Officium Cornicularius Titus Umbrenus Nero


  • Officium


    Cornicularius


    Titus Umbrenus Nero




    Dies ist das Officium von Cornicularius Titus Umbrenus Nero.

  • Knotenpunkt


    Das Officium von Cornicularius Titus Umbrenus Nero war zweckmäßig eingerichtet. Seine "Plundersammlung" wie er sie selbst liebevoll nannte, hatte einen neuen Ort gefunden. Hier in diesem Officium stand nichts dass auf ihn als Person schließen ließ. Nun fast nichts, bis auf die Statue von Neptun. Mit grimmigen Blick, den Dreizack fest in der Hand saß der Gott des Meeres und der Pferde auf einem Hippocampus und wachte über das Geschehen.


    Sabaco hatte ihm übertragen, alle Informationen zu sammeln und mit alle Informationen, war genau dies gemeint. Er würde jeden noch so kleinen Informationsschnippsel in Erfahrung bringen. Ein gewaltiges Puzzle schaffen, aus dem sich ein Gesamtbild ergab. Eines das sie sich ansehen mussten, um es nach ihren eigenen Vorhaben neu umzugestalten. Es galt Informaten anzuwerben, es galt Leute mit Posten zu versorgen und es war seine Aufgabe Personen zu benutzen, die nicht wussten wofür sie letztendlich benutzt wurden. All das gehörte dazu, kurzum er musste den Weg der Schlange gehen.


    Das Personal der Schreibstube sollte ihn dabei unterstützen. Er war nicht allein, dass waren Sabacos Worte gewesen. Aber jede Schlange wusste, letztendlich war sie das. In ihren Windungen verbarg sie das Wissen, dass sie gesammelt hatte. Niemand außer ihr selbst durfte über den Knotenpunkt, über alles Wissen verfügen. Brocken ja, aber das Gesamtbild gehörte ihr allein. Und so würden auch die Handlanger nur das Wissen erhalten, dass sie wissen durften. Etwas sickerte immer durch, das war nicht zu vermeiden. Wer nach Wissen für andere suchte, fand selbst welches.


    Doch auch hier kannte Nero die Lösung die ihm seine Schlange beigebracht hatte. Am besten versteckte man Informationen in anderen Informationen, Wissen verbarg man in Wissen. Suchte jemand Wissen, so gab man es ihm. Und zwar derart viel und derart nutzlos, dass er die tatsächlichen Informationen von Informationsmüll nicht mehr unterscheiden konnte. Wer wälzte sich schon durch einen Wald an Schreibrollen? Allein der Zeitaufwand um das Wissen zu finden, dass der Feind oder Maulwurf suchte, musste eine Dimension erreichen, die es Nichteingeweihten unmöglich machte, sich dem Kern - dem Knoten - zu nähern.


    Nero musste sich Männer suchen, die er auf ihre Linie eichte. Sie mussten ihrem Vorhaben treu sein und nicht dem Rest Roms. Sie mussten sich der Sache mit allem verschreiben, was sie hatten. Notfalls mussten sie sogar bereit sein, gegen andere zu agieren. Informationen heraus zu pressen und Zungen zum Verstummen zu bringen. All dies gehörte dazu und all dies würde er von diesem Officium aus dirigieren.


    Zwei Primärziele hatte seine Aufgabe:

    - Die Ermittlung des Verbleibs der Turma Prima

    - Die Ermittlung der Stimmung der grenznahmen Stämme.


    Cimber sollte ihn in direkter Weise unterstützten und darauf würde er auch zurückgreifen. Blut war dicker als Wasser, wobei man manches Blut selbst wählte. Auch das, welches man bereit war zu vergießen.


    Die alte Seeschlange war zurück.

  • Cimber suchte das Officium seines Onkel Nero auf, klopfte und trat ein. Er wurde erwartet, also musste er nicht draußen warten bis er hereingebeten wurde. Möglicherweise hätte er bei einer fremden Person durchaus warten sollen, sogar müssen, aber er kannte Nero gut genug um zu wissen, dass er eintreten durfte. Cimber betrat den Raum und schloss hinter sich direkt die Tür.


    "Salve Cornicularius Umbrenus, Du hast nach mir schicken lassen und hier bin ich Onkel. Das was uns erwartet ist der Tanz der Schlange nicht wahr? Decurio Matinius hat eine weise Wahl getroffen Dich damit zu beauftragen. Nur solltest Du diesmal weniger giftig vorgehen. Es hängt viel davon ab Nero, sehr viel. Möglicherweise sogar alles. Und falls nicht, wie Du sagtest, dann waren wir vorbereitet.


