"Ja Herr", sagte Sporus, etwas verdattert. Es überraschte ihn, das Terpander so schnell weg ging. Er machte das Bett sauber, so gut er konnte und tat, wie ihm geheißen. Er wusch sich schnell und zog sich ebenso schnell etwas über. Er wollte den Herrn Iunius Scato auf keinen Fall warten lassen. Nur seine Haare waren noch sehr zerzaust von der vorhergegangenen Leidenschaft. Dies hatte Sporus nicht beachtet. Und so ging er nun, etwas aufgeregt, zu Scato.
[Cubiculum] Terpander
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Terpander hatte sich mit kaltem Wasser erfrischt und nun seinen Körper frisch mit Olivenöl eingerieben. Beides war sehr schnell gegangen, da er ungern Zeit verschwendete. Er war mehr Pragmatiker als Genießer. Doch er fragte sich, ob er das nächste Mal Sporus kalt abwaschen und hinterher mit warmem Öl abreiben sollte. Bei dem Gedanken, wie Sporus vom kalten Wasser quietschen würde, schmunzelte er kaum wahrnehmbar, als er sich sein schlichtes Gewand überzog.
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Sporus kam zu Terpander. Sichtlich aufgelöst, berichtete er ihm, dass er in 2 Tagen zurück nach Rom muss. "Scato bittet euch, mir Sachsen und Schuhe für die Reise zu geben", sagte er leicht schluchzend. "Ich möchte nicht gehen, aber es geht wohl nicht anders", fügte er hinzu und schaute, mit Tränen in den Augen, zu Terpander. Er mochte ihn sehr, vielleicht zu sehr.
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Terpanders Gesicht, eben noch entspannt, wurde zu Beton. Er blickte an Sporus vorbei, denn der Zorn, der sich in sein Herz krallte, richtete sich nicht gegen ihn. Er richtete sich gegen seinen Herrn und Terpander stellte sich vor, was er Iunius Scato alles antun wollte, und er wusste, dass er sein Gewissen problemlos verdrängen konnte, indem er sich auf das besann, was er war, auf seinen wahren Namen und das Blut, das in seinen Adern floss. Er griff nach Sporus' Handgelenk, vielleicht zu fest, und zog ihn an sich, hielt ihn unnachgiebig an sich gedrückt, während blanker Hass in ihm tobte. Sporus vergoss Tränen und Terpander wusste das zu deuten: Sporus gehörte ihm.
"Wir könnten uns draußen durchschlagen, uns in meine Heimat reisen. Ich weiß, wie man überlebt, und du kannst es lernen. Mein Name ist in der Heimat besudelt, aber natürlich könnte ich die Dinge richtigstellen. Nichts ist unumkehrbar", raunte er in sein Ohr und biss sanft hinein.
Was vielleicht romantisch klingen mochte, war in Terpanders Kopf eine Geschichte von Blutvergießen und Lügen, von Raub und Erpressung. Mit Romantik hatte das nichts zu tun, sondern mit blanker Skrupellosigkeit, um zu verteidigen, was seines war, als er sich ausmalte, wie sie durch die Wildnis flohen bis zum Peleponnes. Die Finger seiner freien Hand wanderten Sporus' Wirbelsäule hinauf und umschlossen sein Genick direkt am Haaransatz wie den Hals eines Kaninchens. Er spürte Sporus' Zartheit und seine Wärme, erinnerte sich an das Gefühl, seinen bebenden Körper unter sich zu haben, und der Gedanke, Sporus ziehen zu lassen, war kaum zu ertragen.
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Sporus spürte den Druck in seinem Nacken. Es tat ihm weh, und er vermochte sich nicht zu bewegen, fühlte er sich doch wie gelähmt. Sporus war komplett aufgelöst und irritiert. Weinend sagte er "Meint ihr das wirklich ernst?". Sporus konnte sich nicht vorstellen, dass Terpander ihn so sehr mochte. Einen dürren, kleinen Sklaven, der nichts konnte "Ein Leben voller Abenteuer? Aber ich bin doch nicht stark genug", erwiderte er. "Aber ja, Herr, wenn ihr es wünscht, werde ich bei euch bleiben und euch gerne dienen", sagte Sporus inzwischen ganz aufgeregt, aber immer noch voller Tränen.
