Porticus Octaviae | Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht

  • „Ach und dich hat er vergessen, als er die Weisheit verteilte? Ich mein ja nur, weil du so einfältig bist und denkst, du würdest alleine gegen uns ankommen.“ Octavius selber machte sich nicht die Mühe gegen ihn anzutreten und winkte einem Miles. Der stand nun drohend mit gefletschten Zähnen vor ihm. „Hände auf den Rücken oder ich haue dich nieder, zischte er hervor.

  • Herr, gib mir Kraft im Kampf gegen deine Feinde! schickte Dento ein Stoßgebet zum Himmel. Dann ließ er eine Art Urschrei los der ein paar Sekunden gespenstig durch die fahle Mondnacht waberte bevor er sich an der Säulenumrandung des Tempels brach. Es war ein Ton aus der Urzeit der Menschheit. So einer mit der Generationen von Männern sich auf Säbelzahntiger gestürzt hatten (wovon Dento natürlich nichts ahnte). Es war ein Schrei der verkündete dass gleich etwas aussichtsloses (und manchmal dummes) geschah. Also im Grund auch eine Art Gebet. Das Gebet des sprachlosen Mannes.


    Und so geschah es. Aussichtslos. Ob gegen Säbelzahntiger oder Miles. Dento ballte seine Fäuste die noch nie zugeschlagen hatten. Und warf sich dem Feind entgegen. Ohne eine Chance. Aber in seinem Geist auf einer Stufe mit Jesus und Philotima (ohne diesen Widerspruch zu realisieren).

  • Octavius, der das Schauspiel beobachtete, meinte lachend: „Ich würde es eher mit Mars versuchen. Der Kriegsgott hat mehr Erfahrung mit aussichtslosen Kämpfen. Aber mach nur wie du denkst.“

    Der Miles stand noch immer da mit gefletschten Zähnen und sah Dento gelassen entgegen, als der mit gehobenen Fäusten auf ihn zukam. Kurz bevor er von dem Christen berührt wurde, trat er einen Schritt zur
    Seite und ließ diesen ins Leere stolpern. „Ist es denn jetzt gut, oder willst du, dass ich dir wirklich weh tu?“ Man konnte ihm ansehen, dass er sich fragte, ob man wirklich so dumm sein konnte.

  • Dento war nicht dumm (na gut, ein bisschen vielleicht schon). Er war auch nicht beseelt vom christlichen Glauben. Er war vergiftet von den fanatischen und radikalen Ideen einer kleinen Randgruppe. Oder eher einer Randperson. Deswegen gab es für ihn kein Zurück. Kein Stop. Es ging nur vorwärts. In blindem Fanatismus. Und jetzt hier, in dieser Situation sah er seine Zeit gekommen. Das war mehr als Vogelköpfe! Er war jetzt kein einfaches Werkzeug des Herrn mehr. Er war jetzt die Faust Gottes!


    Er stolperte an dem Miles vorbei. Drehte sich um. Stürmte wieder auf ihn zu. Bereit seine Fäuste einzusetzen. Auch wenn er darin nicht geübt war.

  • Ungläubig starrte nicht nur Frugi zu dem Christen. Der will wohl nicht aufgeben, stellte er fest. Wollte er hier seinen Tod finden oder sich nur vor seinen Freunden wichtig machen? Ihnen zeigen wie ein mutiger Mann aussah und vorging? Dieser Pinus hatte sich ja als regelrechter Jammerlappen aufgeführt.

    Der Miles hob die Augenbrauen hoch, spreizte die Beine und stemmte seine Hände in die Hüften. Herausfordernd brummte er: „Dann hau doch endlich einmal zu, ich bleibe auch ganz still stehen.“ Man sah es ihm an, er wartete nur darauf, denn dann durfte er sich diesen Angeber endlich greifen.

  • Mit dem Mut der Verzweiflung (oder eben des Fanatismus) stürmte Dento auf den Miles zu und schwang unbeholfen seine Fäuste. Er zielte darauf ab den Soldaten ins Gesicht zu schlagen. Aber es war nicht wie in den Geschichten in denen in solchen Augenblicken alles langsamer um einen wird. Im Gegenteil alles ging viel zu schnell. Und der Schlag war deswegen überhaupt nicht präzise.

  • Sichtlich verwundert über den doch noch aufkommenden Mut des Christen, schaute der Miles der vorbeifliegenden Faust hinterher. Sie hatte ihn kaum spürbar an seinem rechten Oberarm gestreift. Er schüttelte den Kopf. „Der gibt doch einfach nicht auf,“ kam es halb anerkennend, halb belustigt von ihm.

    Frugi hingegen hatte jetzt endlich genug. „Schluss jetzt, Hände an die Wand und Beine gespreizt, wenn nicht, muss der Miles dich doch härter anfassen“. Wir befinden uns doch nicht auf dem Marktplatz und schauen einem Schauspiel zu, in dem ein Narr herumtollt, dachte er.

  • Aber Dento hatte nicht genug. Er konnte nicht aufhören. Er kämpfte im Geist Philotimas. Im Namen des Herrn. Sich den Schergen des protzigen Kaisers auszuliefern stand nicht zur Debatte. Mochten seine Brüder auch schwach im Herzen sein. Er war es nicht. Er war stark wie David der sich gegen Goliath aufgelehnt hatte. Er war David. Und die Soldaten Goliath.


    Wieder versuchte Dento mit seinen Fäusten etwas auszurichten.

  • Finster blickt Octavius jetzt zu dem Christen. Nur weil sie an seine Einsicht appellierten, dachte der wohl er könne sie hier vorführen. Er winkte mit dem Kopf zu einem weiteren seiner Männer. Der trat von hinten an den Christen heran, fasste dessen Arme zog sie nach hinten und ließ sie hinter Dentos Rücken festbinden. Der Miles der sich zuerst um diesen gekümmert hatte, nahm ein Seil, legte dessen Schlinge um den Hals des Christen, um diesen so durch die Straßen zu führen. „Gut brummte der Cornicularius, alles weitere in der Castra. Im Namen des Kaisers, des Imperiums verhafte ich euch wegen aufrührerischem Verhalten und Widerstand! Links und rechts neben jedem eine Wache und dann pergite! Vergesst den Sack mit den Vogelköpfen nicht.“

  • Dento sträubte sich, hatte den Soldaten aber nichts entgegen zu setzen. Außer Worten. "Dein Kaiser ist nur eine Marionette des Bösen! Der Herr wird ihn richten wie er euch richten wird, verlorene Seelen, Marionetten der Marionette!"

    Dann schubste ihn ein Soldat vorwärts und Dento stolperte hinter Sufenas und Pinus her. Seine beiden Brüder (Pah, feige Verräter! Alle beide!) ließen sich ohne Widerstand abführen.

  • Octavius wartet bis alle Aufstellung genommen hatte. "Zur Castra und dann gleich in den Carcer mit ihnen", lautete sein Befehl. Er konnte das Gerede dieses Dento nicht mehr hören. "Wenn du unterwegs nicht ruhig bist lasse ich dir einen Knebel verpassen", raunzte er ihn noch vorsichtshalber an. "Abmarsch!"

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