    Ich muss mit Dir über einen weiteren Verwandten sprechen und zwar Fango. Binde ihn genauso mit ein wie mich. Fango ist jung und voller Selbstzweifel, er braucht eine Aufgabe an der er wachsen kann. Matinius vertraut Dir", erklärte Cimber vielsagend und nahm gegenüber von seinem Onkel Platz.

  • Nero schaute für einen Moment derart eisig, als die Tür ohne sein Herein aufging, dass sich so manch einer bei dem Blick eingeschissen hätte. Jedoch wurde sein Blick schlagartig milder, als er sah, dass es sich um seinen Neffen Cimber handelte. Dieser stürzte gleich mit Tür und Thema ins Officium. Nero lehnte sich ein Stück zurück.


    "Sabaco vertraut mir und ich vertraue ihm, was Deine unausgesprochene Frage anbelangt, so lautet die Antwort - ja. Er geht offen damit um, also sollte ich es auch. Nicht bei jedem, nicht jede Information ist für jedes Ohr bestimmt. Doch Du gehörst zur Familie Cimber und Du sollst wissen, das Matinius ebenso dazu gehört. Privat gehören wir zusammen, nicht nur dienstlich.


    Was unsere Aufgabe angeht, eine Schlange sollte stets giftig sein, aber ob sie ihre Zähne einsetzt, dass muss wohl überlegt sein. Wir werden unsere Zähne nur dann einsetzen, wenn es nötig ist. Der beste Kampf ist der, den man nicht führen muss. Nun wir werden selbstverständlich nicht abwarten und Posca trinken oder gar die Hände in den Schoß legen. Wir werden tun, was wir tun müssen. Dazu gehört auch, dass wir andere für uns zubeißen lassen, am besten ohne dass sie wissen, weshalb und für wen sie zugebissen haben.


    Kurzum wir müssen uns ein Informationsnetz aufbauen, indem wir der Knotenpunkt sind. In unserem Netz wird es zig Sicherheitspunkte geben, kappen wir diese im Notfall, wird es kein Faden mehr geben der zu uns führt. Einerseits ist das eine Absicherung, andererseits kann es auch für uns sagen wir mal zumindest unangenehme Folgen haben. Aber Unannehmlichkeiten sind besser als Enttarnung. Wie Sabaco schon aufgeführt hat, benötigen wir offizielle Informationen und solche aus versteckter Hand. Wir benötigen Gerüchte, wir benötigen Flurfunk, wir brauchen alles an Informationen was wir bekommen können. Und sobald wir uns ein Bild von der Lage gemacht haben, werden wir anfangen gezielte Informationen in Umlauf zu bringen. Wir werden die Meinung beeinflussen, denn auch sie ist eine Waffe und zwar eine die nicht unterschätzt werden soll. Ebenso wie der Ruf, auch wir werden mit Gerüchten arbeiten.


    Wenn wir es geschickt anstellen, sind wir Herr der Lage. Das heißt, wir werden über Fakten verfügen und selbst bestimmen, welche Information als Wahrheit angesehen wird oder nicht. Kurzum wir werden zu Meinungsmachern Appius.


    Fango werde ich einbeziehen, er wird wachsen Neffe, weil er wachsen muss, um zu bestehen. Wie heißt es so schön? Versagen ist keine Option. Auch ein Natternnest ist ein Nest und schenkt Wärme", lächelte Nero sein messerdünnes Lächeln.

  • Cimber schmunzelte seinen Onkel an.


    "Das ist fast ein Liebesgeständnis aus Deinem Mund. Sabaco werde ich als Familienmitglied betrachten, er gehört zu Dir, also zu uns. Meinungsmache? Nun ich denke wir haben einiges an Arbeit vor uns. Zuerst werde ich mich bei den Kameraden umhören, welche Informationen und Gerüchte bezüglich der Angriffe in Umlauf sind. Auch was die verschwundene Turma Prima anbelangt. Fango möchte ich als tatkräftige Unterstützung dabei an meiner Seite haben. Er ist wie gesagt jung, hat ein unschuldiges Gesicht und er muss mit sich selbst ins Reine kommen. Wir werden das gemeinsam hinbekommen. Irgendwo sitzt jemand, der bereits Fäden zieht Titus, jedenfalls sagt mir das mein Gefühl. Spinne versus Schlange.


