Den Sklaven der Villa Aemilia war es bei Prügelstrafe verboten, das Schlafzimmer vom jüngsten Sohn des Hausherrn anzurühren, außer, wenn der junge Mann es ihnen ausdrücklich befahl. Entsprechend wüst wirkte dieser Raum, denn Nero selbst war nicht imstande oder nicht Willens, Ordnung zu halten, mochte es aber auch nicht leiden, wenn andere sein Eigentum "durcheinander" brachten.
Von der Sache her war dies ein schönes Privatgemach mit Wänden in freundlichem Hellgrün, Gelb und Blau. Auch die übrige Einrichtung fügte sich farblich, wie der gelb gekachelte Fußboden, der blaue Fransenteppich und die zahlreichen Decken und Kissen auf seinem Bett. Es waren die gleichen Farben, in denen einst seine schwangere Mutter das Zimmer ihres dritten Kindes hatte herrichten lassen. Da Nero tagsüber sehr viel schlief, war das Bett fast immer in Unordnung. Auf dem Scherenstuhl stapelte sich die Wäsche oder lag auf dem Boden verteilt. Die vielen Truhen standen oft offen und waren durchwühlt oder ausgekippt, wenn er etwas nicht auf Anhieb gefunden hatte. Auf einer Säule in der Nähe des Bettes thronte über all der Unordnung das Antlitz von Neros Mutter, die bei seiner Geburt gestorben war und nie erlebt hatte, wie ihr Sohn das Zimmer bezog.
An der Wand waren mehrere Halterungen für Öllampen befestigt, die im Dunkeln Licht spendeten, ohne dass sie umkippen konnten - das war wichtig, denn Nero war bei seiner morgendlichen Heimkehr aus der Stadt oft in einem Zustand, der ihn torkeln und stolpern ließ.