Die Versteigerung des Tiro

  • Die Versteigerung der jungen Amytis lag Titus irgendwie noch schwer im Magen. Eigentlich war es im gleichgültig, was mit seiner Ware passierte, aber irgendwie hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen.
    Nicht jeder sollte Sklaven halten dürfen, dachte er sich. Viele fanden einfach nur Spaß daran, diese armen Geschöpfe zu quälen. "Wenn das heute hier vorbei ist, betrinke ich mich so richtig", fülsterte er vor sich hin.


    Ein Blick auf die Käfige verdeutlichte ihn, dass dieser Tag noch lange dauern würde. Für den Moment hatte er jedoch genug von jungen Damen. Er sah einen Burschen da sitzen, die Hände in seiner Tunika vergraben.

    Er sollte der nächste sein....


    "Hey, steh auf", sagte er mit einer tiefen rauen Stimme. "Wie war nochmal dein Name? Taro? Tero?", fragte er befehligend und mit dem Handgriff seiner Peitsche auf ihm zeigend. Dann besann er sich und fügte etwas leiser, vor allem nicht mehr so befehligend hinzu, "Komm, sag mir deinen Namen und was für Talente du hast. Kannst du schreiben, lesen, zählen? Irgendetwas von Wert? Arbeiten kannst du auf jeden Fall!" dabei tippte er ihm auf die Brust, dessen Muskel angespannt reagierte. "Also Bursche, erzähl, damit ich dich ankündigen kann und angemessen verkaufen kann."

  • Der Weg von seiner alten Heimat in die große, furchterregende Stadt war zwar nicht lange gewesen und doch fühlte sich Tiro wie in einem neuen, in einem anderen Leben. Stumm hatte er sich an den Wagen binden lassen und war dann hinter ihm hergetrottet. Glücklicherweise fuhr er nicht zu schnell und so hatte er Zeit über sein Leben nachzudenken. In der Ferne erkannte man schon die Stadtmauern als ihm endlich das Wort einfiel, was sein Leben bisher am besten beschrieb: naiv. Ja, er war naiv gewesen. Naiv zu glauben, die Welt wäre gut und ihm würde es darin gut ergehen. Nie hatte er auch nur einmal daran gedacht, dass es sich anders verhalten könnte oder gar, dass es ihm eines Tages anders ergehen würde. Nun, aus diesem Traum war der junge Mann nun erwacht.


    In Rom wurde er zusammen mit anderen aus seinem alten Anwesen dem hiesigen Sklavenhändler übergeben und in Käfige geführt. Mit mehr als einem mulmigen Gefühl im Bauch saß der recht große, junge Mann in einer Ecke und hielt die Hände in der Tunika verborgen. Er befingerte das kleine, hölzerne Ding und versuchte sich so wenig wie möglich auf die Verkäufe der anderen Sklaven zu konzentrieren.


    Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als der Sklavenhändler zu ihm rief. Schleunigst zog er die Hände aus der Tunika und stellte sich hin. Seine Brust hob und senkte sich, während er vor Aufregung kräftig atmete. Sein Mund war plötzlich so trocken geworden, dass seine Stimme nur ein Krächzen war. "Tiro" brachte er ebenso heraus, ehe er sich räusperte, schluckte und fuhr fort, nachdem der Händler etwas leiser wurde. "Ich kann lesen und schreiben, Herr." sagte Tiro und musste schon wieder schlucken. Sein Gehirn schien irgendwie blockiert zu sein, denn erst nach einem Moment fügte er hinzu: "Und rechnen." Beides hatte er von seinem Vater gelernt, der diese Talente oft für seinen altern Herrn gebraucht hatte. Beim Sprechen hielt er den Kopf gesenkt und die Finger ineinander verknotet.

  • Titus bemerkte, dass der junge Mann etwas in seiner Tunika versteckte. Er zeigte darauf und sagte, "Was ist das? Zeig es mir! Wenn es eine Waffe ist, dann bist du und die anderen, die dich vorher durchsucht haben dran. Sollte es etwas anderes sein, und die haben ein Auge zugedrückt, dann überlege ich es mir. Also Bursche, was ist das?"


    Währenddessen dachte er eine passende Verkaufsstrategie aus. Er konnte also lesen und schreiben sowie rechnen. Für die Arena zu gut. Für einen Bauernhof wiederum fast zu schade.


