[CAMERA] Ausbildung - Valeria Maximilla

  • CAMERA

    DER UNTERRICHTSRAUM


    Ein mittelgroßer, leerer Raum des Atrium Vestae dient als Unterrichtsraum für die junge Discipula. Bevor sie allein praktizieren darf, muss sie viel lernen, daher ist es verständlich, dass dafür extra ein Raum eingerichtet ist. In dem sonst kargen Zimmer befindet sich ein Stuhl für die lehrende Vestalis, dazu Hocker für die Discipula. An der Wand befindet sich ein Regal mit Schriftrollen zu allerlei Lerninhalten.

  • Valeria Maximilla betrat sehr scheu den Unterrichtsraum. Sie nahm an, dass der Hocker für sie war, aber sie blieb lieber stehen, bis ihr gesagt wurde, sie könne sich setzen. Eine Furche zog sich über ihre Nasenwurzel, so besorgt schaute sie drein.

    Maximilla war von Vater Lucius persönlich unterrichtet worden, weil der wie der alte Cato, auf den er sich ständig berief, nichts von Sklaven- Lehrern hielt. Aber in einer Villa Rustica gab es sehr viel Ablenkung, und sie war lieber dorthin und dahin gelaufen, anstatt sich zu konzentrieren, zumal sie Catos Schriften, aus denen sie lernen sollte, sehr langweilig fand.

    Hier in Roma hatte ihr Cousin Valerius Flaccus sie in Griechisch unterrichtet. Aber so richtig war ihr Lerneifer erst in letzter Zeit erwacht, und da hatte sie angefangen, zu lernen. Doch würde das letzte halbe Jahr an Studium reichen, um mit den hochgebildeten jungen Mädchen von Roma mitzuhalten? Wohl doch kaum.

    Und das war der Grund, warum die kleine Schwester Valeria so sorgenvoll in die Welt schaute.

  • Messalina trat ehrenvoll in den Unterrichtsraum zu ihrem Pult. Mit dem Zeigestock in der Hand. "Setzen!", sagte sie mit ernster Miene. Sie erinnerte sich selbst an ihrem Unterricht, war doch dieser ebenso schwierig, lehrhaft und streng. Die Vestalinnen liebten sich zwar untereinander. Doch nahmen sie den Dienst sehr ernst. Es war kein Spielraum für irgendwelche weltlichen Belange vorhanden. Nur der Dienst an Vesta war ihr Lebensinhalt. "Rechts von dir liegt eine Schriftrolle. Öffne sie. Wir haben in Kürze Parentalia. Was kannst du mir darüber berichten? Anlass, Zeitraum und welche Rollen nehmen wir ein?" Die Fragen mussten exakt beantwortet werden. Doch würde das nicht allein ausreichen. Eine Vestalin versuchte stets darüber hinaus zu dienen beziehungsweise zu antworten.

  • Ihre Lehrerin Decima Messalina blickte sehr streng drein; und Schwester Valeria setzte sich auf den Hocker. Sie nahm die Schriftrolle mit beiden Händen.

    Decima Messalina stellte auch gleich die erste Frage. Sie betraf allerdings nicht etwas aus dem Studium von Schriftrollen, sondern ein Fest, bei dem die Valeria natürlich schon dabei gewesen war. Allerdings nur als junge Tochter mit keiner besonderen Aufgabe.


    "Anlass: Die Parentalia sind den Manen der verstorbenen Familienangehörigen gewidmet.

    An diesen Tagen gehen die Leute zu den Gräbern und schmücken sie. Ebenso teilt man das Mahl mit den Toten. Man opfert am Hausaltar Salz, Brot und Wein. Auch Kränze werden im Haus aufgestellt - manchmal.

