Atrium | Aemilia Faustina

  • Ein Sklave führte Faustina mit ihren Begleitern in das Atrium der Villa und versicherte, sogleich den Hausherrn über den Besuch zu informieren. Prompt drehte er sich um und huschte aus dem Atrium. Er ahnte, die junge Frau würde ein wenig warten müssen, weil Menecrates gerade umgekleidet wurde. Zu Hause entledigte er sich umgehend der unbequemen Toga und atmete auf, wenn er sich in einer leichten Tunika freier bewegen konnte.

    Eine Sklavin brachte in der Zwischenzeit Quellwasser und zwei verschiedene Säfte zur Auswahl für das Kind. Eine weitere stand mit Tablett und Bechern bereit, um vorzutreten, wenn Erfrischungen gewünscht wurden.

  • Faustina folgte den Sklaven ins Atrium und Iulia ging neben ihr her an der Hand ihrer Mutter. Die junge Mutter war in einen fast bodenlangen himmelblauen Chiton gehüllt und das kleine Mädchen in die gleiche Farbe. Faustina liebte blau und trug die Farben des Meeres oft. Sie nahm in einem der bequemen Korbstühle Platz und schenkte sich ein wenig Wasser ein, während sie wartete. Es war doch recht warm und das Wasser erfrischend kühl nach dem Spaziergang hierher aus der Villa Aemilia. Iulia jedoch ließ sich kaum halten und erkundete die nähere Umgebung und besah sich die Möbel und Dekoration. "Sei vorsichtig und nichts anfassen!" rief die Patrizierin ihrer kleinen Tochter zu, während sie die Bewegungen des Kindes mit Argusaugen verfolgte, bevor diese noch irgendetwas teures zerdepperte.

  • Bevor Menecrates ins Atrium trat, zuppelte ein Sklave an der Tunika des Claudiers herum, deren Saum an einer Stelle zu sehen war. Menecrates gehörte nicht zu den modisch bewussten Menschen, aber auf ein korrektes Aussehen legte er selbst in der eigenen Villa wert, zumal wenn er Besuch begrüßte.

    Als erstes hüpfte ihm ein Mädchen entgegen. Kinder stellte für den Greis immer eine Herausforderung dar und das nicht erst seit wenigen Jahren. Er wirkte im Umgang mit ihnen oft ungeschickt.

    "Na, wie heißt du denn?", fragte er, indem er sich vorbeugte und obwohl er es wusste. Trotz unbequemer Haltung linste er nach dem angekündigten Gast, entdeckte Faustina in einem der Korbstühle und nickte ihr zu. Später würde er sie ausführlicher begrüßen. Zuerst musste er auf das Kind reagieren, denn er konnte unmöglich so tun, als sähe er es nicht.

    In einem lautlosen Stoßgebet bat er die Götter, ihm entweder seine kleine Nichte Sisenna, oder Verus' Tochter Stella vorbeizuschicken, die seit kurzem bei ihm wohnte. Beide würden das Kind ablenken, damit er sich Faustina widmen konnte. Je älter Kinder wurden und je besser man sich mit ihnen sachlich austauschen konnte, umso lieber wurden sie Menecrates. Irgendwann und unbemerkt schummelten sie sich in sein Herz. So ähnlich lief es auch bei Faustina.

    "Ich komme gleich", versprach er ihr.

  • Aemilia Iulia (NPC)

    Iulia war gerade im Atrium auf und ab geflitzt, als sie auf Claudius Menecrates traf. Für die Dreijährige waren alte Männer immer Opas und erzählten Geschichten und sowas. Deshalb blieb sie erst einmal ein paar Sekunden vor dem Claudier stehen und musterte ihn aufmerksam. "Ich bin Iulia. Bist du auch mein Opa?" fragte das Kind ganz ernsthaft und legte dabei den Kopf ein wenig schief wie ein Vögelchen. "Ist das dein Zuhause?" ging es mit der Fragerei weiter ohne Luftholen. "Mein Zuhause hat auch große Räume. Mein Opa wohnt da. Kennst du meinen Opa? Er hat mir quitt pro wo beigebracht." Die großen Augen des Kindes starrten den Patrizier voller Fragen an, da er definitiv gerade das Spannendste und Interessanteste hier im Raum war.

  • "Iulia", wiederholte Menecrates und nickte lächelnd. "Das ist ein schöner Name." Er richtete sich auf, weil die gebeugte Haltung auf Dauer unangenehm wurde. "Nein, dein Großvater bin ich nicht, aber ich kenne deinen Opa und ich kenne auch das Spiel Quid pro quo. Wollen wir es spielen?" Er blickte zu Faustina, machte den Versuch eines Zwinkerns und wandte sich erneut an das Mädchen.

    "Du führst mich zu deiner Mutter und ich führe dich nachher durch meinen Garten." Er wartete gespannt auf die Reaktion und bevor sie ablehnend ausfiel, fügte er an: "Ich habe einen Wolf. Vielleicht zeigt er sich nachher im Garten. Bist du mutig wie dein Großvater, oder hast du Angst?"

