Porta | Der Frosch und die Schlange

  • < RE: [Officium I] Legatus Augusti pro Praetore


    An der Porta der Domus Legati Augusti, in welcher sein Onkel residierte, ließ Nero den Türklopfer erklingen, dessen Vorhandensein seine zarte Haut an den Fingerknöcheln schonte. Abwartend trat er einen Schritt zurück und stand nun wieder neben Apolliniaris, der ihn begleitet hatte. Neros Erscheinungsbild mochte von der Reise gelitten haben, doch sein Schuhwerk offenbarte seinen Stand. Den Patriziern oblag das Privileg, den Calceus patricius aus rotem Leder, ausgestattet mit einer hohen Sohle, Lederzunge und einer halbmondförmigen Agraffe aus Elfenbein zu tragen. Und wer seinen Onkel gut kannte, sah die Ähnlichkeit ihrer Züge, noch bevor sich offenbaren würde, dass auch der Charakter des Nero dem des Nepos in Niedertracht nur wenig nachstand.

  • Einer der Haussklaven öffnete die Türe und betrachtete was da vor ihm stand. Er war schlichten Gemüts und betrachtete die Welt stets mit einem Lächeln. Salve Herr,...wie kann ich dir helfen?

    Irgendwie kam ihm der Kerl bekannt vor. Aber es konnte auch sein, daß er sich täuschte. Auf jeden Fall sah er abgerissen aus, vielleicht hatte er die Calceus patricius irgendwo gestohlen. Doch diese Ähnlichkeit?! Wo hatte er dieses unattraktive Antlitz schon mal gesehen?

  • "Titus Aemilius Nero, Neffe des Legatus Augsti pro Preatore Aulus Aemilius Nepos", informierte Nero unmissverständlich, wer er war. "Der Mann an meiner Seite ist mein Freund Tuccius Apollinaris und mit der gleichen Demut, Hingabe und Ehrerbietung zu behandeln, als sei er ich in Person! Kimon versicherte mir, man würde sich in diesem Haus standesgemäß um uns kümmern."


    Die Lüge, dass die niederträchtige Kreatur Kimon sie schickte, kam ihm flüssig über die Lippen und ohne, dass er mit der Wimper zuckte. Es war durchaus üblich, dass man bei Verwandten und Freunden zu Gast war, wenn man verreiste, so dass die Lüge glaubhaft war.

  • Dem Sklaven ging ein Licht auf. Deshalb kam ihm die Visage so bekannt vor. Hier durfte er sich keine Fehler erlauben, immerhin berief sich der Kerl auf Kimon. Salve Aemilius Nero,..ich heiße dich in Germania willkommen. Bitte folge mir, ich werde euch zunächst in den Gästebereich,...er ersparte es sich darauf hinzuweisen, daß die beiden Typen nicht nur so aussahen, sondern auch so rochen als wären sie aus einer Verrottungsgrube gekrochen. Er führte sie in den Gästebereich, wies auf die angrenzenden Räumlichkeiten des Balneum hin und öffnete erst eine, dann die angrenzende Türe.

    Bitte sehr...Auf die Türen der Gästezimmer weisend lächelte der Sklave in der Erwartung auf irgendwelche unverschämten Forderungen.


    Sim-Off:

    Bitte sehr ist ein link...in grün...so what

  • Apollinaris versuchte in seinem abgerissenen Zustand so würdevoll wie möglich auszusehen. Die Worte von Nero rührten ihn und er schämte sich, was ihm letzten noch durch den Kopf geschossen war. Die Schlacht hatte seine Gedanken durcheinander gewirbelt und völlig zusammenhanglos wieder ausgespien. Nero log wie gedruckt ohne mit der Wimper zu zucken, was Apo freute. Hoffentlich fanden sie Unterschlupf, lange würden sie nicht mehr durchhalten. Sie hatten es tatsächlich bis vor die Tür des Onkels von Nero geschafft. Jetzt musste man sie nur noch über die Schwelle bitten...

  • Apollinaris folgte Nero auf dem Fuße. Es wurde alles gut, jetzt endlich wurde alles gut! Sie traten über die Schwelle, hinein in das Haus des Onkels und ließen die harte Realität für einige Stunden, Tagen, Wochen oder wenn sie Glück hatten sogar Monate hinter sich. Hier konnten sie ein neues Leben beginnen, allen voran Nero. Er hatte viel zu lernen und eben so viel zu vergessen. Apollinaris atmete erleichtert aus, heute würden sie warm, trocken und in einem Bett schlafen.

