In der Tat, das überraschte ihn. Was sollte ein Patrizier für einen schlechten Ruf in der Stadt haben? Er wollte ihn aber auch nicht direkt darauf ansprechen, es war ja so etwas wie eine Form der Höflichkeit in den besseren Kreisen, nicht sofort mit dem Rammbock ans Tor zu fahren. Man sagte ja auch nicht nein, wenn man etwas ablehnte. Man sagte vielleicht! So dass keiner von beiden brüskiert wurde. „Nun, ich könnte dich dem Magister der Augustales vorstellen, wenn dir das helfen würde.“ Nicht dass er ihn so gut kannte, aber Quintus bildete sich ein, den Mann sauber eingewickelt zu haben, mit seinem gespielten Hängen an die mos maiorum und seinem vorgegaukelten Traditionsbewusstsein. Ob es was bei dem alten Herren nützen würde, konnte er nicht versprechen, aber versuchen konnte man es, und darum bot er es an.
[Villa des Titus Valerius Messalla Catullus] auf dem Caelius
-
-
Ein Sklave kam zu Aulus, um ihn ein Schreiben zu überreichen. Aulus las die Nachricht, die ihn sehr erfreute. "Oh, das sind gute Nachrichten, die mir weiterhelfen werden", sagte er laut, "Den Magister?", fragte er nach. "Ja, warum nicht. Schaden wird es wohl nicht", fügte er lächelnd hinzu.
-
Hm gut Quintus hätte sich vermutlich verbieten, dass ihn ein Sklave bei der Feier stört, wenn es nicht wichtig war, aber vielleicht war es ja wichtig. Darum kommentiert er die positive Antwort des Aurelius an den Sklaven mit einem Nicken.
Dann zeigte er in die Richtung, in der der Casperius stand. „Wenn du willst, stelle ich dich vor, er steht dort drüben, der Casperius ist ein ganz umgänglicher Mensch.“ Meinte Quintus noch zu diesem Zeitpunkt, in zwei Tagen würde sich das vermutlich ändern.
-
"Ja, gerne", sagte Aulus. Ob Casperius wirklich nützlich für Aulus sein könnte, müsste sich dann noch herausstellen.
-
Also nahm Quintus den jungen (aber älteren) Aurelius ins Schlepp und trottet los. Für die weiteren Abendveranstaltungspunkte hatte er erst mal keine Augen. Systematischer suchte er mit den Augen nach dem Casperius. Hier und da passierten sie andere Gäste, und nach einigen Augenblicken der Orientierungslosigkeit des Tiberius fanden seine Augen den Casperius. Er achtete darauf, seinen Aurelius im Schlepp nicht zu verlieren, und begab sich zum Casperius. „Salve Casperius, ich hoffe, ich störe dir den schönen Abend nicht, aber ich möchte dir jemanden vorstellen. Dies ist Aurelius Pinus, sagt, er könne sich vorstellen, in Rom bei den Augustales mitzuwirken.“ Na das war etwas weit aus dem Fenster gelehnt, aber was hätte Quintus auch sonst sagen sollen?
-
Der Casperius hatte sich gerade mit einigen Familienmitgliedern des Hausherren unterhalten. Es gab eigens zu klären. Aber da der Grund der Unterhaltung nun schon hier stand, hielt man sich vorsichtig zurück. Bis jetzt hatte man nur wenig an ihm auszusetzen. Oh Tiberius, ich hoffe, es gefällt dir und, wie ich sehe, hast du schon Anschluss gefunden. Sagte er an den jungen Tiberius und wand sich an den Aurelius. Salve Aurelius, es freut mich, zu hören, wenn junge Männer sich einbringen wollen. So jung wie der Tiberius sah der Aurelius nicht mehr aus. Warum nur überließen die Familien heute die jungen Männer sich selbst? Es war doch klar, dass sie die Führung eines älteren, erwachsenen Mannes brauchten. Für das, was man mit dem Tiberius vorhatte, schien der Aurelius aber ungeeignet, denn so alt wie er aussah, war er sicher verheiratet.
//: Gruppen-ID des CD QTF
-
"Salve Casperius, es ist mir einer Ehre dich kennenzulernen", sagte Aulus in einem respektvollen Ton. Er wollte nicht wirklich auffallen, hatte er Sorge, dass sich sein nicht sehr guter Ruf auch hier verbreitet haben könnte, und begnügte sich deshalb erst mal mit dieser Begrüßung.