    Ihm kam nicht der Gedanken, dass er damit womöglich die Mutter ängstigen könnte. Die Kindheit seiner Sprösslinge hatte er durch sein Karrierestreben weitgehend verpasst und über ein angeborenes Feingefühl verfügte er nicht. Seine Stärke lag in der Bereitstellung eines sicheren Rahmens, der äußeren Fürsorge und bedingungsloser Hilfestellung. Er fungierte als Fels, der nach außen alles Bedrohliches abschmetterte und jedem ihm Anvertrauten Halt bot.

  • Aemilia Iulia (NPC)


    Iulias Augen leuchteten bei der Aussicht auf ein Spiel, aber es war wieder Quid pro quo...das kannte sie bereits und obwohl sie sich gerne Geschichten erzählen ließ, fand sie die Erfüllung ihrer Seite der Abmachung in der Regel doof. Die Forderung den Patrizier zur Mama zu bringen war allerdings nicht so langweilig wie still sitzen oder mit dem Tutor lernen, also griff sie selbstbewusst nach der Hand des Claudiers und begann die paar Schritte Richtung Faustina zurück zu legen. "Na gut...dann gehen wir zur Mama. Aber dann gehen wir gleich in den Garten? Und was ist ein Wolf? Ist das ein Spielzeug? Und natürlich bin ich mutig. Ich bin ja schon soooo groß!" Iulia war schon aus dem scheuen Alter heraus und strotzte bereits vor Selbstvertrauen, Fragen und Flausen im Kopf. Bei dem Wort groß warf sie ihre Hände hoch um sich noch größer zu machen.


    Faustina hielt sich in der Zwischenzeit schon die Hand vor den Mund um nicht laut aufzulachen. Ihr Töchterchen benahm sich wie immer - besitzergreifend und ohne ein Blatt vorm Mund. Wenn es nach ihrem Vater ging, dann musste man das demnächst korrigieren, aber Faustina fand es liebreizend. Sie lehnte sich zurück im Sessel, da Iulia anscheinend bisher nicht vorhatte irgendetwas zu zerdeppern und der Claudier schien alles fest im Griff zu haben, auch wenn sie die Worte der beiden von der anderen Seite des Raums aus nicht ganz verstehen konnte.

  • Das kleine Mädchen zeigte sich gnädig und ging auf das Spiel ein. Erst in diesem Moment dämmerte es Menecrates, wie wenig er mit dieser Sicherheit rechnen konnte. Erleichterung machte sich breit, als seine Hand gefasst wurde. Er beglückwünschte sich, nicht als Frau zur Welt gekommen zu sein, denn Kinder fand er zuweilen schwieriger und daher anstrengender als Politiker.

    "Ein Wolf", er machte große Augen, um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen, "sieht aus wie ein sehr großer Hund, ist aber sehr viel wilder. Er hat seinen eigenen Kopf und macht selten das, was er soll."

    Sie näherten sich Faustina und in Menecrates wuchs die Unsicherheit, ob sein Tauschgeschäft auf ihre Zustimmung stieß. "Der Wolf ist noch größer als du", gab er daher Iulia zu bedenken. Er hoffte, aus der Nummer wieder heraus zu kommen, bevor Faustina davon erfuhr. Bei ihr angekommen löste er die Hand aus der des Kindes.

    "Salve, Faustina! Schön, dass du mich einmal besuchst. Ich bewundere dich und jede Frau, die den ganzen Tag ein Kind zu beschäftigen weiß." Obwohl nicht beabsichtigt fiel ihm eine politische Debatte ein, wo es um die Rolle der Frau ging. Menecrates sah Frauen nicht in Ämtern, sondern in der Rolle einer Mutter. In diesem Moment merkte er, wie sehr seine Worte über den Respekt für Frauen, die einzig ihrer Bestimmung nachkamen, von innerer Überzeugung strotzten. Er gab nicht nur vor, eine Frau mehr zu schätzen, wenn sie einzig die Mutterrolle einnahm, er fühlte tatsächlich so.

    "Danke, Faustina! Du hast mir gerade, ohne es zu wissen und ohne etwas zu tun, viel geholfen."

  • Aemilia Iulia (NPC)


    "Achso so wie ein Hund...nur größer?" erwiderte das Mädchen, das zur Abwechslung brav neben dem Claudier herging ohne wie ein kleines Äffchen rumzuhüpfen und zu hampeln. Bei der Beschreibung eines großen Hundes, kam Iulia direkt die beste Idee. "Groß genug um darauf zu reiten? So wie ein Pony?" Da leuchteten die Augen des Mädchens direkt vor Begeisterung auf. Iulia kannte Ponies und war schon einmal auf einem gesessen, kurz bevor sie Tarrentum verlassen hatten. Das war recht lustig gewesen, auch wenn das Pony nur gemächlich im Kreis ging. Als sie bei Faustina ankamen, löste sich das Mädchen wieder und kletterte in einen der Korbstühle um dort auf das Stichwort "Wir gehen in den Garten" zu warten.