    Vielleicht hat Fango noch einige Ideen, wie wir zusätzlich an Informationen kommen. Je mehr Möglichkeiten wir abdecken, umso besser. Ich werde mich nachher mit ihm kurzschließen, damit wir uns abstimmen können. Zudem werde ich ihm mitteilen, dass er völlig verschwiegen sein muss. Wir wissen nicht, ob wir nicht selbst schon bespitzelt werden. Ich vermute keinen Maulwurf, aber hier und dort ein unbedachtes Wort, etwas in einer Taberna erzählt und jemand der mit solchen Informationen etwas anzufangen weiß, wird sie auch nutzen.


    Dein Officium ist erstaunlich aufgeräumt", grinste Cimber freundlich.

  • Nero schüttelte lachend den Kopf.

    "Ein Liebesgeständnis? Du hast Nerven Cimber, aber Du hast Recht. Gleich wie Du an Informationen kommst, beschaffe welche. Kameraden, Untergebene, Gäste in einer Taberna, Schankwirte, Händler auf dem Markt, tratschende Passanten, Gespräche in den Gassen und Gossen, Gerüchte hier wie außerhalb. Lass Dir etwas einfallen, Du weißt wie all das funktioniert. Bezüglich Fango, frische Ideen schaden ganz sicher nicht. Höre Dir an, was er zu sagen hat.


    Wir alle werden unsere Augen und Ohren offen halten. Und noch etwas Cimber, manchmal liegt die Information nicht darin was Du hörst, sondern darin was jemand versucht zu verschweigen. Welche Informationen fehlen in dem großen Ganzen? Wo kommen wir nicht ran? Welches Stück vom Rätsel fehlt? Genau das wird uns zu einer Information führen, die wirklich brisant ist. Also achte darauf was gesagt und was verschwiegen wird Cimber.


    Ansonsten kann ich Dir bezüglich Fango nur raten, übertrage ihm Aufgaben die wichtig sind. Sage ihm, wer er ist, dass er Teil unserer Familie ist und das wir uns auf ihn verlassen. Das dies mehr ist, als ein Militäreinsatz, das ist eine Familienangelegenheit", gab Nero zurück.

  • "Fango wird lernen, er ist ein guter Mann. Er ist jung, er sieht Dinge die andere nicht sehen, er hat ein Herz und genau das macht ihm gerade zu schaffen. Er zweifelt an sich und seiner Entscheidung bezüglich der Legion. Seine Vorstellung vom Militär und das was er tatsächlich erleben musste, klaffen weit auseinander. Und ich weiß nicht einmal genau, was er tatsächlich alles gesehen hat. Falls es ihm möglich ist, wird er eines Tages darüber sprechen. Ebenso kann es sein, dass er mir alles sagte. Nur für mich fühlt es sich an, als wäre da mehr.


    Wir werden die Informationen aus allen Quellen beschaffen, die uns zur Verfügung stehen und die wir öffnen können. Verlass Dich auf uns. Sabaco wird seinen Weg gehen, wir werden versuchen ihm die Steine aus dem Weg zu räumen. Und Du wirst bestimmen, wohin wir sie werfen", antwortete Cimber.


    Im gleichen Moment klopfte es an der Tür. Appius war so frei, stand auf und betrachtete den Kameraden. Bevor er ein Wort sagen konnte hielt ihm der Kollege ein Schreiben hin.


    "Salve Duplicarius Umbrenus Cimber, dieser Brief ist für Dich", sagte der Mann und überreichte Cimber einen Brief. Es schien als wollte er noch etwas sagen, grüßte dann aber wie es sich gehörte, nickte zudem mit ernstem Blick knapp und verabschiedete sich.


    Cimber schaute dem Kameraden hinterher, kehrte ins Officium zurück und verschloss die Tür. Dort erst öffnete er das Schreiben.


    Aulus Umbrenus Cinna war am PRIDIE KAL MAI DCCCLXXII A.U.C. (30.4.2022/119 n.Chr.) verstorben. Cimber musste den Brief mehrfach lesen, bevor er die Information begriffen hatte. Bleich wie eine Wand setzte er sich wieder hin und reichte seinem Onkel den Brief ohne einen Ton zu sagen.

