[Collis Quirinalis] Insula Ducciulla

  • "Ich kenne Clara nicht persönlich, sie heiratete damals Hagen und zog zu uns in die Casa, da war ich noch bei meinen Eltern auf dem Hof. Aber kurz nachdem Hagen gestorben war, holte sie sich fremde Männer ins Haus und besudelte Hagens Ehre. Irgendwie so in der Richtung war es, auf jedenfall floh sie, als ihre Taten aufgedeckt wurden, nach Rom. Sie gehört nicht mehr unserer Familie an und ist auch nicht bei uns im Stammbaum, der in unserer Casa in der Eingangshalle hengt verzeichnet.


    Phelan hatte keinen blassen Schimmer wieso der Princeps ihn darauf ansprach, kannte er sie vielleicht?
    Ein Blick zu Silko verriert, dass auch dieser neugierig war, er kannte Clara ja auch nicht.

  • Als Balbus Phelan nach Clara fragte, brauchte Quintus einen Moment, um den Namen einordnen zu können...


    Verzeih, Herr, jene Clara war die Ehefrau eines Verwandten von uns, der verstarb. Sie lebte unter dem Schutz der Familie, bis sie Schande auf das Andenken des Verstorbenen brachte, als sie sich mit einem Duplicarius der Ala II Numidia sowohl in der duccischen Casa, wie auch in den ausgebrannten Ruinen des Hauses der Familie in Confluentes vergnügte. Daraufhin wurde sie, soweit ich weiß, von Duccia Venusia aus dem Haus gejagt und aus der Familie verstoßen. Wie es scheint, trägt sie wohl immer noch den Namen unserer Familie und weilt hier in Rom.


    Quintus wusste, dass Balbus, der ja bei der Ala sein Präfekt gewesen war, den besagten Duplicarius kannte. Er wusste auch, dass Balbus nachfragen würde. Es gab wohl keine Möglichkeit mehr, seinen früheren Kameraden da herauszuhalten...

  • Balbus hörte sich beide Erklärungen an und beliess es dabei. Dann schickte er die beiden Milites aus der Casa heraus und nachdem sie das Haus verlassen hatten, wandte er sich wieder an den duccischen Priesternachwuchs.


    "Wie erwartet haben wir nichts gefunden. Aber ich möchte dir und den deinen noch einige Ratschläge mit auf den Weg geben." sagte er.


    "Duccia Flamma wird bis morgen noch als mein Gast in meinem Haus verweilen und dann wieder zu euch zurückkehren, sofern sie bis dahin nichts anstellt. Wenn sie wieder bei euch ist, solltet ihr darauf achten, dass sie unter Kontrolle ist. Sie kann nicht durch die Stadt laufen und jeden mit Büchern bewerfen. Ausserdem solltet ihr dafür sorgen, dass sie ausserhalb dieses Hauses keine germanischen Namen für Mitglieder eurer Familie benutzt. Hier in Rom seid ihr Römer, also sollte sie sich entsprechend verhalten."


    Er übergab den Brief an Verus. "Und auch wenn Lando dich mahnt weiterhin die germanischen Götter zu ehren, denke du daran, dass dies nur hier in diesem Haus passiert. Es steht einem römischen Priester nicht gut an, wenn er in römischen Tempeln fremde Götter anbetet."


    Er gab Eburnus den Wink, dass sie nun ebenfalls gehen würden.
    "Wir sind hier fertig, deswegen werden wir jetzt gehen." sagte er dann. "Duccius Verus, ich hoffe die Männer haben nicht zu viel beschädigt, falls doch, informiere mich. Vale." sagte er und verliess, mit Eburnus das Haus.



    Draussen vor dem Haus warteten die beiden Milites. Balbus blieb bei ihnen stehen und wandte sich an Eburnus. "Miles Duccius, du begibst dich in die Via Flaminia, dort befindet sich mein Haus. Unterstütze dort den Miles Quintilius beim Bewachen meines Gastes."

