Verabschiedung des Sub

  • Ansgar traf mit seinen Kumpels Wolf und Baldur ein. Der Schankraum war voll wie immer. Sie reckten die Hälse um irgendjemand zu erkennen.

    Ganz hinten war ein Bereich weniger eng bevölkert. Sie sahen sich an und kämpften sich durch bis dorthin. Es waren bereits andere Marini anwesend und bereit eifrig beim trinken.

    Eine Schankmagd hielt ihnen ungefragt ein Tablett vor auf welchem große Humpen Met standen. Sie griffen sich jeder einen.

    Wolf rief Auf den Sub!

  • Nero hatte sich ebenso eingefunden. Ein oder zwei Getränke zur Verabschiedung wollte er sich ebenso gönnen. Auch er ließ sich einen Humpen Met aushändigen und prostete der Mannschaft zu, bevor er einen Schluck nahm. Die Schriftrolle der Classis wurde nun zusammengerollt und eine neue entfaltet. Wohin es sie in ihrer neuen Tätigkeit verschlagen würde und welche Abenteuer sie bestehen würden, würde sich erweisen.


    Süß schmeckte der Met, der Abschied bitter.

  • Sabaco ließ sich heute feiern. Dass er nicht der Beliebteste war, wusste er, doch darum war es ihm nie gegangen. Er hatte immer nur das Beste für seine Männer gewollt. Dass diese ihn dafür verfluchten, ertrug er klaglos. Manchmal wurmten sie ihn, der Undank, das Unverständnis, das Unwissen. Er hatte gehofft, nach dem Gefecht würden sie ihn verstehen, doch das hatte sich als Illusion erwiesen. Auch der nächste Schleifer würde es dieser Truppe nicht recht machen können. Wie würde es in der Legio werden? Vielleicht gab es eine verschworene Gemeinschaft, wie er sie sich wünschte, nur auf den Straßen von Tarraco. Vielleicht war es bei der Legio auch nicht besser als bei der Classis, ob Vollblutrömer oder nicht.


    Sabaco spürte, dass der Abgrund, der in seiner Seele klaffte, heute Nacht offen lag. So war es immer, wenn ein Abschied drohte. Wer ihn kannte, bemerkte es daran, dass er schweigend trank, und nicht wie sonst ohne Punkt und Komma schwafelte.


    Sein Blick strich über die Gesichter, verharrte kurz auf Rotschopf Ansgar, zu dem er nie hatte durchdringen können und den er so wenig verstand wie dieser ihn. Er wünschte ihm und allen anderen das Beste, auch wenn keiner verstand, dass er nie etwas anderes gewollt hatte.


    Er blickte weiter zu Nero, der bald kein Gubernator mehr sein würde. Erst hatte man ihn dem Meer und nun auch dem Fluss entrissen. Er würde bei der Legio nicht glücklich werden. Wie war es dazu gekommen, dass man diesen qualifizierten Seemann zu einer Plattfußeinheit versetzte? Ob er selbst darum gebeten hatte, Sabaco zuliebe?


    Sabaco wusste es nicht. Er wusste nur, dass dieser Abschied für sie beide grausam war.


    Allein die Marini frohlockten. Wenigstens die Marini. Als sie auf ihn tranken, weil es sich so gehörte, wenn jemand einen ausgab, hob auch er zum Gruß den Humpen, grinste voll Schmerz und trank.

  • Ocella traf in der Taberna ein und sah einen Haufen Flussratten. Sie feierten irgendwas, irgendwen. Doch das focht ihn nicht an, er bahnte sich den Weg durch die im Weg stehenden Marinii und kämpfte sich vor bis zum Tresen. Da er nicht in Rüstung, sondern in roter Militärtunica und Mantel dort aufgetaucht war fiel er unter den blauen Heinis gleich auf. Der Bartender hob das Kinn,...wohl die Aufforderung zu sprechen. Er beugte sich über den Tresen um den Lärm aus Lachen, Rufen und aufgeregten Aufforderungen etwas zu entkommen.

