Ein Verlust für die Ewigkeit

  • Es war einer jener Tage, an denen man am besten erst gar nicht aufgestanden wäre. Es war kalt. Sehr kalt. Nicht nur die Temperatur, sondern auch so manch jener Körper. Es war recht irrsinnig das in wenigen Tagen das Fest zu Ehren der verstorbenen Vorfahren, Parentalia, stattfinden würde. Das klassischerweise von der Virgo maxima Vestalis eröffnet wurde.

    Heute war es die Vorbereitungen zu treffen. Es mussten Absprachen mit den Pontifices´s, den Senatoren und den Magistraten getroffen werden. So trat also Herminia die zuständige Aeditua Vestae ein, um die Obervestalin einzukleiden und den Tagesablauf zu besprechen.


    Sehr behutsam öffnete sich die Tür. Nur das Pfeifen des kalten Windes war zu hören. Sie ging mit kleinen Schritten zum Bett der Schlafenden und sah wie die Augen der Maxima weit geöffnet waren. Doch keine weitere Regung war zu erkennen. Erschrocken und ängstlich vergewisserte sie sich durch das Abtasten des Pulses. Still. Kein Pochen. Die Maxima schien für immer eingeschlafen zu sein.


    Herminia war vor Trauer überwältigt und brach fast zusammen. Doch musste sie unbedingt die anderen Schwestern informieren. Sie ging zurück hinaus und läutete die Versammlungsglocke. Doch mitteilen konnte sie nichts. Sie schweigte.

  • Die Glocke ertönte laut und unüberhörbar. Sie ließ alles fallen und machte sich geschwind auf, um in Erfahrung zu bringen, warum es überhaupt läutete. Es gab wenige Anlässe dazu, eigentlich nur, wenn etwas ganz Besonderes bevorstand. Selbst bei einem Besuch durch den Pontifex Maximus wurde die Glocke nicht verwendet. Sodass ihr einige schreckliche Ereignisse wie ein Diebstahl, ein Überfall, sogar ein Krieg oder aber das Feuer ist erloschen durch ihren Kopf schwirrten. Es muss etwas mit großer Tragweite passiert sein. Zügig, jedoch sicher in ihrem Gang, erreichte sie den Innenhof und sah wie Tarpa verzweifelt und versunken auf dem Boden saß. Messalina beuge sich nach unten. "Was ist geschehen?" Wo waren eigentlich die anderen Schwestern geblieben? Wo ist ihre Schülerin Valeria?

  • Valeria Maximilla brauchte noch ein wenig - nicht weil sie nicht schon angezogen worden war, sondern weil sie das würdige Schreiten noch nicht ganz beherrschte. Die Glocke sagte auch ihr, das etwas Schreckliches geschehen sein musste. Etwas blass vor Schreck schaute sie hilfesuchend Schwester Decima, ihre Lehrerin an.

    Dann sah sie die immer so freundliche Herminia schweigend und gramgebeugt auf dem Boden; aber Schwester Decima war schon bei ihr und fragte sie, was geschehen war.

    Maximilla wartete.

    Was es auch immer war, die Schwesternschaft würde wissen, was zu tun war, darauf vertraute sie.

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