Cubiculum - Titus Aemilius Nero

  • Bassus konnte es nicht fassen. Die Bude seines Cousains sah aus wie eine Taberna nach der Sperrstunde und roch auch so. Er bewunderte seinen Onkel für seine Ruhe und Gelassenheit in dieser üblen Angelegenheit. Ihm selber blieb nichts als diesen wunderbaren Mann mit seinem Leben zu schützen. Der windige Tuccier war ihm nicht geheuer und als Lepidus ihn bat den Kerl zu eskortieren war er froh Nero bei sich zu haben. Der Ex - Praetorianer war eine sichere Bank gegen windige Typen.

    Nun, Tuccius,...wollen wir?! und wies mit der rechten Hand freundlich bestimmt den Weg zur Porta.

  • Auf die Bitte von des Hausherrn nickte Apollinaris knapp. Es war verständlich, dass alles was in den Mauern eines Hauses geschah auch in den Mauern zu bleiben hatte. Sie selbst hielten es nicht anders. Allerdings ging es dabei nicht um die Feierlaune und Ausschweifungen von einzelnen Familienmitgliedern, sondern um die Bewahrung von Geheimnissen, Plänen und vielem mehr. Apo atmete erleichtert auf, dass der Hausherr ihm glauben schenkte. Besser sie jagten den windigen Händler, als das sein Freund Nero Ärger bekam. Nero hatte schon genug Ärger, nicht umsonst floh er mit dem Wein und der Peife in einen anderen Zustand. Apollinaris hoffte nur inständig, dass Nero wohlbehalten wieder aufwachen würde.


    Auf die Bitte des Hausherres hin, verließ Apo das Zimmer von Nero. Draußen wurde er von einem jungen Mann empfangen, dem man seine Passion ansah. Er grüßte diesen mit einem freundlichen Nicken.


    "Ja gerne. Ich verabschiede mich und versichere, dass meine Lippen versiegelt sind. Achtet bitte auf Nero, er ist ein guter Freund von mir. Wenn nicht der einzige. Ich hoffe wir sehen uns unter erfreulicheren Umständen wieder", verabschiedete sich der Tucci und machte sich auf den Weg zur Porta.


    Inständig hoffte er, dass Nero nicht für das Chaos verantwortlich gemacht wurde. Er hatte für seinen Freund sein Bestes gegeben.

  • Pollux wurde abtransportiert. Erschrocken hob er den Kopf, seine Augen waren verquollen und blutunterlaufen. Er sah die Leute an, die ihn trugen, fremde Gesichter allesamt. Wo war Castor?! Dass ihn jemand in einer Bettdecke herumtrug, erschien ihm weniger furchteinflößend alsdie Tatsache, dass er halbiert worden war, ein Zwilling ohne Zwilling! Vielleicht trugen sie ihn ja zu ihm?! So hielt er still, während er sich halb aufgerichtet voller Besorgnis umsah. Da er immer noch berauscht war, war es ihm unmöglich, sich zu orientieren oder die Zusammenhänge der Ereignisse zu begreifen. Das Schaukeln der Decke unter ihm erschien ihm fremdartig.


    RE: Balneum - Das Bad >>

  • Irgendwann gegen Mittag wurde Nero wach, weil ihm die Blase drückte. Zu faul, auf die Latrine zu gehen, richtete er sich in eine sitzende Position auf, um nach seinem Nachttopf zu greifen. Doch an der Stelle war nichts, nur blanker Fußboden. Verwirrt blickte Nero sich um. Je länger er den Blick über sein Zimmer schweifen ließ, umso mehr verfinsterte sich sein Gesicht. Seine Freunde waren verschwunden und irgendjemand hatte aufgeräumt. So war der Nachttopf so wenig an Ort und Stelle, wie alles andere! Verärgert rieb er seinen Schädel. Da er nur wenig Alkohol getrunken, dafür viel geraucht hatte, spürte er keinen Kater. Einer der vielen unschlagbaren Vorteile des Krautes aus dem Osten. Weder war ihm schlecht, noch tat ihm der Kopf weh.


    "Sophia", knurrte er die Sklavin an, die bei seinem Bett saß. "Wo sind meine Freunde und wer hat hier aufgeräumt?!" Es machte einen Unterschied, ob sein Vater seine Leute rausgeschmissen hatte oder sein widerlicher Vetter Bassus. Wenn Letzterer das gewesen war! "Und wo ist mein Bettzeug?! Das war meine Kuscheldecke, die ist noch von meiner Mutter! Die Kissen?! Und wo sind meine Amphoren, meine Klamotten, mein Nachttopf. Hier sieht's aus, es ist NICHTS mehr zu finden!"


