Caesareas dufter Viri - Kundin Nannaia Surena

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    Es waren zwei Diener der Nannaia Surena, die sich zu Viridomarus aufmachten: Elahbel, der Eunuch der Partherin und ihre Lieblingsdienerin Hadirat.


    Elahbel blieb düsteren Blicks und mit verschränkten Armen an der Tür stehen.

    Hadirat war reichgeschmückt; sie trug Ohrrringe, goldene Münzen im Haar und Schellen an den Füßen; goldene Spangen zierten ihre Arme. Ihr Gewand war aus heller Seide, allerdings trug sie wegen des Windes einen wollenen Mantel darüber.

    Dennoch: Wer Augen hatte, zu sehen, erkannte, dass er hier keine große Dame, sondern eine prächtig geschmückte Dienerin vor sich hatte, aus einer Laune heraus herausgeputzt, so wie man seinem Lieblingsross ein goldenes Zaumzeug kaufte oder seinem Lieblingsjagdhund ein mit Brillianten besetztes Halsband.


    Hadirat suchte nach dem Eigentümer der Taberna, und sie ging auf den stattlichsten und am elegantesten gekleideten zu, einem Mann von unglaublicher Leibesfülle:


    "Chaire", grüßte sie ihn auf Griechisch mit jener Herablassung, die zuweilen das Personal hochgestellter Menschen auszeichnete: "Bist du der, der Viridomarus genannt wird? Meine Despoina Surena wünscht einen Termin. Ich bin gekommen, um mit dir abzuklären, wie alles abzulaufen hat."

  • Viridomarus schenkte der eintretenden Dienerin ein pausbäckiges Lächeln. Hübsch zurecht gemacht war sie, aber mehr als eine Art Dekorationsgegenstand als die wahre Person zu unterstreichen. Folglich handelte es sich um eine Dienerin. Keine Herrin würde sich selbst derart übergestalten, falls doch war Viridomarus froh, dass sie einen Termin bei ihm vereinbaren wollte. Selbstverständlich würde er helfend zur Seite stehen. Nur mit ruhigem Gewissen, aus einer Person das Optimum herausgeholt zu haben, ließ Viridomarus seine Kundschaft ziehen. Es war Aufgabe, Ansporn und Werbung zugleich.


    "Salve, ja Du sprichst mit dem duften Viridomarus persönlich. Selbstverständlich erhält Deine Despoina Surena einen Termin. Aber bitte richte Ihr aus, dass hier im duften Viri alles nach seinen eigenen Regeln verläuft. Das Ziel das dahinter steckt ist so einfach wie vortrefflich, nur glückliche und zufriedene Kunden, sind wiederkehrende Kunden. Deine Herrin kann sich vertrauensvoll in meine Hände begeben. Ich vermute, es ist Ihr Wunsch, einmal etwas Neues zu wagen. Von der Pflege, vom Duft, von der Gewandung her? Möglicherweise sogar von allem?


    In diesem Fall muss Deine Herrin für sich selbst und das unübertreffliche Ergebnis bereit sein, neue für sie unbekannte Wege zu beschreiten. Ihr wird es hier an nichts mangeln und für Ihr Wohlbefinden wird selbstverständich gesorgt. Wie wäre es am morgigen Tag, zur zehnten Stunden?", schlug Viridomarus freundlich vor.

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    "Das Du ein Meister deines Faches bist, glaube ich dir sofort, Viridomarus.", sprach Hadirat: "Sonst würdest du gar nicht in Frage kommen. Aber dennoch muss ich Bedingungen stellen, und ich hoffe sehr, dass Du sie erfüllst.

    Nur Frauen oder Eunuchen dürfen Despoina Surena berühren. Nur Frauen und Eunuchen dürfen in der Nähe sein, wenn sie sich entkleidet. Du allein darfst dich hier im Vorraum aufhalten, da du sie beraten wirst, aber dann wird Elahbel, das ist der Sceptuch, der Träger des Szepters hier, auf alles achtgeben.

    Kein männlicher Kunde und kein unkastrierter Sklave darf während der Behandlungszeit zugegen sein, denn meine Herrin ist eine keusche Frau.

    Ihre Bedingungen sind nur Kleinigkeiten. Aber ich muss Dich fragen, ob Du sie erfüllen kannst.

    Selbstverständlich wird dir jeder Verdienstausfall, den du dadurch erleidest, dass Du einem männlichen Kunden absagen musst, ersetzt. "

    Hadirat strich sich eine Strähne aus der Stirn, wobei die Glöckchen an ihren Armen leise bimmelten.

    Sie lächelte Viridomarus an:

    "Was darf ich der Herrin Surena bestellen?"

  • Viridomarus hörte der Diener aufmerksam zu. Die Bedingungen waren zu erfüllen, denn nicht nur Männer sondern auch Frauen arbeiteten für ihn im duften Viri.


    "Du kannst Deiner Herrin ausrichten, dass ich mich freue sie empfangen zu dürfen. Selbstverständlich können wir diese Bedingungen erfüllen. Deine Herrin wird von meinen Dienerinnen behandelt. Beide sind genauso fähig in ihrem Fach, wie ihre männlichen Kollegen. Lanassa und Corinna sind die Namen der beiden. Deine Herrin ist bei ihnen in besten Händen, sie wurden mit Sorgfalt ausgesucht und ebenso ausgebildet.


