~ Cubiculum ~ | Sisenna Seius Stilo

  • Cubiculum

    Sisenna Seius Stilo


    Das Schlafzimmer von Sisenna Seius Stilo liegt in einem stillen Teil der Casa Leonis, abseits vom allgemeinen Trubel. Man sieht diesem kleinen Raum an, dass er dazu dient, zur Ruhe zu kommen. Stilo weilt hier nur während einer kurzen Pause vom anstrengenden Militärdienst und sehnt sich in diesen Zeiten nach Erholung. Die Wände sind einheitlich dunkelgrün bemalt, ohne das Auge durch Malereien anzustrengen, das Fußbodenmosaik ist schwarz-weiß gehalten. Schwere schwarze Vorhänge ermöglichen eine Abdunkelung. Ein kleiner Tisch aus dunklem Holz mit zwei Stühlen dient zur Ablage von Speisen und Getränken oder zum Schreiben von Briefen. Ein Regal dient zur Aufbewahrung alltäglicher Dinge. Die persönlicheren Habseligkeiten werden in einer verschlossenen Truhe verwahrt. Die breite, gut gepolsterte Schlafkline ist mit dunkelgrünem Stoff überzogen. Darauf liegen schwarz-weiß gemusterte Kissen und eine schwarze Wolldecke.


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  • Obwohl Stilo sich über seine neue Errungenschaft ausgesprochen freute, zeigte er das nicht nach außen. Sporus würde noch lernen müssen, dass nahezu alle Emotionen, die Stilo zeigte, wohlkalkuliert und nur selten ehrlich waren. Ein Umstand, den nicht viele begriffen, denn Stilo konnte charmant und freundlich wirken, wenn er wollte. Das, was er wirklich fühlte, behielt er für sich. Es gab nur wenige Menschen, denen gegenüber er jemals Einblick in die Leere gewährt hatte, die in ihm klaffte. Er wusste, dass sie es nicht gut aufnehmen würden. Er konnte es ihne nicht verübeln, scheiterte doch selbst daran, zu verstehen, warum sich in ihm eine Wüste aus Stein und Salz erstreckte, wo bei anderen eine Frühlingswiese blühte.


    Die meisten Jahre seines Lebens hatte Stilo angenommen, andere Menschen würden - so wie er selbst es notgedrungen tat - ihre Gefühlsduseleien nur vortäuschen als eine wortlose (und extrem fehleranfällige) Form der Kommunikation. Eine dumme Tradition von vielen. Als Stilo von dem Medicus der Prätorianer, der sich wie kaum jemand anderes mit verschiedenen Geisteszuständen auskannte, erfuhr, dass diese Gefühle echt seien, dass andere Menschen wirklich so fühlten, war das für Stilo ein Schock gewesen. Das hatte er erstmal verdauen müssen. Doch nun ergab vieles Sinn, was ihn zuvor verwirrt hatte, Liebeskummer, dumme Protagonisten von Theaterstücken, Schwärmereien für unerreichbare Idole, Suizide - alles. Die Menschen taten nicht nur, als seien sie so blöd, um ihr Gegenüber zu manipulieren, sie waren es wirklich.


    Seither versuchte Stilo, auf seine Weise zu verstehen, was er doch niemals begreifen konnte, beobachtete, hörte zu, spielte und testete. Besonders interessant für ihn waren Menschen, die ein sehr tiefes Gefühlsleben besaßen. Teil dieses Spiels war nun auch Sporus, und Stilo konnte es kaum erwarten, dass der Eunuch mit seinem Bad fertig sein würde und endlich in sein Cubiculum kam.

  • Sporus betrat das Zimmer, etwas nervös geworden, wartend auf die Dinge, die da kommen sollten. Ungefragt, ob er sprechen darf, sagte er "Herr, wie soll ich euch ansprechen?"