    Faustina erhob sich um Menecrates zu begrüßen. Fast schon hätte sie ihn als Onkel Menec begrüßt aus Reflex, aber sie war kein Kind mehr. Selbst in einem so vertrauten und freundschaftlichen Rahmen war ein wenig Dekorum gefragt. "Salve, Claudius Menecrates. Ich hoffe, es ist gerade günstig. Ich weiß, dass du sehr beschäftigt bist und ich unangemeldet vorbeikomme." Bei dem kleinen Kompliment errötete Faustina fast. "Nunja, ich denke es liegt in unserer Natur, dass wir uns um Kinder kümmern. So wie es in der Natur der Männer liegt, sich um Philosophie, Strategie und Politik Gedanken zu machen. So hat jeder eine sinnvolle Aufgabe und kann zur Gesellschaft beitragen." antwortete Faustina diplomatisch. Auch wenn sie ein wenig vom Lob des Claudiers überrascht war, schmunzelte sie und setzte sich erneut nach der Begrüßung.


    Während Faustina sich ein wenig Wasser nachschenkte und auch ihrem Töchterchen einen Becher mit halb und halb Saft und Wasser reichte, kam sie zum unangenehmen Teil des Gesprächs. Sie wusste nicht, ob Menecrates es erfahren hatte, also hielt sie damit nicht hinter dem Berg. "Ich bin vorbei gekommen, um dir eine traurige Nachricht mitzuteilen und dich um etwas zu bitten. Mein Cousin Aemilius Bassus ist vor kurzem durch einen Angriff von Barbaren heldenhaft gefallen, was uns alle in tiefe Trauer gestürzt hat. Ich wollte dich daher fragen, ob du demnächst Zeit für einen Besuch in der Villa Aemilia hättest." Lepidus zählte Menecrates zu seinen besten und ältesten Freunden und der Besuch würde ihn bestimmt aufheitern. Auch wenn sich ihr Vater nicht mehr einschloss und von der Welt abwandte, so war sie nicht sicher, ob er die Melancholia schon überwunden hatte.

  • Etwas unbeholfen versuchte sich Stella in ihrem neuen Zuhause recht zu finden. Es fiel ihr nicht ganz leicht, denn trotz allgegenwärtiger Hilfe von Sklaven, einen schnellen und geordneten Weg zu finden. Aus diesem Grund kreuzte sie mehrfach das Atrium, auf der Suche nach der Bibliothek und der Küche. Immerhin konnte sie schon die Wege benennen, die vom Atrium abgingen und kannte die groben Richtungen. Ihre Verwirrung mochte auch dem geschuldet sein, dass sie viele Gedanken sortierte und ihr eigenes Leben neu-ordnen musste. Besessen davon, ihrem neuen "Großpapa" keine Schande zu bereiten, wollte sie sich in das römische Stadtleben eingewöhnen aber natürlich gelang es ihr nicht vollens. Wie auch? Stella war keine typische Römerin, viel mehr sogar entrückt und entfremdet von dieser Stadt. Insgeheim konnte sie ihre Abscheu gegenüber alldem nie ganz ablegen. Aus ihrer Perspektive spielte sie eine Rolle zum Wohlgefallen ihres "Großpapas" und wollte ihren Dank damit ausdrücken, dass er ihr in großer Not geholfen hatte. Manchmal war eine Maske ein besseres Freund als das wahre Angesicht. Dezent als Römerin aufgehübscht, trat sie schließlich etwas überrascht auf. Peinlich berührt versuchte sie den Weg zu verlassen, um Claudius Menecrates und die Gäste nicht zu stören. "Verzeihung," huschte sie vorbei aber stürzte dann über die Bodenkante des Atriumbeckens, in das sie schließlich rutschend hineinfiel. Wasser spritzte minimal hoch, während Stella auf ihre Knie gestürzt war. "Bei allen Göttern...," fluchte sie halblaut und merkte, wie das Wasser ihre Kleidung durchnässte. Unangenehm. Dies war sehr unangenehm für sie. Inzwischen verlief auch der dick aufgetragene Kohlefarbton um ihre Augen. Wenn sie gewusst hätte, dass die für sie fremde Frau eine traurige und ernste Nachricht überbracht hatte, wäre sie am liebsten vor Scham gestorben.

  • Vic, de gerade aus der Bibliothek kam querte das Atrium und wurde Zeuge des kleinen Malheurs. Er war Stella noch nicht begegnet, geschweige denn vorgestellt worden. Wie auch, er kam meist nur zum Schlafen in die Villa. Es gab vor dem Aufbruch zuviel zu tun. In einem anderen Bereich sah er seinen Großonkel und ,...siehe da...Faustina sitzen.

    Doch bevor er auch nur darüber nachdachte half er Stella sanft auf die Füsse. Er betrachtete sie lächelnd und meinte, Salve, ich bin Vic,...und wir haben auch ein Balneum, soviel ich weiß. Sobald Stella stand winkte Vic eine Sklavin herbei, die sich sofort daran machte zumindest den Saum ihrer Kleidung zu entwässern, damit sie beim Verlassen des Atriums nicht das Gefühl haben musste in einem Bach zu waten. Vic betrachtete das Ganze lächelnd und reichte Stella noch ein Taschentuch. Mit einer Geste gab er ihr zu verstehen, daß da etwas um ihre Augen in Unordnung war.