  • Erleichtert verbeugte der junge Duccier sich vor Balbus.
    "Ich danke dir, sehr gütig von dir. Wir werden auf sie aufpassen" er warf Silko einen Blick zu "unser Custos Corporis wird in Zukunft verschärft auf sie aufpassen, mache dir keine Sorgen."
    Über die Sache mit den Göttern verlor Phelan kein Wort, es war nicht der richtige Zeitpunkt alles nocheinmal zu erklären, wieso er in Rom die Ausbildung macht. Er verabschiedete sich von dem Princeps "Danke Princeps, aber deine Soldaten haben vermutlich nur beim Renovieren geholfen" er lachte ein wenig. "Mit Verlaub, ich möchte noch kurz mit meinem Cousin sprechen."
    Er ging schnell zu Arbjon "Du sollst dich bitte so schnell es geht bei Lando melden, ich gebe dir den Brief mit." Balbus konnte nicht hören was Phelan seinem Cousin flüsterte und sah auch nicht, wie er ihm den Brief zu steckte.
    "Lysander bitte begleite die Herren hinaus."


    ------------------------------------------
    "Ja Herr."
    Lysander begleitete den Princeps und seinen Trupp bis zur 'Tür' verabschiedete sich und schloss die Tür.

  • "Eburnus, Herr, darf ich die Bitte äußern euch begleiten zu dürfen? Ich bin mir zwar sicher, dass Duccia Flamma als Gast von Prudentius Balbus völlig sicher ist, aber es ist meine Aufgabe sie zu beschützen, ob jetzt Gefahr droht oder nicht."


    Silko wusste selber nicht warum er eigentlich mitwollte, aber es war seine Aufgabe über Eila zu wachen so gut es ihm möglich war. Er war sich wirklich sicher, dass sie in Balbus' Haus nichts zu befürchten hatte, aber er wollte bei seinem "Schützling" sein. Wenn es ihm nicht gestattet wurde, hatte er es zumindest versucht...

  • Als Balbus den Abmarsch befahl, straffte sich Quintus und quittierte die Anweisung mit einem Jawohl, Herr.


    Er wollte sich gerade umwenden, um seinem Vorgesetzten zu folgen, als ihn Phelan kurz ansprach. Quintus nickte und verließ dann das Haus.


    Draußen kam dann auch noch Silko auf ihn zu. Als der Nubier seinen Wunsch geäußert hatte, sah der Duccier erst ihn und dann seinen Patron an.


    Herr? Kann Silko mich begleiten oder soll er lieber hier bei Verus bleiben?

  • Balbus überlegte einen kurzen Moment. Wollte er sich wirklich den nubischen Leibwächter der Duccier ins Haus holen? Das würde doch sicherlich Stress mit seinen eigenen gallischen Männern oder den vielen ägyptischen Sklaven geben. Er war kurz versucht die Frage negativ zu beantworten, dann nickte er jedoch.


    "Solange er sich benimmt kann er dich begleiten. Allerdings dulde ich keinerlei Waffen in meinem Haus."

  • Silko nickte dankbar. Balbus war wirklich ein Mann mit einem guten Charakter. Die meisten Römer hätten auf diese Bitte einfach barsch und mit Unverständnis reagiert. Arbjon konnte froh sein diesen Mann als Vorgesetzten zu haben. "Ich komme sofort." Er stürmte schnell in sein Zimmer und legte alles ab, was im entferntesten einer Waffe ähnlich sah. Dabei ignorierte er die angerichtete Unordnung in seinem Zimmer. Nur seine beiden Statuen sah er: Sie waren unversehrt! Silko grinste kurz und eilte dann wieder zurück. Es war nicht einmal eine Minute vergangen. Mit einem: "Ich bin bereit, Herr." meldete er sich zurück.

  • Eigentlich hatte Quintus noch etwas sagen wollen, aber da war Silko auch schon weg. Also wandte sich der Duccier statt dessen noch einmal an Balbus.


    Herr, wir hatten seit meiner Ankunft kaum Gelegenheit, uns privat zu unterhalten. Ich möchte, dass du weißt, dass ich noch einige Geschenke für meinen Patron aus Germanien mitgebracht habe. Aufgrund der derzeitigen Situation wäre es mir ein besonderes Bedürfnis, wenn du sie bald in einem ruhigeren Ambiente erhalten würdest.


    Er hatte leise gesprochen, damit die beiden anderen Milites es nicht zwingend mitbekämen. Etwas lauter fügte er dann hinzu:


    Gibt es eine bestimmte Losung, mit der wir uns ausweisen sollen? Oder genügt es, wenn wir sagen dass du uns geschickt hast, Herr?