    Bassus würde so was von Ärger bekommen, wenn er dahintersteckte. Wütend kam Nero auf die Beine.

  • Lepidus war gerade auf dem Weg zu Antigonos und Bassus um die Ereignisse der letzten Nacht zu besprechen als er aus Nero´s Zimmer dessen Geschrei hörte. Er öffnete die Türe legte Sophia die Hand kurz auf die Schulter und nickte ihr zu. Sie verbeugte sich leicht und verließ dann still und leise das Cubiculum.

    Lepidus stellte sich an das vergitterte Fenster und sah hinaus. Er wandte seinem Sohn den Rücken zu und das nicht nur weil er seinen Anblick kaum ertragen konnte.

    Sophia hat heute Nacht, bis vorhin an deinem Bett gewacht. Behandele sie mit dem Respekt den sie verdient Nero, das wäre das Mindeste.

    Seine Stimme war kalt, schneidend.

    Deine "Freunde" sind nicht mehr hier,...und Nero,...sie werden auch nie wieder hierher kommen, überhaupt wirst du niemanden mehr hier her bringen...nie wieder,...Nero.

    Lepidus wandte sich um und betrachtete die missratene Frucht seiner Lenden.

    Du bringst Schande über unsere Gens, Schande über unser Haus, Schande über deine Mutter, Schande über mich...sag´mir Nero, wie würdest du an meiner Stelle mit dieser äußerst bedauerlichen Situation umgehen?...was meinst du? ...ad bestias?

    Lepidus wandte sich wieder dem Fenster zu. Nun...?

  • "Soll ich ihr vielleicht noch vor lauter Dankbarkeit die Füße küssen? Sie hat alles durcheinander gebracht, ich finde nichts mehr, es ist alles weg!"


    Nero hasste die Sklaven des Hauses, denn sie waren die Augen, Ohren und Hände von Lepidus, sein personifizierter Wille, der in jeden Raum ausschwärmte. Nero verweigerte es, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen mit allen Konsequenzen, die das für sein Erscheinungsbild und seine Ordnung zur Folge hatte.


    Als sein Vater ihm verbot, seine Freunde jemals wieder mitzubringen, ballte Nero in hilfloser Wut die weichen Fäuste.


    "Die anderen dürfen auch einladen, wen sie wollen. Warum nicht ich? Ich wollte Apollinaris eine Weile hier wohnen lassen, du hast ja auch deine Gäste. Ich hab gesehen, dass ein dunkelhaariges Mädchen neuerdings hier haust. Ad bestias? Da bin ich längst!"


    Seine Stimme überschlug sich am Ende vor Verzweiflung. Ihm blieb nichts, nicht mal Freunde oder der Hauch von Privatsphäre in seinem eigenen Zimmer. Die giftigen Tentakeln seines Vaters drangen in jeden Winkel seines Lebens.

  • Lepidus hörte sich das sinnlose Gekreische seines Sohnes mitleidlos an. Es war wie so oft seiner Dummheit und Trunksucht entsprungen. Nichts lag ihm ferner als auch nur Ansatzweise auf sein weinerliches, infaltiles Geschwafel einzugehen. Mit der ewigen Frage , wie so etwas aus einem solch wertvollen und wunderbaren Menschen wie seiner Mutter entstehen konnte wandte er sich seinem Sohn zu und betrachtete ihn wie etwas was man unter den Füßen hatte wenn man zu lange in der Nacht durch die Tabernenviertel lief.

    Solltest du irgendwann in der Lage sein, auch nur Ansatzweise bei der Wahl deines Umgangs Menschen mit gepflegten Manieren, Respekt und Anstand fündig zu werden steht dir niemand im Wege diese auch hier zu empfangen...Orgien oder Sauf- und Rauchgelage sind für die Villa Aemilia keine Option. Zwielichtiges Gesindel oder fragwürdige Händler ebenfalls nicht.

    Er wandte sich wieder ab und sah aus dem Fenster.

    Die Entscheidung wer hier wohnt liegt beim Pater Familias,...vielleicht wenn Fortuna und eine Cohorte Götter mit dir sind wirst du das auch einmal sein. Dann sind Traditionen, Regeln und das Bewahren und Pflegen derselben deine Instrumente diesen Ort so lange wie möglich zu bewahren.

