[Centuria] Unterkunft der II. Centurie I. Cohors

  • Nachdem er sich nun schon seit Tagen auf der Baustelle nur mit runden Säulentrommeln mit geraden Kanneluren befasste, war er froh, abends zum Ausgleich mal wieder Zeit für seine geraden Würfel mit den runden Einritzungen zu finden. Sorgfältig liess er den Bohrer kreisen, um die feinen Kreise mit dem Punkt in der Mitte auf die Würfelflächen zu setzen. Bohrer und Würfel waren gerade so bemessen, dass drei Augen auf einer Seite nebeneinander passten und Priscus musste sehr aufpassen, nicht mit dem Bohrer abzurutschen.

  • Nachdem er in mühevoller Arbeit an mehreren Abenden alle Markierungen auf den Würfeln gesetzt hatte, kam er zum letzten Arbeitsschritt. Damit sich die feinen Ritzungen besser hervorheben, wollte er sie mit schwarzer Farbe ausfüllen, was zur weissen Oberfläche der Knochen einen perfekten Kontrast gab. In einer kleinen Tonschale mischte er dazu schwarze Farbe aus Russ an, die nicht zu flüssig und nicht zu fest sein durfte. Zu flüssig würde sie nicht halten und zu fest würde sie den ganzen Würfel und nicht nur die Rillen einfärben.

  • Nach dem Aufbringen der Farbe und dem sorgfältigen Abwischen der glatten Flächen betrachtete Priscus sein Werk als vollendet. Vergnügt liess er die kleinen Würfel ein paar Mal über den Boden des Ganges rollen. Zufrieden mit sich und seiner Arbeit räumte er das Werkzeug zusammen und steckte die neuen Würfel zu seinen alten in den Lederbeutel.

  • Der Abend begann mit ausruhen und lesen. Zum Abendbrot stand ich auf und hockte mich zu den Kameraden, die bereits mit dem Brei angefangen hatten. Der neue Arbeitstag war weit und heute stand das Vergnügen im Vordergrund.

  • Nachdem er von der Baustelle zurück kam, schnallte Pricus seine Gürteltasche vom Cingulum und elgte sie sorgfältig beiseite. Einige Augenblicke lang saß er dann auf seiner Pritsche und entlastete seine Füße. Dan ganzen Tag war er hin und her gelaufen, hat hier und dort nach dem Rechten geschaut und die Arbeiten kontrolliert.


    Dann erhob er sich und machte sich auf den Weg zu den Latrinen.

  • In den Unterkünften der Legionäre gaben sich die Soldaten einigen Routinearbeiten hin: Ausrüstung und Zustand der Stube wurden einer genauen Prüfung unterzogen, allerlei Unrat weggeräumt, einige Contubernia verteilten sich außerhalb der überdachten Quartiere am Rande der Lagerstraßen, um dort ihre Caligae neu zu beschlagen und hier und da die kostbare Rüstung zu polieren.
    Keiner der Männer wollte bei der Rückkehr des alten Centurio Anlass zum Tadel geben - immerhin kam es nicht alle Tage vor, dass ein Offizier aus den Legionen zum Quaestor gewält wurde und vielen Legionären schien es, obwohl sie ansonsten nichts mit Politik und dergleichen am Helm hatten, als hätte 'ihr Mann in Roma' irgendwie auch die ganze Truppe repräsentiert. So war man, als die Ausrüstungsgegenstände nach und nach eingeräumt worden waren und sich die Soldaten in der Militärtunika in Richtung Bauplatz bewegten, doch von einem gewissen Gefühl des Stolzes erfüllt, gleichfalls begierig, allerlei Neuigkeiten aus der urbs aeterna zu erfahren.

  • Am Abend kommt Priscus etwas früher als sonst von der Baustelle zurück und macht eine Stubenkontrolle. Die Soldaten haben ordentlich gearbeitet, alles ist sauber und geordnet. Priscus schaut in ein paar Kochstellen, ob die Asche sich dort nicht häuft und prüft bei ein paar Türen, ob sie quietschen. Alles ist zu seiner Zufriedenheit.


    "Habt ihr gut gemacht", lauten regelmäßig seine lobenden Worte, wenn er die Stube verlässt, und die Soldaten stahlen fröhlich. Ob aufgrund des Lobes, der bevorstehenden Rückkehr des Centurios oder des Feierabends ist allerdings nicht ganz eindeutig.