  • Pius hatte einen der zahlreichen Sklaven nach dem Cubicullum seines Bruders gefragt. Dieser erbarmte sich und führte ihn wortlos an eine polierte Holztüre. Ein kurzes Nicken bestätigte die ungestellte Frage. Der Sklave stiefelte wieder davon. Pius sah ihm nach und dachte bei sich, daß ein Sklave in Roma sich nicht einfach selbstständig zurückziehen würde. Man würde sich vergewissern ob noch etwas anläge.

    Kopfschüttelnd wandte er sich zur Türe und klopfte nicht hart, aber vernehmlich gegen das polierte Holz.

  • Obwohl es mitten am Tag war, hatte Nero noch geschlafen. Da aus diesem Grund gerade kein Sklave zugegen war, musste er die Tür eigenhändig öffnen. Bleich, picklig und aufgedunsen öffnete er die Tür, wo er jemanden sah, den er nicht erwartet hatte.


    "Oh. Pius. Welche Freude. Komm rein."


    Hinter vorgehaltener Hand gähnend hielt er ihm die Tür auf. Kalte Luft wehte durch ein halb geöffnetes Fenster aus dem Inneren des Gemachs, doch es war mit einem Stück Stoff verkeilt, weshalb es nicht zuschlug.

  • Pius starrte seinen kleinen Bruder entgeistert an. Er schob sich an ihm vorbei und sah sich in dessen Cubicullum kurz um. Es sah im Grunde so aus wie bei ihm zu Hause.

    Beim Veiovis Nero! Hier sieht es aus wie bei Pluto unter der Cline. Hast du keine Hilfe? Und verdammt, Nero, gehst du auch mal ans Tageslicht? Du siehst aus wie etwas was drei Tage in der Verrottungsgrube gelegen hat!...und du riechst auch so.

    Er zog das Stück Stoff aus dem Rahmen des Fensters und öffnete es um ein wenig tiefer atmen zu können.

    Du bist Aemilier Nero! Das bedeutet Verantwortung!

    Er hörte sich schon an wie sein Vater. Aber Nero provozierte solche Moralappelle...pausenlos.

    Pius warf ein paar Tuniken die auf einem Scherenstuhl lagerten auf den Boden und setzte sich halb verzweifelt hin.

    Der Gedanke an die Verrottungsgrube kam wieder.

  • "Sklaven gibt es hier genug, aber sie gehen mir auf die Nerven. Sie bringen immer alles durcheinander und belügen mich."


    Nero störte sein eigener körperlicher Zustand nicht und es entzog sich seinem Verständnis, warum Pius sich daran störte. Ob er gewaschen war oder stank, ob er schwammig war oder trainiert, was änderte das am Lauf der Dinge? Nero grub unter einem weiteren Kleiderstapel eine zweite Sitzgelegenheit aus, warf alles auf den Boden und schob den Stuhl in die Nähe seines Bruders. Gähnend ließ er sich darauf nieder, rieb seine verquollenen Augen.


    "Machst du dir etwa Gedanken um mich oder geht es mal wieder um den Ruf der Familie?"

  • Pius legte den Kopf in den Nacken und schloß die Augen. Er rieb sich sachte die Augenlieder. Diese Umgebung verursachte ihm Kopfschmerzen. Gerüche,...er öffnete die Augen und betrachtete die Kreatur die sich neben ihm auf dem Stuhl niedergelassen hatte, umgeben von teurer, aber schmutziger Kleidung. Was zum ...sollte hier jemand stehlen?

    Die Familie bist du,...du bist die Familie Nero. Pius erhob sich langsam. Er unterdrückte den Instinkt seinem Bruder die Hand auf die Schulter zu legen.

    Zuviel lag zwischen ihnen, zuviel Distanz, zuviele Provokationen, zuviel Schmerz und Unverständnis.

    Alles was du tust, oder unterlässt fällt auf die Familie zurück,...auf Vater,...auf mich...

    Pius wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster. Gedanken räumten seinen Kopf. Bald...bald würden die Götter richten.

    Er konnte nicht nachvollziehen welche Beweggründe nötig waren. Was hatte Bassus getan? Weshalb verpestete Nero weiterhin die Gegend.

    Langsam senkte er den Kopf und ging zur Türe. Bevor er sie aufzog wandte er sich nochmals zu seinem Bruder um.

