Herrenabend - Die drei Matinier-Brüder

  • Ocella schob den Humpen von sich und sah seinen Bruder unbestimmt an.

    Du willst es also wissen,...ja...?

    Seine Augen verengten sich und ihm schlug das Herz bis zum Hals. Er fühlte sich als müsse er einen Stier bei den Hörnern packen. Wenn ich dir einen Befehl gebe, dann ist das so wie bei dir, wenn du deinen Untergebenen einen Befehl gibst.

    Ich erwarte, daß du ihn buchstabengetreu ausführst.

    Er beugte sich ein wenig , nur ein wenig vor. Du kennst den Eid, du kennst die Konsequenzen...solltest du den Befehl verweigern ist es mir egal ob wir gleichen Blutes sind. Ich werde meine Autorität nicht von Gefühlsduselei beherrschen lassen.

    Nichts und Niemand. Du würdest die Konsequenzen umgehend zu spüren bekommen.

    Er sah seinen Bruder tieftraurig an. Ich würde dich anzeigen und in die Gerichtsbarkeit des nächsten Vorgesetzen überstellen,...danach würde ich meinen Dienst quittieren und versuchen dich aus dem Carcer zu befreien du blöder Arsch.

    Kopfschüttelnd sah er ihn an. Also wollen wir hoffen, daß es nie soweit kommt.

  • Ocella kam in den Genuss, einem der seltenen Augenblicke beizuwohnen, in denen Sabaco lächelte. Es kam von Herzen, was man daran sah, dass er auf die Tischplatte blickte, als es ihn überkam. So lächelnd konnte er keinen Blickkontakt halten.


    "Ist das so. Dann hier die Auflösung des Rätsels, Ocella. Es gibt keinen Befehl, den ich verweigern würde, wäre ich tatsächlich dein Untergebener. Ich stelle meinen eigenen Bruder nicht bloß. Warum sollte ich das tun? Dich zu sehen, wenn du deinen Mann stehst, erfüllt mich mit Stolz. Ich habe dir alles gegeben, wozu ich fähig war, um dich zu einem Mann zu machen, der seine Gegner erzittern lässt. Und das, Ocella, mache ich dir und mir nicht kaputt. Ich bin dein Bruder, nicht dein Feind. Jedoch", er hob seinen Finger, "habe ich nicht ohne Grund so lange nachgehakt. Ich dachte, du kommst vielleicht von allein darauf. Wir beide stehen in unterschiedlichen Befehlsketten, wir laufen parallel zueinander, nicht in hierarchischer Ordnung. Mein höchster Vorgesetzter ist der Praefectus classis, deiner ist der Praefectus alae. Keiner von uns beiden ist folglich dem anderen weisungsbefugt, es sei denn, er wird dem anderen im Rahmen einer Mission unterstellt.


    Freilich sollte man den Offizieren anderer Einheiten gegenüber dennoch respektvoll auftreten. Das ist eine Frage der Höflichkeit und des Anstands, nicht jedoch der Hierarchie. Würde ein Außenstehender meine Männer sanktionieren, anstatt mit seiner Beschwerde über das Fehlverhalten an mich heranzutreten, könnte der was erleben. Ich habe mir schließlich etwas bei ihrer Erziehung gedacht, Lohn und Strafe sorgsam abgewägt, mit der Grammwaage dosiert sozusagen, um sie perfekt zu schleifen, und kann niemanden gebrauchen, der das mit seinem Herumgepfusche sabotiert."


    Er zögerte kurz, als wäre seine kommende Bemerkung nur eine beiläufige Ergänzung, dabei war sie der Kern der Sache.


    "Außerdem gehören sie mir."

  • War ja klar. Wieder mal eine Sabo-Falle.

    Ocella schüttelte seinen Kopf. Gegen diese Argumentation kam er nicht an. Sabo wollte Recht haben.

    Er hatte nach seinem Vorgehen gefragt, gefragt wie er Sabo´s Gehorsam einfordern würde.

    Eila tauchte auf und Ocella winkte für einen neuen Schub Met.

    Ja,...sie gehören dir,...erzähl das mal deinem Praefecten,..oder noch besser dem Caesar, der ist sogar greifbar.!

  • Eilas Schicht neigte sich dem Ende zu, die Gäste zahlten und verließen nach und nach die Taberna. Nur ein paar Hartgesottene und in ihrem Suff eingeschlafene Gestalten galt es zur Sperrstunde noch hinauszubringen. Doch das sollten die Männer machen. Sie räumte die Tische ab, wischte die Tischplatten sauber, stellte die leeren Stühle hoch und kehrte den Boden durch. Irgendwann, nachdem Bonifacius und der Koch die Metleichen an die frische Luft gebracht hatten waren nur noch die Legionärsbrüder übrig.

    Eila lehnte sich müde auf dem Stiel des Besens und starrte mit halbgeschlossenen Augen aus ihrer dunklen Ecke auf die Kerle die einfach nicht gehen wolten.

  • Sabaco winkte ab. "Praefect und Caesar haben anderes zu tun. Lass die mal machen. Und ich mache meins."


    Wenn Sabaco getrunken hatte, verspürte er keine Müdigkeit. Hinzu kam, dass er in seiner Jugend einen Tag-Nacht-Rhythmus gelebt hatte, bei dem er bis Mittags schlief und nachts herumstrolchte. Und ob irgendein Gastwirt und dessen Gesindel sich den Feierabend herbeisehnten ... wen scherte es. Sabaco bezahlte sie schließlich mit gutem Geld. Und so saß er Stunde um Stunde mit seinem Krug und saugte die Gegenwart von Ocella in sich auf, selbst als es schon längst nichts mehr zu sagen gab. Erst, als er von draußen den Beginn der ersten Tagesgeschäfte vernahm, die auf den baldigen Sonnenaufgang hindeuteten, erhob er sich. Zu Sonnenaufgang begann der Ausbildungsbetrieb und er musste sich vorher wenigstens noch mal waschen und der Latrine einen Besuch abstatten.


    Er überschlug im Kopf, was sie beide verfressen und vertrunken hatten, legte die Münzen mit einem Trinkgeld in die Mitte des Tisches und erhob sich.

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