    Ist Eila da? fragte er. Sie hatte heute dienstfrei. Doch da sie hier auch wohnte und der Wirt ein striktes Auge auf den Wohnbereich gelegt hatte und Besucher dort verbot, ging es wohl nur so. Sie hat heute Abend frei! kam zur Antwort. Ich weiß! Wir sind verabredet! entgegnete Ocella, wobei der Kerl ihn abschätzend ansah. Was war er? Ihr Kindermädchen?

    Doch er nickte und entgegnete, ...ich lasse sie holen. Was zu trinken?

    Ocella bestellte einen kleinen Humpen Würzwein, schön heiß, denn er war durchgefroren. Kurz darauf kam der Würzwein, heiß, dampfend und ungeheuer wohlschmeckend. Der Wirt hatte die Rezeptur geändert und sich von der Plörre seines Vorgängers verabschiedet.

    Ocella wärmte sich die Hände am Humpen, während der Würzwein seine Innereien auftaute. Er warf einen Blick durch den Schankraum und entdeckte Sabo.

    Oh nein,...das hatte ihm gerade noch gefehlt. Hoffentlich entdeckte er ihn nicht. Sicherheitshalber drehte er sich wieder zum Tresen um.

    Er hatte keine Lust auf irgendwelche Sprüche oder Vorbehalte.

  • Natürlich bemerkte Sabaco seinen Bruder. Er bemerkte alles, denn er war als Beutegreifer von Haus aus ein aufmerksamer Beobachter. Genauso bemerkte er, dass Ocella ihm den Rücken zuwandte und sich unsichtbar stellte. Ocella war allein gekommen. Niemand ging allein in eine Taberna. Die Schlussfolgerung war blond und toxisch. "Undankbares kleines Aas", grollte Sabaco leise in seinen Becher.


    Der Blick, den er Nero nach einem kräftigen Schluck zuwarf, war rückversichernd. Sie waren nichts weiter als Kameraden, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegten, ein Wechsel, der Sabaco problemlos gelang, doch auch jetzt wollte er wissen, inwieweit ihr Bündnis galt.


    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. "Sag mal, Ansgar, führt ihr Germanen eigentlich noch Menschenopfer durch?", fragte er neugierig. "So, wie die Kelten?" Bei denen gehörte das ja praktisch zum Alltag.

  • Das war also die angesagteste Taberna in Mogo? Pius zog Vic hinter sich in den überfüllten Schankraum. Es roch nach Qualm, Schweiß und irgendetwas anderem. Pius grinste vor sich hin und sah sich um.

    Da stand eine Schar Legionäre, die Tische waren alle besetzt, nur am Tresen war noch ein wenig Platz.

    Er wühlte sich dorthin und winkte dem Bartender zu.

    Salve, zwei Met! Er zeigte auf Vic und sich, grinste den Kerl im Militärmantel an.

    Im Moment fühlte er sich lebendig, wohl,...wild.

  • Vic folgte Pius eher widerwillig. Diese Tabernen waren nicht wirklich sein Ding. Der Kontakt zum gemeinen Volk wurde für seinen Geschmack über die Gebühr strapaziert. Er kämpfte sich hinter Pius durch die schwitzige, müffelnde Masse. Erntete manch undefinierbaren Blick. Er strahlte mit jeder Faser den Patrizier aus. Er war so, sein Leben lang hatte man, wie sagte Pius? ...gebraucht um ihm einen Stock in den Allerwertesten zu schieben.

    Es hatte ihn nicht gestört, er war umgeben von solchen Typen.

    Pius hatte mit dieser Reise eine Zäsur ausgelöst.

    Vic hatte viel gelernt, erfahren, akzeptiert. Er griff nach dem Humpen und betrachtete ihn als sei er vorwiegend in einer Latrine in Verwendung um dort den Überschuss an...krachend stieß Pius seinen Humpen gegen den seinen.

    Was für ein Rüpel!....was für ein wunderbarer Rüpel.