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Ihm war nicht klar, was er da sagte. Er müsste eigentlich Ruhe und Geborgenheit finden, damit seine Seele wieder mit ihm spricht. Sie tat es nicht mehr, seit dem Sporus das erste mal missbraucht wurde, was schon viele Jahre her war. Er wusste nur, dass seine Seele nichts mit ihm zu tun haben will, was natürlich nicht stimmte. Er hatte einfach nicht das Wissen, dass sich seine Seele schützen will, damit er weiter überleben kann.
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Sporus wollte also wirklich bei ihm bleiben, er würde seinen Herrn verraten. Aber er Terpander staunte nicht schlecht, als Sporus sagte, dass er ihn als neuen Herrn annehmen wollte, anstatt die Freiheit willkommen zu heißen. Ohne Herrn konnte er anscheinend nicht existieren.
"Du bist wirklich ziemlich schwach", sagte Terpander und küsste ihm die Stirn, wobei Sporus von seinen Barthaaren gekratzt und gepiekst wurde. "Aber du bist Hellene und damit kein hoffnungsloser Fall. Aus welcher Polis kommst du?"
Er drückte sich Sporus' Hals gegen die Schulter und legte ihm das Kinn auf den Kopf. So entzog er sich Sporus' Blick. Sein Zorn wich, sein Gesichtsausdruck wurde müde und alt, denn er wusste, wie die Begegnung trotz aller Worte enden würde. Sie beide suchten etwas, was sie im anderen nicht fanden. Terpander lockten Jünglinge wie süßer Honig und jedes Mal fühlte es sich großartig an, wenn er einen erobern konnte. Aber der Einzige, mit dem er für lange Zeit glücklich gewesen war, war ein gleichaltriger Mann gewesen, der ebenfalls durch die Agoge gegangen war. Wahrscheinlich war er inzwischen seit gut fünfzehn Jahren verheiratet und Vater einer Kinderschar, die selbst langsam erwachsen wurde. Wahrscheinlich war er glücklich.
Terpander streichelte Sporus' schmalen Rücken."Ich werde Iunius Scato bitten, dich auf der Reise begleiten zu dürfen."
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"Wir müssen unseren Herren gehorchen, oder?", sagte Sporus traurig, aber mit eingeschaltetem Verstand. "Dann muss ich eben doch nach Rom. Wenn ihr mich dorthin begleitet, würde mein Herz nicht so schwer.....Ich weiß nicht, woher ich genau komme, man hat mir nur gesagt, dass ich ein Hellene bin." fügte er fast beschämt hinzu. Sporus genoss die Streicheleinheiten, die er von dem starken Terpander bekam. "Scato sagt bestimmt ja, er ist ein guter Herr", sagte er zu Terpander, um nicht zuletzt sich selbst Hoffnung zu machen.
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"Das kommt auf den Herrn an und auf den Sklaven", sprach Terpander in weisem Tonfall. "Aber dass du deine Abstammung nicht kennst, ist eine Sauerei." Er schob Sporus wieder von sich und sah ihm in die Augen, leicht von oben herab. "Scato wird Ja sagen. Da habe ich keinen Zweifel. Geh ins Lager und such dir zusammen, was du brauchst. Lege alles in dein Zimmer. Ich gehe das Gepäck später mit dir zusammen durch, um zu sehen, ob du was vergessen hast."
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"Ja Herr", rief ihm Sporus hinterher. Er war etwas irritiert so stehen gelassen zu werden. Terpander muss wohl großes Vertrauen in mich haben, dass er mich allein in seinem Zimmer stehen lässt, dachte sich Sporus und verschwand, um die Sachen zusammen zu suchen.
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