspricht auch der Gebrauch von Auripigment in der Gerberei zum Enthaaren von Fellen.


    Ich hülle Dich in eine Decke, lasse Deine Waschschüssel heranschaffen und rühre die Paste für Dich an. Und dann geht es auch schon los. Du kannst jederzeit die Behandlung abbrechen Zmertorix. Ob aus Sorge, Angst oder gar bei Unwohlsein. Dies musst Du mir sofort mitteilen. Bitte keine Tapferkeitsspielchen, es geht hier um Dich, Deine Gesundheit und das was wir beide erreichen wollen. Bedenke, lieber eine Behandlung mehr und dafür mit guten Ergebnis, als ein fataler Fehler. So Du wartest hier bitte einen Moment", sagte Viridomarus. Er schlang Zmertorix eine wärmende Decke um die Schultern und trat kurz nach draußen.


    "Hallo Sati, ich hoffe es geht Dir gut", grüßte Viridomarus seinen Freund und Kollegen.


    "Sei bitte so gut und hole mir eine Waschschüssel mit warmen Wasser. Ich bereite derweil eine Paste zu, damit wir unserem Kunden seine erste Behandlung angedeihen lassen können. Er bedarf besonders sanfter und intensiver Behandlung. Sei so gut", bat Viri freundlich und machte sich umgehend auf den Weg die Paste für Zmer anzurühren.

  • Zmertorix hüllte sich in die warme Decke, bis jener Sati mit der Waschschüssel zurückkehren würde. Er war es gewohnt, sich von Sklaven pflegen zu lassen, sodass trotz seines ambivalenten Verhältnisses zum eigenen Körper keine Berührungsängste aufkamen. Im Gegenteil empfand er eine behutsame Körperpflege als angenehm. In den Jahren, in welchen er mit Stilo durch das Imperium gezogen war, hatte er jedoch auch gelernt, sich gänzlich allein um sich selbst zu kümmern. Selbst als Eremit hatte er zeitweise gelebt, sehr zum Amüsement jener, welche sich unter einem Einsiedler einen alten Mann mit langem weißen Bart vorstellten. Für Zmertorix lag darin nichts Spaßiges, sondern war Teil seines spirituellen Werdegangs. Selten hatte er sich der Magna Mater näher gefühlt, doch auf Dauer war Einsamkeit nichts, was ihm Erfüllung brachte und so war er in die Zivilisation zurückgekehrt. Jedoch hatte er Seiten von Cappadocia erlebt, die er als Spross einer wohlhabenden Familie anderweitig nie kennengelernt hätte, wie die Freundschaft zu einer gewissen Räuberbande.


    "Ich werde mich melden, sollte ich beginnen, mich unwohl zu fühlen. Keine Sorge."


    Dass der Meister persönlich sich um ihn kümmern würde, gefiel ihm außerordentlich, denn der Mann wirkte kompetent und war einfühlsam. Er wusste, was sein Kunde wünschte und warum es so wichtig für ihn war. Es ging über bloße Äußerlichkeiten weit hinaus.

  • "Es mag für Dich vielleicht übertrieben klingen, aber ich kann Dich nur warnen. Es geht um Dich, Deinen Weg und Deine Gesundheit und alles soll ineinander übergehen, es muss fließen Zermtorix. Wir beide bekommen das hin. Ich bin unterwegs und rühre jetzt Deine Paste an, Soranus wird Dir gleich eine Erfrischung bringen. Also entspanne Dich Zmertorix, gleich geht es los und nichts macht eine Reise vollkommener, als wenn man sie entspannt antritt", erläuterte Viridomarus seinem Gast, als er neben Satibarzanes stand und schon war er fort um die versprochene Paste anzurühren.


    Es dauerte nicht lange, da erschien Soranus mit einem Krug frischem, gesüßtem Rosenwasser und stellte es für Zmertorix bereit.


    "Der Herr schickt mich, Dir dieses gekühlte Rosenwasser zu bringen. Lass es Dir munden. Falls Du etwas benötigst, kannst Du nach mir rufen, gleich ob es noch etwas zu trinken ist oder etwas anderes was Du benötigst. Viridomarus ist gleich soweit. Möchtest Du allein entspannen, oder soll ich Dir Gesellschaft leisen?", bot Soranus freundlich an.

