Cousinen auf Ausbruchsmission in den Garten

  • Ildruns Schritte waren vorsichtig, als sie aus ihrem Zimmer trat und dann weiter den Flur entlang schlich. Eigentlich gab es gar keinen Grund, so vorsichtig zu sein, wie sie sich gerade benahm, aber in ihrem Kopf hatte sich jetzt ein wenig der Gedanke festgesetzt, dass ihr Weg nach draußen etwas Geheimes war, und damit bewegte sie sich ganz automatisch vorsichtiger. Dabei wusste sie sogar, dass sie gerade noch einfach so normal wie immer durchs Haus hätte gehen können und damit wahrscheinlich weniger aufgefallen wäre als mit ihrem Geschleiche. Aber jetzt hatte sie einen Plan gefasst und blieb dabei. "Warte kurz", flüsterte sie Naha zu, als sie schon fast am Ausgang zum Garten waren, und hob leicht eine Hand, wodurch auch Asper und Papias stehen blieben. "Ich glaube, ich höre Schritte."

  • Ich hielt sofort inne, erstarrte fast, als hätte Ildruns erhobene Hand auch mich wortlos zum Stillstand verzaubert. Meine Augen weiteten sich ein kleines bisschen, und ich lauschte angestrengt in die Richtung, aus der sie das Geräusch vermutet hatte.

    Papias‘ Ohren stellten sich leicht auf, sein Kopf neigte sich, als versuchte er ebenfalls, das Unsichtbare zu erhaschen. Mein Herz klopfte schneller, aber nicht aus Angst ... vielmehr vor lauter Aufregung. Ich neigte mich leicht zu Ildrun, senkte die Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern:

    "Wenn es wirklich jemand ist, dann vielleicht Ilda…" Ich grinste, obwohl meine Stimme kaum mehr als ein Hauch war. "Aber vielleicht ist es auch nur der Wind, der irgendwo durchzieht."

    Ich drückte mich näher an die Wand, sodass der Schatten mich besser schluckte, und hob fragend eine Braue in ihre Richtung. "Willst du nachsehen? Oder schleichen wir uns einfach noch leiser vorbei?" Meine Finger kribbelten vor lauter Spannung, bereit, entweder loszurennen oder den Atem noch länger anzuhalten.

  • Ildrun wog ihre Optionen ab, während sie weiterhin darauf lauschte, ob die Schritte näherkamen oder sich entfernten. Dabei bemerkte sie selbst kaum, dass sie sich damit gerade selbst ein wenig in eine Anführerinnenrolle bugsiert hatte, und das obwohl sie ja eigentlich die Jüngere von ihnen war, und ihr das im Grunde auch ganz gut gefiel. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst konnte sie durchaus etwas Neunmalkluges haben und diesem Wesenszug kam es entgegen, wenn sie den Ton angab - oder es versuchte.

    "Bloß nicht!" Ildrun schüttelte entschieden den Kopf und griff einfach entschieden nach der Hand ihrer Cousine. "Egal, wer es ist, wenn wir nachsehen, laufen wir nur Gefahr, dass wir aufgehalten werden." Mit einem kleinen Grinsen setzte sie sich wieder in Bewegung und zog dieses Mal Naha einfach beherzt mit sich. "Jetzt oder nie!" Zum Geräusch der Schritte gesellte sich jetzt auch noch das von Stimmen und Ildrun meinte, Marga zu erkennen, dicht gefolgt von der Stimme ihrer eigenen Mutter ein bisschen leiser und weiter entfernt. Sie achtete allerdings nicht zu deutlich darauf, denn gerade ging es ihr schließlich um ihre gemeinsame Flucht!


    Sie zog Naha mehr oder weniger hinter sich her und erst als sie auf der anderen Seite der Tür einen Bogen geschlagen hatten, damit man sie von drinnen nicht zufällig sehen konnte, ließ sie sie wieder los und wandte sich wieder um. Asper und Papias waren hinter ihnen hergetrottet und guckten ein bisschen verdutzt über die Aufregung, ohne dass es eine direkte Bedrohung gegeben hätte, und Ildrun grinste mit einem Mal breit Naha an. "Das wäre geschafft." Sie stemmte zufrieden die Hände in die Seite und nickte in die Richtung weiter weg vom Haus. "Komm, ich zeig dir meinen Lieblingsbaum am Bach. Da findet uns niemand und wir haben unsere Ruhe."

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