    Da kein männlicher Gast noch Mitarbeiter anwesend sein soll, werde ich dem nachkommen, aber es muss auf die Rechnung gesetzt werden. Zuzüglich wird Nubius mein treuer Diener, den Laden von außen bewachen und verschlossen halten. Cappadocia ist ein wunderschönes aber wildes Land und drei Frauen alleine in einem Geschäft, könnte manchen Gannoven dazu veranlassen die Frauen anzugehen.


    Richte Deiner Herrin aus, dass sie einen Termin im duften Viri hat", bat Viridomarus und trug dies sorgfältig in seine Notizen ein.


    Nubius würde er für die Sicherheit seiner Kundin, Sklaven und selbstverständlich für die Sicherheit seines Ladens abstellen. Dies war seine zweite Kundin und Viri war gespannt, wenn er begrüßen durfte.

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    Was Hadirat hörte, erfreute sie sehr. Viridomarus würde nicht nur Männer fernhalten, er würde sogar aus seinem eigenen Bestand der Diener eine Wache aufstellen. Sie neigte den Kopf:

    "Meine Herrin wird hoch erfreut sein." Sie winkte Elahbel, der ein seidenes Säckchen hervorholte und auf die Theke legte. Darin befanden sich hundert Tetradrachmen * geprägt von Mithridates II, sie waren über hundert Jahre alt und wiesen einen höheren Gehalt an Silber auf als neue Münzen.


    "Für deine Mühe, Viridomarus, im Voraus. Bis Morgen zur zehnten Stunde.", sagte Hadirat, lächelte noch einmal und winkte Elahbel, dass sie ihren Auftrag erfolgreich ausgeführt hatte und sie gehen konnten: "Chairete"


    Die Diener der Nannaia Surena verschwanden.


    Sim-Off:

    *Vierfachdrachmen = ungef. 4 Denare, aber der Silberwert lag höher

  • Einen Tag später....

    Einen Tag später kurz vor der zehnten Stunde erschien zunächst das Gefolge der Nannaia Surena. Die Frauen und die Eunuchen trugen prächtige Gewänder, Schmuck und Schellen an den Füßen und wirkten sehr orientalisch.


    Als sich die Surena aus ihrer Mitte löste, wäre ein Beobachter über ihre Erscheinung erstaunt gewesen, denn im Gegensatz zu ihren Dienern waren ihre Haartracht und Kleidung rein griechisch. Das einzige Zugeständnis an ihre Herkunft stellten ein Stirnreif und der lange Rückenschleier der Partherinnen dar.


    Viridomarus Kundin war eine hochgewachsene Dame in einem schlichten langen weißen himation, einem rechteckigen Manteltuch, welches die römer pallium nannten. Sie hatte es über ihre linke Schulter geworfen und trug darunter einen dünnen Chiton.

    Sie wirkte wie eine schneeweiße Taube inmitten eines Schwarmes von Pfauen.


    Sehr aufrecht schritt sie auf Viridomarus zu: "Chaire Viridomarus", sagte sie lächelnd: "Ich freue mich darauf, von dir beraten zu werden."

  • Einen Tag später, nachdem die Dienerin von Surena einen Termin vereinbart und mit einem seidenen Säckchen gefüllt mit hundert Tetradrachmen bezahlt hatte, erschien die Dame selbst. Die Dienerschaft war farbenfroh, ja regelrecht bunt gekleidet. Ihre Herrin hingegen stach aus der Gruppe heraus durch ein schlichtes, rein weißes Gewand. Die Dienerschaft war der Schmuck dieser Herrin, sie selbst hielt sich zurück. Alles stand bereit, der dufte Viri war leer bis auf die beiden Dienerinnen Lanassa und Corinna. Nubius stand neben der Tür. Der Mann sah aus, wie eine Statue die man aus schwarzem Felsen geschlagen hatte und bildete einen großen Kontrast zu Surena.


    Viridomarus schritt seiner Kundin würdevoll und mit offenem Lächeln entgegen.


    "Salve Surena, Schlichtheit ist die Krone der Schöpfung. Diese Weisheit fällt mir als erstes zu Deiner Gewandung ein", grüßte Viridomarus seine neue Kundin freundlich.


    "Es wurde alles nach Deinen Vorgaben vorbereitet. Im Laden anwesend sind ausschließlich meine beiden Dienerinnen Lanassa und Corinna. Beides fachkundige Frauen, die ihr Handwerk von einem Meister seiner Zunft erlernt haben und zwar meine Wenigkeit. Für Deine Sicherheit sorgt mein treuer Diener Nubius. Er ist ebenso verschwiegen wie wachsam. Solange Du im duften Viri weilst, wird niemand den Laden betreten. Du kannst Dich ganz vertrauensvoll in unsere Hände begeben. Nichts wird an Nubius vorbei kommen und Deine Abgeschiedenheit stören.


    Bitte begleite mich hinein. Wir bieten ein manigfaltiges Angebot Surena. Von edlen Düften, über kosmetische Behandlungen, von erhabener Kleidung und eben solchen Schmuckstücken wie modischen Beiwerk ist alles dabei. Wür führen ebenso Tücher und Perrücken, kosmetische Produkte, kurzum der dufte Viri ist ein Verkaufstempel rund um das Thema Schönheit und Wohlbefinden. Womit dürfen wir Dich heute erfreuen?", hakte Viridomarus lächelnd nach.

  • Viridomarus war stattlich und wohlbeleibt, und er hüllte seine schwellenden Formen in teure Kleidung. Seine Rede war höflich, aber nicht unterwürfig. Nannaia Surena lächelte wieder und neigte den Kopf ob des Komplimentes.