    Dann kam Silko auch schon wieder...

  • Balbus nickte, als Eburnus ausgeflüstert hatte. "Es wird sich sicherlich etwas Zeit dafür finden." erwiderte er ebenfalls leise.


    Dann sprach auch er wieder lauter. "Mein Ianitor wird euch einlassen, wenn er sieht dass du ein Praetorianer bist. Falls nicht, soll er Quintilius Valerian zur Tür kommen lassen, der soll dann bestätigen, dass er dich kennt."

  • Quintus nickte.


    Ich habe verstanden, Herr.


    Dann gab er dem nubischen Hünen einen Wink und deutete die Via Lata stadtauswärts entlang. Er war froh darüber, sich mit Valerian über die Stadt unterhalten gehabt zu haben. Daher wusste er, dass die Via Lata und die Via Flaminia letztlich dieselbe Straße waren, die nur ihren Namen wechselte. Er wusste allerdings auch, dass die Straße deshalb sehr lang sein musste. Wahrscheinlich wären Silko und er ein Weilchen unterwegs...

  • Silko war den ganzen Tag mit Eila in Rom unterwegs gewesen. Danach hatten sie dann gemütlich zu Abend gegessen-Lysander war wirklich ein hervorragender Koch. Mittlerweile waren dann alle anderen Bewohner der Casa zu Bett gegangen und auch der Nubier war rechtschaffend müde, musste aber noch seinen abendlichen Kontrollgang machen. Vorher wollte er sich aber noch einige Minuten auf seinen Lieblingsplatz setzen um seinen schmerzenden Füßen etwas Ruhe zu gestatten und über den Tag nachzudenken. Dieser Lieblingsplatz war ein Stuhl samt Hocker in der Ecke des Kaminzimmers. Diese Ecke war für gewöhnlich immer finster, so dass man den dunkelhäutigen Riesen nur sehr schlecht oder gar nicht sehen konnte. Momentan war er gar nicht zu sehen, denn er hatte alle Lichtquellen gelöscht und das Mondlicht kam nicht bis in seine Ecke.


    Aus den paar Minuten wurde eine längere Pause, denn kaum hatte sich Silko entspannt auf den Stuhl sinken lassen, war er auch schon eingeschlafen.



    Sim-Off:

    Reserviert ;)