  • Plötzlich kam ihm ein Gedanke. "Sag mal, Ansgar, führt ihr Germanen eigentlich noch Menschenopfer durch?", fragte er neugierig. "So, wie die Kelten?" Bei denen gehörte das ja praktisch zum Alltag.

    Ansgar sah seine Ex-Sub an als habe er ihm ein zweifelhaftes Angebot gemacht. Er zog ein Gesicht und entgegnete,

    Wer erzählt so einen Scheiß? Tacitus? Er schüttelte mit dem Kopf. Menschenopfer waren bei den Vätern in äußerster Not, bei Mißernten oder anderen Heimsuchungen das letzte Mittel um zu den Göttern vorzudringen.

    Er sah den Sub ernst an. Das war ein höchst heiliges und seltenes Ritual. Zu heilig um es mit profanen Worten zu beschmutzen.

    Ansgar unterließ es dabei von seinem Großvater zu erzählen der bei der großen Schlacht beobachtet hat, daß man in der Hitze des Gefechts Tribunen und Offiziere ihren Göttern rituell zum Opfer brachten.

  • Eila hatte heute Abend frei und traf sich mit Ocella. So war der Plan. Sie fragte sich immer wieder was sie von der sache halten sollte. Schmetterlinge im Bauch hatte sie nicht gerade wenn sie an ihn dachte. Es war eher etwas Störendes, etwas Unausgesprochenes. Ganz ohne Zweifel war der Matinier ein attraktiver Mann, er bemühte sich auch und offensichtlich hegte er Interesse an ihr. Doch sie hatte erfahren, daß ein Legionär 20 Jahre Dienst leisten musste um entlassen zu werden und heiraten zu können.

    Im Falle Ocellas waren das sicher noch 10 Jahre und sie hatte keine Lust sich in irgendwelche Abhängigkeiten zu begeben. Sie war mit 25 fast schon zu alt um mit der Familienplanung zu beginnen. Wollte sie bis zu seiner Entlassung seine Bastarde hüten? Wer sagte denn daß seine Leidenschaft blieb und er sie nach 10 Jahren nicht abservierte?

    Diese und noch mehr Zweifel nagten an ihr als sie den Schankraum betrat und ihr Blick suchend durch die Menge streifte.

  • Ein eigenwilliges Sammelsurium an Menschen hatte sich inzwischen eingefunden. Sabaco amüsierte sich über den verspannten Schnösel am Tresen. Er glaubte, dessen Gefühle nachempfinden zu können, sich wie der einzige Zivilisierte unter einem Haufen Barbaren zu fühlen. Sabaco war Eques und hatte von der Sache her nichts in den Unteroffiziersrängen der Classis oder sonst irgendeiner Einheit verloren. In der endlosen Suche nach den Gründen dafür, warum er keinen Draht zum tumben Durchschnitt hatte, schob er es gern auch auf den Standesunterschied.


    Sein Hassobjekt war inzwischen auch eingetrudelt. Hatte er schon Nero von Eila erzählt? Wenn nicht, dann bedurfte es nun keiner Worte, denn Sabacos Blick sprach Bände. Seinen Hass nur mühsam herunterschluckend, wie ein ekliges Stück Essen, das ihm halb im Hals stecken blieb und wieder herauswollte, wandte er sich wieder Ansgar zu.


    "Spar es dir, mich zu verscheißern, Ansgar. Du bist nicht der einzige Peregrinus, mit dem ich im Leben gesprochen habe. Ein Kumpel ist Kelte. Die haben immer noch einen Heiligen Hain und rennen bisweilen nackt in die Schlacht. Menschenopfer gehören bei denen zum guten Ton, wenn man den Göttern einen besonders großen Gefallen erweisen will. Du bist der Erste, der mir erzählen will, dass die Germanen östlich des Limes das nicht mehr machen, obwohl die noch viel ursprünglicher leben als die Kelten. Die Frage ist also nicht das Ob, sondern mich interessieren die Bedingungen."