    So,...ich muss dann mal wieder, hat mich gefreut. Er deutete eine leichte Verbeugung an, nahm sich die zuvor abgelegten Kartenrollen und machte sich mit federnden Schritten wieder davon, nicht ahnend wer die junge Frau wohl gewesen war.

  • Die Prüfungen durch Kinder empfand Menecrates als die schwersten. Hier half kein Fachwissen, nichts vorher Einstudiertes, keine Ausrüstung. Kinder legten vor und er paddelte hilflos hinterher. "Äh, groß wie ein Hund, ja, aber reiten? Er ist nicht eingeritten." Im gleichen Moment merkte er den Fehler. Er hätte strikt ablehnen müssen und erklären, dass ein Wolf keinen Reiter trägt. "Ach, sieh mal, deine liebreizende Mutter." Er nahm sich vor, ohne Pause zu reden, damit die Kleine keine Lücke fand. "Faustina, sei gegrüßt! Natürlich kommst du günstig und unangemeldet ist kein Problem." Dachte er eigentlich darüber nach, was er sagte? Er dankte innerlich, dass Faustina von Normalität bei der Aufgabe als Mutter sprach und hoffte, sie würde ihn aus der Situation retten. Eifrig nickte er, als sie auch die Pflichten der Männer erwähnte. Dem Blickkontakt zu der kleinen Iulia wich er konsequent aus.

    Umso aufmerksamer folgte er dem Bericht der Mutter. Was sie mitteilte, stellte ihn schlagartig still. Sein Lächeln verschwand.

    "Das sind keine guten Nachrichten, Faustina. Mein aufrichtiges Mitgefühl!" Die Problematik mit dem Kind rückte in den Hintergrund. "Ich werde einen Besuch einrichten. Wäre der Abend ein guter Zeitpunkt?" Tagsüber gab es kaum Lücken, aber auch die würde er finden, sollte sich der Abend als ungeeignet erweisen.


    Plötzlich klatschte es und Menecrates fuhr herum. Da er mit voller Konzentration bei Faustina weilte und das Kind nicht mehr beachtete, befürchtete er, die Kleine läge im Becken. Stattdessen erblickte er Stella, die möglicherweise von den Göttern zu seiner Rettung geschickt wurde, wobei Stella in Richtung der Götter fluchte. Wie in einem geschickt inszenierten Theaterstück kam schließlich noch sein Großneffe Vic hinzu. Menecrates würde den Göttern morgen eine besonders große Opfergabe bringen. Sie erhörten sein Flehen und sandten gleich zwei Ablenkungsmannöver, die für Iulia sicherlich unterhaltsam waren.


    Menecrates setzte zur gegenseitigen Vorstellung an, da verschwand Vic bereits wieder. Wahrscheinlich hatte er die reglos stehende Gruppe nicht gesehen. Der alte Claudier befand sich in einer schwierigen Situation. Er konnte unmöglich Stellas Zustand ignorieren und die beiden Frauen einander vorstellen. Zuerst musste er sich um Stella kümmern.

    "Stella, Kind, hast du dir weh getan?" Irgendwo musste eine Blessur sein, doch wie schlimm und ob sie behandelt werden musste, blieb abzuwarten. Er kam einige Schritte auf Stella zu. "Ich weiß nicht, kennt ihr euch?" Er blickte zwischen ihr und Faustina hin und her. Eine Sklavin kümmerte sich bereits um Stella, eine weitere trat mit einem schützenden Laken auf sie zu.

  • Während Faustina und Menecrates zusammen standen und über den Tod von Bassus sprachen, ging im Hintergrund des Atriums ziemlich die Post ab. Als Stella und auch Vic auftauchten, war auch Iulia nicht mehr in ihrem Stuhl zu halten und stakste auf das Becken im Zentrum zu. Stellas Fall ins Becken veranlasste das kleine Kind vergnügt zu quietschen, da sie es für ein Spiel hielt. Eifrig streckte sie ihre kleinen Ärmchen ins Becken und versuchte Stella noch zusätzlich mit Wasser zu bespritzen, so wie sie in Tarrentum immer mit der Kinderfrau und ihrer Mama so gespielt hatte, wenn es warm war. Dann sah sie auch noch den Freund ihres Onkels, den sie erst kürzlich zu Hause getroffen hatte und quietschte ein fröhliches "Halllloo Vic" in seine Richtung, bevor dieser wieder verschwand.


    Faustinas Stimmung dagegen war eher gedrückt, aber sie versuchte nicht zu weinerlich oder weibisch zu klingen. Das brachte ja nun auch die Toten nicht zurück und das war nicht der Rahmen für Gejammer. "Ich danke dir aufrichtig für dein Mitgefühl. Ich bin mir sicher, dass sich Vater zu jeder Zeit über deinen Besuch freut. Er weiß ja, dass du sehr beschäftigt bist und ist sicher froh, wenn du ein wenig Zeit für ihn erübrigen kannst." Auch Faustina trat näher, nachdem Stella ins Becken geplatscht war, um ihre Hilfe anzubieten. "Nein, wir kennen uns nicht bisher..." erwiderte sie dem Claudier gegenüber.

