Auf dem Weg zur Villa Claudia

  • Am Stadttor >>>


    Während sich die Reisegesellschaft der Claudia langsam Richtung Mons Esquilinus bewegte, und die Sänfte dabei fast so schlimm schaukelte wie das Schiff auf der Strecke nach Kreta, plauderte Sabina mit dem zuvorkommenden Urbaner:
    „Und du stammst direkt aus Roma, Cornicularius Octavius? Hast du deine Familie auch hier? Vielleicht auch Schwestern?"

  • Der Octavier schluckte, ausgerechnet die Frage die er nicht gerne beantwortete musste sie ihm stellen. „Ich stamme aus einem unbedeutenden Nebenzweig der Octavier und habe keine Geschwister, meine Eltern leben nicht mehr. Aufgewachsen bin ich in einem unbekannten Küstenort. Viel interessanter ist für mich wo du her
    kommst. Bestimmt hast du auf dem Weg nach Rom viel gesehen viel gesehen. War die Reise angenehm
    ?“ Mit
    einem Lächeln versuchte er sie zu einer Antwort zu bewegen.

  • „Ich bin mir sicher, dass dieser Nebenzweig der Octavier höchst ehrenwert ist, und dass deine Eltern sich deinen Ahnen beigesellt haben, um über dich zu wachen. Und dein Geburtsort ist bestimmt landschaftlich sehr hübsch, da er doch an der Küste liegt.“, antwortete Sabina freundlich. Sie hatte das Thema "weibliche Verwandte" als unverfänglich eingeschätzt, und sie wollte ihren Begleiter keinesfalls betrüben. Daher redete sie schnell weiter:
    „Nun, ich selbst bin in Alexandria aufgewachsen, weil sich meine Mutter nach meines Vaters Tod dorthin verheiratet hat. Sie lebt auch noch dort. Meine Reise war durchaus angenehm. Ich wurde wie ein Stück warmes Brot von Gastfamlie zu Gastfamilie gereicht.“
    Eine Dame von Stand übernachtete nur in Herbergen, wenn es sich nicht vermeiden ließ:
    „Den Seeweg habe ich auf einem Transporter der Cura Annonae zurücklegen dürfen. Das war vielleicht nicht so bequem, aber sehr sicher. Niemand würde ein solches Schiff angreifen.“
    Zwar war die Piratenplage seit langem eingedämmt, doch vereinzelte Überfälle kamen vor:
    „Und wir haben öfter Halt gemacht: Auf Zypern in einem Hafen, der Paphos heißt. Dort haben wir uns das Heiligtum der göttlichen Aphrodite mit den berühmten Plastiken der Iulia Augusta und des Augustus angesehen. “, Sabina nickte: „ Und in Tainaron in Griechenland haben wir dem göttlichen Neptun in dem großen Poseidontempel ein junges Kalb zum Dank und für eine glückliche Weiterfahrt geopfert. Und dann….“, sie machte eine Pause, und sie tätschelte Anaxaretes Hand, die auf sie sehr verstimmt wirkte:
    „Ach, es war so viel und noch mehr, Cornicularius Octavius. Aber sag: Was macht ein Corni - cularius bei den Urbanern eigentlich alles? Und arbeitest du schon lange für meinen Onkel?“, sie stolperte über das ungewohnte Wort.

  • Frugi war schon fast verzweifelt, aber er konnte den Blick kaum von ihrem Antlitz lösen. Er wusste wie töricht er sich benahm, spürte auch die Missbilligung ihrer Begleitung, wenn diese sie auch in keiner Form äußerte.

    „Oh in Alexandria also“, kam staunend von ihm. Über ihre Erzählung zu der Seereise staunte er noch mehr. "Da hast du schon eine Menge gesehen und Erfahrungen mir vorweg. Ich kann nur mit zweimal Germanien hin und zurück dienen. Bei den Göttern welche sehenswerte Orte du schon bereist hast. Ich hoffe aber doch, dass damit deine Reise hier und in der Villa Claudia endet und du uns damit für immer mit deiner Anwesenheit beehrst.“

    Er überlegte, „hm, was ich so mache? Nun ich sitze im Vorzimmer des Praefectus Claudius. Koordiniere seine Termine, bestimme wer zu ihm vorgelassen wird. Versuche ihm soviel wie möglich Verwaltungsarbeit abzunehmen. Manchmal, worüber ich mich dann freue, kommt er zu mir und sucht das Gespräch mit mir. Ich glaube ja, so weit oben in der Rangliste, ist man sehr einsam.... Aber schau, da hinten siehst du leider schon die Villa Claudia.“ Das leider war ihm so raus gerutscht.

  • "Das ist bereits die Villa Claudia? Der Weg in deiner Begleitung war kurzweilig, Cornicularius Octavius", sagte Claudia Sabina. Jetzt hatte sie keine Zeit gehabt, den Urbaner über seinen Vorgesetzten auszufragen. Was für ein Mensch ihr Tutor Menecrates wohl war? Ob er aussah wie ihr eigener Vater, nur in "würdig"? (Tatsächlich konnte sie sich kaum mehr an ihren Vater erinnern):

    "Agamedes, lässt du bitte meine Reisetruhen ausladen."

    Sie wählte ihren Hauslehrer, weil er im Unterschied zu den Sklavinnen Latein sprach. Und sie sagte bitte, weil sie sich viel mehr als seine Schülerin als als seine Besitzerin fühlte.

    Agamedes kümmerte sich um das Gewünschte und nahm die Rechnung entgegen, die später hoffentlich der claudische Maiordomus begleichen würde.


    "Zweimal in Germania bist du gewesen? Ich würde mich freuen, wenn du mir irgendwann mehr über den Norden erzählen könntest. Stimmt es, dass die Menschen dort sehr hochgewachsen sind?", fragte Sabina:

    "Bringst du mich bitte noch in die Villa hinein, Cornicularius Octavius Frugi?"


    Anaxarete richtete Sabinas Palla und strich ihr eine Strähne hinter ihr rechtes Ohr, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellte, da ihre Herrin sie um zwei Köpfe überragte. Dabei schaute sie mittlerweile ähnlich drein wie Cerberus, der den Eingang zur Unterwelt bewachte, nur dass sie keine drei Köpfe hatte.


    >>> Porta Villa Claudia

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