Es war einer jener Tage, an denen man am besten erst gar nicht aufgestanden wäre. Es war kalt. Sehr kalt. Nicht nur die Temperatur, sondern auch so manch jener Körper. Es war recht irrsinnig das in wenigen Tagen das Fest zu Ehren der verstorbenen Vorfahren, Parentalia, stattfinden würde. Das klassischerweise von der Virgo maxima Vestalis eröffnet wurde.
Heute war es die Vorbereitungen zu treffen. Es mussten Absprachen mit den Pontifices´s, den Senatoren und den Magistraten getroffen werden. So trat also Herminia die zuständige Aeditua Vestae ein, um die Obervestalin einzukleiden und den Tagesablauf zu besprechen.
Sehr behutsam öffnete sich die Tür. Nur das Pfeifen des kalten Windes war zu hören. Sie ging mit kleinen Schritten zum Bett der Schlafenden und sah wie die Augen der Maxima weit geöffnet waren. Doch keine weitere Regung war zu erkennen. Erschrocken und ängstlich vergewisserte sie sich durch das Abtasten des Pulses. Still. Kein Pochen. Die Maxima schien für immer eingeschlafen zu sein.
Herminia war vor Trauer überwältigt und brach fast zusammen. Doch musste sie unbedingt die anderen Schwestern informieren. Sie ging zurück hinaus und läutete die Versammlungsglocke. Doch mitteilen konnte sie nichts. Sie schweigte.