-
Quintus war erfreut, dass der Casperius ihn weiterhin so freundlich behandelte. Augenscheinlich hatte seine Taktik den älteren Herren mit dem Vorgaukeln der mos maiorum gut funktioniert. Warum sollte das bei dem Aurelius nicht auch funktionieren? „Oh ja, wie du siehst.“ Immerhin ein Mann, den man vielleicht später noch mal sehen oder von ihm hören würde. Wer konnte schon wissen, welcher der alten Herren nächstes Jahr noch lebte? Für Quintus waren diese Leute eh erst mal nicht so interessant, nicht mehr als dass man sie kannte. Wichtiger war, dass er sich in Mantua einen Namen machte. Auch wenn das eigentlich Arbeit für ihn bedeutete.
-
Der Casperius sah den Aurelius an und kannte von dessen Ruf nichts, denn der Name sagte ihm noch nichts. Auch wenn sie unlängst einen Aurelius aufgenommen hatten. Nun, die Freude ist auf meiner Seite. Du willst dich vielleicht bei unserem Kult einreihen? Nun offenkundig liefen die Augustales derzeit den Saliern und den Arvalbrüdern den Rang ab. Traditionell waren die alten Familien daran interessiert, sich in den sehr angesehenen Collegien zu angaschieren, die nur Partizier aufnahmen. Aber gut, es konnte ihm ja recht sein.
Gut, das freut mich, mein junger Freund. Es ist wichtig, dass ihr jungen Männern möglichst viel von den alten lernt, und dazu müsst ihr sie eben auch kennen. Sagte er zu dem Tiberius.
//: Gruppen-ID des CD QTF
-
"Ja Casperius, es wäre mir eine Ehre dem Kultverein beitreten zu können", sagte Aulus höflich. Es ist immer gut, neue Leute kennenzulernen. Diese könnten sich noch als nützlich erweisen, dachte sich Aulus, immer darauf bedacht, sein eigenes Ziel zu verwirklichen. "Ich hätte auch ausreichend Zeit, meine Geschäfte laufen gut, und es gibt bis Dato auch kein Weibsbild, welches meine Ruhe stört", fügte er schmunzelnd hinzu. Frauen interessierten ihn nicht wirklich, aber das behielt er für sich.
-
Der Casperius nickte bei den Worten des Aurelius. Ja, natürlich war es eine Ehre, aber das verstand sich von selbst. Gut, das freut mich zu hören. Dann komm doch mal bei uns vorbei, wir haben unsere Kuotaräume beim Ulpianum. Lud er den Aurelius ein, schaden konnte es sicher nicht, sich diesen Mann mal genauer anzusehen. Dann beäugte er den jungen Mann skeptisch. Er schien die 20 schon hinter sich gelassen zu haben, dann wurde es aber Zeit. Es bestand ja formal eine Pflicht zur Ehe, auch wenn sich heute nicht alle daran hielten und lieber die Sanktionen hinnahmen. Nun, ich hoffe, deine Familie hat schon eine passende Braut für dich ausgesucht. Es ist ja heute offenbar nicht mehr Sitte, dass die Familien sich um dererlei kümmern. Es war merkwürdig geworden in der heutigen Zeit. Die Jugend war verdorben. Nur der junge Tiberius schien noch in den Traditionen verhaftet.
//: QTF
-
Nun, das Werk war vollendet, konnte man wohl sagen. Er hatte dem Aurelius wenigstens den Gefallen getan und ihm den Magister der Augustales vorgestellt.
Als das Thema aufs Heiraten kam, musste Quintus schmunzeln. Ja, offenkundig kam Pinus noch vor ihm dran, denn er war ja älter.
Er selbst hatte einen Hauslehrer und Erzieher, der ihn jetzt schon mit dem Thema nervte, aber er konnte es immer gut wegbügeln. Der wäre dem Casperius sicher beigesprungen und hätte in das Hochzeitsheule eingestimmt. Junge, du musst gut heiraten. Wenn dein Vater noch leben würde, wäre das längst erledigt, würde er sagen. Das mochte auch so sein, aber er hatte eben keine Familie im Nacken, die ihm dahingehend Vorschriften machte. Aber am Ende erwischte es Sie alle! Zum Glück war man in Mantua nicht so sträng mit den Sitten der Vorväter, auch wenn man wo auch immer versucht, Rom zu kopieren.
-
"Gerne komme ich vorbei," sagte Aulus . "Und nein, eine passende Frau für mich zu finden, ist nicht einfach. Ich habe Ansprüche, die sie gerecht werden muss", sagte Aulus selbstbestimmt, und machte auch klar, dass er sich da nicht reinreden lässt. Sanktionen hin oder her.
-
Gut, dann sehen wir uns die Tage, nehme ich mal an, schwebt dir ein Termin vor? Du musst wissen, ich bin nicht immer in den Kulträumen, eher gegen Abend. Erklärte er dem jungen Mann.