  • Nero trank seinen Meet und beobachtete den jungen Bruder von Sabaco. Was für eine Begrüßung. Er drehte Saba den Rücken zu und tat so als wäre er nicht da. Falls der Bursche so weitermachte und Sabas Zorn sich steigerte, konnte das durchaus noch geschehen. Der Grund für das Verhalten des jüngeren Bruders, kam einige Augenblicke später auch schon angewackelt. Kein Wunder. Nun der Umstand des ungehörigen Verhaltens von Sabacos Bruder musste der Frau nicht einmal bekannt sein. Manche Männer liefen einer Fantasie hinterher, von der weder die betroffene Frau, noch das Umfeld etwas wussten. Nur darunter zu leiden hatten sie.


    Weshalb man sich dafür derart daneben benehmen musste und seiner eigenen Verwandtschaft die kalte Schulter zeigte, war nicht verständlich. Aber das war bei einigen der Fall. Vermutlich verstanden sie sich selbst nicht mal, denn gedacht schien dabei nicht zu werden. Nero beobachtete die Szene und horchte einen Moment später auf, als Saba etwas über Menschenopfer erzählte und Ansgar davon sprach, dass es diese nicht mehr gab.


    Wenn das so weiterging, würde Ansgar gleich hier eines erleben, da war sich Nero sicher. Und da war kein Kelte oder Germane im Spiel.

  • Ansgar sah den Sub zweifelnd an. Was wollte der? Streit? Er stellte seinen Humpen beiseite und sah den scheidenden Sub, mit der er vor nicht allzulanger Zeit Seite an Seite gekämpft hatte fest an und entgegnete. Du hast mich zu meinem Wissen um die Dinge gefragt, ich weiß nur, was zu meiner Zeit in meinem Dorf und seiner Umgebung geschehen ist. Was andere Dörfer mit anderen Goden in Zeiten der Not vollzogen haben entzieht sich meiner Kenntnis und Hörensagen bringt dich doch sicher nicht weiter?!

    Er bemerkte Bewegung neben sich, Wolf und Brandolf flankierten ihn und nickten ihm ruhig zu um dann ebenfalls den Sub anzustarren.

    Oh, ich hörte von einem Ort, weit oben im Norden,...sagte Wolf, da ist es Sitte Gefangene und Verbrecher den Göttern zu opfern. Man braucht keinen Anlass, man will sie meist nur loswerden. Vielsagend nickte er dem Sub zu.

    Ja Sub,...und ich hörte von Jungfrauen, die gefallenen Kriegern ins Grab gegeben wurden. Auch soll es dort Stämme geben die aus den Schädeln der Besiegten trinken.

    tönte Brandolf und klopfte Ansgar auf die Schulter. Dagegen sind wir schon sehr zivilisiert nicht wahr?

    Ansgar war den Freunden dankbar ihm beizustehen und sah den Sub an, ...noch eine bescheuerte Frage?

  • Pius kam nicht umhin der Situation beizuwohnen und zuzuhören was die Legionäre von sich gaben. Dabei fiel ihm auf, daß der vierschrötige Kerl, den sie Sub nannten offenbar Streit suchte. Er starrte schon eine ganze Weile den Kerl neben ihm an Tresen an, doch dieser ignorierte das. Pius grinste. Das wäre doch was, zum Abschluß noch eine zünftige Schlägerei.

    Was das Thema Menschenopfer anging, so gab er dem blonden Miles Recht. In Zeiten der Not opferten die Priester auch schon einmal Menschen, meist Freiwillige. Die anderen beiden schnitten auf, Hinrichtungen als Opfer zu beschreiben, naja,...und die Sache mit den Jungfrauen? Er wußte von Pferden als Grabbeigabe...

  • "Und was meint ihr, würden diese Stämme weit oben im Norden verlangen, damit sie wen auf Nimmerwiedersehen verschwinden ließen?", hakte Sabaco mit gesenkter Stimme nach. "Wenn man einen Bekannten von diesen Stämmen für so einen Auftrag anheuern würde? Hundert Sesterze?" Er ließ die Zahl wirken, die mehr als das Dreifache des monatlichen Solds eines Soldaten ausmachte. "Oder vielleicht, mit einer symbolischen Provision an den Übermittler des Auftrags ... " Er blickte vielsagend in die Runde. "... Tausend?"