  • Satibarzanes kehrte gerade mit der Waschschüssel zurück, in der warmes Wasser schwamm. Er hatte es aus dem Vorrat an abgekochtem Wasser genommen, der täglich neu hergestellt wurde. Dieses hatte er neu erwärmt und trug die Schüssel nun hinein. Der Kunde war in eine weiche Decke gehüllt, sodass Satibarzanes eintrat, ihn freundlich grüßte - trotz innerer Teilnahmslosigkeit konnte er warmherzig und sympathisch wirken, wenn er es darauf anlegte - und die Schüssel bereitstellte. Auf einem Tablett brachte er noch Lappen, Schwämme und Handtücher, alles ausgekocht und gewaschen, denn beim Duften Viri achtete man im besonderen Maße auf Hygiene. Dem Kunden würde es gut gehen. Gewohnheitsmäßig war der Blick, den Satibarzanes dem Kunden schenkte, länger als nötig, jedoch schlug er die Augen nieder, bevor es unangenehm werden konnte und lächelte noch immer, als er sich abwandte und nach draußen begab.


    Er rieb sich müde die Augen, blieb jedoch in Rufweite für Viridomarus. Mit einer Filznadel ließ er sich auf einem Kissen auf einer am Boden liegenden Decke nieder, um seine Filzsträhnen nachzuarbeiten. Diese Tätigkeit empfand er als sehr entspannend und konnte sich ausdauernd damit beschäftigen.

  • "Leiste mir gern Gesellschaft, Soranus."


    Zmertorix trank einen Schluck gesüßtes Rosenwasser, während Sati - vermutlich ebenfalls ein Sklave - die Waschschüssel brachte und sich sogleich wieder zurückzog. Seinen langen Blick erwiderte Zmertorix ungerührt, aber nicht hart. Dabei trank er einen weiteren Schluck. Dieses Getränk servierte man Frauen anstelle von Wein, was er als eine liebenswürdige Geste empfand. Dankbar sah er Virodomarus nach, dessen üppige Gestalt in erstaunlicher Eleganz um die Ecke verschwand. Ein feinsinniger, väterlicher Mann, der sicher seine Verehrerinnen fand.


    "Viridomarus scheint langjährige Erfahrung zu haben, obwohl das Ladengeschäft einen neuen Eindruck macht? Er wirkt routiniert, obwohl ich mich für einen anspruchsvollen Kunden halte."


    Das Plaudern verkürzte die empfundene Zeit, bis der Meister zurückkehren würde.

  • Soranus nahm neben Zmertorix Platz und erfreute sich daran, dass dem Kunden die Erfrischung so gut schmeckte. Satibarzanes nickte er dankbar zu, dass dieser so hilfsbereit gewesen war und das Waschzeug geholt hatte.


    "Oh ja, Viridomarus hat nicht nur hier in Caesarea ein Geschäft, sondern sogar eines in Rom Zmertorix. Dieses Geschäft liegt in den Trajansmärkten und ist weithin bekannt. Viridomarus ist bekannt für seine Parfüms, Körperpflegemittel, Schönheitsbehandlungen und sogar für seine Kleidung. Er hat ein außergewöhnliches Geschäft in Rom. Wie Du sicher weißt, haben Römer Geschäfte, die sich auf ein Angebot beschränken. Nicht so Viridomarus. Er hat eine einzigartige Geschäftsidee, wie Du hier siehst. Alles was Du benötigst um perfekt auszusehen, kannst Du bei Viridomarus erwerben. Einschließlich der Fähigkeiten, die selbst so gekonnt eines Tages schminken zu können. Du kannst hier völlig ausstaffiert werden, von der Kleidung, über die Schminke bis hin zu kleinen Schmuckstücken die Deine Schönheit unterstreichen. Wohlfühlbehandlungen sind ebenfalls im Angebot. Du siehst, es ist für jeden etwas dabei. Je anspruchsvoller die Kunden, je glücklicher ist mein Herr. Er nimmt sich Deiner sogar persönlich an", antwortete Soranus freundlich, er genoss das Gespräch mit dem höflichen und freundichen Gast.

  • "Die beste Werbung für ein Geschäft ist der Erfolg. Ich war bereits in den Trajansmärkten in Rom, allerdings bin ich damals mit anderem Augenmerk durch die Ladenpassage flaniert. Ich suchte Kräutertee, etwas, das die Römer überhaupt nicht zu kennen scheinen! Sie trinken Wasser mit Wein, Wasser mit Essig, Wasser mit Honig, Wasser mit Gewürzen ... doch niemand brüht Wasser mit Kräutern auf. Ich bin sehr gespannt, wie ich nach der Behandlung aussehen werde, Soranus."


