[Atrium] Am nächsten Morgen

  • Mein Lächeln hätte als Antwort genügt, aber ich sprach dennoch.


    "Aber natürlich. Und du kennst den Weg zum Forum sicher besser, als ich. Möchtest du erst eine Kleinigkeit hier essen und kaufen wir etwas auf dem Forum?"


    Natürlich hatte ich keine Ahnung, wie klein das Forum hier war. Ich hatte zwar nicht einen Komplex, wie in Rom, vor meinem geistigen Auge, mit dem Forum Romanum, den Kaiserforen und den Mercati Traiani, aber wenn ich geahnt hätte, wie klein hier alles war, hätte ich die Frage nicht gestellt.

  • Matidia verzog den Mund. Jetzt aufzubrechen, das hatte sie nicht gemeint, aber sie wollte ihren Bruder nicht enttäuschen. Also lächelte sie gequält.

    "Dann komme ich gerne mit. Ich denke, wir finden auch dort etwas brauchbares." Es gab Tabernas und eine Markthalle, aber es war sicher nichts, weshalb man den weiten Weg aus Rom auf sich nehmen sollte.
    "Treffen wir uns vor der porta?"

  • Dass ihr Lächeln gequält war, bemerkte ich, aber ich freute mich, dass sie mitkommen wollte. Andere Kinder hätten ihre ganze Kindheit zusammen gebracht, aber ich wurde ja ans Museion geschickt. Geschadet hatte es mir sicher nicht, davon war ich überzeugt. Und jetzt hatte ich ja die Gelegenheit, Zeit mit meiner Schwester zu verbringen.


    "Ja, vor der Porta klingt gut. Richte dich ordentlich her, du hast die Zeit, die du brauchst."


    Es war von mir genau so gemeint, wie ich es gesagt hatte. Meine Schwester sollte gut aussehen, und das brauchte nun einmal Zeit. Ich selbst wollte so lange draußen vor der Porta warten. Das Wetter war kühl, aber nicht kalt. Und die Toga war ohnehin warm.

  • Mit einem Nicken verabschiedete Matidia sich und es dauerte dann tatsächlich ein Weilchen, bis sie entsprechend hergerichtet war, ihre tunica nochmals gerichtet, ein dunkelgrau und schwarz marmoriertes Tuch, mit flammend orangerot bestickten Rändern über den Schultern und darüber ein ricinium über die hochgesteckten Haare gezogen hatte und so für die morgendlichen Temperaturen gerüstet war, auch wenn es vielleicht ein wenig übertrieben war. So oft war sie eben zu solchen Zeiten nicht unterwegs.


    Endlich trat sie dann wieder zu ihrem Bruder. "Gehen wir.", meinte, tatsächlich gut gelaunt.

  • Ich lächelte Matidia an. Sie würde sicher nicht frieren und ich in meiner Toga sowieso nicht.


    "Du kennst den Weg wahrscheinlich besser als ich."


    Damit machte ich meiner Meinung nach recht deutlich klar, dass ich auf ihre Ortskenntnis vertraute und auch angewiesen war.

  • "Ausnahmsweise einmal.", meinte sie schmunzelnd und deutete dann gen Stadt. Das domus lag südlich, an der via borbetomaga, man würde ein Stück gehen müssen.

    "Wir kommen an dem theatrum vorbei." Sie überlegte kurz. "Es ist ... nett, aber ohne eine passende Begleitung nicht der Rede wert." Sie dachte dabei natürlich an ihren ersten Besuch dort, aber auch mit ihrem Bruder könnte sie sich einen Besuch vorstellen.

  • "Platon hielt nicht viel von Theatern. Er meinte, dass Theaterstücke einen schlechten Einfluss auf die Jugend hätten."


    Ich selbst war auch nicht der begeistertste Besucher von Theatern.


    "Aber ich bin nicht abgeneigt, bei einem sehenswerten Stück einmal zusammen mit dir ins Theater zu gehen."


    Wie verließen die Domus und gingen die Via Borbetomaga entlang.

  • Matidia verdrehte innerlich die Augen. Sie mochte ihren Bruder wirklich sehr und er war im Grunde in jederlei Hinsicht ein Vorbild, vielleicht nicht für eine römische Frau wie sie, aber für die meisten Römer, die nicht gerade die soldatische Laufbahn einschlagen wollten. Dass er aber gar nicht mal eine Ausnahme machen wollte, störte sie dann doch.

    "Also ich mag Theater." Und wer war Platon gegen die Meinung von Iunia Matidia? "Natürlich nicht jedes Stück, aber vielleicht finden wir ja wirklich mal Gelegenheit."

    Sie schmunzelte. "Wenn es dir besser gefällt, sollten wir aber auch am Kenotaph des Drusus oder einem der anderen Grabmäler vorbeigehen." Ein Kontrastprogramm, wenn einem nicht nach leichter Unterhaltung war.

    Sie verließen die domus gen via borbetomaga.

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