  • Die drei Marini sahen sich an, was redete er da? Wollte er einen Mord begehen lassen? Machte er sie gerade zu Mitwissern?

    Wolf und Brandulf drehten sich kopfschüttelnd weg. Der Sub war für sie eh gegessen, weshalb noch buckeln?

    Ansgar starrte ihn hingegen noch immer fassungslos an. Mit trockener Stimme räusperte er ein Da kenn´ich mich nicht aus... um es dann ebenfalls seinen Kameraden gleichzutun.

    Was glaubte der Kerl wen er vor sich hatte? Er mochte noch kein Bürger Roms sein, aber er war ein Soldat Roms und hatte seine Ehre...die konnte kein Talent Gold aufwiegen.


  • Es war sicher eine Kunst inmitten des Lärms einen fast schon geflüsterten Satz zu hören. Doch das war nur eine der Gaben die Balko beherrschte. Er hatte nach seiner Zeit als Widerstandskämpfer sein Geschäftsmodell geändert. Inzwischen war er erfolgreich im Bereich Eigentumsverschiebung und Entsorgung tätig. Noch als Solist, denn bisher hatte sich niemand als fähig oder ansatzweise vertrauenswürdig erwiesen.

    Er beobachtete mit einem zufriedenen Grinsen, daß die Legionäre kein Interesse an einem Auftrag hatten, nun er um so mehr.

    1000 Sesterzen? ...aber dann nur im Umfeld von Mogo, sonst gibt es eine Entfernungspauschale.

    ranzte er sich an den vorgeblichen Auftragsgeber an. Ein fieser Typ wie sich herausstellte, der sah so aus als würde er schon vor dem Prandium jemanden umlegte. Der Kerl stieß ihn beim bloßen Anblick derart ab, daß alle Sinne bei ihm anschlugen. Trotzdem hatte er einen Auftrag und Balko brauchte Geld.

  • Er erhob sich und klopfte auf den Tisch. "Jungs." Und mit diesem letzten, formlosen Gruß verschwand Sabaco aus dem Leben von Ansgar und den Kameraden bei der Classis. Die Rechnung des heutigen Abends ging auf ihn, vielleicht die einzige gute Erinnerung, die sie an ihren verabscheuten "Sub" haben würden. An diesem letzten Geschenk an sie änderte auch das Rumgebocke nichts.


    An Nero gewandt, sagte er: "Bin kurz frische Luft schnappen." So wusste Nero, er würde zurückkehren und wenn nicht, so sollte er vielleicht nach dem Rechten sehen.


    Dem bärtigen Zecher gab Sabaco ein Zeichen, ihm vor die Tür zu folgen. Innerlich amüsierte er sich über dessen Dreistigkeit. Bei tausend Sesterzen stellte niemand Forderungen. Sie sprachen hier von gut drei Jahresgehältern eines Soldaten. Für einen kleinen Arbeiter oder was der Kerl auch immer war, mochte es um 10 Jahresgehälter gehen! Der Tod einer gewissen Person war Sabaco sehr viel wert.


    Dass der Bursche von der Ala gesucht wurde, wusste Sabaco nicht.


    Draußen schlug ihnen eine klare Winternacht entgegen. Sabaco schlenderte an die schräg gegenüberliegende Hausecke, von der aus er alle Wege und auch den Eingang der Taberna im Blick behalten konnte. Es handelte sich um ein Gewerbegebäude oder etwas in der Art, jedenfalls war es des Nachts unbewohnt und alle Fenster verschlossen. Es konnte sie beide niemand belauschen, ohne dass Sabaco denjenigen sehen würde.


    Er wartete, bis der andere sich zu ihm gesellte.