  • "Mit 'Herr' natürlich." Stilo saß in gelassener Haltung auf seinem Stuhl und betrachtete seine neue Errungenschaft, für den Augenblick zufrieden damit, wie dieser sich gab und wie die Dinge liefen. Fragen waren in Ordnung, so lange es keine dummen Fragen waren. "Du befindest dich hier in der Casa Leonis, im Haus des Löwen. Ich bin Sisenna Seius Stilo. Mein Bruder, Galeo Seius Ravilla, wohnt ebenfalls in diesem Haus. Wenn mein Bruder einen Wunsch an dich richtet, wirst du ihm dienen, als würde der Wunsch aus meinem Munde stammen. Sollte einer meiner Wünsche den seinen entgegenstehen, wirst du ihm das höflich mitteilen und er wird verstehen. Jetzt zieh dich aus, ich möchte mich mit dir unterhalten."


    Das Eine schien mit dem Anderen nichts zu tun zu haben, doch für Stilo ergab das sehr wohl einen Sinn. Sporus war als jemand mit guter Menschenkenntnis beschrieben worden und vielleicht verstand er. Vielleicht auch nicht, es spielte keine Rolle. Es genügte, dass Stilo genau wusste, was er tat.

  • Sporus nickte und sagte,"Ja, Herr, ich habe verstanden". Vor Aufregung zitternd entkleidete sich Sporus langsam. Sein Kopf erhitzte sich. Er war sehr nervös und voller Angst, wusste er nicht, wie sein Herr auf seinen Körper reagieren würde. Als er nackt war, drehte er sich einmal ganz um, sodass Stilo sein kleines, aber knackiges Gesäß betrachten konnte. Er drehte sich weiter zu ihm hin, hielt aber seine Hände vor seinen Intimbereich. Er schaute ängstlich auf den Boden, und erwartete neue Befehle.

  • Was Stilo sah, gefiel ihm und er schaute gern hin, doch genügte ein wohlgeformter Körper nicht, um ernsthaftes Interesse bei ihm zu wecken. Dafür war Schönheit zu inflationär vorhanden. Er konnte in die Thermen gehen, wenn er anregende Körper sehen wollte, in ein Lupanar der höheren Preisklasse oder einfach in den Spiegel schauen. Um Stilos Interesse zu wecken, gehörte mehr dazu als ein gefälliges Äußeres. Für Sporus bedeutete dieser hohe Anspruch jedoch vielleicht sein Glück, denn das hieß, dass Stilo ihn vielleicht auch in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren noch in seiner Gegenwart wissen wollte, wenn ihm die ersten Zähne ausfielen und von seinen Haaren nicht mehr viel übrig war - sofern es Sporus gelang, das Interesse seines Herrn an seiner Persönlichkeit aufrecht zu erhalten.


    Als Sporus mit gesenktem Blick vor ihm verharrte, seine Blöße notürftig mit den Händen bedeckend, neigte Stilo leicht den Kopf zur Seite. "Wovor hast du Angst, Sporus?"

  • Mit zitternder Stimme sagte Sporus:"Ich habe Angst vor den Schmerzen, die Ihr mir bereiten könntet. Ich bin es zwar gewohnt zu schlucken und dass der Phallus und andere Dinge in mein Gesäß gestoßen werden, aber es ist immer mit Schmerzen verbunden" Sporus wunderte sich ein wenig über diese Frage, sollte sein neuer Herr vielleicht gnädig mit ihm umgehen? Sporus`s Angst schwand ein wenig, und er legte seine Hände nach hinten, sodass Stilo nun auch die Reste seiner Kastration ansehen konnte. Wie würde sein neuer Herr mit seiner Verstümmelung umgehen? Er schöpfte ein wenig Hoffnung, ahnte er nicht, welche schmerzhaften sexuellen Fantasien, Stilo und sein Bruder für ihn erdenken würden.

