[Aula | Hallae] Die Eingangshalle

  • Bereits am Tag nach seiner Ankunft in Mogontiacum machte sich Valerian auf den Weg zur Casa Duccia. Jahre war es her, daß er in diesem Haus gefeiert hatte. Ob überhaupt noch jemand hier wohnte, der ihn kannte? Na, Lando ja sicherlich. Als der Quintilier sich dem Haus näherte, stockte sein Schritt. Unübersehbar waren die Zeichen der Trauer angebracht. Es war jemand gestorben? Wer? Nun, er würde es sicher gleich erfahren. Die letzten Schritte zur Tür legte er schneller zurück, als könnte er durch die gewonnene Sekunde einer traurigen Nachricht den Schrecken nehmen. Sogleich klopfte er an und fühlte sich mit einem Male gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Hatte er doch eigentlich fröhliche Grüße überbringen wollen. Und nun?

  • Wieder was es Albin, der die Tür öffnete. Mit nicht ganz so versteinerter Miene wie am frühen Morgen als die ersten Trauergäste eingetroffen waren, die Routine, selbst wenn es eine denkbar düstere war, tat ihm gut.


    Das Gesicht dieses Mannes kannte er, er wusste nur nicht mehr, woher. Albin war nicht mehr der Jüngste, und seitdem er im römischen Reich weilte hatte er aufgegeben Gäste mit Namen zu grüßen, so sie denn nicht des öfteren vorbeischauten.


    "Salve...", sprach Albin, dessen Akzent man auch nach Jahren der Mühe mit dem Lateinischen deutlich hören konnte, "...willkommen im Heim der Söhne Wolf.. im Heim der Duccii, das in diesen Tagen Trauer trägt. Mit wem habe ich die Ehre?"

  • Valerian erinnerte sich auch an den eher wortkargen Alten. Aber der Name war ihm nicht im Gedächtnis geblieben. Es war einfach zu lange her und er war nicht so oft hier gewesen. "Salve. Lucius Quintilius Valerian ist mein Name. Es ist schon viele Jahre her, daß ich das letzte Mal hier war, kein Wunder, daß Du Dich nicht erinnerst. Ich traf gestern aus Rom ein und habe Grüße zu überbringen... Aber... bitte sag mir, um wen wird getrauert? Wer ist gestorben?"

  • Als ich zur Casa Duccia ging, dachte ich daran, wie ich letzten Sommer auf Arbeitssuche durch die selbe Straße gelaufen war, um bei den Ducciern eine Stelle zu bekommen. Jetzt geschah es aus einem traurigen Anlass. Ich hätte Lando gerne kennengelernt, aber dazu war es nicht gekommen.


    Ich klopfte an die Tür und wartete.

  • Beim Wort Quintilius klingelte etwas in des alten Mannes Membran, stand das gleiche Wort doch im großen Stammbaum in der Eingangshalle unter einem dort aufgeführten Mann. Der Kerl hatte die junge Freya geheiratet, und mit ihr zwei Söhne gezeugt. Waren mittlerweile alle tot... wie so viele, wie so viele.


    Dieser schien jedoch nicht einmal zu wissen, was vorgefallen war. Albin fragte sich nicht warum, es gab immer einen Grund.


    "Der Herr dieses Hauses, Lando, Sohn des Landulf, von den Römern Tiberius Duccius Lando genannt, ist zu seinen Ahnen nach Valhall eingekehrt.", fasste Albin knapp zusammen, was geschehen war. Man hatte ihm Anweisung gegeben, nichts vom heldenhaften Tod des Mannes zu erzählen, noch von den Begleitumständen. Man meinte, die Römer würden es nicht verstehen...


    "Das war gestern. Er ist im... Atrium.. aufgebahrt. Möchtest du zu ihm?"

  • Wie so oft an diesem dunklen Tage öffnete Albin die Tür, und sah einem bärtigen Mann entgegen, der offensichtlich den Stämmen angehörte.


    "Heilsam..", grüßte Albin daher im stark nördlich gefärbten Dialekt, "...sei willkommen im Haus der Söhne Wolfriks, das in diesen Tagen Trauer trägt. Was ist dein Begehr?"

  • Auch Valerian dachte kurz an seinen toten Onkel, dessen Heirat mit einer Duccia die Familien einander näher gerückt hatte. Es war traurig, daß sie alle schon gestorben waren, selbst seine Cousins. Überhaupt hatten die Quintilier in den letzten beiden Generationen nicht viel Glück gehabt. Valerian hatte fest vor, diese Statistik ein bißchen aufzubessern. Und hoffte dabei auch auf Unterstützung durch seine Schwester und durch Sermo.