  • Menecrates versuchte, die Stimmung zu retten, nachdem Faustina sichtlich mit der Fassung rang und Stella ebenfalls mehr als unglücklich wirkte.

    "Ja, dann würde ich sagen, ich stelle euch einmal einander vor. Die Jungfrau in meinem Wasserbecken ist Tiberia Stella, die Tochter eines Freundes. Sie wohnt zurzeit bei mir." Sein Blick wanderte von Stella zu Faustina. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass die gesittete Mutter - auch noch jung an Jahren, aber ohne jugenliche Flausen im Kopf - sicherlich einen guten Einfluss auf Stella haben könnte, zumal es Stella an Freundinnen in Rom mangelte.

    "Stella, das ist die Tochter meines Jugendfreundes Aemilius Lepidus. Faustina ist bereits Mutter und meistert diese Aufgabe sehr gut." Er vergewisserte sich, dass Iulia noch außerhalb des Beckens stand. Ein durchweichtes Mädchen, oder im Falle Stellas eine junge Frau, reichte ihm. Er wusste, wie glatt der Fußboden bei Nässe wurde.


    Er bedauerte, dass Vic das Atrium so schnell verlassen hatte. Zwei Augen mehr, die sich auf ein entdeckungsfreudiges kleines Mädchen wie Iulia richten, würden Menecrates beruhigen. Er dachte unwillkürlich zurück an den Beginn des Sklavenaufstandes, wo er seine Enkelinnen aus dem Circus retten musste. Hoffentlich lief hier alles glimpflich ab.

  • Stella tat sich schwer damit, die Situation zu verstehen. Eine ihr fremde Person half ihr auf, was sie einerseits sehr höflich fand aber auch andererseits dezent übergriff, da er nicht wirklich gefragt hatte. Die Tiberia war sehr wohl in der Lage von selbst aufzustehen. Sein Lächeln entschuldigte zwar sein wortloses Handeln, dennoch hätte sich Stella über eine verbale Einleitung der Hilfsmaßnahme gefreut. Immerhin gab es auch Männer in dieser Welt, die eine solche Situation auszunutzen wussten. Wenigstens stellte er sich vor. Er versuchte sich an einem Witz, scheiterte aber aus Stellas Sicht damit, da sie offensichtlich wusste, dass es ein Balneum gab. Es war einfach nicht lustig in ihrer Situation. Sie rang sich das Lächeln einer Venus-Fliegenfalle ab und klappte danach ihren Lippen streng übereinander, da die Nässe doch recht unangenehm war und das Leinen bereits mit den verschiedenen Lagen an anderen Stoffen zusammenklebte. Ehe sie sich versah, war bereits eine Sklavin an ihrem Saum und versuchte das Wasser herauszupressen, damit Stella in der Tat keinen Bach unter sich glaubte, durch den sie schreiten musste. Ihre goldenen Sandalen waren wahrscheinlich ruiniert, da sich das Gold vom Leder zu lösen begann, da das Leder aufquoll. Dabei hatte der Verkäufer diese Schuhe als resistent gegerbt beschrieben. Mit einem Blick hinab betrachtete sie den teuren Schaden. Sie grummelte.


    Schließlich gab dieser Vic ihr zu verstehen, dass etwas mit ihren Augen nicht stimmte. Sie blickte zu ihm auf und fand seine seltsame Art irgendwie süß. Nicht süß genug, um unmittelbar ein Gespräch anzustreben aber ausreichend süß, um ihn nicht hässlich zu finden. Es war kompliziert. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass er wohl den Kohlestift meinte, den sie aufgetragen hatte. Mit einer eleganten Bewegung nahm sie das Tuch entgegen. Bei allen Göttern, sie musste jetzt furchtbar aussehen. Mit ihrem linken Zeigefinger strich über ihr linkes Augenlid. Danach betrachtete sie den Finger und - zu aller Schande - war die Fingerspitze schwarz. Die Kohle hatte sich gelöst und ließ sie jetzt seltsam okkult erscheinen. In gewisser Hinsicht stimmte dies wohl sogar, da Stella mit Pluto einem okkulten Glauben anhing. Stella schmunzelte über diese Blamage, denn etwas anderes konnte sie nun auch wirklich nicht mehr tun. Mit einer langsamen Tupfbewegung tupfte sie die waschbärhaften Augenringe ab, was jedoch wenig brachte. Die Kohle schien nun zu haften. "Danke", sagte sie mit einem breiten Schmunzeln und Vics Richtung und wollte nun tatsächlich zwei Sätze mit ihm wechseln aber der seltsame Vogel war schon wieder entschwunden. Aufgetaucht, um eine Holde in Not zu retten und dann wieder zu verschwinden. Stella breitete perplex ihre Arme aus und verstand diesen Kerl wirklich nicht. Es wäre seine Gelegenheit gewesen und verschenkte sie. Stella, die auch manchmal ein wenig eitel war, wollte vielleicht auch etwas hofiert werden, gerade in einer solchen Situation, wo sie Ablenkung von ihrer eigenen Blamage brauchte. Nein, Vic entschied sich, sie einfach stehen zu lassen. Sie schenkte ihm einen grimmig-nervösen Blick, der seltsam durch den Waschbäreneffekt verstärkt wurde.


