Zwei weiße Schwestern und ein Liktor >>>
War eine Vestalin schwer krank, so wurde sie nicht in das Atrium gebracht, sondern in die Obhut einer sittenstrengen älteren Matrona gegeben.
Zwar waren das über die Schwesternschaft hereingebrochene Ereignis noch tragischer als Krankheit, doch in der Nähe des Mercatus lag die ehrwürdige Casa Mamilla.
Dorthin geleitete Valeria Maximilla die Sänfte mit der Toten. Mater Familias war die ältere und sehr zurückgezogen lebende Sentia Tigellina, die schon manchmal schwer erkrankte Vestalinnen gepflegt hatte.
Einer der Sklaven klopfte, und der dortige Ianitor rief sofort seine Herrin heraus.
„Unsere geliebte Virgo Vestalis Maxima ist gerade in meinen Armen verstorben.Sie hatte zu viel Blut verloren und ist nicht mehr aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht.“, sprach Maximilla mit Tränen in die Augen:
„Ich bitte dich um deine Gastfreundschaft und deinen Beistand.“
Sentia Tigellina gewährte dies und wusste, was zu tun war.
Bedienstete aus dem Atrium kamen wenig später zur Casa Mamilla, um die geliebte Verblichene herzurichten und sie in lange weiße Leinenbinden zu wickeln. Außerdem nahmen sie ihr einen Wachsabdruck ihres Gesichtes ab.
Ihr Bildnis würde gemeinsam mit dem ihrer Vorgängerinnen im Atrium Vestae aufbewahrt werden, so lange Roma bestand und die göttliche Vesta verehrt wurde.
Während allerseits Wehklagen begann, kehrte Schwester Valeria in einer Kutsche mit Liktor in das Atrium Vestae zurück.