    Als er nun hörte, um wen hier getrauert wurde, war ihm das Entsetzen darüber deutlich anzusehen. "Lando? Lando ist tot? Ein Mann in der Blüte seiner Jahre! Was ist passiert?" Ausgerechnet Duccius Lando? Der Mann, der hier beinahe alle Fäden in der Hand gehalten hatte? Der die große Handelsvereinigung gegründet hatte?


    "Ähm, ja, ich würde ihn gerne sehen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen." Lando tot. Mit allem Möglichen hätte Valerian gerechnet, aber nicht damit.

  • "Ein Überfall während eines traditionellen Rituals.", fasste Albin die offizielle Version zusammen. War gar nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt, nur eine Nuance, wenn man es genau betrachtete. Und dennoch würde es reichen gewisse Komplikationen mit dem römischen Recht zu verhindern. Zumindest hoffte man das.
    "Lando ist gestorben wie man es von einem Mann seiner Herkunft erwarten kann. Es ist keine Schande, dass er von uns gegangen ist. Die Familie kann stolz darauf sein, dass ein weiterer der ihren seinen Weg nach Asgard gefunden hat.", stellte er schließlich mit einem gewissen Trotz in der Stimme fest. Natürlich war auch er traurig, aber er war ein Mann des alten Glaubens, und er hielt es für falsch um jemanden allzu sehr zu trauern der mit der Waffe in der Hand und stolzen Hauptes gestorben war.


    "Wenn du mir bitte folgen würdest..."

  • "Ein Überfall?" Valerian fragte dies spontan, rechnete aber nicht mit einer weiteren Antwort. Die Duccier waren eine stolze Familie, das wußte er nur zu gut. Sie würden schon selbst wissen, was sie tun sollten oder tun wollten. Er mischte sich da besser nicht ein. "Der Tod eines Kriegers", murmelte er. Viel wußte er nicht vom Glauben der Germanen. Eigentlich fast gar nichts. Doch daß sie es schätzten, im Kampf zu fallen, das hatte er schon gehört.


    Valerian folgte dem Mann, dessen Name ihm immer noch nicht wieder eingefallen war, ins Atrium.

  • Zitat

    sei willkommen im Haus der Söhne Wolfriks, das in diesen Tagen Trauer trägt. Was ist dein Begehr?


    Der alte Albin öffnete die Tür und grüßte in seiner üblichen abweisend wirkenden Art, doch diesmal bemerkte man, dass ihm eine offenbar unsichtbare Last auf den Schultern lag.


    "Salve, Albin. Der Legatus Augusti hat mich beauftragt, Duccius Marsus eine Nachricht zu überbringen. Der Legatus ist damit einverstanden, dass Marsus in den nächsten Tagen seinem Amt als Magister Officiorum fernbleiben kann. Er übermittelt seine Anteilnahme und wird auch bald selbst hier her kommen. Wenn du einverstanden bist, würde ich diese Nachricht gerne selbst an Marsus weiter geben und ihm auch meine persönliche Anteilnahme ausdrücken".

  • "Natürlich.", antwortete Albin knapp auf die Ausführungen des Provinzschreibers, und führte ihn mit einem gemurmelten "Wenn du mir bitte folgen würdest..." ins Atrium...

  • Die Sonne hatte ihren Zenit für diesen Tag schon längst überschritten, als eine Sänfte vor der Casa Duccia Halt machte. Wenige Augenblicke später machte sich ein Mann mittleren Alters von kleiner Statur und mit Halbglatze auf den Weg zur Türe der Casa, um dort anzuklopfen.

  • Und wie immer öffnete der alte Albin die Tür. Der Anblick des Mannes vor ihm verwirrte ihn nicht einmal mehr, zu oft hatte er heute Leuten die Tür geöffnet die er noch nie in seinem langen Leben gesehen hatte. Doch als er dahinter die herrschaftliche Sänfte sah, wurde ihm seltsam zumute. Die Duccii hatten ihrem Rang entsprechend oft Besuch von hohen Persönlichkeiten. Für Albins Verhältnisse hohe Persönlichkeiten. Doch eine Sänfte vor der Tür war schon etwas sehr besonderes.