  • Gleich zwei Häuser hatten sich Amneris und ihre Kollegen heute ausgesucht, um sie um einige Wertsachen zu erleichtern. Zum einen die Casa von Menarius Castus, einem alten Geizhals wenige Straßen weiter, zum anderen die Casa Duccia. Da keine Zeit dafür war, die Häuser nacheinander abzuklappern, hatte man sich entschlossen sich aufzuteilen. Drei waren zur Casa Menaria gegangen, Amneris, Crinix und Polybos hatten sich hierher aufgemacht.
    Still und leise lag das Haus vor ihnen in der Dunkelheit der Nacht. Aufgrund der Bauweise konnte man von Außen nicht durch Fenster oder dergleichen einsteigen, auch die Tür aufzubrechen schien in diesem Fall unratsam. Also blieb nur die Variante, über die Dachöffnung im Atrium einzusteigen, um schließlich die Tür von innen zu öffnen. Da die Nubierin die leichteste und wendigste der drei war, fiel diese Aufgabe ihr zu.
    Sich vergewissernd, dass sie vor neugierigen Augen - die es um diese Uhrzeit natürlich nicht mehr im Überfluss gab - geschützt waren, hatten sie an einer Mauer der Casa Aufstellung genommen. Amneris streckte noch einmal ihre Glieder, um schließlich Crinix zuzunicken. Dieser ging in die Knie und ermöglichte es seiner Kumpanin damit, auf seine Schultern zu klettern. Mit Unterstützung des Dritten im Bunde tat Amneris dies und zog sich schließlich weiter nach oben. Die Aussicht war nicht zu verachten, doch hatte sie derzeit anderes im Sinn. Geduckt schlich sie auf Zehenspitzen, um möglichst wenig Geräusche zu verursachen, weiter, bis sie den Abgrund im Dach ausmachen konnte.
    Zielstrebig hielt sie darauf zu und blieb schließlich am Rand stehen. Zu hoch, um einfach hinunter zu springen, wie meistens. Das machte die ganze Sache natürlich schwieriger, aber eben auch erheblich interessanter. Um mehr erkennen zu können, kniete sie sich nieder und legte sich schließlich flach auf den Bauch. Lediglich der Kopf ragte noch über die Öffnung hinaus.
    An den vier Ecken fanden sich Säulen, die die Konstruktion stabil halten sollten. Perfekt. Amneris drehte sich um, schwang erst die Beine und schließlich ihren Körper ins Nichts. Mit angestrengtem Keuchen ließ sie sich, so weit ihre Arme reichten nach unten. So hing sie nun, wie der Selbstmörder an der Brücke, die Füße in der Luft und versuchte, mit den Beinen die Säule zu erreichen, die sie als Sicherung auserkoren hatte. Bereits in dergleichen Dingen geübt, dauerte es nicht allzu lange, bis beide Beine einen einigermaßen festen Halt gefunden hatten und die Nubierin es wagte erst die eine und schließlich die andere Hand zu lockern. Tastend suchten sich die Hände ihren Weg nach unten, um eine Verzierung oder einen Vorsprung zu ertasten, an dem sie sich wieder festhalten konnte. Es fand sich einige Sekunden lang nichts, Sekunden, die Amneris jedoch unendlich lange schienen, zumal ihre Muskeln vor Anstrengung langsam zu zittern begannen. Ein Sturz war an dieser Stelle noch alles andere als ratsam, so beschleunigte sie ihre Tastbewegungen, suchte - und fand schließlich eine schmale Einkerbung, gerade groß genug für ihre Finger. Ein leises Lächeln auf den Lippen ließ sie sich weiter hinab, bis ihr die Höhe schließlich als ausreichend für einen Sprung schien.
    Mit einem dumpfen Geräusch kam sie auf dem Boden an, gab ein kurzes Keuchen von sich und verharrte zunächst kurz so, um sicher zu gehen, dass man sie nicht bereits gehört hatte.
    Da von nirgends Geraschel oder gar Rufe zu hören waren, richtete sie sich wieder auf und blickte sich um. Der anstrengende Teil lag damit hinter ihr - so glaubte sie zumindest. Noch immer aufmerksam, aber bereits wesentlich lockerer, ging sie leise in den ersten angrenzenden Raum, wo sie zunächst stehen blieb. Es war recht düster, da hier nicht allzu viel Licht hereindrang und so wartete Amneris, bis ihre Augen sich einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie wartete offensichtlich nicht lange genug, denn bereits nachdem sie wenige Schritte weiter gegangen war, stieß sie an einen massiven Tisch, was ihr einen leisen Fluch entlockte...

  • Silko erwachte. Warum wusste er am Anfang auch nicht, aber irgendetwas war einfach verkehrt, und das veranlasste ihn auch still zu sein. Seine Augen hatten sich schnell an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Da schlich jemand durchs Zimmer! Der Kerl war relativ groß und schlank. Zu groß für Lysander und Phelan und Eila schieden sofort aus, denn mit ihren blonden Haaren und ihrer extrem hellen Haut, hätten sie förmlich geleuchtet. Außerdem schien er vermummt zu sein, da weder an den Händen noch am Gesicht helle Flecken zu sehen waren. Also hatte er es mit einem Einbrecher zu tun. Er bewegte sich geradezu grazil, zumindest soweit Silko das in der Dunkelheit beurteilen konnte. Der Custos Corporis hatte der Vorteil, dass er im dunkleren Teil des Zimmers war. Das und seine dunkle Hautfarbe machte in quasi unsichtbar.


    Er erhob sich lautlos, zog leise seinen Dolch und bewegte sich langsam auf den Einbrecher zu. Dies gelang ihm zu seinem eigenen Erstaunen ohne jedes Geräusch, hatte er doch vorhin seine Schuhe ausgezogen und wusste den Standort aller Möbel. Zudem dämpfte ein Teppich seinen Gang. Der Dieb schien von etwas abgelenkt zu sein, das beim erloschenen Kamin stand. So hob er leise seinen Dolch und drückte ihn dem Einbrecher seitlich an den Hals, außerhalb von dessen Gesichtsfeld...