    Das alles nach ihren Wünschen vor sich gegangen war, war sie dagegen gewöhnt, und die Namen der fremden Sklaven kümmerten sie wenig.


    "Ich möchte etwas, das meine Haut vor Sonne und dem rauen Wind, wie er in Cappadocia so häufig ist,schützt und ihre Blässe erhält, Meister", sprach sie: "Und ein neuer Duft würde mir gefallen. Ich hörte, dass Du direkt aus Roma kommst. Was trägt man da zur Zeit an Düften und Frisuren? Welche Farben? Überhaupt interessiert mich das Neuste aus der Hauptstadt. "


    Wie viele Provinziale war sie an Nachrichten aus der Urbs Aeterna sehr interessiert - oder sie tat zumindest so.

  • Viridomarus machte eine einladende Geste in den Laden.


    "In Rom schreibt man selbst Modegeschichte, wie auch Rom Geschichten in Mode schreibt. Heutzutage werte Surena sind in Rom Perücken bei der Damenwelt sehr beliebt. Ob blond, rot oder schwarz, sie alle haben ihre modische Daseinsberechtigung. Perücken kommen meist Abends zu besonderen Veranstaltungen zum Einsatz, wie auf einem Bankett. Tagsüber ist die Mode was die Haare betrifft etwas schlichter, sagen wir dezenter. Besonders beliebt sind in Rom Locken Surena. Locken werden mit dem Brenneisen gelegt, dies sollte bitte nur von fachkundiger Hand geschehen. Von einer passenden Sklavin oder von einem passenden Geschäft des Vertrauens, denn wie Du Dir sicher denken kannst, kann ein glühendes Eisen zu schwersten Verletzungen führen bei sorgloser Handhabe.


    Die Mode in Rom ist kurzlebig Surena, sie ist schnell vergänglich. Mode kommt und geht, Du kannst ihr folgen oder selbst neue Akzente setzen. Das ist Rom. Die Haarmoden der Frauen haben sich im Laufe der Zeit erstaunlich gewandelt und sind im Aufwand immens geworden. Jene Damen die die Mode vorgeben, sind in hoher Stellung zu finden. Andere niedere Damen, möchten sich wenigstens ähnlich kleiden oder einer derartigen Frisur nacheifern.


    Was viele nicht wissen ist, dass die großen Damen ihre Ideen nicht alle selbst entwerfen, auch sie haben ihre Berater. Und so hast Du auf Roms Straßen und Banketten Haarmoden gefunden, für die eine bestimmte Frau berühmt war Surena, aber entstanden ist sie durch meine Hand. Der gute Berater zeichnet sich dadurch aus, dass er niemals offen in Erscheinung tritt, aber jeder Kunde sucht seinen Laden auf. Er ist der bekannteste Unbekannte.


    Aber nicht nur die Frauen selbst zeugen und verbreiten Mode, sondern auch ihre Abbilder. In Rom findest Du überall Statuen der mächtigen Surena und dort sind nicht nur die Männer und Frauen ihrer Zeit verewigt, sondern auch deren Mode und damit stillschweigend sogar zig Personen meines Berufes.


    Die großen Frauen der Mode sind jene die man im Kaiserpalast antrifft. Von dort aus verbreiten sich Moden im gesamten römischen Reich. Aber wie gesagt, auch auf den Straßen und im Privatbereich findet man stets etwas Neues. Bei vielen Frisuren die eine Dame zu solchen Anlässen trägt, ist das eigene Haar nicht mehr ausreichend. Um eine Turmfrisur zu gestalten, benötigt man Perrückenteile. Es ist eine wahre Kunst so eine Frisur zu legen, schwerer jedoch ist es nur noch, so eine Frisur den gesamten Abend zu tragen, denn sie hat ihr Eigengewicht.


    Ebenso verhält es sich mit Stoffen, modischem Beiwerk, Parfüm und vielem mehr. Meine Auffassung ist es, dass alles was man dem Kunden oder der Kundin angedeihen lässt, die Person unterstreichen muss. Es mag sein, dass die Farbe momentan nicht der modische Schrei ist. Aber wenn diese Farbe Deine Augenfarbe unterstreicht und ebenso Deine Blässe hervorhebt, wird dieses Kleidungsstück mehr für Dich tun, als jeder neumodische Farbton der niemals das erreichen kann was er soll, Dich in all Deiner Pracht zu fördern. Bedenke eines, ein extravagantes Kleidungsstück soll immer noch der Person dienen und nicht sich selbst. Ebenso soll ein Duft den Träger umschmeicheln, man soll bei dem Duft an die Person denken und nicht umgekehrt.


    Zu Deinem Anliegen bezüglich Deiner Haut Surena, dies ist eine meiner leichtesten Übungen. Damen wünschen sich Blässe, Herren wünschen sich Bräune. Hierzu verwenden wir Schönheitsmasken in Form von Salben oder auch Tinkturen. Wir können Haut aufhellen, Narben behandeln, die Haut besonders zart und weich pflegen, Entzündungen entgegenwirken und vieles mehr. Sie also unbesorgt.


    Bei einem Parfüm wird dieser Duft ganz auf Dich abgestimmt. Hierzu muss ich etwas mehr über Dich wissen, denn dieser Duft soll Deine Persönlichkeit unterstreichen. Wer Du bist, dass wird der Duft anderen mitteilen und dennoch genug Geheimnis für Spekulationen übrig lassen. Wie heißt es so schön? Mit einem guten Duft ist man einen Moment immer noch zugegen, selbst wenn man die Örtlichkeit oder den Raum bereits verlassen hat.