    "Salve.", grüßte er den Mann mit gezwungener Höflichkeit, "Willkommen im Heim der Duccii, das in diesen Tagen Trauer trägt. Was führt dich her?"

  • Der Mann mittleren Alters räusperte sich, dann grüßte er zurück und berichtete. "Salve. Mein Herr, der Legatus Augusti Vinicius Hungaricus, ist gekommen, um dem Toten seine Aufwartung zu machen."


    Etliche Fuß entfernt ließ sich besagter Legat noch kurz die Toga richten, dann kam er gemäßigten Schrittes zur porta, um eingelassen zu werden, bereit für die verschiedenen Zeremonien, die eine Totenfeier mit sich brachte.

  • Legatus Augusti Pro Praetore. In den Membranen des alten Mannes klingelte irgendwas.. arbeitete Witjon nicht für den Kerl? Ja, genau, das war es. Und der Kerl war irgendwie der gewichtigste Römer in der ganzen Provinz. Obwohl er garnicht so dick aussah. Vielleicht meinte Witjon ja was anderes damit. Und das war definitiv eine Nummer zu Groß für Albin.


    "Natürlich heißt die Gens Duccia ihn in ihrem Heim willkommen.", sprach er noch zu dem Kerl vor ihm, bevor auch der Legat selbst ankam. Das machte Albin ein wenig nervös, es war Ewigkeiten her seitdem sie so hohen Besuch gehabt hatten.


    "Legatus... ... ... Vinicius.", kürzte Albin unbeholfen ab, weil er den ganzen Titel nicht auf die Reihe bekam, "Sei willkommen im Haus der Duccii, das in diesen Tagen Trauer trägt. Wenn ihr mir bitte folgen würdest?"

  • Der Weg war nicht weit, man konnte es kaum einen Spaziergang nennen. Arm in Arm kamen Valerian und Calvena am Haus der Duccier an. Kurz lächelte Valerian seine Frau an. "Sei vorsichtig mit Met. Das Zeug steigt einem sofort zu Kopf. Und es ist so verflixt lecker, daß man schnell zu viel davon trinkt." Dann hob er die Hand und klopfte an.

  • Es war ein kurzer Spaziergang von der Casa Quintilia zum Anwesen der Duccier. Anders konnte man den großen Bau gar nicht bezeichnen. Es war deutlich, dass die Familie großen Einfluss hatte und wohl auch geschätzt wurde. Eigentlich hatte sie ja sonst keine Berührungsängste, aber ein wenig nervös war sie dann doch. „Du sprichst anscheinend aus Erfahrung“, neckte sie ihn liebevoll.

  • Bum-budi-bum machte es, als der alte Mann namens Albin durch die Gänge der Casa getrottet kam, mit einem gesummten Lied auf den Lippen das von Bier und Rauferei handelte. Er ließ sich Zeit, denn er war irgendwo der einzige, der die Tür öffnete, schließlich war der Rest des Haushalts damit beschäftigt sich auf den erwarteten Gast vorzubereiten.. und Albin wurde nunmal nicht jünger.


    Einen Moment später wusste er, dass es sich um GästE handelte, als er in die Gesichter von zwei für seine Verhältnisse feierlich gewandete Römern blickte. Feierlich gewandete Römer nahmen im Heim der Söhne Wolfriks seit Landos Tod irgendwie zu, erklären konnte sich das aber niemand.


    "Will...kommen im Heim der Duccii. Wenn ich mich recht entsinne, bist du dieser Quintilius... man erwartet euch... eh... seid willkommen. Habe ich bereits erwähnt, dass ihr willkommen seid?"

  • "Natürlich, was denkst denn Du?" Valerian lachte leise und zwinkerte seiner Frau zu. Doch zu mehr war kein Zeit, denn schon öffnete sich die Tür und sie wurden begrüßt. "Ja, ich bin dieser Quintilius", erwiderte Valerian und unterdrückte ein Grinsen. "Quintilius Valerian, um genau zu sein." Er hatte mal gehört, daß ständige Wiederholung helfen konnte, sich etwas zu merken. "Dies ist meine Ehefrau Germanica Calvena. Und ja, Du hast uns in der Tat schon willkommen geheißen. Drei mal nun insgesamt. Danke, das ist sehr freundlich von Dir." Der Mann war merkwürdig. Er war auch beim letzten Mal merkwürdig gewesen. Aber es war unwichtig, wie merkwürdig er war. Hauptsache, er führte sie zu den Gastgebern.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!