    "Wenn du Anstalten machen willst zu fliehen, werde ich dir den Hals durchschneiden." zischte er leise mit seinem dunklen Timbre. "Bist du alleine? Ist noch jemand im Haus?" Silko war nun direkt an den Einbrecher herangetreten. Er hoffte das dieser nicht so dumm war und versuchte Widerstand zu leisten. Trotzdem war er auf einen solchen vorbereitet, vor allem auch vor Angriffen auf seine untere Körpermitte. Da der Dieb offenbar unbewaffnet und ihm körperlich klar unterlegen war, wäre das wohl dessen einzige Chance Silko außer Gefecht zu setzen.
    Als er so direkt hinter dem Eindringling stand, fiel ihm zu seiner Überraschung auf, dass dieser ausgesprochen angenehm roch und mitnichten maskiert war...

  • Beim Hades, heute schien nicht ihr Tag zu sein. Noch während sie sich das schmerzende Knie rieb, wurde sie einer Bewegung gewahr, doch es war bereits zu spät. Kühl drückte sich etwas Metallisches an ihren Hals, gefolgt von einer tiefen Stimme.
    Ihr Herz begann zu heftig zu pochen, im Bruchteil einer Sekunde rasten die Gedanken durch ihren Kopf. Mit einem Mal verkrampften sich erneut sämtliche Muskeln in ihrem Körper.
    Sie war mitnichten unbewaffnet, doch war es in einer solchen Situation unmöglich, ihren kurzen Dolch aus dem Gürtel zu nesteln. Amneris’ Augen flogen hin und her, suchten verzweifelt nach einem Ausweg, doch sie wusste bereits, dass es dafür nun zu spät war. Sie musste auf einen Fehler ihres Ertappers hoffen. Bis dahin versuchte sie möglichst ruhig zu stehen, um nicht durch eine unbedachte Bewegung den Mann zu provozieren.
    „Niemand.“, gab sie schließlich mit möglichst ruhiger Stimme zur Antwort. „Niemand außer mir.“
    Dies war nicht einmal gelogen, warteten ihre Kumpane schließlich vor dem Haus und nicht im Haus.
    Innerlich verdammte sie ihre Unaufmerksamkeit. Sie hätte den Kerl bemerken müssen. Wäre sie nur nicht gegen diesen vermaledeiten Tisch gerumpelt. Doch für Bedauern hatte sie nun keine Zeit, es musste eine Lösung gefunden werden.
    „Ich bin sicher, wir können uns irgendwie einigen…“

  • Bei den Göttern, es war wirklich eine Frau! Und zwar nicht irgend eine, sondern die Schönheit, die er auf dem Markt beim Puppenspiel gesehen hatte. Verdammt! In letzter Zeit hatte er wirklich Pech mit den Frauen...


    "Wir gehen jetzt langsam zurück, bis du einen Sessel an Deinen Beinen spürst. Dann setzt du dich hin. Ich werde dann für etwas Licht sorgen. Mach dir keine Hoffnungen: Wenn du die Casa verlassen möchtest, musst du trotzdem an mir vorbei, es gibt keinen anderen Weg hinaus. Außerdem kenne ich Dich und eine Frau wie du düfte in Rom nicht schwer wiederzufinden sein, zumal einer der Familie bei den Praetorianern ist. Ich hoffe du bist unbewaffnet, denn jemanden der mit einer gezogenen Waffe durch die Casa schleicht während meine Herren schlafen, würde damit rechnen müssen getötet zu werden! Wenn ich zurück bin, reden wir."


    Er hoffte sie verstand den Hinweis etwaige Waffen stecken zu lassen, sollte sie denn welche haben. Aber was machte er eigentlich? Normalerweise hätte er sie gleich töten sollen, oder sie richtig gefangen nehmen...aber er konnte es nicht. Eigentlich war er schon entwaffnet, nur zu gut, dass sie das nicht wusste. Alter Narr!-schalt er sich selber als er eine Öllampe holen ging. Nach kurzer Zeit kehrte er zrück ins Kaminzimmer und brachte etwas Licht ins Dunkel.