    Dürfen wir Dir eine Erfrischung anbieten?", fragte Viridomarus freundlich und blieb mitten in seinem Geschäft stehen, wohin er Surena geführt hatte. Die beiden Sklavinnen warteten gehorsam auf ihren Einsatz.

  • Als Viridomarus die Perücken erwähnte, lachte Nannaia silberhell auf und fasste mit ihrer Hand ziemlich fest in die Haarfülle ihrer Dienerin Hadirat, die wie immer zu ihren Füßen kauerte:

    "Das gäbe eine schöne Perücke, Meister Viridomarus, meinst du nicht?", neckte sie und ignorierte das entsetzte Keuchen der jungen Frau: "Oder welche Haarfarben sind beliebt? Du sagst, die Kaiserin macht die Mode? Wie sieht die basilissa in Wirklichkeit aus? Ist sie denn so hübsch wie ihre Statuen? Und sag mir, hat Caesar Bala denn schon eine Braut erwählt, die dann auch die Mode vorgibt?"


    Die parthische Fürstin plauderte wie ein junges Mädchen. Nun da sie den Sohn des Augustus erwähnte, brachte sie es sogar fertig, etwas zu erröten.

    Doch sie war alles weniger als das. Nur wer sie besser kannte, bemerkte die Melancholie in ihren Augen, etwas zutiefst in sich Gekehrtes, Dunkles und Erfahrenes:

    "Desweiteren wünsche ich mir eine Paste, die jedes Haar an meinem Körper entfernt.", fügte sie an: "Und ja, da ich nun in einer römischen Stadt lebe, möchte ich ein wenig aussehen wie eine römische Dame. Nicht immer, aber doch ab und zu. Ich würde mich freuen, wenn du mir hilfst.

    Auch bei dem Parfüm habe ich an einen etwas, sagen wir westlichen Duft, gedacht. Was genau möchtest du wissen über mich?"

    Es war Zufall oder nicht, das genau bei dieser Frage der Eunuch Elahbel einen Schritt in die Richtung seiner Herrin machte. Aber Nannaia Surena hob kurz die Hand, um ihm zu befehlen, stehenzubleiben.

    Sie hatte Viridomarus aufgefordert, sie zu fragen. Ihre Aufforderung war ernst gemeint.

  • Viridomarus schüttelte schmunzelnd den Kopf.


    "Nein so so volles Haar sollte man niemals veräußern, wenn man nicht muss. Beliebt ist bei den jeweiligen Damen stets die Farbe, die sie selbst von Natur aus nicht haben. Eine blonde Dame wünscht sich meinst dunkles Haar und jene die dunkles Haar ihr Eigen nennen wünschen es sich blond. Die meisten Damen haben aus dem Grund zig Perücken für zig Anlässe. So können sie zwischen Farben und Formen wählen. Hinzu kommen noch gesonderte Haarteile, um das Eigenhaar zu unterstützen, besonders im Bereich was die Fülle angeht.


    Ja Surena die Kaiserin und die Damen der gehobenen Gesellschaft sind es, die die Mode vorgeben. Aber auch sie holen sich meist die Inspiration aus anderem Hause. Dennoch sind sie es, die die Mode in die Welt hinaustragen. Zuerst in Rom und von dort aus verbreitet sich die Mode über das ganze Reich. Aber die Mode in Rom ist schnell lebig, stets im Wandel und vielen Eventualitäten unterworfen.


    Ob die basilissa hübsch ist? Surena jeder Mensch ist unvergleichlich und jeder Mensch ist schön. Selbst jene bei denen man es nicht vermuten würde, besitzen etwas an sich, dass unverwechselbar ist. Nur haben die wenigsten die Möglichkeit und finanziellen Mittel um ihre Schönheit zu unterstreichen und zur Geltung zu bringen. Bleiben wir hier im Bereich der Frisuren. Allein schon an der jeweiligen Frisur erkennst Du in Rom den Reichtum einer Frau. Wer sein Haar schlicht bindet, ist meist von geringem Stand oder sogar Sklave. Je aufwendiger und teurer die Frisur, je mehr Geld hat diese Frau. Und es gibt etliche Frauen, die versuchen genau jene pomösen und kostbaren Frisuren in günstiger Variante nachzuahmen, um etwas von dem Nimbus des Ansehens der Wohlhabenden für sich zu gewinnen. Aber ein Original bleibt ein Original. Deshalb ist es um so wichtiger, seine ureigene Schönheit zu unterstreichen, anstatt die einer anderen nachzuahmen. Man sollte stets als der wandeln, der man ist.


    Ob Caesar bereits eine Frau wählte, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Aber so wie dieser junge Mann im Mittelpunkt der Welt steht, gehe ich davon aus, dass ich davon erfahren hätte, wäre dem so. Also sage ich unter vorgehaltener Hand und mit Vermutung - nein er wählte noch nicht. Aber bitte nagele mich nicht auf diese Aussage fest. Sie ist reine Spekulation", antwortete Viridomarus und betrachtete Surena eingehend.