    Nein,...er hatte nichts, aber auch gar nichts an sich was auch nur den Hauch von Symphatie wecken konnte, dabei sah man sein vergiftetes Inneres noch nicht einmal. Pius zog die Türe auf und trat hindurch. Bevor er sie wieder zuzog wandte er sich nochmal an Nero;

    ...nichts was dich schert, nicht wahr,...Nero?

    Dann schloß sich die Türe und ließ Nero zurück in seinem Chaos und Mief.



  • Es wäre ja zu viel verlangt gewesen, dass sein Bruder nach der langen Zeit der Trennung etwas Freundliches zu ihm sagte, nur ein einziges Mal im Leben! Würde Nero heute der Blitz treffen, würde Pius seine Schmähungen sogar noch in seinen Grabstein meißeln.


    "Familie", spuckte Nero das Wort regelrecht aus: Familie war das, was er soeben erfuhr. "Und Verantwortung. Zwei große Worte aus deinem Mund. Du bist genau so ein Taugenichts wie Vater oder ich, und deine feinen Kleider ändern daran nicht das Geringste. Der Einzige, der von solchen Dingen mit Fug und Recht sprechen kann, ist Onkel Nepos."


    Nero sah Pius nach, als dieser ging, doch zur Antwort schlug dieser die Tür zu. Es war einfacher, das kollektive Versagen der Aemilii auf das jüngste Mitglied der Familie zu projizieren, anstatt auch nur einen Finger zu krümmen. Nero ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn diese Behandlung schmerzte.


    Er schuldete dieser "Familie" nicht das Geringste.

  • Kimon kam nicht umhin zu lauschen. Im grunde war es so wie immer, zwei ungleiche Brüder schaffen es nicht sich auf einen Konsens zu einigen. Der wütende, ständig in Extremen lebende kleine Bruder Nomes est Omen Nero und der Tausendsassa, der allseits beliebte, umschwärmte Haudraufundkommimmerglänzendraus große Bruder Pius.

    Daß sich Pius seinem Bruder gegenüber so verhält war sicher nicht gerecht aber es was immer so. Warum? Weil es Nero einem leicht machte. Alles an ihm stieß ab, sein Äußeres, seine Provokationen,...dabei wollte er doch nur akzeptiert, geliebt werden.

    Aber er verpasste stets den rechten Zeitpunkt.

    Er trat zurück in das Dunkel eines Ganges als Pius an ihm vorbei schritt. Es tauchte auf und verschwand,...so wie früher.

  • Nero ärgerte sich maßlos über diesen Dummschwätzer von Bruder, der in seinem ganzen Leben nichts geleistet hatte, aber große Töne spuckte. Ein Blender, das war Marcus Aemilius Lepidus Pius. Nero verpasste dem Stuhl, auf dem der Bruder eben noch gesessen hatte, einen Tritt, so dass das Sitzmöbel quer durch den Raum schlitterte und dabei ein paar herumliegende Klamotten mit sich zog. Dann riss er die Tür auf, wo er gerade noch den Schatten irgendeines Lauschers verschwinden sah.


    "Hierher, aber stante pede!"


    Trotz seiner schwammigen Gestalt konnte Nero eine ordentliche Lautstärke und Durchsetzungskraft gegenüber den Sklaven entfalten, da er ihnen für ihre harte Arbeit und ihre Zuverlässigkeit keinerlei Respekt zollte. Er hielt sie für Lügner und Heuchler und konnte diese aufgesetzte Höflichkeit, hinter der sich nichts als Eis befand, nur schwer ertragen. Dass er sie nicht schlug, beschimpfte oder für seine Gelüste missbrauchte, war in seinen Augen Großmut. Schließlich hätte er dem Recht nach all diese Dingen tun können. Das änderte wenig daran, dass die meisten Sklaven aufgrund seiner Unnahbarkeit und Undankbarkeit vor ihm Angst hatten.


    Ärgerlich wartete er in der offenen Tür auf den Schleicher.

  • Kimon dachte tatsächlich kurz darüber nach dem Gequake der fetten Kröte folge zu leisten. Doch er war nicht dessen Sklave, er war der Sklave des Lepidus in Diensten des Nepos.

    Er selbst wußte das, aber auch dieser unsägliche Nero?

    Es wäre unsagbar leichtsinnig sich dem Geschrei zu ergeben, schließlich war Nero ein Paradebeispiel für einen Despoten.

    Mit steinerner Miene schritt Kimon also weiter von dannen. Sollten sich ängstlichere Gemüter um die Fütterung des Raubtieres kümmern.

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