    "Meine Freunde", brüllte er in die Menge. "Ich biete euch Tiro an. Ein gebildeter Sklave, der eine exzellente griechische Erziehung genoss. Er beherrscht die Kunst des Schreibens, kann rechnen und wie man deutlich sehen kann, ebenfalls eine körperliche Arbeit ohne Probleme verrichten. An die jungen Damen da draußen, schaut ihn euch an. Auch eure Wünsche kann er erfüllen. Und falls ein Mann Interesse an seinen Diensten hat," mitten im Satz fing er an zu schmunzeln und fuhr dann im deutlich ernsteren Ton fort, "gefügig ist er auch noch. Also!" sagte er nun kurz und knapp und nicht mehr mit einer melodischen und für den Markt typischen Stimme, "Wer ist an diesem Prachtexemplar, der wie ich euch gezeigt habe für alles eingesetzt werden kann, interessiert? Ich höre!"


    Er schaute auf die Menge und anschließend zu Tiro.

  • Tiro schluckte erneut, als der Händler auf seine Tunika zeigte. Wie er es gesehen haben konnte, war ihm schleierhaft. Es war so klein und zwischen den Falten des Stoffes unmöglich zu erkennen. Doch darüber nachzudenken hatte der ertappte junge Mann keine Gelegenheit und vor allem auch keine Nerven in dieser Situation. So steckte er die rechte Hand in die Tunika und holte das kleine, nicht einmal ein Daumen großes Holzstück heraus. Mit gutem Willen konnte man einen geschnitzten Fisch erkennen, ohne diesen Willen wäre es einfach ein Stück Holz. Tiro streckte es dem Sklavenhändler entgegen um es ihm zu zeigen. Ob er was dazu erklären sollte? Kurz überlegte er, hielt dann aber einfach den Mund.


    Schließlich hörte er der Anpreisung der Ware zu, die er selbst war. Ein Schaudern überkam ihn und er hielt tapfer den Blick gesenkt. Er wollte nicht in die Gesichter dieser freien Menschen schauen, die da unten standen und ihn musterten. Bald würde es vorbei sein. Bald würde diese Schmach vorüber sein. Bald würde es ihm wieder besser gehen. Naiv, wie eh und je..

  • Aulus trat unerwartet wieder auf, hatte er doch erst gerade Amytis gekauft. Er schlängelte sich durch die Menge, traf dabei auch wieder auf die Urbaner, welche er übertrieben freundlich grüßte. Er ging zügig an ihnen vorbei und betrat das Podest. Die Arme ausbreitend, sagte er zu Titus. "Mein lieber Freund Titus. Ich freue mich, dich so schnell wiederzusehen. Geht es dir gut? Was macht die Familie?" fragte er laut, um vorzuspielen, Titus und er seien enge Freunde. Dabei wusste er gar nicht, ob Titus überhaupt noch Familie hat.

    "Ich interessiere mich für deine neue Frischware. Einen, der rechnen kann, kann ich gut gebrauchen, und gefügig ist er auch?" sagte Aulus mit einem unangenehmen und irritierenden Lächeln. "Und allem Anschein nach kann er auch schnitzen, etwas jedenfalls," fügte er noch fast beleidigend an.

  • Titus, der so viele Jahre in diesem Geschäft war, kannte natürlich alle Tricks und Verstecke, die seine Ware gerne anwendeten. Er persönlich hatte nichts dagegen, wenn die Sklaven einen gewissen Besitz behalten konnten - ehrlich gesagt war es ihm vollkommen egal. Viele seiner Kunden sahen das allerdings ganz anders.

    Als der junge Bursche allerdings dieses "Symbol" zeigte und es ihm entgegenstreckte, schaute Titus komplett entsetzt hinein. Sofort griff er nach der Hand des Burschen und drückte sie schnell zu, sodass niemand es genau erkennen konnte. "Bei den Göttern bist du des Wahnsinns befallen? Weißt du, was das ist? Erst vor kurzen gab es hier eine Razzia deswegen und falls du nicht tot auf der gemonischen Treppe landen willst, empfehle ich dir, dies niemand zu zeigen!" Titus sprach leise, aber energisch und mit geschlossenen Mund. Niemand hatte diese Unterhaltung mitbekommen, soviel war definitiv sicher.