    "Selbstverständlich werde ich Dir helfen, dafür bin ich hier. Um einen Duft zu entwerfen, der Dich wiederspiegelt, muss ich wissen was Dich persönlich ausmacht. Ein klein wenig durfte ich bereits von Dir kennenlernen. Du sprichst leicht, bist redegewandt und weißt Dich zu unterhalten. Du scheust weder Wort noch Kontakt. Aber Deine Worte sind leicht, wie ein Frühlingshauch, während Deine Augen von einer anderen Tiefe sprechen. Ich weiß sehr gut um den Umstand um plaudern, sprechen und tatsächlich etwas sagen. Wäre dem nicht so, wäre ich ein grausiger Händler und ein noch grauenvollerer Berater. Ebenso habe ich einen Bekannten, der sehr viel spricht, gerade dann wenn er nichts sagen möchte. Nicht nur stille Wasser sind tief Surena. Manche Wasser plätschern leicht und klar und verfügen doch über Tiefe die man dort auf den ersten Blick nicht vermutet.


    Jemand mit weit weniger Erfahrung würde Dir einen leichten Blumenduft verkaufen. Aber Surena, diesen Duft würdest Du nur tragen, wie eine Tunika oder schlimmstenfalls wie eine Maske. Du benötigst einen Duft der leicht daherkommt, aber eine langanhaltende warme Schwere mit sich führt. Das ist mein erster Eindruck. Wer bist Du? Das soll der Duft ausdrücken. Kurzum hier komme ich.


    Zu der Haarentfernung, da habe ich vielfältige Möglichkeiten im Angebot.

    Die Rasur - wie effektiv diese ist, wirst Du wissen, sie ist von kurzer Dauer und die Haare kehren als kratzige Stoppeln zurück.

    Das Abbrennen - dies erfolgt mit glühenden Walnussschalen und versengt die Haare. Sie benötigen länger um erneut zu sprießen.

    Die Harzcreme - mit dieser werden Deine Haare herausgerissen. Es dauert eine ganze Weile, bis Deine Haare weich zurückkehren.

    Das Reiben mit einem Bimsstein - auch hierdurch werden Deine Haare entfernt, allerdings mehr geschmiergelt.

    Zu guter Letzt haben wir Rhusma Turcorum - Auripigment ist ein verbreitetes, aber giftiges Enthaarungsmittel. Dieses wegen seiner goldenen Farbe in der Malerei beliebte Arsen-Schwefel-Mineral wird mit gelöschtem Kalk und Stärke zur Paste Rhusma Turcorum gerührt. Es ist stark ätzend, also ist Vorsicht geboten, aber Du bist in fachkundigen Händen.


    Welches Haarentfernungsmittel darf es sein? Was magst Du mir über Dich berichten, um einen Einblick in Deine Person zu erlangen? Was liegt Dir am Herzen, was ist Dir wichtig? Kurzum wie würdest Du Dich selbst beschreiben?", fragte Viridomarus freundlich.

  • Nannaia Surena lächelte; der wohlbeleibte Viridomarus gefiel ihr gut. Obwohl er sich um Oberflächliches zu kümmern schien, war er entschieden nicht oberflächlich, sondern von eigener Weisheit:

    "Ich möchte zwei oder drei Perücken wie eine römische Dame haben.", sagte sie: "Rotblond oder blond und vielleicht noch einen anderen Ton, entscheide du, Meister was zu mir passt. Auripigment kenne ich nur als Farbe und auch als starkes Gift. Wie gefährlich ist es als Haarentfernungsmittel? Zeig mir es erst an einer Sklavin, bevor ich mich entscheide."


    Damit meinte sie nicht Hadirat. Hadirat war ihre Milchschwester, die Tochter der Amme, die sie gestillt hatte und nach allgemeiner Vorstellung waren solche Dienerinnen fast wie die eigene Seele in einem anderen Körper und von äußerster Treue. Sie würde niemals, wenn es nicht sein musste, ihre liebe Hadirat in Gefahr bringen. Aber sie hatte ja noch mehr Mädchen dabei, eines davon winkte sie nun zu sich.


    "Ein paar Gewänder in westlicher Mode möchte ich auch noch.", sagte Nannaia: "Und nun zum Parfüm. Was gibt es über mich zu berichten? Ich bin Partherin, stamme aus dem Haus Surena und bin eine Witwe. Seit mein Mann weg ist, bin ich alleine geblieben, denn einen zweiten, der mir ebenbürtig ist, ist schwer zu finden. Nannaia, die Mondgöttin, nach der ich benannt bin, ist die, der meine Verehrung gilt. Ich liebe Theater, Musik und andere schöne Dinge. Ich unterhalte mich gerne, doch nicht jedes Thema ist für jedermann Ohren bestimmt. Dein Vorschlag gefällt mir: Ein Duft, der leicht daherkommt und dann Schwere hinterlässt.

    So wie der Philosoph Zenon von Kiton schrieb: Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal, die Erfahrung der Finsternis gemacht hat?"


    Nun wurde sie nachdenklich: "Du bist kein Römer, Meister Viridomarus, nicht wahr? Woher stammst du? "

  • Viridomarus hörte Surena aufmerksam zu und beorderte mit einem Fingerzeig sofort die beiden Sklavinnen in den Nebenraum, damit der Wunsch von Surena Rechnung getragen werden könnte. Die beiden Frauen kehrten mit Perücken in verschiedenen Blond- und Rottönen zurück. Ebenso waren die Frisuren von leicht modern, bis hin zu extravagant aufwendig. Erneut machten sie sich davon, um mit einigen wundervollen Tuniken zurückzukehren.


