Der Frühling war dieses Jahr ausgefallen - der lange, regnerische Winter war von einem Tag zum anderen in brütende Hitze umgeschlagen. Die Luft über dem Exerzierplatz flimmerte, fette schwarze Fliegen ärgerten die Soldaten, denen sie sich in die Augen setzten, um die Tränenflüssigkeit zu trinken, oder unter die Tunika schwirrten und sie kitzelten. Jemand hatte einen Sammeltopf für tote Fliegen neben die Latrinentür gestellt, dazu eine Fliegenklatsche und das verschriftliche Ziel, den Topf zu füllen. Der Boden des Topfes war längst schwarz von erschlagenen Brummern und trotzdem wurden es nicht weniger. Wenn die Sonne unterging, verzogen sich die Fliegen und die Mücken kamen heraus, im Schilf quakten die Frösche dermaßen laut, dass es beim Schlafen störte.
Sabaco aber liebte den Sommer, den er mit durchzechten Nächten am Strand verband, mit dem Schwimmen im Meer und dem Tauchen nach Muscheln, mit feuchtfröhlichen Quallenschlachten und dem Grillen von selbst geangeltem Fisch. Mit Feuern am Strand und Waldbränden, deren scharfen Rauchgeruch man noch in einem Tagesritt Entfernung wahrnahm. In Mogontiacum gab es keinen Strand und keine Quallen, für Waldbrände war es trotz allem noch zu feucht. Das Ufer des Rhenus war größtenteils zugewuchert, mit einigen Kiesbuchten dazwischen. Mit Tarraco war es nicht zu vergleichen. Aber es gab Muscheln im Rhenus, hatte Nero erzählt, und in manchen sollte es Flussperlen geben. Sabaco wollte sein Glück versuchen.
Nach dem Essen schnappte er sich ein Handtuch und eine Decke, einen Beutel mit etwas zu Trinken und Krempel und suchte sich eine Bucht. Dort schlug er sein Lager auf, zog sich aus und watete langsam in die kühlen Fluten. Nach einigen Metern glitt er ins Wasser, verschwand vollständig, um seinen Kopf zu kühlen, und tauchte an anderer Stelle wieder auf, wo er eine Weile schwamm, ehe er den ersten Tauchgang zum Grund begann.
Wer will, darf sich dazugesellen.