  • Stilo dachte derweil in gänzlich anderen Bahnen. Stupide Gewaltanwendung war etwas für Dilettanten. Und in dem Fall für Vollidioten, denn einen wertvollen Sklaven behandelte man nicht derart, dass man seinen Wert minderte. Allerdings gefielen Stilo die Narben fast so gut wie der Umstand, dass Sporus sie ihm nun unaufgefordert zeigte. "Wie alt warst du, als man dich entmannt hat? Wer hat dich operiert?"

  • Sporus antwortete: "Ich war 14. Mein alter Herr hatte daraus ein Fest gemacht. Er lud Freunde ein, zuzusehen. Es floss viel Wein an diesem Tag.

    Ich war auf einem Tisch festgebunden, Beine und Arme abgeschpreitzt.. Ein Holzklotz unter meiner Hüfte hob meinen so Körper an, dass sie besser an mir operieren konnten, wenn man das so nennen kann. Ein Mann, den ich nicht kannte, hat dann mir den Hodensack abgeschnitten. Ich schrie vor Schmerzen, was die anderen aber nur belustigte. Mein alter Herr ließ es sich nicht nehmen, mir meinen Phallus selber abzuschneiden. Danach schwand mir das Bewusstsein, und ich weiß ansonsten nichts mehr...." Sporus fing leise an zu weinen.

  • Stilos Mundwinkel spannten sich misbilligend. Dann besann er sich, dass Sporus heute den ersten Tag hier war und sich wahrscheinlich alle möglichen aufgestauten Emotionen gerade lösten. Von der Sache her kein schlechtes Zeichen, aber musste das in Stilos Gegenwart geschehen? Er stand auf und trat dicht vor Sporus. Stilo fasste ihm unter das Kinn und hob ihm mit leichtem Druck den Kopf. Dabei sah er Sporus ohne Aufregung tief in die Augen.

  • Sporus`s Narben waren zwar so gut es geht verheilt, war die Kastration ja schon vor rund 4 Jahren. Aber dennoch, durch das Herantreten seines neuen Herrn berührte die Kleidung die Narben. Das führte zu leichten brenneden Schmerzen, die aber Sporus ignorierte. Er schaute schluchzend und voller Tränen zu Stilo hoch. Er konnte die Geste seines Herren nicht wirklich einordnen. War es eine Annäherung der liebevollen Art, oder nicht. Seine Lippen zitterten ein wenig und er stotterte etwas Unverständliches vor sich hin. So was wie "Bitte.....bitte nicht.....schlagen".

  • Sporus nahm viel Luft und beruhigte sich langsam. Es war der innere, seelische Schmerz, den er in sich trug.Er konnte das Geschehen nicht vergessen. Trotz allem hatte er noch ein liebevolles Gefühl für seinen damaligen, bereits verstorbenen Peiniger.

  • Stilo nickte zufrieden, als Sporus aufhörte, zu weinen. "Spar dir die Tränen in Zukunft für dein Kissen auf oder für die Schulter eines Sklaven, hm? Ich mag keine Heulsusen." Er setzte sich wieder bequem hin. Sporus musste weiterhin stehen, während Stilo ihn sich ansah. "Deine Narben sehen zwar hübsch aus, bedürfen aber einer Nachbehandlung. So rot sollten sie nicht sein, da ist vielleicht eine Entzündung drin. So, wie du die Kastration beschrieben hast, wäre das kein Wunder. Hast du da manchmal Schmerzen?"

  • Sporus wischte sich die letzten Tränen aus seinem Gesicht. "Ja Herr", sagte er zu Stilo "Wenn man die Narben berührt, ist es ein brennen, manchmal stark, manchmal schwach...ich weiß nichts von diesen Dingen, eine Entzündung?". Sporus schaute an sich herunter, er konnte weiterhin nicht seine Verstümmelung begreifen.

    Aber er nahm sich zusammen, wolle er seinen neuen Herrn gefallen, darf er nicht mehr weinen, egal, wie es ihm gerade ging. Das merkte er sich fortan.