  • Nero betrachtete argwöhnisch das was vor sich ging. Sein Neffe erhielt einen Brief, verlor jede Farbe und reichte ihm das Schreiben. Nachdem Titus es selbst gelesen hatte, war klar warum. Cimbers Sohn Cinna war verstorben. Für einen Moment schloss Nero die Augen, um sich zu sammeln. Er selbst hatte keine Kinder, nun was dachte er da? Natürlich hatte er die!


    Jedenfalls hatte er bis dato keine Kinder gehabt, aber er wusste wie es sich anfühlte, jemanden zu verlieren den man liebte. Er wusste es nur zu gut. Jedes Wort dass er sagen konnte, würde nur hohl und banal klingen. Für manchen Schmerz gab es keine Worte.


    "Es tut mir leid Cimber.

    Ein Mann der seine Frau verliert, ist Witwer.

    Ein Kind das seine Eltern verliert ist eine Waise.

    Ein Vater der sein Kind verliert ist...

    für dieses Grauen gibt es nicht einmal ein Wort. Denn so soll es nicht sein", antwortete Nero leise.


    Titus legte den Brief zurück auf den Tisch und betrachtete ihn wie einen Feind, ehe er den Blick hob und sich fragte, was mit Cinna geschehen war. Im Brief hatte nichts Erläuterndes gestanden. Aber spielte der Grund eine Rolle? Cinna war fort und mit ihm war ein Teil von Cimber selbst gegangen.

  • Cimber nahm den Brief wieder an sich und kämpfte mit seinen Gefühlen. Am liebsten hätte er diesen Fetzen zusammengeknüllt und weggeworfen. Das änderte jedoch nichts an der Botschaft, die in dem Brief stand. Nero und er waren verschieden, aber in manchen Dingen zeigte sich eindeutig, dass sie einer Familie angehörten.


    "Ich... ich... muss gehen Titus", sagte Cimber mit belegter Stimme.


    Appius stand auf und verließ das Officium fluchtartig. Er brauchte frische Luft, einen Moment für sich und jemanden den er den Hals für all das umdrehen konnte! Wer bei Neptun, war dafür verantwortlich? Und wo war er gewesen, als all das geschah? Er musste zu den Ställen, er musste zu Impetus. Nein er musste zu Fango, er musste sicherstellen, dass er sicher war.


    Mit grimmiger Miene und leblosen Blick marschierte er zurück zu den Baracken.

  • Nero schaute seinem Neffen hinterher, strich sich über die Glatze und atmete einmal durch. Zuviel war ungeklärt, um sich ein Bild von der Sachlage zu machen. Was war tatsächlich geschehen? Wer war für all das verantwortlich? Oder besser gefragt, wem mussten sie ihre Rache servieren und zwar eiskalt? Blut konnte nur mit Blut vergolten werden.


    Gleich was einige Togaträger von sich gaben, unabhängig davon ob es vielleicht jemanden traf, der an der ganzen Sache nicht beteiligt gewesen war. Floss das gleiche Blut durch seine Adern, gehörte er zur falschen Familie. Sie waren geduldig, sehr geduldig sogar. Aber einen Umbrenus zu töten, hieß den Zorn aller von ihnen heraufzubeschwören. Cinna war wohl kaum eines natürlichen Todes gestorben.


    Nero setzte sich grübelnd zurück. Wo diente Aulus Umbrenus Cinna zuletzt? Mit wem hatte er Kontakt? Mit wem war er befeindet oder befreundet? Mancher Freund stellte sich als schlimmster Feind heraus. Gab es zwielichtige Gestalten in seiner Nähe? Hatte er etwas in Erfahrung gebracht, dass ihn das Leben gekostet hatte? Oder war jemand davon ausgegangen?


    Nero stand auf und begab sich zu seinen Schreibern.


    "Ich muss schnellstmöglich wissen, wo zuletzt Aulus Umbrenus Cinna seinen Dienst versehen hat. Wer ist der Vorgesetzte der Einheit? Wer diente mit ihm? Alle verfügbaren Eckdaten", befahl Nero und begab sich zurück in sein Officium, während der Kamerad schnellstens von dannen eilte.


    Lange hatte Titus nicht zu warten, es klopfte und nach einem knappen "herein" sah er den Schreiber wieder.


    "Salve Cornicularius Umbrenus. Die von Dir gewünschten Informationen.

    Aulus Umbrenus Cinna diente zuletzt in der Legio XV Apollinaris in Cappadocia.