    Schließlich wandte sich Claudius Menecrates an sie. Sie seufzte erleichtert. "Nicht wirklich," antwortete sie. "Mir geht es soweit gut. Vielleicht meiner Erscheinung nicht. Ich bitte um Verzeihung," sagte sie und blickte mit einem entschuldigenden Lächeln zur weiblichen Person. Ihr Knie schmerzte etwas und mit Sicherheit würde sie einen großen blauen Fleck davon tragen. Doch Stella war deutlich robuster als manch andere, so dass sie dies nicht als wichtig erachtete. Zu ihrem Glück war die Kleidung römischer Frauen meist bodenlang und somit war die unschöne Ästhetik des blauen Fleckes vorerst verborgen. Sie würde sicherlich ein paar Tage nicht in die Therme können aber das war kein Verlust. "Wir kennen uns noch nicht...," antwortete Stella, sich dezent schüttelnd, während sich ihre Steckfrisur auflöste und sich ihre langen Haare, durch die Schwerkraft gezogen, in voller Länge nass ausstreckten. Dies verstärkte nur das Patschnass-Gefühl. Jetzt bemerkte Stella auch das anwesende Kind. Stella hatte wohl vor Unterhaltung gesorgt, weil das Kind sie zusätzlich mit Wasser aus dem Becken bespritzte.


    "Danke, Kleine. Aber ich denke, dass ich nicht noch nasser werden kann," sagte sie mit einem freundlichen Lächeln und zwinkerte der Kleinen zu. "Keine Sorge! Ich bin keine mysthische Figur," scherzte sie und trat ein paar Schritte vor, wobei ihre Sandalen fast jeden Goldbeschlag verloren und mit jedem Tritt ein lautes Flap-Flap ertönte. Es war eine lustige Angewohnheit von Stella, wenn sie nervös war, dass sie ein übermäßig gezwungenes Grinsen aufsetzte, was sich nicht ganz an ihre Augen anschloss. Sie wirkte dadurch noch unsicherer und etwas krude.


    "Salve, Faustina," grüßte sie und nickte, wobei ihre Haare, einem Vorhang gleich, vor ihr Gesicht fielen. Es tropfte heftig in Faustinas Richtung. Ein Disaster. Mit beiden Händen schob sie die Haare zur Seite. "Verzeihung," versuchte sie die Situation aufzulösen aber scheiterte. Das entschuldigende Lächeln tauchte wieder auf. Peinlich. Es war so peinlich für Stella. Entkommen konnte sie auch nicht mehr. Nicht, wie dieser Vic. "Herzlichen Glückwunsch zur Mutterschaft," sagte Stella, etwas unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Römische Höflichkeit war ihr nicht vollens fremd aber immer noch war ihre Gesprächsschule nicht der Oberschicht angemessen. Die Sklavin fummelte immer noch an ihrem Saum herum, war ihr wohl die paar Schritte gefolgt.

  • Ein wenig lustig war die Situation schon, wie Stella da ins Becken geplatscht war und Iulia das gleich als Anlass nahm sie als Spielgefährtin zu identifizieren. Iulia liebte das Wasser und konnte eine richtige Wasserratte sein, wenn es warm war im Sommer, doch dies war nicht der richtige Ort. Leise aber bestimmt wandte sie sich an Iulia: "Benimm dich Iulia und hör auf die Dame zu bespritzen. Komm her und setz dich. Du wolltest brav sein, wenn ich dich mitnehme, also halte dich an dein Wort. Quid pro quo - wie Opa immer sagt." Das erzeugte die zu erwartende ein wenig trotzige Reaktion aber nach einer Sekunde des Zögerns leistete Iulia den Worten ihrer Mutter Gehorsam und bewegte sich zurück zum Stuhl und setzte sich. Das Zwinkern von Stella war Iulia allerdings nicht entgangen und sie erwiderte dies mit einem schalkhaften Lächeln. Und wenn sie sich still verhielt, dann durfte sie vielleicht doch noch den großen Wolf sehen.


    Eine Tiberia? Faustina kannte niemanden aus dieser gens, was merkwürdig war. Sie war sich sicher, dass sie eigentlich kennen sollte. So viele patrizische Familien gab es ja nicht und ihre Aufmachung und Sandalen - obwohl durchweicht - sprachen für ihre Zugehörigkeit zu einer solchen Familie. "Salve, Tiberia Stella. Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen." Kurz hielt sie inne bei diesem eher sonderbaren Kompliment und der Anrede, da Iulia ja nun kein Baby mehr sondern bereits drei Jahre alt war, aber sie erwiderte es mit einem freundlichen Lächeln. "Hab Dank für dieses Kompliment, Tiberia. Die kleine Iulia ist mein größter Stolz. Möge die Göttin dich auch mit Mutterschaft und Heirat segnen." Eine eher diplomatische Antwort, aber in der Anwesenheit des älteren Claudiers wollte Faustina nicht zu sehr auf weibliche Themen eingehen.