    "Mein lieber Freund Titus. Ich freue mich, dich so schnell wiederzusehen. Geht es dir gut? Was macht die Familie?"

    Die Stimme wurde sofort erkannt und Titus entsetzen darüber spielte er sofort runter als er sich der Menge zuwandte und ein freundliches Lächeln offenbarte. Dieser junger Adliger hatte wohl noch nicht genug. Seine neue Sklavin war zumindest nicht zu sehen. Wahrscheinlich ist Sie irgendwo in einem Verlies und wartet auf ihr Schicksal, falls Sie nicht bereits tot ist, dachte er sich. Aber dies war nicht sein Problem.


    "Mein junger Freund, es ist mir eine Freude, euch so schnell wiederzusehen", spielte er überzeugend vor. "Es ist alles in Ordnung, den Göttern sei Dank."

    Einen, der rechnen kann, kann ich gut gebrauchen, und gefügig ist er auch?

    Titus Blick richtete sich auf Tiro und dann wieder Aulus. "Dann habe ich hier vielleicht etwas für dich. Er kann alles, soviel ist sicher. Er ist der Sklave des Tages."


    Darauf wandte er sich wieder zu Tiro drehte sein Rücken der Menge zu."Gib mir dein Amulett oder was auch immer das ist. Du bekommst es, so die Götter es wollen, nach der Versteigerung von mir wieder zurück." Titus flüsterte so leise, dass niemand etwas davon mitbekommen haben konnte.



    "Und allem Anschein nach kann er auch schnitzen, etwas jedenfalls,"

    Daraufhin wendete er sich wieder der Menge zu und sprach Aulus direkt an. "Nein mein Freund. Das hat er nicht gemacht. Das ist nur seine Marke, die er von mir erhalten hat. Für die Buchhaltung, wisst ihr." Er log, aber es war auch plausibel und konnte nachvollzogen werden. Er wollte den Burschen auch nicht helfen. Er konnte es sich nur nicht leisten als Händler geprägt zu werden, der diese Stadt mit Menschen aus dieser gefährlichen Sekte überschwemmte.


    "Nun. Ich höre. Was soll euer Startgebot sein?"



    Sim-Off:

    Die Gespräche zwischen Titus und Tiro können nicht von der Menge gehört werden. Ebenso ist der Fisch für alle anderen nicht sichtbar. So bleibt der Plot erhalten.


  • "Ich biete dir.....hmmmm......5000 Sesterzen für dieses kleine Häufchen Elend! Das ist mehr als genug!", sagte er laut, stolz darauf anzupreisen, dass er sich das leisten kann.

    "Dann hat meine Sklavin einen Spielgefährten", sagte er ironisch. Er drehte sich zu Tiro, um ihn genauer anzusehen. Auch hier sah er, dass der Sklave Angst hatte. Für ihn selbst mal wieder eine Genugtuung.

  • Seine Mutter musste besseres Geschick an den Tag gelegt haben, als er selbst ahnte. Für ihn hatte das kleine Stück Holz kaum Ähnlichkeit mit einem Fisch und hätte sie es ihm nicht gesagt, wäre er wohl nicht darauf gekommen. Was genau es mit diesem Stück Holz auf sich hatte und warum der Sklavenhändler so entsetzt darauf reagierte, konnte Tiro nicht verstehen. Für ihn war es eine Erinnerung an seine Mutter. Er wusste, dass es ihr sehr viel bedeutet hatte, sie gar irgendwelchen Kult um dieses Hölzchen getrieben hatte, aber genauer hatte sich ihr Sohn nie damit beschäftigt.


    So zögerte er einen Moment, als der Händler es verlangte. Eine Wahl hatte er natürlich nicht. Und auch wenn er nicht verstand, warum es hier um Leben oder Tod ging, reichte er es ihm schließlich. Kurz blickte er ins Gesicht des Sklavenhändlers, nur einen kurzen Moment, ehe er den Blick wieder senkte. Hoffentlich würde er es wieder bekommen, dachte er sich im Stillen.


    Allerdings konnten seine Gedanken nicht lange daran verweilen, weil es jetzt um sehr viel mehr ging: um seine Zukunft. Denn ein Interessierter war zu ihnen getreten und bekundete Interesse an ihm. Tiro wagte es nicht seinen Blick zu heben und diesen potentiellen Käufer anzuschauen. Wer er wohl war? War er barmherzig zu seinen Sklaven, wie es sein alter Herr gewesen war? Was anderes konnte er sich gar nicht so recht vorstellen, kannte er es ja nicht.