  • Die Reaktion des Mannes überraschte Amneris ein wenig. Für gewöhnlich gab es keine Diskussion, sondern in günstigen Fällen nur ein Seil um die Hände und anschließend ein Treffen mit den Herrn der CU. Vielleicht ließ er sich mit Geld rumkriegen? Vielleicht war es ohnehin das, worauf er nun spekulierte. Falls er ein Sklave war, konnte er sich damit schließlich freikaufen… Diese Hoffnung war es, die Amneris gehorchen ließ. Vorsichtig ging sie rückwärts, spürte schließlich einen Widerstand und setzte sich mehr oder minder verkrampft auf den Sessel.
    Ob er sie tatsächlich kannte? Nunja, sie war alles andere als unauffällig bei Tage, also konnte er sie durchaus einmal gesehen haben. Die Prätorianersache hielt sie für einen Bluff, bewegte sich allerdings dennoch nicht vom Fleck. Stattdessen ließ sie erneut ihren Blick durch den Raum schweifen. Irgendwie musste man doch hier herauskommen.
    Ein Trost blieb ihr: Hätte er sie töten wollen, er hätte es bereits getan. Also gab es durchaus noch die Möglichkeit, heil aus dieser Sache herauszukommen. So zwang sie sich zur Ruhe, wenn sie nun den Kopf verlor war niemandem geholfen, am allerwenigsten ihr selbst. Die Nubierin rutschte auf ihrem Sitzplatz nach hinten, lehnte sich sogar mit dem Rücken an und machte nach Außen hin den Anschein, als wäre dies die normalste Sache der Welt.
    Das auftauchende Licht ließ sie den Kopf wenden und nun konnte sie endlich auch das Gesicht desjenigen sehen, der ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Der Mann, der sie beim Puppenspiel angesehen hatte! Kurzes Erinnern flackerte in ihren Augen auf. Kein Zweifel, der würde sie wieder erkennen.
    „Tja.“, ergriff sie irgendwann das Wort. „Du hast mich also. Die Frage ist, was willst du, damit ich möglichst ohne Begleitung durch die Wachen diese Casa verlassen kann?“

  • Silko zündete erstmal ganz ruhig, einige weitere Lichtquellen an. Nicht, weil er nicht gut genug gesehen hätte, sondern um etwas Zeit zum Überlegen zu gewinnen. Seine "Gefangene" behielt er aber immer im Augenwinkel.
    Dann nahm er sich einen Sessel und stellte ihn dem ihrigen gegenüber und begann in seiner Heimatsprache leise zu sprechen:


    "Wir müssen leise sprechen, denn wenn hier im Haus jemand erwacht, habe ich keine andere Wahl als dich der Stadtwache zu übergeben. Ehrlich gesagt weis ich selbst nicht, warum ich das nicht sofort mache. Vielleicht mache ich es nicht, weil du Nubierin bist. Oder weil ich dich sofort sympathisch fand, als ich Dich beim Puppenspiel das erste mal sah. Oder weil es einfach gut tut mit jemandem in seiner Heimatsprache zu sprechen. Aber das kann dir ja eigentlich auch egal sein."


    Er überlegte kurz.


    "Natürlich fühle ich mich meinen Herren gegenüber verpflichtet. Aber da du nichts gestohlen hattest und offenbar nicht bewaffnet bist...", bei diesen Worten zog er die Augenbrauen nach oben und ignorierte den Dolch an ihrem Gürtel, "...können wir glaube ich sagen, dass du dich nur verlaufen hast. Dieses Rom ist aber auch furchtbar verwirrend. So sehe ich es nicht als zwingend an, jemandem von so einem unwichtigen Zwischenfall zu berichten."


    Was machte er da, es war seine verdammte PFLICHT sie zu melden! Aber auf der anderen Seite war niemand zu Schaden gekommen...


    "Gut, jetzt kommen wir zu meinen Bedingungen. Die erste Bedingung ist, dass du und deine Kumpanen, solltest du welche haben, die Casa Duccia in Zukunft in Ruhe lassen." Bis dahin war er noch ganz ruhig gewesen, aber jetzt bekam er wirklich feuchte Hände. "Meine zweite Bedingung äh...nun...ich...ich würde dich gerne wiedersehen." Jetzt war es raus, und er fühlte sich wie ein Bengel der einem Mädchen das erste mal eine Aufwartung macht. Wie sie dort saß, schön uns stolz, ene Haut wie Ebenholz. Sie war eine Diebin, aber sie hatte auch irgendetwas königliches an sich, das ihn an eine Frau aus längst vergessenen Tagen erinnerte.

