Nattern Nest
Thala. Thalatio. Thalatio Tuccius. Bruder von Tychicus. Schlangen, Nattern, aber war bedeuteten schon Namen? Die Gezeiten der Zeit hatten sie davon gespült. Das letzte Andenken einer verlorenen Liebe war eine geschnitzte Schlange gewesen und die hatte Vater Rhenus für seine Besänftigung gefordert. So war nichts geblieben, außer die Erinnerung und ein Schriftstück aus der Vergangenheit. Worte auf trockenem Pergament, welche Lippen nie wieder formen würden. Gelesen hatte er es nie, aus Angst vor den Schmerzen die aus der Tiefe des endlosen Ozeans wieder nach oben treiben würden.
Neros schwielige Seemannshände spielten mit dem Brief, der mehr als nur eine Nachricht war. Eine Verbindung zu einer Person, die längst auf der anderen Seite weilte. Mit grimmigen Blick strich sich Nero über die Glatze und brach das Siegel, dass so viele Jahre den Inhalt dieser letzten Worte gehütet hatte. Wort für Wort las er die Zeilen die Thala ihm hinterlassen hatte. Aber es waren nicht nur Worte, die ihm sein Mann hinterlassen hatte, sondern auch eine Verantwortung die sich jetzt wie ein Dolch in sein Herz fraß, einem Giftzahn gleich.
Vor mörderischer Wut brüllte Nero seine Enttäuschung heraus, nicht bedenkend das Sabaco nur ein Zimmer weiter saß. Wieso bei Neptun hatte er diesen Brief nicht eher gelesen? Was war nur los mit ihm? Seinem Schrei folgte ein brachialer Fausthieb gegen die Wand, die seine Knöchel aufplatzen ließ. Der Schmerz holte ihn in die Wirklichkeit zurück, der mörderische Ausdruck verließ Neros Augen und das Leben sickerte zurück in das verwaschene Blau.
Tausend Worte reichten nicht aus zu erklären, was er gerade empfand, doch maßgeblich waren nur zwei.
Castor.
Pollux.
Die Kinder seiner Schlange, die Söhne Thalatios und nun seine.