    Letzte vorliegenden Informationen bezüglich der Legio auf die Schnelle:

    Legio XV Apollinaris Standort
    Satala
    Emblem
    Greif

    Soldaten

    Legatus Legionis - unbesetzt -
    Praefectus Castrorum Lucius Iulius Antoninus
    Tribunus Laticlavius - unbesetzt -
    Tribunus Angusticlavius Titus Tuccius Tychicus
    Aquilifer - unbesetzt -
    Vexillarius - unbesetzt -
    Centurio Marcus Tiberius Coriolanus

    Lucius Duccius Ferox


    Centurio Legionis XV
    Decurio - unbesetzt -
    Signifer - unbesetzt -
    Cornicularius - unbesetzt -
    Duplicarius Appius Umbrenus Cimber
    Optio Sisenna Seius Stilo
    Eques - unbesetzt -
    Legionarius Gaius Sempronius Sophus, Aulus Umbrenus Cinna

    Tiro - unbesetzt -


    Das sind die mir vorliegenden Daten", erklärte der Mann und reichte die Notizen seinem Vorgesetzten.

    "Sehr gut, dass reicht mir für den Anfang. Du darfst gehen", erklärte Nero und nahm die Notizen zur Hand, während der Schreiber das Officium verließ.


    Viele bekannte Namen prangten auf der Notiz, von Cimber über Stilo aber ein Name war besonders wichtig - Tuccius. Genauer Tribunus Angusticlavius Titus Tuccius Tychicus. Ein Name der ihm sehr bekannt vorkam. Ganz ohne Cimber und Stilo war Cinna allein in der Legio verblieben, mit einer Schlange in seiner Nähe. Zufall? Nero glaubte nicht an Zufälle. Jedenfalls nicht an jene, die er nicht selbst herbeigeführt hatte.

  • << RE: Vorboten des Sturms - Vorbereitungen auf die Operation Sommergewitter


    Ohne einen Zwischenstopp in den Thermen oder der Latrine zu machen, kehrte Sabaco gleich in sein Quartier zurück, wo Nero seine Arbeitsstube hatte. Die Decke, die Sabaco erbeutet hatte, trug er bei sich. "Nero?", fragte er in vertraulicher Manier. Suchend schaute er sich um. Doch niemand antwortete. Auch einiges Warten änderte daran nichts. Enttäuscht legte er die Decke auf den Stuhl, auf dem der Cornicularius sonst gearbeitet hatte. Reine Wolle, in verschiedenen Grautönen kariert, wie die See an einem nebligen Tag. Ein wenig Wärme an kalten Tagen, denn Nero war nicht mehr der Jüngste. Er würde die Botschaft verstehen.

  • Sabaco saß in vollständiger Dunkelheit und trauerte. Alle Fenster und Türen hatte er verschlossen, kein Licht entzündet, keine Feuerschale nichts. Es war kalt und dunkel in der Stube von Umbrenus Nero. Sabaco hegte inzwischen keinerlei Hoffnung mehr, dass sein ... Cornicularius ... das Geheuchel machte es nicht besser ... dass sein ...


    Ruppig stand er auf und straffte die Haltung, fegte jeden Gedanken aus dem Kopf. Einen Augenblick schwankte er, wohl weil er zu schnell auf die Beine gesprungen war. Einen anderen Grund konnte, durfte es nicht geben, und der Decurio stieß sich von der Wand ab, die ihm eben noch Halt gegeben hatte, stürmte wie ein angesengter Stier aus dem Raum. Wenn er ins Dunkel fiel, dann fiel er sehr tief. Dafür hatte er keine Zeit, er durfte nicht. Ocella ... sein kleiner Bruder brauchte ihn mehr als jeder andere Mensch ihn brauchen konnte, auch wenn der Kleine es bis zum Schluss hartnäckig geleugnet hatte. Sabaco musste funktionieren!


    Und das tat er, marschierte aus dem Raum, auf direktem Weg in die Therme, um unterzutauchen im eisigen Wasser des Kaltbeckens bis er am ganzen Leib schlotterte und ihm die Eier von der Kälte brannten, und dann blieb er noch länger, um all das zu vergessen, was kantig und tonnenschwer wie ein Fels auf sein schwarzes Herz drückte und ihn zu der rachsüchtigen Gestalt machte, der man nicht ohne Grund die Operation Sommergewitter anvertraut hatte.

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