  • Nach dem Training auf dem Exerzierplatz kamen die Männer leicht verschwitzt, aber glücklich in ihre Stuben zurück. Sofort begannen sie, das Abendessen zuzubereiten, um den Hunger zu stillen und Kraft für den nächsten Tag zu sammeln. Schon bald hörte man aus allen Stuben das dumpfe Geräsuch von sich drehenden Mühlsteinen der Handmühlen und wenig später zog der Duft von frisch zubereitetem Puls den gang entlang. Das Wetter war warm, viele Soldaten verbrachten auch den Abend bis zum Sonnenuntergang noch im Freien und erfreuten sich des schönen Wetters. Soldat zu sein, konnte manchmal wirklich angenehm sein, auch wenn man einen anstrengenden Tag hinter sich hatte.

  • Trossknecht Quintus, der von Centurio Claudius stets für allerlei Botengänge benutzt wurde, betrat die Mannschaftsräume und suchte zielgerichtet Priscus' Stube auf. Fortuna war ihm hold - er traf den Unteroffizier an.


    Mit dem nötigen Respekt trat er vor diesen. "Der Centurio lässt ausrichten, dass er dich zu einer Besprechung in seinem Officium erwartet, Optio Priscus."

  • Der Optio blickte auf und nickte. Er hatte sich gerade mit seinen Kameraden besprochen, wie sie die angestehnden Ludi Florales am besten genießen konnten. Sie wussten zwar nicht, wieviel Freizeit sie durch die Bauarbeiten haben würden, aber ein Fruchtbarkeitsfest galt es effizient zu nutzen. Sicherlich würden die ohnehin zahlreichen Prostituierten, die es rund um das lage ohnehin gab, anlässlich der Feiern ihrer Patronin Flora noch zahlreicher und ausgelassener sein, so dass die Männer eine Menge Spass erwartete.


    Priscus schob diese vergnüglichen Gedanken kurz zur Seite, um den Raum in Richtung Centurio zu verlassen.

  • Priscus' Kopf brummte vom Wein, von gewissen Tätigkeiten seines restlichen Körpers und von Erinnerungen, als er sich nach den Ludi Florales auf seine Schlafstätte fallen ließ. In seinem Kopf kreisten die Gedanken mal um das Geld, was er bei diversen Lupae hinterlassen hatte, mal um die diversen Sorten Wein, die er konsumiert hatte und immer wieder um das Gesicht ohne Namen vom Vorabend. Er vermisste sie. Und sein Kopf brummte wie ein Faß...

  • Mit verschwitztem Kopf und Oberkörper spannte sich Vitulus Oberkörper vom Bett. Verwirrt schaute er sich um. Ja, er war immer noch im Castellum. Ein böser Traum schien ihn geplapt zu haben. Vielleicht eine Vorahnung auf ein Unglück? Er würde sehr bald in den Tempel gehen und auch die Auguren befragen, nur nun benötigte er den Schlaf. Seitlich legte sich Vitulus wieder zum Schlafen hin und schloß die Augen.

    „...minimaque conputatione miliens centena milia sestertium annis omnibus India et Seres et paeninsula illa (scil. Arabia) imperio nostro adimunt: tanti nobis deliciae et feminae constant!“ (Plinius, naturalis historia)"

  • Nach einer miserablen Nacht quälte sich priscus am nächsten Morgen aus dem Bett. Der Kopfschmerz war nicht verflogen. Er verzichtete auf ein Frühstück, auf einen allzu lauten Befehlston bei Morgenappell und versuchte auf dem Weg zur Baustelle, im Gehen noch ein wenig weiter zu schlafen.

  • Von der Baustelle kommend, dirigierte Priscus die Männer seiner Einheit zunächst zurück zu ihrem Kasernenblock und ließ sie dort Aufstellung nehmen.


    "Männer, das war gute Arbeit. Ihr habt euch ordentlich ins Zeug gelegt und eure Sache gut gemacht. Ich weiß, dass es eine ziemlich dumme Arbeit war, auf einer Baustelle etwas abreißen zu müssen, aber jetzt haben wir diese Drecksarbeit hinter uns. Wenn es nochmal sowas gibt, wird es eine anderen Einheit machen."