    "Hier eine kleine Auswahl dessen, was wir Dir an Perücken und Tuniken bieten können. Nun auf das Gesamtkonzept kommt es an. Je nachdem wie Deine komplette Erscheinung ist, kann dunkles, rotes oder blondes Haar ein wundervoller Abschluss sein. Wir werden gleich schauen, was Dir am besten steht und Dein Gesicht umschmeichelt. Persönlich würde ich dennoch zu etwas dunkleren Tönen raten, denn Du hast dunkle Augen. So ergänzt sich beides, blondes Haar und dunkle Augen ergänzt sich meist weit weniger gut. Aber wir schauen gleich, mache Dir keine Sorgen, nur völlig zufrieden mit Deinem Aussehen wirst Du diesen Laden verlassen. Du wirst von mir nichts zu kaufen bekommen, was Dir abträglich wäre. Nur glückliche Kunden, sind wiederkehrende Kunden. Aufschwatzen dass kann man ein einziges Mal und so eine Person bin ich nicht.


    Alles was Du hier siehst, soll Dein wahres Ich, Deine Person unterstreichen und Deine Schönheit zur Geltung bringen. Selbst die schönsten Stoffe sind nur Beiwerk, um genau dies zu erreichen. Stoffe, Geschmeide, Düfte, Kosmetik, all das sind Hilfsmittel, die niemals selbst im Vordergrund stehen dürfen. Sie stellen Dich in den Vordergrund und bei manchen Menschen untermalen sie derart ihre Person, dass sie erstmalig überhaupt in Erscheinung treten kann.


    Das Enthaarungsmittel ist in unerfahrenen Händen hochgefährlich, aber meine Hände sind sehr erfahren. Und wir wenden es so schonend wie möglich an. Das heißt, lieber eine weitere Behandlung in Kauf zu nehmen, anstatt zu stark zu behandeln und den Kunden zu gefährden. Ein Restrisiko bleibt stets bestehen, darum überlege Dir gut, ob Du diese Behandlungsmethode wünscht. Wir haben noch viele weitere im Angebot. Solltest Du sie wählen, versichere ich Dir, dass ich Dich nach besten Wissen und Gewissen behandeln werde und mit aller größter Sorgfalt. So behandele ich jeden meiner Kunden Surena", antwortete Viridomarus und ließ sich die Selbstbeschreibung von Surena durch den Kopf gehen.


    "Eine Partherin, die nach der Mondgöttin benannt wurde und welche sie verehrt. Theater und Musik wie auch alles andere Schöngeistige ist Deine Leidenschaft. Du bist bedauerlicherweise allein und es ist schwer einen passenden Mann zu finden, vom gleichen Geblüt, Rang und Schneid. Tiefe Themen sind Dir wichtig, aber nicht für jedermanns Ohren bestimmt. Du bist wahrlich ein Kind des Mondes, wie man sagen würde.


    Niemand Surena weiß um die Bedeutung des Lichts, der nicht auch im Schatten wandelte. Allerdings sei Dir als Namensvetterin der Mondgöttin auch gesagt, die Finsternis ist nicht jedermanns Feind. Denn ihre wahren Kinder hüllt die Finsternis in ihre dunkle Umarmung schützend ein und verbirgt sie so vor den Blicken Unwürdiger. So heißt es auch.


    Ja Du hast Recht, ich bin kein Römer. Ich stamme aus dem Land der Rosen Surena, ich stamme aus Thrakien", antwortete er gut gelaunt.

  • „Das Land der Rosen, wie poetisch.“, sagte Nannaia Surena:

    „Ich merke, dass du aus einem alten Land wie es Thrakien ist, stammst. Du hast eine alte Seele, Meister Viridomarus. Deine Worte sind süß, wie es einem Mann aus dem Reich des goldzüngigen Orpheus, des höchsten und einen Apoll und des sorgenfreien Dionysos gut ansteht.

    Und … du bist ein erstklassiger Geschäftsmann. Denn jede Dame hört doch gerne, dass sie geheimnisvoll und leuchtend wie der Mond ist.

    Ja, was du über die Dunkelheit sagst: sie schützt, sie verbirgt ihre Kinder, sie verhüllt manchmal sogar den Flug der räuberischen Eule oder die Hand eines Attentäters, auch das ist richtig.“


    Sie ließ ihr helles Lachen hören, doch ihr Blick lag weiterhin sehr nachdenklich auf der fülligen Gestalt des Viridomarus:

    „Ich kam um Schmuck und Schminke und gehe mit Weisheit.“, sagte sie:


    „Ich bitte dich also, mit mir zu verfahren, wie es dir am besten erscheint. Befreie mich von lästigen Körperhaaren, erstelle mir Perücken und kleide mich neu ein. Ich lasse dir freie Hand- diesmal und was das angeht.“


    Nannaia war amüsiert, Elahbels grimmige Miene ignorierte sie.

  • Viridomarus neigte erfreut und anerkennend über das Lob das Haupt.


    "Vielen Dank für die freundlichen Worte. Nun es freut mich zu hören, dass Du in meinem Laden weit mehr gefunden hast, als Schmuck und Schminke. Schau Dir gerne einmal die Perücken an. Berühre sie, fühle welches Haar Dir angenehm erscheint. Meine beiden Angestellten stehen Dir jederzeit zur Verfügung. Sobald Du soweit bist, sage ihnen bescheid, damit sie Dich für die Enthaarung vorbereiten können. Auf mich wirst Du einen winzigen Moment verzichten müssen, denn ich rühre das Rhusma Turcorum für Dich an.