  • Unsicher strich sich Stella über ihren Nacken. Die Situation löste sich nicht auf und sie war wahrlich nicht gut in diesen höflichen Gesprächen. Sie konnte es einfach nicht, da sie immer das aussprach, was sie eigentlich dachte und diese Zurückhaltung machte ihr zu schaffen. Gerne würde sie jetzt irgendetwas berichten oder erzählen, was sie wirklich beschäftigte aber hielt sich zurück, da diese Faustina sicherlich zur Oberschicht zählte und sich nicht für ihre doch andere Lebenswirklichkeit interessierte. Vielleicht konnte Gossip helfen? Stella mochte gelegentlich Tratsch. Doch Tratsch unter Anwesendheit eines mitunter sachfremden Mannes, konnte nicht gut enden und vielleicht war Faustina garnicht interessiert an den Personen und dem Leben in Rom. "Die Mutterschaft ist ja auch das Geschenk der Göttin an uns Frauen," sagte sie einen schlichten Allgemeinplatz, den sie irgendwo in irgendeiner Schrift aufgeschnappt hatte. Unangenehm war in diesem Augenblick der Gedanke an ihre eigene Rolle und eine baldige Heirat. "Ja, ich ... ," wollte sie einen Satz bauen aber scheiterte gänzlich. Dieser Gedanke bald selbst Mutter zu sein, obwohl sie noch so viele andere Ziele hatte, machte ihr zu schaffen. Eine mögliche Ehe konnte sie irgendwie ertragen, da diese ohnehin in ihren Kreisen nur politisch war aber eine Mutterrolle verlangte mehr als sie derzeit geben konnte, da so viele Fragen in ihrem Leben ungeklärt waren. Irgendwann wollte sie sie selbst Mutter sein, und war dem Gedanken nicht gänzlich fremd, aber jetzt noch nicht. Sie hatte Aufgaben. "Was ist dein Lieblingswein? Ich mag Wein mit einem Schuss warmem Honig. Sehr lecker...," lenkte sie ungeschickt ab und lächelte über diese deplatzierte Frage hinweg. Innerlich patschte sich Stella für diese blöde Ablenkung an die Stirn. "Worüber habt ihr eigentlich gesprochen?" Vielleicht war es eine gute Idee, das alte Gespräch zwischen Claudius und Faustina wieder aufleben zu lassen, denn Stella wusste nichts von der traurigen Natur des vorherigen Gespräches, da sie nichts davon gehört hatte und selbst mit anderen Problemen zutun hatte (jenem himmlischen Sturz ins Atrium).

  • Faustina verstand nicht so recht, warum die Tiberia nur Plattitüden und halbe Sätze herauspresste und dann nach Wein fragte? War sie sehr schüchtern und keinen Umgang mit Menschen gewohnt? Obwohl sie beide erwachsen und fast gleichaltrig sein mussten, kam es Faustina vor, als würde sie mit einem verschreckten jungen Mädchen sprechen. Vielleicht war sie aber auch nur nervös in der Anwesenheit des Claudiers? Bestimmt hatte sie keine große Angst vor Faustina und Iulia, da diese ja freundlich und harmlos waren. Vielleicht wäre sie ja in einem privateren Rahmen ohne die Herren der Schöpfung weniger nervös...


    "Sie ist wahrlich gottgegebenes Geschenk, das unser aller Leben bereichert." Faustina machte eine kurze Pause, da Stella versuchte etwas zu sagen, aber sie wich dann auf das Thema Wein aus. "Ich mag Mulsum auch sehr gerne zur Cena, aber tagsüber bevorzuge ich Wasser und Fruchtsaft." Als Stella nach dem ursprünglichen Gesprächsthema fragte, so wurde Faustinas Gesicht wieder ein wenig neutraler und sie lächelte nicht mehr ganz so freundlich. Kurz haderte Faustina mit sich selbst, ob sie den Tod des Vetters ansprechen sollte. Vielleicht war Stella ja von sehr zartbesaitetem Gemüt, aber sie wollte auch nicht lügen oder etwas verschweigen. Das wäre auch nicht richtig.


    "Ich habe Claudius Menecrates vom Ableben meines Vetters Aemilius Bassus berichtet, der in Germania gefallen ist und ihn zu einem Besuch bei meinem verehrten Vater Aemilius Lepidus eingeladen. Wenn du möchtest, kannst du gerne auch zur Villa Aemilia kommen und mich besuchen. Ein wenig Freude würde uns allen gut tun in diesen schweren Zeiten." Vielleicht würde die Tiberia ja die Einladung annehmen und sie besuchen und sie könnte dem Verhalten der jungen Frau auf den Grund gehen.