    Er machte eine kurze Pause und klopfte sich selber etwas Staub aus der Tunika.


    "So schmutzig wie wir sind, haben wir uns einen Besuch in den Lagerthermen verdient. In einer Stunde sehen wir uns dann zum Auslaufen auf dem Exerzierplatz."

  • Als Priscus an diesem Abend von der Baustelle zurück kam, fühlte er sich auf seltsame Art erschöpfter als sonst. Eigentlich hatte er den ganzen Tag nicht viel gemacht, nur mit der langen Decempeda einen Baumstamm nach dem anderen vermessen. Ob es an der Hitze lag, die auf dem Platz ohne jeden Schatten herrschte oder daran, dass einem das ständige Zählen und Messen dann irgendwann doch ermüden konnte, wusste er nicht. Eine ganze Weile lag er auf seiner Pritsche und starrte nach oben, bevor er sich aufraffte und zusammen mit den Kameraden begann, das Abendessen zuzubereiten.

  • Am Abend kam Optio Priscus in die Stube, um zum ersten Mal mit dem Neuen zu sprechen.


    "Salve, ich bin Priscus, der Optio deiner neuen Einheit. Wir werden sicher viel Spass miteinander haben, während wir einen Soldaten aus dir machen."


    Seinem Grinsen war zu entnehmen, dass er sicher Spass haben würde. Die kameraden in der Stube bezweifelten, dass es der neue Rekrut auch immer so sehen würde.


    "In deiner Stube hier hat der dienstälteste das Sagen, das ist in diesem Fall Miles Silvanus. Ansonsten hast du zu tun, was dir der Signifer, ich oder der Centurio sagen. Und was dir alle anderen sagen solltest du der Einfachheit halber auch tun, dann fällt dir die Eingewöhnung leichter.


    Ob das klappt, werden wir gleich morgen sehen - wir sehen uns beim Morgenappell und ich nehme an, das wichtigste werden dir die Kameraden dann schon mitgeteilt haben."

  • "Salve, Optio"
    Galerianus salutierte vor Priscus und nahm Haltung an. Während der Ausführungen des Optio beäugte Galerianus seine Kameraden, schienen eigentlich recht nette Zeitgenossen zu sein, er war zwar ein Patrizierspross und somit der einzig Adelige im ganzen Quartier, aber er hatte bereits in Cremona häufigen Kontakt zu den Plejbern gehabt und war immer gut mit ihnen ausgekommen.
    Nach dem sein Vorgesetzter zu Ende gesprochen hatte, nahm Galerianus noch einmal Haltung an.
    "Verstanden, Optio"

  • Nachdem der Optio das Quartier wieder verlassen hatte, machten die Stubenkameraden des Neuen keine großen Umstände und banden ihn gleich mit in die tägliche Routine ein.


    "Hier, mach' dich nützlich", forderte Silvanus ihn freundlich auf und zeigte auf die Kochstelle. "Erstmal nur umrühren, damit es nicht anbrennt. Das schwierigere machen wir später."


    Silvanus war ein etwas untersetzter Soldat, machte einen sehr gemütlichen Eindruck und hatte die Angewohnheit, fürchterlich schnell zu schwitzen, weshalb er wannimmer es ging ein Tuch um seinen Nacken gelegt hatte, um sich den Schweiß abwischen zu können. Auch jetzt wischte er immer wieder, während er Zutaten für den Soldatenbrei vorbereitete, den die Soldaten dann gemeinsam essen sollten.


    "Wie alt bist du? Wo kommst du her?" fragte er munter drauf los.

  • Kommentarlos nahm Galerianus den Kochlöffel in die Hand und rührte den Brei sorgfältig um.


    "Ich bin Decimus Aurelius Galerianus, Sohn des Aurelius Crassus. Geboren worden bin ich in Roma, habe aber die letzten Jahre unteranderem in Cremona verbracht"


    Das sein Bruder Sophus auch hier in der Legion war verschwieg Galerianus lieber, ihm war es lieber wenn die Milites ihn nach seinen Leistungen beurteilten waren und nicht daran das sein Bruder der Praefectus Castrorum war, denn das konnte schnell zu einigen Vorurteilen führen.

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