  • Nero nickte knapp, als Sabaco sich nach draußen verabschiedete. Den Begleiter von Saba prägte er sich genau ein, so wie es für ihn üblich war. Einmal Seemann, immer Seemann gleich ob es sie auf das Trockene verschlagen hatte oder nicht. Wer bei klarem Wetter nicht auf Sicht fuhr und sich nicht darauf verließ, was er gesehen hatte, musste mit Unwägbarkeiten leben. Nero war kein Typ, der solche Dinge zu schätzen wusste. Zudem hatte er den Hinweis von Saba verstanden.


    Als die beiden gegangen waren, schlenderte er in die Nähe der Tür und bezog dort Stellung. Die Ohren waren gespitzt, falls es zu Kampfgeräuschen kommen sollte. Oder schlimmer noch, gar nichts mehr zu hören war.

  • Balko folgte dem Kerl, auch wenn er ihm ein wenig unheimlich war nach draußen. Vorher bezahlte er seinen Met, dessen letzten Schluck er sich noch genehmigte. Natürlich war es eine ungeheure Summe die da im Raum schwebte, natürlich würde die Forderung dafür hoch sein. Doch er hatte bisher schon viel durchgestanden, überstanden, überlebt.

    Zweimal war er der Ala entkommen, es war wie ein Katz und Maus Spiel zwischen ihnen und es war ihm ein besonderes Vergnügen sich unerkannt unter ihnen zu bewegen.

    Nicht umsonst hatte er sich von seinem wallenden Haar und seinem Bart getrennt. Dieses Opfer musste sein um ihn in ein neues Leben zu führen.

    An der Hausecke angekommen peilte er die Lage und vor allem seine Fluchtmöglichkeiten. Vorsicht war besser als Nachsicht.

    Drei Fuß vor dem Kerl blieb er stehen und hob das Kinn.

  • Eila hatte heute Abend frei und traf sich mit Ocella. So war der Plan. Sie fragte sich immer wieder was sie von der sache halten sollte. Schmetterlinge im Bauch hatte sie nicht gerade wenn sie an ihn dachte. Es war eher etwas Störendes, etwas Unausgesprochenes. Ganz ohne Zweifel war der Matinier ein attraktiver Mann, er bemühte sich auch und offensichtlich hegte er Interesse an ihr. Doch sie hatte erfahren, daß ein Legionär 20 Jahre Dienst leisten musste um entlassen zu werden und heiraten zu können.

    Im Falle Ocellas waren das sicher noch 10 Jahre und sie hatte keine Lust sich in irgendwelche Abhängigkeiten zu begeben. Sie war mit 25 fast schon zu alt um mit der Familienplanung zu beginnen. Wollte sie bis zu seiner Entlassung seine Bastarde hüten? Wer sagte denn daß seine Leidenschaft blieb und er sie nach 10 Jahren nicht abservierte?

    Diese und noch mehr Zweifel nagten an ihr als sie den Schankraum betrat und ihr Blick suchend durch die Menge streifte.

    Ocella hockte am Tresen und stierte vor sich hin. Das mochte an seinen trüben Gedanken aber auch an der Menge Met liegen die inzwischen in seinem Bauch gärte.

    Er bemerkte Eila im Getümmel nicht, glaubte sie habe ihn versetzt. Im Grunde wußte er noch nicht einmal warum er sie um ein Treffen gebeten hatte. Sie war nicht der Typ Frau der sich damit begnügte auf einen kleinen Unteroffizier zu warten. Sie war eher der Typ Frau der zu etwas Höherem bestimmt war. Was wußte er schon? Sie war für einen Kaufmann bestimmt, einen Politiker, einen ...ja...einen Subpraefecten,...frustriert griff er zum Humpen, leerte ihn und drosch anschließend ein paar Münzen auf den Tresen. Dann machte er sich mit seiner kombinierten Erkenntnis mühsam auf...sie hätte ihm ohnehin heute eine Abfuhr erteilt.

    Das wollte er sich ersparen. Er hatte auch seinen Stolz!

    So bahnte er sich seinen Weg nach draußen, vorbei an schwitzende, müffelnde Leiber hinaus in die klare Nacht.

    Er atmete tief ein, schlang den Mantel um sich und ging stampfenden Schrittes zurück zum Castellum.

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