    Schaue Dich um, genieße mit allen Sinnen die Stoffe und Farben. Dazu wird Dir ein erfrischendes Rosenwasser gereicht. Sobald ich zurück gekehrt bin, werden wir mit der Enthaarung beginnen. Danach muss sich Deine Haut entspannen und Du gleich mit. Sobald dies geschehen ist, können wir beginnen Perrücken und Tuniken auszuprobieren. Welche Deinen Geschmack treffen. Ebenso werde ich Dir einen Duft komponieren, der Deine Persönlichkeit unterstreicht. Aber ein Schritt nach dem anderen. Ich bin bald wieder bei Dir", erklärte Viridomarus freundlich und begab sich in einen der angrenzenden Nebenräume.


    Corinna und Lanassa drapierten die Perücken so, dass Surena sie von allen Seiten gut betrachten konnte. Corinna eilte davon und schaffte einige Tuniken aus dunkler Seide herbei, dazu legte sie Tücher aus hellen und auch dunklen Stoffen. Surena sollte schauen, was ihr am Besten zusagte. Lanassa hingegen holte ein Glas frischen Rosenwassers das leicht gesüßt war und reichte es Surena.


    "Bitte lass es Dir schmecken. Dies ist Rosenwasser, eine Spezialität unseres Hauses und besonders beliebt an heißen Tagen. Es ist mit Honig leicht gesüßt um seinen Geschmack zu unterstereichen", pries Lanassa das Getränk an.


    Es dauerte nicht sehr lange, dann kehrte Viridomarus mit der fertigen Paste zurück.

    "Bist Du bereit Surena?", dann folge mir bitte, bat Viri.

  • Nannaia Surena fand es interessant, dass Viridomarus ihren Wunsch, das Rhusma Turcorum zunächst an einem Mädchen zu testen, nicht berücksichtigte, sie nahm es als Beweis dafür, dass er sich seiner Sache sehr sicher und dass sich hinter seinem leutseligen feisten Äußeren des geschmeidigen Geschäftsmannes noch weit mehr befand, als auf den ersten Blick ersichtlich war: Eine dünne, kalte Härte wie eine stählerne Klinge.

    Männer, die ihre Wünsche überhörten, kamen in Nannaias Welt kaum vor; dieser hier tat es.


    Die Härte zog die Surena an, vielleicht weil sie ihr wesensverwandt war. Viridomarus bot ihr einen Nervenkitzel, den sie hier nicht erwartet hatte: Sich fallen zu lassen, zu vertrauen.


    Lächelnd schritt sie zu den Perücken hin: "Wie schön sie sind. Sie sind gewiss aus Haar von Lebenden, nicht wahr? Der Kupferton dieser ist wunderbar....", und :"Wie findest du dieses Honigblond, das fast schon ins Bräunliche geht für mich?"

    ihre schmale Hand streichelte den dargebotenen Stoff:

    "Diese dunkle Seide, ein Traum.", sagte sie und nahm wie in Gedanken den Becher des Rosenwassers an, ließ Hadirat einen Schluck trinken, bevor sie ihn selbst an die Lippen setzte:
    Hadirat wollte etwas sagen, doch Nannaia legte ihr einen Finger auf die Wange und gab ihr einen Kuss: "Mir wird nichts geschehen.", flüsterte sie in ihr Ohr, dann hob sie den Kopf, als Viridomarus zurückkehrte:

    "Ich glaube, es werden drei Seidentunikas, zwei Perücken und eine Stola werden.", sagte sie, und:

    "Ja, ich bin bereit, Meister Viridomarus."

  • Viridomarus wartete gut gelaunt auf seine Kundin. Surena schien in der Auslage zu schwelgen. Schon jetzt hatten die Perücken und Stoffe ihren Reiz, aber zur vollen Geltung kamen sie erst, sobald sie ihrer tatsächlichen Bestimmung zugeführt wurden. Was war ein Kleid schon ohne seine Trägerin? Was eine Tunika ohne den Mann der sie trug? Gleiches galt für Perücken, Schmuck, Geschmeide und sogar Kosmetik. Surena würde sehen, wie anders die Perrücken aussahen und wie diese sie ergänzen würden, sobald sie eine davon trug.


    Zuerst jedoch galt es, die Enthaarung in Angriff zu nehmen. Viri konnte die Zurückhaltung der meisten Personen verstehen. Jeder wünschte sich makellose, glatte Haut, doch viele scheuten den Schmerz oder auch die Gefahr, die bei manchen Behandlungen einherging. Dessen war sich Viri durchaus bewusst, aber er war ein Meister seines Fachs. Seine Aufgabe und Passion war es, seinen Kunden zu ihrer wahren Schönheit zu verhelfen. Ihr wahres Ich freizulegen, damit sie strahlen konnten. Und bei all diesem Spaß verdiente er auch noch gutes Geld. Gab es eine schönere Aufgabe? Wohl kaum. Glück und Zufriedenheit auf beiden Seiten, dass war das höchste Ziel.


    Narben musste Surena bei Viri nicht fürchten. Er behandelte lieber einen Kunden oder eine Kundin zweimal sanft, als einmal grob. Grobiane hatten in seinem Beruf nichts zu suchen.