    Ein Gebot wurde abgegeben und selbst als der Bieter zu ihm trat um ihn zu mustern, hob er den Blick nicht. Ja, er hatte Angst. Sein ganzes Leben war alles geordnet gewesen, keine Umbrüche oder sonst irgendwelche Ereignisse, die ihn hätten darauf vorbereiten können. Alles war zerbrochen, sein Leben aus den Fugen geraten. Jetzt stand er hier, vor allen den Menschen, und würde seine neue Zukunft entgegennehmen müssen, ohne auch nur etwas daran mitentscheiden zu können. Angst, ja das hatte er.

  • "5000 Sesterzen?? Ich bin mir nicht sicher, habt ihr gerade 5000 Sesterzen gesagt?" fragte er leicht stotternd. Diese Summe war durchaus ungewöhnlich. Dafür bekam man wohl eher ein Gladiator. Nicht einer dieser Anfänger der erstmal durch den Ludus muss, nein, dafür bekam man einen ausgebildeten Gladiator, der ein paar Kämpfe absolviert hatte. Eine ungewöhnliche Summe. Aber eine gute Summe. Am liebsten würde er sofort zuschlagen und der Bursche, naja, sein Schicksal ging ihn nun wirklich nichts an. Anderseits witterte er ein Geschäft und konnte so eventuell den Preis hochtreiben. Er hatte so seine Methoden. Irgendwo in der Menge waren zwei Komplizen versteckt. Die würden den Preis schon künstlich hochtreiben. Nur ein vorher abgemachtes Zeichen und sie würden sofort mitspielen, bis er subtil mitteilen würde, dass es hoch genug war. Einziges Problem an der Sache. Sie sahen nicht so aus, als hätten Sie mal kurzerhand über 5000 Sesterzen locker sitzen. Aber ein Versuch war durchaus wert.



    "Dann hat meine Sklavin einen Spielgefährten"

    Als er diesen Satz hörte, konnte er sich schon ausmalen, was aus den beiden werden sollte. Er wendete sich zu den Burschen und flüsterte leise zu, "Das ist wohl die Strafe der Götter. Du und dein Fisch. Ihr und euer - wie sagt ihr? Christus?" Er schüttelte den Kopf...

  • "5000 Sesterzen, und keine mehr." sagte Aulus laut. "Der Sklave ist viel weniger wert, aber ich bin nun mal ein netter Mensch. Tiro wird sich bei mir wohlfühlen, sporadisch zumindest", sagte er noch lachend. "Also, Titus, was ist jetzt." hakte er ungeduldig nach. Aulus hatte das Geschnitzte direkt erkannt, und wusste auch von dieser Sekte.

    Er hatte keine wirkliche Meinung dazu, aber der Fisch passte gut zu seinen Plänen, die er natürlich nicht erwähnte. Er schaute zu dem verängstigten Sklaven und sagte leise lächelnd zu ihm,"Wir werden viel Spass miteinander haben." Dann wandte er sich zu Titus. "Gib mir den Sklaven für den Preis, und ich leihe ihn dir aus, wenn ich ihn persönlich angelernt habe", sagte er unangenehm grinsend. "Aber mach es mir nicht kaputt, mein neues Spielzeug", fügte er noch an.

  • Tiro hatte keine Ahnung, was er mit der Strafe der Götter meinte, doch konnte er dies schwerlich wissen. Viel mehr fürchtete er sich im Moment vor diesem Mann, der ihn wohl bald kaufen würde. Tiro schluckte und schloss die Augen. Seine Hände fingen an zu zittern und so verschränkte er sie noch fester ineinander. Nicht um zu beten, sondern um sie ruhig zu halten. Seine Angst stieg mit jeder unangenehmen Bemerkung des Käufers und Schweiß lief Tiro die Schläfen hinunter. Den Blick hob er für keine Sekunde, starrte vor sich auf den Boden.

  • Titus überlegte kurz. 5000 Sesterzen. Ein Blick auf den Rest seiner Ware verdeutlichte ihn, dass dies mehr als sein würde, als die anderen zusammen. Höchstens der Nubier, der könnte noch etwas Gutes einbringen. Aber dieser Aulus - irgendetwas Komisches strahlte von ihm aus. Etwas Böses. 5000 Sesterzen. Eine Menge Geld....


