Das Schiff des Tarkyaris
Am Ufer einer flachen Stelle des Tiber lag der Viehmarkt. Schlamm und zertrampelte Ausscheidungen bildeten zusammen einen braunen Untergrund, der den gesamten Markt bedeckte. Jetzt im Winter war der Gestank erträglich und es schwirrten keine Fliegen, doch leider reichte die Kälte nicht aus, den Boden gefrieren zu lassen. Tarkyaris vermied es, diesen widerlichen Untergrund zu betreten. Er hatte das Oberdeck seines Schiffs selbst zur Schaltzentrale seiner Verkäufe gemacht, während seine Handlanger auf dem Forum Boarium einige der berühmten kappadokischen Pferde verkauften. Von robusten Wildpferden bis hin zu hochgezüchteten Rennpferden hatte er alles dabei. Nicht die allerbesten Pferde und optisch selten paradetauglich, aber es waren doch brauchbare bis gute Tiere dabei, die einen durchschnittlichen Bürger vollauf zufriedenstellen konnten. Auch einige Esel fanden sich in seinem Repertoire, die sich vor allem aufgrund ihrer interessanten Färbung vom hiesigen Schlag unterschieden.
Viel einträglicher für sein Geschäft waren jene Dinge, die er unter der Hand abwickelte und für die der Pferdeverkauf nur ein lukrativer Deckmantel war. Auf seinem Schiff traf er sich zu vermeintlichen Verkaufsgesprächen bezüglich der Pferde in Wahrheit oft zu ganz anderen Gesprächen, traf alte Kontakte oder verlud Hehlerware im vollgeramschten Unterdeck. Tarkyaris verhalf auch mal dem ein oder anderen Verbrecher aus Rom zur Flucht in die Ferne, wenn die Summe nur stimmte.
Und so saß Tarkyaris auch heute an Bord seiner Corbita, bequem in der Kajüte, während er einigen Papierkram erledigte und sein Handlanger Tigranes entschied, wer zu ihm durfte und wer nicht.