  • "Ein schmerzhafter Stau der Körpersäfte. Du musst das nicht verstehen. Es genügt, wenn ich das tue." Stilo dachte nach, während er die Narbe betrachtete. Die Behandlungskosten würde er sich von Titus Tranquilius zurückholen, schon aus Prinzip, zuzüglich Verdienstausfällen und Reisekosten und was ihm noch so alles einfiel, um den Preis für den kranken Sklaven nachträglich zu drücken. "Krank bist du für mich nicht zu gebrauchen. Wir müssen dich zunächst auf Vordermann bringen, bevor ich dich wie gewünscht einsetzen kann. Ich werde dich deshalb zunächst zu einem Medicus meines Vertrauens schicken. Warst du schon einmal in Germania?"

  • Sporus verneinte die Frage. Er hatte zwar schon mal was von Germania gehört, wusste aber nicht, wo es liegt, und ob es eine größere Reise sein würde.

    Er machte sich Sorgen, kannte er den Medicus nicht und wusste nicht, was ihm bevorstand. Dennoch erhoffte er sich, dadurch mit seiner Verstümmelung besser seelisch zurechtzukommen. Sporus war, aufgrund seiner Erlebnisse, ein ängstlicher Mensch geworden. Er nickte leicht, um sich selbst Mut zu machen "Ich danke euch Herr, für eure Hilfe", sagte er.

  • Stilo erhob sich auf diese Worte hin, nahm den Überwurf zur Hand und zog ihn behutsam über den Kopf seines neuen Sklaven. Eine Geste, die einem vorläufigen Freispruch gleichkam. Stilo konnte warten, notfalls lange. Er dachte an seine beruflichen Pläne, an deren Verwirklichung er seit Jahren arbeitete, während er Sporus' Gesicht betrachtete, das ihm gar nicht schlecht gefiel. Alles Schritt für Schritt.


    "Ich denke, aus dir kann ein brauchbarer Sklave werden, Sporus. Heute Nacht sollst du ruhen. Frage im Haus nach Zubin und lass dir von ihm zeigen, wo du schlafen kannst. Er weiß Bescheid und wird sich auch darum kümmern, dass du etwas zu Essen bekommst. Morgen lass dir von ihm helfen, eine Reisetasche zu packen. Zur Hora Tertia erwarte ich dich zu deiner Abreise an der Porta, wo du deine vorerst letzten Anweisungen von mir erhalten wirst. Du darfst nun gehen." Wenn Sporus vier Jahre mit der entzündeten Wunde überlebt hatte, würde er auch die lange und beschwerliche Reise nach Germania schaffen.

  • Sporus folge den Anweisungen seines Herrn. Er hatte nach sehr langer Zeit eine geruhsame Nacht, ohne Albträume und ohne Unterbrechungen. Er war glücklich. Ihm freute der Satz seines Herrn, dass er ein brauchbarer Sklave sein kann. Zubin hatte ihm geholfen, die Reisetasche zu packen. Er war ein netter Mensch. Sporus mochte ihn von Anfang an.

    Pünktlich wartete er an nun der Porta. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, von seinem neuen Herrn getrennt zu werden, fing er doch gerade an, sich bei Stilo sicher und angstfrei zu fühlen.

  • Stilo konnte sich besseres vorstellen, als seinen elftausend Sesterzen teuren Sklaven allein in die Fremde zu schicken. Wie gern hätte er Sporus herumgezeigt, so wie andere auf ihr Rennpferd stolz waren oder auf eine teure Skulptur. Stilo hatte es sich großartig ausgemalt, den Eunuchen an seiner Seite zu haben. Er war sicher, Sporus würde eine Bereicherung seines Alltags sein, sobald er sich eingewöhnt hatte. Doch die Entzündung bereitete Stilo Sorgen, die er nicht ignorieren wollte. Zur Hora Tertia traf auch er bei der Porta ein, um seinem Sklaven noch dies und das mitzugeben.

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