    Er schaute, ob jener Meister bald zurückkehren würde, da er es kaum erwarten konnte, von diesem verwandelt zu werden, oder, wie Viridomarus es sagte, ihm seine wahre Gestalt zu schenken. Bei dem Gedanken musste Zmertorix schlucken, er durfte jetzt nicht zu sehr darüber nachdenken, sondern musste gleich vollkommen stillhalten, damit der Meister in Ruhe arbeiten konnte.

  • Mit aller gebotener Vorsicht und seinen jahrelangen Erfahrungen mischte Viridomarus die Enthaarungspaste für Zmertorix an. Die meisten Menschen die behaupteten, dass es ihnen um den Charakter eines Mitmenschen ging, hatten nicht einmal eine blasse Ahnung davon, wie es um ihre Lieben stand. Freunde, Bekannte oder gar Fremde, verstanden sie überhaupt nicht. Es war so einfach jemanden nach seinem Aussehen zu beurteilen und genau dass konnte sich ein geschickter Händler oder ein gerissener Gauner zu nutze machen. Glaub was Du siehst. Trat mal optisch als erfolgreicher Geschäftsmann auf, Kleider machten bekanntlich Leute, dann wurde man auch genauso behandelt.


    Es gab aber auch jene Menschen, die mit einem fremden Gesicht durch das Leben schritten. Eine bessere Bezeichnung hatte Viri niemals gefunden. Tief in sich selbst waren sie verborgen und waren ihre eigene Tarnung. Und so ein Mensch wartete nun in seinem Geschäft auf seine Befreiung. Zmertorix wollte nicht ein anderer sein, dass war er schon sein Leben lang. Heute wollte er zum ersten Mal nur einer sein - er selbst. Und Viri würde alles daran setzen, dass sich Zmertorix bald selbst betrachten konnte, wenn er sich im Messing spiegelte.


    Der Spiegel nicht nur ein Handwerkszeug seines Berufes, sondern auch ein Gegenstand um den sich viele Legenden aus ebenso vielen Ländern rankten. Der Spiegel selbst hatte auch große Symbolkraft. So stand er für Eitelkeit und Lust, auf der anderen Seite wieder für Selbsterkenntnis, Wahrheit und auch Klugheit. Man hielt jemanden den Spiegel vor. Die Legenden sagten, er konnte das Abbild einer Seele zeigen, diese sogar einfangen oder festhalten. In Ägypten waren das Wort Spiegel und Leben identisch. Und wie Viri einst hörte, wurden Keltinnen mit ihren Spiegeln begraben. In der griechischen Sage wurde Dionysos Seele von den Titanen mit einem Spiegel gefangen. Es rankte sich viel um den Spiegel, heute würde er Zmertorix Seele offenbaren.


    Sein Werkzeug dazu warRhusma Turcorum. Auripigment war ein verbreitetes, aber giftiges Enthaarungsmittel. Dieses wegen seiner goldenen Farbe in der Malerei beliebte Arsen-Schwefel-Mineral wurde mit gelöschtem Kalk und Stärke zur Paste Rhusma Turcorum angerührt und genau dass tat Viri gerade mit der Präzision eines Medicus. Die Paste war war stark ätzend, so war Vorsicht geboten.


    Mit der Paste und einem Lächeln auf den Lippen kehrte Viri zu Zmertorix zurück. Der junge Mann wurde von Viridomarus persönlich gewaschen und dann mit der Paste eingerieben. Es war die Geburtsstunde von Zmertorix wahrem Gesicht und wie jede Geburt war auch diese mit Schmerzen verbunden.

  • Zmertorix sank in einen Zustand innerer Ruhe hinab. Alles Sein wurde zu einem gleichmäßigen Fluss. Es mochte den meisten Menschen unbegreiflich sein, doch aus Schmerz bezog er eine tiefe Beruhigung. Was sonst in seinem Inneren tobte, wurde bedeutungslos. Seine Gedanken, seine Ängste, seine Qualen wichen dem Feuer, das auf seiner Haut brannte. Zmertorix sah in Schmerz ein wertvolles Hilfsmittel zur Selbstkontrolle und er fügte ihn sich oft mit eigener Hand zu.