  • Ebenso, wie Silko Amneris beobachtete, ließ auch Amneris den Nubier keine Sekunde aus den Augen. Er schien gelassen, doch das konnte täuschen, sie selbst zeigte derzeit ja auch nicht unbedingt, was in ihrem Inneren vorging. Andererseits hatte er ja du unleugbar bessere Position für eine solche Art von Gespräch. Schließlich nahm er Platz.
    Es war ein sonderbares Gefühl, jene Sprache wieder zu hören, die sie zum letzten Mal vor Jahren in ihrer Heimat gesprochen hatte. Seither hatte Amneris, aus Lerngründen, nur noch Latein gesprochen, bis sie dies schließlich akzentfrei schaffte. Unbewusst schlich sich sogar ein Lächeln in ihre Züge, war es doch ein Stück Heimat, das ihr da gegenüber saß. Es war ungewohnt und so brauchte sie einige wenige Worte, bis sie verstand, was er sagte.
    „In der Tat, es kann mir egal sein.“, stimmte sie beschwichtigend, ebenfalls in jener Sprache, die sie so lange gemieden hatte, zu. „Aber, wenn ich das sagen darf, es ist schön, wenn es denn schon sein muss, von jemandem meines eigenen Volkes geschnappt zu werden.“
    Auch sie hatte ihre Stimme gesenkt und beugte sich ein wenig nach vorne, um besser die leisen Worte hören zu können. Es war wie in einem Theaterstück. Rom war so groß und voller Menschen. Und ausgerechnet hier und heute hatten sich zwei Nubier wieder gefunden. Das Schicksal spielte bisweilen sonderbare Spielchen. Eine Erklärung für sein Tun brauchte sie nicht und doch, es wäre interessant gewesen.
    Als die Sprache auf eventuelle Bewaffnung kam, runzelte Amneris die Stirn. Er musste den Dolch gesehen haben. Er war zwar klein, aber so klein…
    „Verlaufen. Ja.“
    Und aufs Dach geklettert, um den Weg wiederzufinden. Nunja, sie hatte nicht vor, jemandem hiervon zu erzählen, also war es gleich, welche Erklärung er sich hierfür zurechtlegte. Vermutlich würde er sie ja ohnehin niemals benötigen.
    Nachdem sie seine erste Bedingung erfahren hatte, breitete sie beide Hände aus und nickte.
    „Natürlich. Das versteht sich von selbst. Die Casa Duccia wird mich nie wieder sehen.“
    Wie beiläufig wanderte ihr Blick durchs Zimmer. Ein Jammer. Das ein oder andere hätte auf dem Schwarzmarkt sicher einen ordentlichen Preis erzielt. Aber vielleicht hatten ja die anderen drei mehr Glück. Die aufkommende Nervosität in seiner Stimme war es, die Amneris’ Blick wieder zu ihrem Gegenüber lenkte. Für einen unendlich langen Moment sagte sie gar nichts. Keinen Muskel rührte sie, keine Miene verzog sie. Sie glaubte, sich verhört zu haben. Wiedersehen?
    Hatte die Nubierin ihren Landsmann bis eben nur ungläubig angestarrt, löste ein kurzes Blinzeln die Starre, in die sie gefallen war. Nun, zumindest erklärte das so Manches.
    „Ich denke“, begann sie zögerlich, „auch das lässt sich einrichten.“
    Etwas in ihr widerstrebte jene Vereinbarung. Je öfter sie diesen Mensch sah, umso größer würde die Gefahr werden, dass man sie doch noch ins Gefängnis steckte. Ganz abgesehen davon, dass er augenscheinlich ein Sklave war. Wenn seine Herren ihm solcherlei Dinge nicht gestatteten, würde man sie letztendlich auch noch wegen Diebstahls eines Sklaven oder etwas in der Art verhaften. Wobei ihr auffiel, dass Sklaven bislang so ziemlich das einzige waren, das sie noch nicht aus einem Haus hatte mitgehen lassen.
    Doch anders würde sie kaum aus dieser Misere herauskommen.
    „Und… äh… wie hast du dir das vorgestellt?“

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