So so hohe Ansprüche, eine besonders edle junge Dame also eine möglichst gute Verbindung, sollte es sein. Dumm war das nicht, aber wie wollte er das in seinem Alter beurteilen? Das war das Geschäft älterer, erfahrener Männer.
Das fand zumindest der Casperius, der fand, dass sie die Jugend mit ihrer Entscheidungsfreiheit da zu viel aufhalste. Sie waren doch noch so jung, das konnte man doch gar nicht alles bewältigen. Außerdem kannten sie ja kaum Leute, das kam erst mit der Zeit.
Magister - Augustales
//: QTF
-
Hm, der Aurelius war auch widerstandsfähig, wie man sehen konnte. Er ließ sich nicht unterbuttern. Ohne dabei frech zu wirken, das war auf jeden Fall ein guter Anfang, wie Quintus fand. Man musste das Spiel der Alten schon mitspielen, aber sich auch nicht kleiner machen als man war. Natürlich war es meist so, dass die Eltern, oder genauer der Vater oder Onkel, das mit der Heirat für einen einfädelten. Denn natürlich ging es wie bei Patriziern wie ihnen nicht um Liebe oder dergleichen, sondern um Bündnisse für die Familien und auch um Ansehen. Da biss die Maus keinen Faden ab, aber Quintus war froh, dass man ihn ja noch nicht so damit auf die Pelle rücken konnte. Zwei, drei Jahre hatte er ganz sicher noch Zeit.
-
"Wenn es dir genehm ist, würde ich gerne morgen Abend dich treffen wollen", sagte Aulus zum Casperius. Aulus machte gerne Nägel mit Köpfen und wollte Dinge immer schnell erledigt haben. Das lag in seiner Natur, ihm ging alles nicht schnell genug. Geduld war ein Fremdwort für ihn. "Quintus, werde ich dich dort auch antreffen?", fragte er nach
-
Der Casperius war erst mal zufrieden. Es konnte nicht schaden, die jungen Männer frühestmöglich in die kultischen Handlungen mit einzubinden. Die Religion erforderte die ständige Aufsicht der erfahrenen Männer über die Jüngeren. Ja, das käme mir zu Pass. Dann sehen wir uns Morgen Abend. Sagte er und nickte wohlwollend. Der ältere Casperius war zufrieden. Vielleicht gleich zwei neue Mitglieder, und auch noch aus so angesehenen Familien, das konnte nur gut für die Vereinigung sein. Dann will ich euch, junge Männer, nicht weiter aufhalten, ich habe selbst noch ein Gespräch mit dem Gastgeber.
//: QTF
-
Na das ging ja flott, und der Casperius schien sich auch nicht weiter mit ihnen aufhalten zu wollen. Was auch nicht das Schlechteste war, denn so konnten sich die beiden wieder dem Fest zuwenden. Von dessen Einlagen sie ja jetzt einige Zeit nichts weiter mitbekommen hatten. Zuerst wand Quintus sich deswegen dem Casperius zu. „Vale Casperius, wir sehen uns dann.“ Verabschiedete er sich.
„Nein, ich denke nicht, dass ich morgen Abend da sein werde, aber wenn du für den Abend noch einen Plan hast, dann kann ich mir gut vorstellen, dass ich zum Beispiel zur Cena komme.“ Konnte ja nicht schaden, mal bei einer Patrizierfamilie aus Rom zum Abendessen eingeladen zu werden. Kontakte in die Welt der oberen 10.000 von Rom konnten nie schaden und da er dem Aurelius nun den Gefallen getan hatte, ihm den Magister vorzustellen, war wohl der Aurelius daran, dies mit gleicher Münze zurück zu zahlen.
-
-
Ah, sehr gut. Quintus war es leid, in der Villa in Rom alleine zu essen. Das war wirklich öde. Und mal andere Leute kennenzulernen, das war doch was. Das war ja schließlich und endlich auch der Grund für seinen Besuch hier auf dieser Gartenparty, der sie sich nun wieder mehr widmen konnten. „Sehr schön, danke, das passt mir sehr gut.“ Quintus delirierte nun seinerseits doch noch einen der Sklaven herbei, um zwei kleine Becher aus Terra Sigillata mit der üblichen Wasser-Weinmischung kommen zu lassen. Er hatte zwar immer noch nicht vor sich zu betrinken, aber das war ein guter Grund zum Trinken. Als die Becher gereicht wurden, hob er kurz seinen Becher. „Dann darauf, dass das bei dir mit einem Kultverein klappt.“ Wäre sicher gut für den jungen Aurelius, wenn er Karriere machen wollte.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!