Als Serena erwachte, benebelte Opium ihren Geist. Trotz hoher Dosis brach die Erkenntnis über sie herein, dass der Alptraum ihres Lebens keinem Traum entsprang. Unmittelbar erfolgte die Erinnerung an das letzte Ausatmen ihres Jungen, das niederschmetternde Urteil des Medicus und ihr Zusammenbruch. Einem Einschlag gleich knallte das Unabänderliche auf sie nieder. Sie trudelte durch einen imaginären kreisrunden Raum ohne Halt und ohne Boden. So oft sie die Arme Halt suchend ausstreckte, sie rutschte ab und stürzte weiter. Angst grassierte in ihr. Nicht um ihr Leben, denn das verlor jeden Sinn. Sie wusste nicht, wie sie den Verlust ertragen sollte.
Das Entsetzen in ihr besaß ein solches Ausmaß, dass es sie daran hinderte zu weinen. Auch Teile ihres Körpers schienen gelähmt. Die Lunge arbeitete kaum, weil ihr die erlittene Erschütterung den Brustkorb zusammenpresste. Sie gab niemandem Antworten und verweigerte das Essen. Einzig die Notdurft zwang sie, das Bett zu verlassen, aber das Zimmer verließ sie nie.
Sie schleppte sich zurück ins Bett, rollte sich zusammen und starrte mit aufgerissenen Augen ins Leere.