Blinzelnd trat Gracchus in die Sonne des Frühlings hinaus, die bereits jetzt heiß vom Himmel brannte. Doch der Flavier genoss diese Wärme auf seiner Haut, in diesem Augenblicke gänzlich vernachlässigend, was dies für die vornehme, patrizische Blässe würde bedeuten. Er war ohnehin schlichtweg zu alt, noch auf solcherlei gesellschaftlichen Firlefanz zu achten. Zu alt. In der Tat.
Du trägst zu viel kalte Feuchtigkeit in deinen Knochen, Herr. Das kommt mit dem Alter. Dies hatte Kosmas ihm wahrhaftig ins Gesicht gesagt. Ausgerechnet Kosmas, welcher als Medicus zwar bereits seit Jahrzehnten im Dienste der Flavier stand, indes doch selbst nicht jünger war als Gracchus! Er glaubte nicht daran - nicht an das Alter, noch daran, dass dies der Auslöser für seinen schwächlichen Zustand über die Wintermonate hinweg gewesen war. Es war ... schlichtweg kein guter Winter gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Der Flamen Dialis Ovius Lyso war alt. Die Senatoren Tullius und Trebonius waren alt. Doch er, Flavius Gracchus, war in den besten Jahren, und höchstens ein wenig aus der Form! Mit einem Schnauben quittierte er diesen Gedanken und folgte dem Rundweg durch den Hortus vorbei an den lieblichen Statuen der Musen, vorbei an dem kleinen Faun und den Rosenbüschen des Felix, an seinem liebsten Mandelbaum, unter welchem die Bank aus schwarzem Marmor stets ein schattiges Plätzchen gewährte, an dem Springbrunnen mit dem kecken Pan vorbei und zurück zum Haus. Dort nahm er zur Erfrischung ein Glas Wein zu sich - welch eine Wonne nach all den Wochen warmer Brühe und warmen Gewürz - und Kräuteraufgüssen, welche ihm auf Geheiß Kosmas' waren serviert worden! Allein dies schon ein Grund, schnell wieder zu Kräften zu kommen. So gestärkt fühlte der Flavier sich bereit, sich wieder seinen Pflichten zu widmen, denn er hatte sie viel zu lange vernachlässigt - im Haus, in der Regia und im Senat.