    Zeitraum: Die Parentalia beginnen am 13. Februar und dauern bis zum 21. Februar. Welche Rollen nehmen wir ein: Am ersten Tag bringt die Vestalis Maxima mittags vor dem Tempel der Vesta das Eröffnungsopfer. Die Vestalinnen sammeln sich um den Foculus, und helfen ihr dabei; es ist wie eine normale Opferung.",


    antwortete Maximilla mit ihrer etwas rauen Stimme und meinte damit, dass die Opferung des Schafes wie andere öffentliche Opferungen auch ablief: Die Menschen wurden zur Ruhe ermahnt, es folgte die rituelle Reinigung, dem Voropfer folgte das blutige und dann wurde verkündet, ob Vesta das Opfer angenommen hatte.

    Aber eine Sache war es, als Zuschauerin zuzusehen, eine ganz andere, Teil einer Zeremonie zu sein. Bestimmt war das zu ungenau.

  • "Befriedigend, Valeria.", tadelte sie. Messalina war es nicht gut genug. Es wurden zwar einige Inhalte genannt. Jedoch fehlte bei jeder der drei Antworten die wichtigen Details oder Besonderheiten. Für eine 'normale' Bürgerliche aus einem eher unbekannten Haus möge das ausreichen. Aber nicht im Atrium Vestae.


    Des Weiteren war es sinnvoll gewesen am Anfang mit voller Autorität zu agieren, um alles aus Valeria herauszuholen und sie zusätzlich zur Disziplin hinzuführen.


    "Es stimmt, es wird den Ahnen die Ehre erwiesen. Hinweis, das gilt jedoch nicht für verstorbene Vestalinnen, denn sie gehören, so wie du seit einige Wochen auch, nicht mehr ihrer leiblichen Familie an. Das hat zur Folge, dass wir unseren verschiedenen Schwestern gedenken. Das wiederum solltest du wie wir alle selbstständig tun." Die rechtliche Stellung einer Vestalin wird einer der nächsten Unterrichtsinhalte sein. Sowie die Erkenntnis, unter Umständen lebendig begraben werden zu müssen. "Du hast das Salz erwähnt, ja, das Salz genannt mola salsa stellen wir in den Zeiten von Parentalia her. Wie? Das wirst du bei der Tätigkeit in der Bäckerei erfahren.


    Die Maxima führt zwar das Eröffnungsopfer durch, auf dem Kapitol und der Ort ist dabei recht variabel. Definitiv nicht vor dem Tempel der Vesta, denn die Tempel bleiben in dieser Zeit verschlossen. Es ist sogar so, dass die Maxima nicht jedes Jahr die Festtage eröffnet. Warum mal so, mal so... nun das liegt allein bei der Maxima. Wie du siehst gibt es auch bei uns gewisse Freiheiten.


    Hast du noch fragen?"

  • Maximilla nickte wieder ernsthaft, trotz des Tadels in Schwester Decimas Stimme.

    Schwester Valeria flog Wissen nicht zu, doch sie gab auch nicht auf. Es waren schon jüngere Mädchen als sie in das Atrium Vestae gekommen als sie, um zu lernen, sagte sie sich immer wieder:

    „Darf ich das aufschreiben, Lehrerin?“
    Eifrig beugte sie ihren Kopf. Sie hatte einige tabulae, später in
    ihrer freien Zeit würde sie alles ins Reine auf Papyri schreiben.

    Mit ihrer etwas unbeholfenen Kinderschrift notierte sie:

    Während der Parentalia gedenken wir unseren verstorbenen Schwestern, da wir nicht mehr zu unseren Familien gehören.

    Die Virgo Vestalis Maxima führt das Eröffnungsopfer auf dem Kapitol durch. Wo genau und ob überhaupt liegt allein an ihr.

    Und Fragen hatte sie:

    „Wie kann es sein, dass meine Ahnen nicht mehr meine Ahnen sind? Ich bin doch noch immer Valeria.

    An welchen Tagen wird die mola salsa denn sonst noch hergestellt?