    Nach einer Weile kam Übelkeit hinzu. Das Gift dieser Paste berührte mehr als nur die Haut. Alle Farbe wich aus Zmertorix´ Gesicht, sein Herz raste und kalter Schweiß trat auf die brennende Haut. Und doch er sagte nichts, aus Sorge, dass die Behandlung dann nicht gründlich genug wäre und dass alles umsonst sein würde. Er wollte die Körperbehaarung loswerden, so gründlich, wie es ging. Und so würde er durchhalten, bis Viridomarus es an der Zeit fand, die Paste wieder zu entfernen.

  • Viridomarus achtete auf die Reaktion von Zmertorix. Es gab zwei Arten von Personen, die einen die den Schmerz scheuten und die anderen die ihn als heilsam akzeptierten. Zmertorix gehörte zur letzten Kategorie und nahm die Qual der Paste klaglos hin. Da Zmer nichts sagte, musste Viri ihn doppelt im Auge behalten. Die Arbeit ging gut voran und schon bald war das Gesicht von Zmertorix mit Paste bestrichen. Die Zeit verstrich, dass Brennen der Paste fraß sich in Zmertorix Haut und Gedanken. Dann war es vorbei, Zmer wurde erlöst und Viri begann die Paste genauso umsichtig zu entfernen wie er sie aufgetragen hatte.


    Nach der Behandlung brannte die Haut immer noch, aber nicht mehr annähernd so schlimm wie vorher. Mehrfach wurde das Gesicht von Zmertorix gereinigt und im Anschluss mit einer pflegenden Salbe behandelt. Erneut musste sich Zmertorix gedulden, ehe er das erste mal in sein Gesicht blicken durfte. Viridomarus ließ ihn in einen kostbaren Glasspiegel blicken, so dass er sich betrachten konnte. Seine Haut war nicht rot, sondern ehr rostig und haarlos.


    "Dein erster Schritt auf dem Weg zu Dir", erklärte Viri und schwieg dann, damit Zmer seinen Anblick genießen konnte.

  • Etwas benommen setzte Zmertorix sich auf. Ihm war noch etwas schlecht. Vorsichtig nahm er den Glasspiegel in die Hand. So detailreich hatte er sein Gesicht noch nie gesehen. Nun wusste er um jeden Pickel, jedes Fältchen. Männer wie Frauen besaßen sie, daher störten sie ihn kaum. Nervös registrierte er jedoch seinen zurückweichenden Haaransatz, der ihm bisher nicht aufgefallen war. Mit den Fingerspitzen befühlte er um seinen Mund die rosig schimmernde Haut. Nicht ein Bartstoppel war zu spüren. Er hielt den Spiegel weiter weg und neigte ihn, sodass er seinen Körper sah. Er strich über seine glatte Brust. Die Haare dort empfand er stets als besonders entwürdigend, doch nun waren da keine mehr. Seine Brust, sein Bauch ... alles war weich.


    Zmertorix musste den Kloß in seinem Hals herunterschlucken. "Es ist sehr schön geworden", sagte er.


    Er starrte noch immer in den Spiegel, darum bemüht, die Gedanken an Cimber herunter zu kämpfen. Was würde er dazu sagen, würde er überhaupt? Warum sollte er? Cimber war ein gestandener Römer, Eques im Dienst des Imperiums. Zudem hatte er eine Frau, wie anders hätte er einen Sohn zeugen können? Zmertorix durfte sich keinen falschen Hoffnungen hingeben. Weltliche Dinge waren unbedeutend, Kybele galt all seine Liebe. Und doch wünschte er sich soeben nichts sehnlicher als Cimbers Gegenwart, seine warmen Hände, die über seine glatte neue Haut strichen. Doch was spielte es für eine Rolle? Nach der Entmannung würde er ohnehin in einen Tempel ziehen.


    "Verzeihung, ich war in Gedanken. Es sieht sehr gut aus. Ich bin sicher, dass ich lange Freude daran haben werde, Viridomarus. Was kommt nun? Und sind Stimmungsschwankungen bei diesen Behandlungen normal? Ich bin froh über meine sich verändernde Gestalt, aber zeitgleich innerlich ein wenig aufgewühlt. Könnte es eine Nebenwirkung der Rhusma Turcorum sein? Sonst neige ich nicht zu Sentimentalität."

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