    "Mhh 5000 sagst du, ja? Aulus, sollte sich niemand melden, soll er dir gehören. Also ihr da," er streckte seine beiden Arme der Menge entgegen, "ihr habt gehört. Der ehrenwerte Aulus Aurelius Pinus ist bereit, 5000 Sesterzen für diesen Sklaven zu bieten. Komm her Tiro. Zeige dich der Menge!", befahl er mit einer tiefen und lauten Stimme, ganz der Händler, den er nun mal war.

    "Gib mir den Sklaven für den Preis, und ich leihe ihn dir aus, wenn ich ihn persönlich angelernt habe"

    Verdutzt schaute er auf Aulus. Was um Himmelswillen meinte er damit? Er setzte an. "Ehrenwerter Aulus. Ich danke dir aber...."er schluckte dabei, "ich bin ein..."er überlegte wieder kurz..."Danke. Sollte Bedarf sein, werde ich mich melden." Wäre dies ein gewöhnlicher Kunde, würde er wütend ablehnen und noch viel mehr. Aber bei einem Patrizier wie diesem. Lieber nicht. Freundlich sein. Es ist besser so, dachte er sich...

  • Aulus wurde nervös. Er hat schon viel geboten, und seine Sorge war, dass irgendwer den Preis hoch treiben könnte.. Zähneknirschend beobachtete er die Menge, und zeigte mit finsterem Gesicht, dass sich keiner melden sollte.

  • Zusammen mit dem Sklavenhändler stand Tiro auf der Bühne, erst noch im Hintergrund, doch auf die Aufforderung des Händlers trat der junge Mann ein paar Schritte nach vorne. Nun war er gut für jedermann zu sehen. Seine beachtliche Größe, die kurzen, schwarzen Locken, die von der Sonne gebräunte Haut. Vor allem aber sahen sie, dass er Angst hatte, kaum aufrecht stehen konnte und den Blick auf den Boden gehaftet lies. Fast schon wollte er, dass er irgendeinem Käufer ausgehändigt wurde, nur damit es endlich vorbei war. Vorbei mit dem Warten, dem präsentiert werden und der Ungewissheit. Naiv, ja das war er.

  • Das Gesicht des Aulus veränderte sich. Er schaute nun düster und seine Gedanken waren für Titus deutlich. Er wollte den Burschen unbedingt haben, für was auch immer. Nach kurzem Überlegen kam Titus zum Entschluss, vielleicht doch noch etwas mehr rausschlagen zu können. Er blieb vor der Menge gerade stehen und sagte, "Nun Freunde? Keiner der mehr bieten will?" Unauffällig kratze er sich dabei an seinem Ohr, das vereinbarte Zeichen dass einer seiner Komplizen einsteigen solle. Kurz darauf trat ein junger unscheinbarer Mann hervor.


    "Titus, mein Herr bietet 5500 Sesterzen für diesen Sklaven. Eine perfekte Ergänzung für seinen Haushalt." Die Menge drehte sich zu der Stimme, eher von der anderen Seite ein etwas älterer, glatzköpfiger Mann erwiderte, "6000 Sesterzen, ehrenwerter Titus. Sofort auf die Hand."


    Nun würde sich zeigen, ob er sein Spiel zu weit getrieben hatte. Davon ging er allerdings nicht aus und so richtete er sein Blick von der Menge zu Tiro. "Hebe Dein Kopf und richte ihn zu dem ersten Bieter. Zeige dich. Schaue freundlich und du bekommst dein hölzernes Spielzeug wieder."


    Jetzt musste Titus nur warten, das Aulus von seinem Ehrgeiz gepackt wurde. Menschen von seinem Schlag würden nicht gerne verlieren, soviel war klar. Sein kleines trügerisches Spiel wurden ihn mindestens 1500 Sesterzen mehr einbringen. Seine beiden Cousors gaben sich mit einem guten Mahl und mehrere Krüge Wein stets zufrieden. Das er dafür auch ein paar Urbaner bestechen musste war verständlich. Dennoch war es ein Gewinn und er musste sich um nichts fürchten.