  • Die Art und Weise, mit der Menecrates von einer jungen Frau zur anderen sah, verriet seine Ratlosigkeit. Als Gastgeber musste er bleiben, gleichzeitig kämpfte er gegen das Bedürfnis an, sich fortzuschleichen. Was sollte er auch zu Frauenthemen beitragen? Die Erkenntnis, dass ihm an dieser Stelle Kompetenz fehlte, kam ihm nicht zum ersten Mal.

    Als Hausherr sollte er die Lage im Griff und die Zügel fest in der Hand halten, doch er fühlte sich weit davon entfernt.

    "Tja, wie machen wir das jetzt, meine Damen?" Die beste Devise lautete immer, direkt mit der Sprache heraus. "Gehst du, Stella, dich umkleiden und stößt anschließend wieder zu uns?" Er traute sich nicht, Faustina zu fragen, ob sie alternativ das Gespräch gemeinsam in der Villa Aemilia fortsetzen wollten, denn das würde einem Rauswurf gleichen. Die idealste aller Konstellationen wäre gewesen, wenn Stella und Faustina in die faszinierende Welt der Frauen eintauchen würden und er bestenfalls den Gedankenergüssen zuhören musste. Er seufzte lautlos, atmete aber hörbar aus. Die Götter meinten es selten gut mit ihm, denn sie schickten ihn immer wieder in derart schwierige Situationen, aus denen er kaum einen Ausweg kannte. Ihm fehlte eindeutig eine Frau an seiner Seite, wobei er zwar als verheiratet galt, aber trotzdem allein in Rom weilte. Die Ehe existierte nur noch auf dem Papier.

  • Stella ärgerte sich über sich selbst. Sie war einfach nicht gut in solchen Dingen. "Mulsum, ist wirklich sehr gut," antwortete sie und nickte gespielt lange, um sich selbst eine Gedankenpause zu gönnen. Doch die Gedankenpause wurde sofort unterbrochen, da Stella das Angesicht von Faustina erblickte. Das Lächeln war nicht mehr so stark und sie verlor etwas an jener Aufgeschlossenheit, die Stella glaubte, ausgemacht zu haben. Es folgte der verbale Faustschlag. Stella konnte mit diesen Worten nur schwerlich umgehen, da sie selbst Verluste und Trauer sehr wohl kannte. Ihr Leben war gezeichnet von Trauer. Auch noch ein Gefallener. Wohl Soldat. Stella verlor jedwede Ratlosigkeit und zeigte echtes Mitgefühl. Mit einer vorsichtig sanften Bewegung legte sie ihre Hand auf den Oberarm von Faustina. In den glasig schönen Augen von Stella fand sich ein wenig Zauber, dass sie Faustina verstand. Dass Stella die Einladung annehmen würde, war für Stella nicht nur selbstverständlich, sondern unter diesen Umständen, auch obligatorisch. Sie wusste darum, allein mit diesen Gefühlen und Gedanken zu sein und wusste auch darum, dass man manchmal einfach jemanden brauchte, der einem zuhörte. Stella konnte zuhören, wahrscheinlich mehr als andere, denn auch ihr Herz hörte zu. "Ich werde kommen. Selbstverständlich," versicherte Stella an Faustina und blickte dann mit einem ernstlichen Nicken zu Claudius Menecrates. Erst in diesem Augenblick, als Claudius ansprach, was sie jetzt machen sollten und er vorschlug, dass sie sich umkleiden sollte, wurde ihr klar, dass sie immer noch einen desolate Erscheinung abgab. "Öhm," machte sie und lächelte dann halbherzig. "Ich werde mich umkleiden und dann wieder zurück kommen," meinte sie und war sich sicher, dass sie dies schnell erledigen wollte. Sie konnte und wollte Faustina jetzt nicht, nicht nach dieser Offenbarung, lange allein lassen.

  • Faustina war ein wenig ergriffen von der doch sehr natürlichen Reaktion Stellas ihre Hand zu ergreifen und erwiderte diese Geste auch ohne darüber nachzudenken. Für eine Sekunde hielt sie die Hand der jungen Frau fest, ehe sie den Griff von sich aus löste. "Es würde mich sehr freuen, dich bald in der Villa Aemilia zu begrüßen, Tiberia. Aber bitte mach dir keine Umstände wegen mir." Nachdem das Kind auch schon wieder unruhig wurde und sie ohnehin nur einen kurzen Besuch hier zubringen wollte, streckte sie Iulia ihre Hand entgegen als Zeichen, dass es Zeit für den Aufbruch war.


    Faustina wandte sich erneut an den Hausherren. "Ich wollte zu Ehren meines Vetters die Nachricht persönlich überbringen und Vater wird sich sehr über einen Besuch freuen. Aufgrund des Trauerfalls haben wir derzeit keine sozialen Verpflichtungen oder Gäste im Haus." Eine einfache Notiz wäre zu unpersönlich gewesen, aber nachdem wir derzeit keine sozialen Engagements hatten, konnten wir recht kurzfristig Besuch empfangen, ohne dass es zu Engpässen kommen würden. "Ich möchte dir auch nicht mehr deiner kostbaren Zeit rauben, ehrenwerter Claudius."

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