    Und wie wird es denn dieses Jahr sein mit dem Eröffnungsopfer zu den Parentalia sein?“

  • Die Fragen, die Valeria stellte, waren zum Teil sehr speziell und würden im Grunde in einem späteren Unterricht erfolgen. Doch Messalina hielte nichts davon, jemanden unwissend zu lassen. Zu mindestens oberflächlich sollte geantwortet werden, mit dem Hinweis, abzuwarten. "Außer du kannst dir alles merken." Natürlich sollte mitgeschrieben werden. Niemand hätte sich jemals alles merken können. Zumal jeder ach so kleine Fehler ein Desaster hätte auslösen können. "Biologisch sind sie weiterhin deine Ahnen. Immerhin haben dich dein Vater und deine Mutter auf die Welt gebracht. Doch rechtlich gesehen bist du mit der captio ausgeschieden. Es ist so ähnlich wie bei einer Adoption. Du verlässt deine wahren Eltern und wirst den neuen Eltern unterstellt. Nur, dass du als Vestalin keine neuen Eltern bekommst." Sie hoffte, dass das junge Mädchen diese Ausführungen verstand. "Auch der Irrglaube, dass wir mit der captio Töchter des Augustus wären, ist rechtlich falsch. Vielmehr ist es eine Art gelebte Realität. Mal mehr, mal weniger. Zum Beispiel war Divus Iulianus wie ein Vater zu uns. Hingegen war Vescularius ein Schlächter. Unseren jetzigen Augustus kann ich nicht wirklich zuordnen. Wohl seine Frau, sie liebt uns."


    Messalina ging zu einem kleinen Schränkchen und holte ein Schale heraus. "Hier, das ist die mola sala. Die Herstellung erfolgt an Vestalia und an den Iden im September. Doch dies wirst du bei deinem Dienst in der Bäckerei ausreichend erfahren." Sie gab die Schale an Valeria. Damit sie einen Eindruck bekam. "Dieses Jahr? Ich glaube wohl eher nicht, die Maxima geht es nicht so gut." Einige Tage später würde sich herausstellen, dass sie sogar verstorben war.


    Der Unterricht ging weiter. Zwei Stunden später.


    "Wir haben bald den ersten März. Daher wirst du an diesem Tag im Tempel erscheinen und erlernen wie das Feuer neu entfacht wird."


    Sim-Off:

    Damit wir nicht zu viele Handlungsstränge zum Unterricht haben. Würde ich immer wieder zum nächsten Unterricht bzw. Ort überleiten, um dann später weiter zu machen.

  • Valeria Maximilla hörte genau zu.

    Als sie von Kaiser Vescularius hörte, schauderte sie es ein bisschen. Vesta sei Dank hatten ihre Eltern damals nicht in Roma gelebt, und sie selbst war noch viel zu klein gewesen, um davon etwas mitzubekommen.

    "Die Vestalinnen gibt es auch schon länger als die Augusti, da können sie nicht seine Töchter sein.", meinte sie. Maximillas Gedankengänge waren manchmal kraus und folgten eigener Logik.

    Der Caesar Augustus war zumindest zu ihr während der Vorbesprechung und der Captio selbst sehr nett gewesen.

    Interessiert betastete sie die Mola Salsa, die ihre Lehrerin ihr reichte. Salz war es und ein Getreidemehl ? Schrot? Auf die Bäckerei freute sie sich schon.

    Aber als Schwester Decima erwähnte, dass sich die Maxima nicht wohl fühlte, schaute sie sie recht unglücklich an. Sie hatte die so würdevolle oberste Vestalin lieb gewonnen, bei aller Strenge ging etwas Mütterliches von ihr aus, das in der Valeria Vertrauen weckte:

    "Hoffentlich geht es ihr bald wieder besser.", sagte sie und beeilte sich, all das Neue auf ihre Tabulae zu schreiben.


    Sim-Off:

    Maximilla begibt sich heute in den Tempel wie angeordnet.

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