Gleichwohl das große Triclinium beeindruckender war als das kleine, hatte Gracchus sich an diesem Abend für letzteres entschieden, denn schlussendlich musste Valerius nicht beeindruckt werden, und auch der kleinere Raum ließ schlussendlich nicht an geschmackvoller und exquisiter Zierde zu wünschen übrig. Noch saß der Flavier auf der Kline, vor ihm die kleine Prisca, um ihrem Vater artig Gute Nacht zu sagen, und um den Tisch herumspringend Quintus.
"Gute Nacht, Vater"
, strahlte seine Tochter ihn mit ihrem unschuldigen Kinderlächeln an bis er ihr liebevoll übers Haar strich und sie mit einem
"Gute Nacht, Prisca"
entließ, denn wiewohl die Nacht noch einige Stunden entfernt war, würden die Kinder selbstredend nicht an der cena teilnehmen, sondern ihr Abendessen gesondert einnehmen. Ein Umstand, der Quintus nicht gefiel.
"Warum darf ich nicht bleiben? Ich will auch Politik machen!"
"Du bist viel zu jung, du würdest nicht verstehen, über was wir spre'hen und ob dessen beständig enervierende Fragen stellen"
, erwiderte der Vater ernst.
"Das ist gar nicht wahr! Ich kann auch gar keine enewirren Fragen stellen und dafür ganz still sein!"
"Enervierend. Und nein, das kannst du nicht, Quintus. Nicht einmal zwei Sätze lang."
"Wohl!"
Der Junge verschränkte bockig die Arme und plusterte seine Backen auf.
"Wir werden über die Lex Mercatus sprechen, über den Besitz von Betrieben, Schenkungen und Erbschaften, Umlaufverbote und Unlauterer Wettbewerb, Klageerhebungen und Klagefähigkeit, Marktgeri'htsbarkeit und artverwandte Themen."
"Warum ist herumlaufen verboten?"
, fragte Quintus mit großen Augen, ohne die Finte seines Vaters zu durchschauen.
"Quod erat demonstrandum, nicht zwei Sätze lang. Geh, und iss mit deiner Schwester. Und benimm dich, ich werde Apollonia später fragen, ob du artig warst. Wenn ja, werde ich dir morgen etwas über Umlaufverbote erzählen."
"Menno! Das ist gemein"
, stapfte der Junge mit dem Fuß auf.
"Gute Nacht, Quintus."
Ein Blick zu Apollonia, der Amme der Zwillinge, setzte diese in Bewegung, dass sie den kleinen Flavier aus dem Raum bugsierte, der selbstredend auch davor sich weiter beschwerte, dass er nicht mit den Erwachsenen essen durfte. Gracchus nahm sich vor, am nächsten Tag nicht nur mit Apollonia zu sprechen, sondern auch mit Argirios, dem Hauslehrer, dass es Quintus an Disziplin mangelte. Zumindest indes zeigte er mehr Verve als seine Brüder in diesem Alter, was den Vater hoffnungsvoll stimmte, dass allfällig Quintus sein Erbe auf angemessener Weise würde ausfüllen können als seine Brüder es bisher hatten. Er nahm sich eine Olive vom Tisch und hatte sie gerade in seinen Magen hinab befördert, als er vom Atrium her hörte, wie Valerius durch das Haus geführt wurde.