    Lepidus ging an seinem greinenden Sohn vorbei ...und nein, du brauchst Sophia nicht die Füße zu küssen,...du bist es auch nicht wert dies zu tun...solange du dieses Denken, dieses Streben und dieses Verhalten an den Tag legst, werden deine monatlichen Zuwendungen auf 50 Sesterzen beschränkt, du wirst jeden Tag, alleine und bis zum Sonnenuntergang in der Villa sein. Solltetst du diese Regeln verletzen oder auch nur ansatzweise das gestrige Verhalten wiederholen werde ich dafür sorgen, daß man dir diese Werte beibringt,...er zog die Türe auf blieb stehen, wandte sich noch einmal um und schloß; ...und zwar so, daß du sie verstehst! Dann zog er die Türe hinter sich zu und ließ Nero in seinem sauberen, aufgeräumten Zimmer mit seinen Dämonen alleine zurück.

  • Von den Unsterblichen war Fortuna wohl jene Göttin, die Nero am meisten hasste. Die Predigt ließ er stumm über sich ergehen. Also gut. Dann blieb er eben bis Sonnenuntergang künftig allein in der Villa. Da er ohnehin bis Mittags schlief, machte das kaum einen Unterschied, er würde eben noch ein paar Stunden länger schlafen. Und was nach Sonnenuntergang geschehen sollte, war von Lepidus offengelassen worden.


    "Ja, Papa", seufzte Nero, bevor sein Vater ging. Zu war die Tür. Der Raum wirkte kahl, in diesem aufgeräumten Zustand, das Bett abgezogen und leer.


    Nero sah nur eine Wahl - sein Leben nach außerhalb zu verlagern, zeitlich und räumlich distanziert von der Villa, die eher einem Gefängnis glich als einem zu Hause. Dass ihm das Geld gestrichen worden war, machte ihm am meisten Sorgen. Fünfzig Sesterze. So viel verprasste er an einem Abend! Sein Blick fiel auf die Truhe. Seine Mundwinkel zogen sich auseinander. Dort lagerte es, sein Kapital für die nächsten Wochen. Er musste es nur geschickt anlegen. Tarkyaris würde ihm sicher helfen. Und dahinter stand auch sein Nachttopf, den er nun endlich benutzte.


    Nicht mehr ganz so zermürbt legte Nero sich in das leere Bett, um zu schlafen, bis die Sonne unterging. Sobald die Nacht hereinbrach, würde er die Villa für den nächsten Streifzug verlassen.

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    Die gelbe Wolldecke mit den dünnen, orangefarbenen Streifen lag ordentlich zusammengelegt auf dem Bett. Nero strich über die Fransen an den Rändern. Als Kind hatte er mit ihnen gespielt, wenn er nicht einschlafen konnte. Die Ausstattung in seinem Raum war Qualitätsware, aber alt. Er konnte sich von nichts trennen, das seine Mutter ihm hinterlassen hatte. Sogar die Spielsachen aus Kindertagen hatte er behalten und so wirkte der Raum fast wie am ersten Tag. Der Gedanke, dass seine Mutter dieses Zimmer hatte einrichten lassen für ihr Kind, für ihn, damit er sich darin wohlfühlte, schnürte ihm die Kehle zu.


    Wie hätte Neros Kinderzimmer ausgesehen, wenn sein Vater es ihm eingerichtet hätte? Eine Kerkerzelle? Oder jener seelenlose Luxus, mit dem die Oberen ihre Häuser ausgestalteten, mit dem sie prahlten, ohne ihn zu lieben? Kalte Marmorsäulen, Statuen mit ausdruckslosen Gesichtern, die den Betrachter aus toten Augen ansahen, über die man lange Geschichten erzählen konnte, die das Herz nie erreichten? Vermutlich ... denn Lepidus würde nie den guten Ruf seiner Familie riskieren und so mangelte es Nero an nichts und gleichzeitig an allem.


    Nero legte die Decke einmal längs zusammen und formte eine Rolle, die er unsicher betrachtete. Wie sollte er sie transportieren, unter dem Arm? Den ganzen Weg nach Germania? Eine langärmlige Tunika legte er dazu, denn man sagte, es sei kalt im Norden. Vielleicht sollte er alles in einer Art Sack verstauen? Oder sollten sie besser doch eine Sänfte nehmen? Einen Kamm benötigte er auch, einen Striegel und Hautöl. Hilflos blickte er am Ende auf all die Dinge, die er mitnehmen wollte und die nun vor ihm auf dem Bett ausgebreitet lagen. Nero begann vor Stress zu zittern. Mit der Faust wischte er seine Tränen fort.


    Am Ende schleppte Nero - in etwas gewandet, das er für Reisekleider hielt - eine Truhe, die er kaum tragen konnte, bis zur Porta, wo Apollinaris wartete, dem Neros Vater Hausverbot erteilt hatte.


    RE: Porta - Eingang der Villa >>

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