    "Wir beginnen mit der Reinigung. Die Reinigung muss sehr gründlich erfolgen, damit es zu keinen Entzündungen kommt. Rot wirst Du werden, aber sei unbesorgt, das geht vorüber. Bei dem Wunsch des gelöschen Kalks. Zuerst werden wir Dich waschen und grundreinigen. Dann werden wir das erste Mal die Paste Rhusma Turcorum auf Deiner Haut auftragen. Wir beginnen mit den Beinen. Anhand der Beinhaare sehen wir, wie gut die Paste bei Deinen Haaren wirkt. Im Gesicht werden wir sie dünn auftragen. Lieber mehrfach eine wiederholte Anwendung, als eine zu starke. Und es ist durchaus möglich, dass die Haare für immer fort bleiben.


    Stück für Stück werden wir Deinen ganzen Körper mit der Paste enthaaren. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass die Paste ätzend und giftig ist. Also folge bitte genau meinen Anweisungen und bleib während der Behandlung still liegen. Falls Du etwas an die Hände bekommst, fasse Dir selbst nicht ins Gesicht, in die Augen oder gar in den Mund. Wir entfernen die Paste ebenso von Deinen Fingern.


    Wenn ich von wir spreche, spreche ich von meiner Angestellten und mir. Persönlich beraten wirst Du von mir, ebenso wurde von mir persönlich die Paste angerührt. Behandeln werden Dich meine beiden Angestellten, damit nur eine Frau Hand an Dich legt, so wie es von Dir gewünscht war. Also auch hier kannst Du völlig unbesorgt sein.


    Du kannst jederzeit die Behandlung abbrechen, sei es aus Sorge, Angst oder gar bei Unwohlsein. Dies musst Du bitte sofort mitteilen. Bitte keine Tapferkeitsspielchen, es geht hier um Dich, Deine Gesundheit und das was wir beide erreichen wollen", erläuterte Viridormarus freundlich.


    Er führte Surena in einen der hinteren Behandlungsräume und gebot ihr mit einer Geste, bitte Platz zu nehmen.

    "Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt, Lanassa nimmt sich hier Deiner an. Nach der Nachbehandlung und etwas Ruhe, sehen wir uns wieder und dann geht es zu den Stoffen und Perrücken", erläuterte Viri.


    Lanassa stellte eine Waschschüssel neben der Liege ab und stellte die Paste daneben bereit. Ein neues Rosenwasser wurde Surena ebenfalls hingestellt, falls sie während der Behandlung Durst bekommen sollte. Viridomarus ließ die beiden Frauen allein, damit Lanassa mit der Behandlung beginnen konnte.

    "Grüße Surena. Zuerst werden wir Dich waschen und grundreinigen. Dann werden wir das erste Mal die Paste Rhusma Turcorum auf Deiner Haut auftragen. Wie Viridomarus sagte, zuerst an den Beinen. Erst zum Schluss widmen wir uns Deinem Gesicht. Ich werde Dich nun entkleiden, damit wir mit der Behandlung beginnen können. Sei unbesorgt, niemand wir diese Räume betreten, so lange wir hier mit der Behandlung beschäftigt sind", versicherte ihr Lanassa.

  • "Oh ja, ich kenne die Wirkung von arrhenicon durchaus.", gebrauchte Nannaia mit sanfter Stimme den griechischen Namen des Auripigments, das eben den giftigen Bestandteil der Enthaarungspaste bildete:

    "Es ist ja sozusagen der König der Gifte. Ich werde gut aufpassen, dass ich still liegen bleibe, Meister Viridomarus.

    Wusstest du, dass sich bei einer Vergiftung der Harn so rot verfärben kann, als sei er reines Blut?"

    Sie schaute Viridomarus aus großen Augen an; das Thema der Anwendung des farmákon rief durchaus eine gewisse ... Nostalgie in ihr wach.

    Als sie aufstand, in den hinteren Behandlungsraum zu gehen, folgte ihr Hadirat wie ihr kleiner Schatten. Die Surena drehte sich zu Viridomarus um:

    "Welchen Standes ist Lanassa?", fragte sie: "Ist sie eine Heilkundige? Deine Vertraute?"


    Dann war sie mit Lanassa alleine, doch als diese sie entkleiden wollte, machte sie eine Geste und Hadirat trat an ihre Seite.

    "Bemüh dich nicht, ich entkleide meine Herrin!", erklärte die Dienerin fröhlich: "Ich heiße Hadirat und kann dich bei allem unterstützen, Lana- sah ... so heißt du doch?"

  • Lanassa


    "Mein Stand ist der einer Sklavin Herrin und ich bin Kosmetikerin im Geschäft "Der dufte Viri". Mein Herr vertraut mir seit Jahren und ich arbeite zu seiner vollen Zufriedenheit. Unser Herr legt viel Wert auf unsere Ausbildung und darauf, dass wir stets auf dem neusten Stand des Wissens sind. Würde er mir nicht vertrauen Herrin, hätte er Euch niemals in meine Hände gegeben. Oder möchtet Ihr lieber von meinem Herrn selbst behandelt werden? Das ist möglich, falls Du dies wünschen solltest. Die Enthaarungspaste wurde von meinem Herrn Viridomarus selbst angerührt, er verfügt über großes Wissen rund um die Schönheit aber auch um die Heilkräfte von Pflanzen und anderen Stoffen. Möchtest Du, dass ich ihn zurückhole, damit er Deine Fragen beantwortet?", fragte Lanassa respektvoll.


    "Sehr gerne Hadirat, Lanassa dass ist mein Name", freute sich die Sklavin.

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