  • Aulus schäumte vor Wut. Zähneknirschend zischte er "Titus, stopp das ganze, bevor es noch teurer wird. Sag denen, dass du dich für mich entschieden hast. Ich werde dir als Dank Amytus zur Verfügung stellen. Du kannst mit ihr machen, was du willst. Sie ist noch unschuldig und ihr Antlitz ist bezaubernd. Wäre das was für dich, Titus, mein Freund?" Aulus schaute mit einem fast erpresserischen Blick zu Titus, um ihm klarzumachen, dass er keine Widerworte akzeptieren würde, obwohl er wusste, dass Titus sich nicht darauf einlassen würde, wenn er es nicht will.

  • Tiro schluckte. Den Blick auf den Boden geheftet zu lassen war so viel angenehmer, als den Leuten ins Gesicht zu schauen. Was würde er sehen: Abscheu? Belustigung? Mitleid? Der junge Mann wollte nichts davon sehen. So kostete es ihn alle Willenskraft, die er besaß, um den Kopf zu heben. Und genau so viel Kraft brauchte es, damit er den Blick nicht sofort wieder niederwarf. Für einen Moment schaute er in die Menge und dann auf den ersten Bieter, der ganz vorne stand. Das Zittern seiner Hände breitete sich nun auf sein Gesicht aus, vor allem auf die Augen, die nervös zuckten. Nun sollte er auch noch freundlich schauen? Das brachte er beim besten Willen nicht zustande. Die Furcht, die in seinem Gesicht stand, konnte er nicht beiseite wischen. Alles was er imstande war, war ein sehr gezwungen aussehendes Lächeln. Niemand würde darauf hereinfallen, dass er es ernst meinte. Aber konnte man etwas anderes von ihm überhaupt erwarten?

  • Aulus beobachtete Tiro. Seine Angst war sehr, sehr groß. So, wie es Aulus gefiel. Dennoch wollte er nicht, dass er hier zusammenbricht. Also legte er sanft seine Hand auf die Schulter von Tiro, um ihn zu beruhigen. Aber er konnte auch nicht verbergen, dass es sich darüber freute. Der arme Tiro, er hat keine Ahnung, was ihm noch alles bevorsteht, dachte sich Aulus.

    Dennoch entwickelte Aulus ein zärtliches Gefühl für diesen jungen, hübschen Mann. Das war auch der Grund, warum er ihn unbedingt kaufen wollte. Und seine Fähigkeiten, insbesondere die des Rechnens, war für Aulus von größter Wichtigkeit.

  • Tiro zuckte zusammen, als der potentielle Käufer die Hand auf seine Schulter lag. Immerhin schaffte er es, nicht vor ihm zurückzuweichen. Selbst den Blick hielt er aufrecht, aber das gezwungene Lächeln schwand von seinem Gesicht. Er versteifte sich und spannte unwillkürlich alle Muskeln an, selbst sein Kiefer verkrampfte sich. In anderen Umständen wäre so eine Geste etwas tröstliches gewesen, was ihn hätte entspannen lassen. Hier und jetzt aber war gefühlt alles was die Leute machten, ob es der Käufer, der Sklavenhändler oder wer auch immer war, dazu da um Tiros Angst noch zu vergrößern. Und doch konnte und vor allem durfte er nichts dagegen machen. So viel wusste er. Denn dann würde er große Schwierigkeiten bekommen.

  • "Amytis? Die kleine, die du vorhin gekauft hast?" fragte er verdutzt. "Was soll ich mit ihr?"

    Langsam wollte Titus die Angelegenheit beenden. Er wusste, dass das Schicksal des Burschen besiegelt war. Keine würde mitbieten. Es war auch nicht seine Aufgabe ihn zu beschützen vor diesem psyhopatischen Adligen. Nur die Götter, die wahren Götter und nicht dieser Christus, konnten den den Burschen und die zwei noch retten. Er signalisierte seinen Komplizen mit einem erneuten kratzen dass das Spiel vorbei war.


    "6500 Sesterzen. Behalte die kleine und der Bursche gehört dir. Will sich noch jemand melden?" Er wartete kurz, wie erwartet kam keine lr auf die Idee. "Und Aulus. Sind wir im Geschäft?"


    Die Angst in Tiros Augen war sichtbar. Und berechtigt, wie sich Titus dachte. Nicht sein Problem. Heute abend würde er alles hoffentlich wieder vergessen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!